1300 Meter über der Isar - Von Norden auf den Hinterödkopf
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Prolog
Ich war relativ spät vom Gasthof Wiesenhof ohne Radunterstützung gestartet, in der irrigen Ansicht es sei doch nicht soo weit bis zum Einstieg in die Nordostwand des Hinterödkopfs. Und außerdem sei der Jagdsteig, der vom Krapfen aus am Fuß der Nordwände von Hohem Gleiersch und Jägerkarspitzen entlangführt ein spannender und aussichtsreicher Steig, der für den Anfang und zur Einstimmung auf die bevorstehende Route durch die Nordostwand genau richtig sei. Doch dann dauerte alles länger und nach einem verfrühten, kräftezehrenden Schuttanstieg kam ich deutlich zu spät um ca 13:30 Uhr am Wandfuß an. Zu allem Übel zeigten sich Regenwolken, was mir den letzten Willen und Mut nahm, in die Wand einzusteigen. So nahm ich nur den Einstieg in Augenschein und genoss ansonsten die grandiose Aussicht auf die Karwendelhauptkette. Der Abstieg erfolgte über die Hinterödalm und den verwilderten, nicht ungefährlichen Steig, welcher knapp östlich des anschließenden Bachgrabens ziemlich direkt zur Isar hinunterführt.
Nach fünf Tagen ein erneuter Versuch
Start am Riedbodenparkplatz vor Scharnitz um ca. 6:15 Uhr. Bei angenehmer Morgentemperatur um die 18°C radle ich (notgedrungen) die bekannte Strecke mit dem schmalreifigen Treckingrad bis kurz nach der Gleierschhöhe. Da der Endpunkt der Runde noch nicht feststeht, deponiere ich hier mein Rad und wandere bis zur Brücke beim Jagdhaus Hubertus.
Vom Jagdhaus Hubertus zum Hinterödjöchl
Bis vor nicht all zu langer Zeit war der Weg zum Haus mit einem Holzschild ausgewiesen. Vermutlich "verirrten" sich aber mit der Zeit zu viele Leut zum edlen, hochherrschaftlichen Jagdhaus. Es würde sich hervorragend als Ausflugsgaststätte eignen. Der Jäger ansich bleibt aber gern unter seinesgleichen und bekommt ungern Besuch vom wohlmöglich noch mit E-Bike ausgestatteten Bergtourist, zumal einem der Zugang zum Gebäude und v.a. Brunnen ohnehin mit einem Zaun verwehrt wird.
Eine Pfadspur biegt vor dem Anwesen rechts ab und leitet am Zaun entlang aufwärts. In "Steiglinie" (analog zu "Falllinie" :-)) des Gebäudes führt der Pfad gerade nach Süden. Hier nicht weiter linkshaltend zu einem Jägerstand, sondern westlich eines ansetzenden Bachgrabens in Serpentinen steil aufwärts. Nach 280 hm flacht der Graben ab. Bei einem nicht zu verfehlenden Salzleckstein in lichtem Bergwald halte ich mich links und quere auf gutem Pfad leicht ansteigend zum Wetzsteingraben hinüber. Auf der östlichen Grabenseite verlasse ich den zur Hinterödalm führenden Steig. Ich steige leicht linkshaltend empor. Das Gelände wird flacher und weitet sich zu einer Art Tal, das zwischen Hirschkopf, 1828 m, und dem Hinterödjöchl, ca. 1900 m, liegt. Es geht erstaunlich gut durch ein Mischgelände aus lichtem Baumbestand, Wiesenflächen und kurzen Latschenbereichen (teilweise Beschnittspuren eines alten Steiges) aufwärts, bis ich auf ca. 1800 m aus dem Tal links hinauf auf den Rücken des Hinterödjöchls steige. Auf einer ebenen Wiese mit vereinzelten Zirben halte ich Rast.
Hinterödkopf Nordostwand
Der höchste Punkt des Hinterödjöchls ist zugleich Fußpunkt der Hinterödkopf-Nordkante. Von dort quere ich am Karrand entlang nah an den Felsen nach Osten hinüber. Nach ca. 10 min ist der Einstieg bei einem Altschneefeld erreicht.
Jetzt ist mir die Erkundungstour von vor fünf Tagen eine Hilfe, denn erster Richtpunkt für den Aufstieg ist ein latschenbestandenes Köpfl (O-Ton AV-Führer), welches man nur vom Kar aus aber nicht vom Jöchl aus kommend identifizieren kann.
