Teilüberschreitung Pizzas d'Anarosa (3002m)


Publiziert von Rambo96 , 17. Juli 2019 um 19:00. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Hinterrhein
Tour Datum:14 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:14km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausfahrt Richtung Donat, dann nach Wergenstein und von Wergenstein über eine schmale Strasse zum Parklpatz Tguma

Die Besteigung der Grauen Hörner hatte ich schon lange im Hinterkopf. Jedoch fand ich keine spannenden Routen. Die einzigen zwei gefundenen Möglichkeiten waren über mühsame Geröllrinnen hoch und dann unspektakulär zum Gipfel. Also beschloss ich eine eigene Route auf den Gipfel zu planen und durchzuführen.

Parklaptz Tguma - Lai Grand T2
Wir starteten zu viert um 6:00 bei dem Parkplatz Tguma auf ca. 2340m. Dann runter zur Alp Curtignatsch und vorbei an der Alp Nudagn und zum Lai Grand wieder hoch.

Lai Grand - Punkt 2566m T4
Vom See Lai Grand gingen wir dann weglos zum Punkt 2566 wo wir dann die erste Pause machten und uns den evtl. möglichen Aufstieg anschauten. Der Weg dorthin führte über grosses Blockgeröll. Dabei fiel uns auf das es extrem scharfkantig war, was sich dann auch bis zum Schluss nicht mehr änderte.

Punkt 2566m - Scharte ca. 2885m (auf dem Foto eingezeichnet) T5
Nach der Pause rüsteten wir uns mit Steigeisen und Pickel aus.
Vom Punkt 2566m gingen wir dann gerade durch das Schneefeld  und dann durchs  Couloir hoch. Als zweites Couloir wählten wir das rechte das uns bis auf die Scharte hochführte.

Scharte ca. 2885m - Pizzas d'Anarosa 3002m T6 IV (UIAA-Skala)
Auf der Scharte rüsteten wir uns mit Gstältli und Seil aus. Als erstes kam eine Abseilstelle die wir selber einrichten mussten. Das Seil legten wir um einen Stein den wir verkeilten. Wir testeten ob das Seil gut abziehbar ist und es ging gut. Als wir dann alle unten waren, wollten wir das Seil abziehen doch es bewegte sich kein Zentimeter. Also kletterte ich hoch und warf das Seil runter und kletterte die Stelle wieder ab (III- IV). Dann ging die Kletterei weiter bis zum Gipfel, immer wieder kamen Stellen bis zum IV Klettergrad. Nach gefühlten 20mal hoch und wieder runter klettern sowie viele Tonnen Geröll das in die Tiefe stürzte waren wir dann auf dem Gipfel. Die ganze Kletterei hat uns viel Zeit gekostet so dass wir gleich weiter gingen. Auf dem Gipfel war ein Gipfelbuch, dieses war leider völlig durchnässt.

Pizzas d' Anarosa 3002m - Punkt 2867m T4
Vom Gipfel gingen wir dann Richtung Westen den Normalweg runter bis zum Punkt 2867. Dieser Abschnitt war leicht und eine Erholung für die Psyche.

Punkt 2867m - Wanderweg ca. 2500m kurz vor dem kleinen See (2453m)
Vor dem Punkt 2867m hatte es ein Steinmänchen das den Einstieg in die richtige Rinne markierte. Die Rinne sah von oben nicht so witzig aus. Wir wählten nach langem Zögern diese Rinne und es ging besser als gedacht. Jedoch traten wir extrem viel Geröll los. Wir mussten uns extrem konzentrieren dass wir einander nicht mit Steinen erschlugen. Zuerst gingen wir gerade runter (Westen) und dann nahmen wir die Rinne nach links (Südwesten). In der Rinne lag an einer Stelle Schnee so dass wir wieder die Steigeisen anziehen mussten. Kurz nach dieser Stelle beschlossen ich und Christoph möglichst schnell aus der Rinne zu kommen so dass wir nicht zum Opfer des Steinschlags der andern wurden. Am Schluss der Rinne ging es übers Geröllfeld runter zum Wanderweg.

Wanderweg 2500m - Parkplatz Tguma T3
Christoph und ich warteten über eine Stunde auf die andern. Als wir dann kein Steinschlag mehr hörten beschlossen wir uns die andern zu suchen. Also gingen wir wieder das Geröllfeld hoch. Es war bereits 20:30 als wir dann die andern auf ca. 2700m trafen. Im ersten Moment war es eine Erleichterung jedoch hat sich Ines bei einem Sturz am Knie verletzt so dass wir Ihr beim Laufen helfen mussten. In dem Moment begann es zu Regnen. Ich ging alleine voraus zum Auto um es zur Alp Curtignatsch zu fahren. Es wurde langsam dunkel. Unterwegs kontaktierte ich die Rega, da meine Gedanken von Worst-Case-Szenarien geprägt waren. Zurück beim Auto fuhr ich ein Stück die Strasse runter um Empfang zu kriegen.
Als ich dann wieder Empfang hatte rief mich die Rega an und teilte mir mit, dass alle zum Spital in Thusis geflogen wurden. Meine Erleichterung war gross.


Ausrüstung:
Mitgenommen haben wir: 40m Seil, 50m Seil, 7 Expressen, diverse Klemmkeile und Friends, Karabiner, Gstältli, Prusik, Bandschlingen, Abseilgeräte, Steigeisen, Pickel, Stirnlampen, Helme.
 
Spezielles:
Auf der Route zwischen dem Lai Grand und den Pizzas d’Anarosa gab es keinen Bohrhaken, Standplätze, Abseilringe, oder Ähnliches. Zudem waren keine Spuren und keine Markierungen vorhanden. Das Gestein war extrem brüchig und extrem scharfkantig.

Fazit:
Es war eine sehr spezielle Tour mit extrem viel Geröll. Wir hatten Glück das es so glimpflich ausging. Die Tour ist nicht zu unterschätzen. So viel Geröll habe ich zuletzt auf dem Alperschälihorn gesehen. Ich rate allen diese Tour nur zu zweit zu machen und auch nur mit genug Erfahrung in solchem Gelände. Vieleicht wäre es besser die Tour ganz zu meiden und den Gipfel nur im Winter zu besteigen. Zudem sollte man die Tour nur machen wenn die Wetterprognose sicher ist. Effizientes Klettern und ein gutes Zeitmanagement ist ein Muss.
 


Tourengänger: ChrisZH, Rambo96, Michael Sailer


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