Es geht über plattigen Fels erst gerade empor, dann schräg rechts zum Köpfl. Über grüne Flecken hinweg nach links. Dann nach rechts in eine Rinne, die sich bald zu einer Rampe ausbildet und zur Nordkante führt. Der AV -Führer empfiehlt einen Routenverlauf, der etwas unterhalb parallel zu meinem verläufen dürfte. Dieser Weg scheint mir aber brüchiger zu sein.
Wieder auf originaler Route - an der Kante kurze Zeit aufwärts bis zu einem steilen Wandl, das durch einen dunklen senkrechten Riss in zwei Teile gegliedert wird. Bis hierher III. und schuttiges Gehgelände.
Laut AVF soll man links von der Kante weg über zwei Steilstufen, wovon die zweite überhängende in der rechten Flanke erklettert werden soll. Spätestens hier ist Schluss mit lustig. Ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, ob ich hier richtig bin bzw. ob diese alte IV- -Route für mich das richtige ist. :-)
Ich laboriere etwas unter dem Wandl herum, klettere zwei Höhenmeter auf ein Gesims direkt unter dem Aufschwung (kurz IV), komme dann aber nicht weiter. Also führe ich einen Quergang nach rechts aus und kann von dort zum Ausgangspunkt zurückklettern.
Ich entscheide mich, es mit einem Band zu versuchen, das unter dem Wandl leicht ansteigend nach links führt und somit die Rinne zu erreichen, die einen laut Wegbeschreibung zurück zur Kante leiten soll. Bald öffnet sich, wie erhofft, rechts tatsächlich "die" Rinne mit ein paar Absätzen (III+). Die Kante ist wieder erreicht. Auf ihr nochmal steil empor; zum Schluss durch eine kaminartige Rinne auf ein großes Schuttband, dass man laut AVF aus dem Kar (vermutlich vom Einstieg in die Rinne zur Jägerkarscharte) deutlich sehen kann. Hier könnte man auch geradeaus zur Jägerkarscharte hinaufsteigen, was aber wohl auch nicht trivial sein dürfte.
Ich halte mich hingegen rechts und klettere die letzten Meter der zerklüfteten "Kante" hinauf, die einiges an Bruch zu bieten hat. (II.-III) und komme knapp östlich des Gipfels am Hauptgrat an. Das wäre erstmal geschafft!
Übergang Hinterödkopf-Nördliche Jägerkarspitze-Mittlere Jägerkarspitze-Südliche Jägerkarspitze
Nach einer Pause auf dem Gipfel, mache ich mich an den Grat zur Nördl. Jägerkarspitze. Den ersten markanten Gratkopf mit schöner plattiger Kante (siehe Bild ) überschreite ich, wobei der AV-Führer bereits eine Umgehung auf südlichem Bande empfiehlt. Durch die plattige Ostflanké geht's in mehreren Absätzen zum Gipfel der Nördlichen Jägerkarspitze. Ein Gipfel, der sehr selten besucht wird, viel seltener als der Mittelgipfel. Die Bekanntheit des Barthgrats mag die höheren Besuchszahlen der Mittleren Jägerkarspitze erklären, oder liegt's am großen Gipfelkreuz und der originellen, ledernen Gipfelbuchtasche mit Schreibzeugetui? Naja, jedenfalls finden sich in den Gipfelblättern der Nördlichen die üblichen Verdächtigen wie Traudl Maurer, Peter Manhardt und sogar der Zak Heinz.
10 min später stehe ich auch schon auf der Mittelspitze, wo ich eingehend den Grat zum Katzenkopf inspiziere. Eine Tour fürs nächste Mal...
Abstieg übers Kar in den Flecken und Jägerkar zum Gleirschbach
Nach einer kurzen Pause steige ich über Schrofen nach Süden ins Kar in den Flecken ab. Die Steigspuren zur sog. Porten lassen sich von obern recht gut finden und so habe ich auch bald das östlich gelegene Jägerkar erreicht, wo endlich die gröbsten Schwierigkeiten hinter mir liegen. Unten am Gleirschbach kann ich schließlich meinen Wassermangel wieder ausgleichen. Nach der Möslalm lohnt sich der waagrechte, rausgehaltene Daumen. Der freundliche Autofahrer nimmt mich bis zur Gleirschhöhe mit. Da ist das Raddepot nicht mehr fern...
Fazit: Abenteuerliche, klassische Bergfahrt in einer gewiss selten besuchten Nordwand und oben ein typischer Karwendelgrat. Ein früher Start wird empfohlen.
Ich war relativ spät vom Gasthof Wiesenhof ohne Radunterstützung gestartet, in der irrigen Ansicht es sei doch nicht soo weit bis zum Einstieg in die Nordostwand des Hinterödkopfs. Und außerdem sei der Jagdsteig, der vom Krapfen aus am Fuß der Nordwände von Hohem Gleiersch und Jägerkarspitzen entlangführt ein spannender und aussichtsreicher Steig, der für den Anfang und zur Einstimmung auf die bevorstehende Route durch die Nordostwand genau richtig sei. Doch dann dauerte alles länger und nach einem verfrühten, kräftezehrenden Schuttanstieg kam ich deutlich zu spät um ca 13:30 Uhr am Wandfuß an. Zu allem Übel zeigten sich Regenwolken, was mir den letzten Willen und Mut nahm, in die Wand einzusteigen. So nahm ich nur den Einstieg in Augenschein und genoss ansonsten die grandiose Aussicht auf die Karwendelhauptkette. Der Abstieg erfolgte über die Hinterödalm und den verwilderten, nicht ungefährlichen Steig, welcher knapp östlich des anschließenden Bachgrabens ziemlich direkt zur Isar hinunterführt.
Nach fünf Tagen ein erneuter Versuch
Start am Riedbodenparkplatz vor Scharnitz um ca. 6:15 Uhr. Bei angenehmer Morgentemperatur um die 18°C radle ich (notgedrungen) die bekannte Strecke mit dem schmalreifigen Treckingrad bis kurz nach der Gleierschhöhe. Da der Endpunkt der Runde noch nicht feststeht, deponiere ich hier mein Rad und wandere bis zur Brücke beim Jagdhaus Hubertus.
Vom Jagdhaus Hubertus zum Hinterödjöchl
Bis vor nicht all zu langer Zeit war der Weg zum Haus mit einem Holzschild ausgewiesen. Vermutlich "verirrten" sich aber mit der Zeit zu viele Leut zum edlen, hochherrschaftlichen Jagdhaus. Es würde sich hervorragend als Ausflugsgaststätte eignen. Der Jäger ansich bleibt aber gern unter seinesgleichen und bekommt ungern Besuch vom wohlmöglich noch mit E-Bike ausgestatteten Bergtourist, zumal einem der Zugang zum Gebäude und v.a. Brunnen ohnehin mit einem Zaun verwehrt wird.
Eine Pfadspur biegt vor dem Anwesen rechts ab und leitet am Zaun entlang aufwärts. In "Steiglinie" (analog zu "Falllinie" :-)) des Gebäudes führt der Pfad gerade nach Süden. Hier nicht weiter linkshaltend zu einem Jägerstand, sondern westlich eines ansetzenden Bachgrabens in Serpentinen steil aufwärts. Nach 280 hm flacht der Graben ab. Bei einem nicht zu verfehlenden Salzleckstein in lichtem Bergwald halte ich mich links und quere auf gutem Pfad leicht ansteigend zum Wetzsteingraben hinüber. Auf der östlichen Grabenseite verlasse ich den zur Hinterödalm führenden Steig. Ich steige leicht linkshaltend empor. Das Gelände wird flacher und weitet sich zu einer Art Tal, das zwischen Hirschkopf, 1828 m, und dem Hinterödjöchl, ca. 1900 m, liegt. Es geht erstaunlich gut durch ein Mischgelände aus lichtem Baumbestand, Wiesenflächen und kurzen Latschenbereichen (teilweise Beschnittspuren eines alten Steiges) aufwärts, bis ich auf ca. 1800 m aus dem Tal links hinauf auf den Rücken des Hinterödjöchls steige. Auf einer ebenen Wiese mit vereinzelten Zirben halte ich Rast.
Hinterödkopf Nordostwand
Der höchste Punkt des Hinterödjöchls ist zugleich Fußpunkt der Hinterödkopf-Nordkante. Von dort quere ich am Karrand entlang nah an den Felsen nach Osten hinüber. Nach ca. 10 min ist der Einstieg bei einem Altschneefeld erreicht.
Jetzt ist mir die Erkundungstour von vor fünf Tagen eine Hilfe, denn erster Richtpunkt für den Aufstieg ist ein latschenbestandenes Köpfl (O-Ton AV-Führer), welches man nur vom Kar aus aber nicht vom Jöchl aus kommend identifizieren kann.
Es geht über plattigen Fels erst gerade empor, dann schräg rechts zum Köpfl. Über grüne Flecken hinweg nach links. Dann nach rechts in eine Rinne, die sich bald zu einer Rampe ausbildet und zur Nordkante führt. Der AV -Führer empfiehlt einen Routenverlauf, der etwas unterhalb parallel zu meinem verläufen dürfte. Dieser Weg scheint mir aber brüchiger zu sein.
Wieder auf originaler Route - an der Kante kurze Zeit aufwärts bis zu einem steilen Wandl, das durch einen dunklen senkrechten Riss in zwei Teile gegliedert wird. Bis hierher III. und schuttiges Gehgelände.
Laut AVF soll man links von der Kante weg über zwei Steilstufen, wovon die zweite überhängende in der rechten Flanke erklettert werden soll. Spätestens hier ist Schluss mit lustig. Ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, ob ich hier richtig bin bzw. ob diese alte IV- -Route für mich das richtige ist. :-)
Ich laboriere etwas unter dem Wandl herum, klettere zwei Höhenmeter auf ein Gesims direkt unter dem Aufschwung (kurz IV), komme dann aber nicht weiter. Also führe ich einen Quergang nach rechts aus und kann von dort zum Ausgangspunkt zurückklettern.
Ich entscheide mich, es mit einem Band zu versuchen, das unter dem Wandl leicht ansteigend nach links führt und somit die Rinne zu erreichen, die einen laut Wegbeschreibung zurück zur Kante leiten soll. Bald öffnet sich, wie erhofft, rechts tatsächlich "die" Rinne mit ein paar Absätzen (III+). Die Kante ist wieder erreicht. Auf ihr nochmal steil empor; zum Schluss durch eine kaminartige Rinne auf ein großes Schuttband, dass man laut AVF aus dem Kar (vermutlich vom Einstieg in die Rinne zur Jägerkarscharte) deutlich sehen kann. Hier könnte man auch geradeaus zur Jägerkarscharte hinaufsteigen, was aber wohl auch nicht trivial sein dürfte.
Ich halte mich hingegen rechts und klettere die letzten Meter der zerklüfteten "Kante" hinauf, die einiges an Bruch zu bieten hat. (II.-III) und komme knapp östlich des Gipfels am Hauptgrat an. Das wäre erstmal geschafft!
Übergang Hinterödkopf-Nördliche Jägerkarspitze-Mittlere Jägerkarspitze-Südliche Jägerkarspitze
Nach einer Pause auf dem Gipfel, mache ich mich an den Grat zur Nördl. Jägerkarspitze. Den ersten markanten Gratkopf mit schöner plattiger Kante (siehe Bild ) überschreite ich, wobei der AV-Führer bereits eine Umgehung auf südlichem Bande empfiehlt. Durch die plattige Ostflanké geht's in mehreren Absätzen zum Gipfel der Nördlichen Jägerkarspitze. Ein Gipfel, der sehr selten besucht wird, viel seltener als der Mittelgipfel. Die Bekanntheit des Barthgrats mag die höheren Besuchszahlen der Mittleren Jägerkarspitze erklären, oder liegt's am großen Gipfelkreuz und der originellen, ledernen Gipfelbuchtasche mit Schreibzeugetui? Naja, jedenfalls finden sich in den Gipfelblättern der Nördlichen die üblichen Verdächtigen wie Traudl Maurer, Peter Manhardt und sogar der Zak Heinz.
10 min später stehe ich auch schon auf der Mittelspitze, wo ich eingehend den Grat zum Katzenkopf inspiziere. Eine Tour fürs nächste Mal...
Abstieg übers Kar in den Flecken und Jägerkar zum Gleirschbach
Nach einer kurzen Pause steige ich über Schrofen nach Süden ins Kar in den Flecken ab. Die Steigspuren zur sog. Porten lassen sich von obern recht gut finden und so habe ich auch bald das östlich gelegene Jägerkar erreicht, wo endlich die gröbsten Schwierigkeiten hinter mir liegen. Unten am Gleirschbach kann ich schließlich meinen Wassermangel wieder ausgleichen. Nach der Möslalm lohnt sich der waagrechte, rausgehaltene Daumen. Der freundliche Autofahrer nimmt mich bis zur Gleirschhöhe mit. Da ist das Raddepot nicht mehr fern...
Fazit: Abenteuerliche, klassische Bergfahrt in einer gewiss selten besuchten Nordwand und oben ein typischer Karwendelgrat. Ein früher Start wird empfohlen.
Tourengänger:
Wagemut

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