Hinteres Sonnwendjoch (1985 m) - der lange Grat vom Schönfeldjoch


Publiziert von 83_Stefan , 2. Juni 2019 um 00:56.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 1 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bayrischzell oder Kufstein zum kostenfreien Parkplatz knapp einen Kilometer südlich des Ursprungpasses.
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation - UK50-53 Mangfallgebirge.

Das Hintere Sonnwendjoch ist der mit Abstand höchste Berg der östlichen Bayerischen Voralpen. Wer nicht von Süden in der Karawane von der Ackernalm zu diesem glänzenden Aussichtsberg aufsteigen möchte, dem bleibt entweder der Anstieg von der Valepp oder - wie hier beschrieben - der lange Ostgrat vom Schönfeldjoch. Ruhe ist hier garantiert, aber dafür muss man Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie ein Mindestmaß an Orientierungssinn mitbringen. Markiert ist hier nichts und die steilen Schrofen sind sicher auch nicht Jedermanns Sache. Wer aber den Herausforderungen gewachsen ist, den erwartet eine Rundtour der Extraklasse - weite Teile des Alpenhauptkamms stehen über Stunden Spalier und wetteifern mit den spitzen Zacken von Kaisergebirge und Rofan um die Gunst des Wanderers. Einfach nur wow!

Die Tour beginnt am kostenfreien Parkplatz knapp einen Kilometer südlich des Ursprungpasses. Weil Otto Normalwanderer von hier aus über das Trockenbachtal auf das Trainsjoch steigt, geht es auf der hier beschriebenen Tour von Anfang an ausgesprochen beschaulich zur Sache. Der Beschilderung "Hinteres Sonnwendjoch" (hier beschriebener Abstiegsweg) folgend, geht es am Fahrweg nach Nordwesten zu einer landwirtschaftlichen Hütte, wo der Fahrweg endet.

Noch bevor die Alm erreicht ist, zweigt man weglos nach links ab (beschildert) und steigt im Hang bergauf, bis sich ein deutlicher Steig ausprägt. Auf ihm geht es in den Wald hinein und gnadenlos steil aufwärts, bis er schließlich auf einen Fahrweg trifft; ein ehemaliger Weidefleck ermöglicht auf etwa halber Höhe schöne Ausblicke hinüber zum Trainsjoch.

Man folgt dem Fahrweg ein Stück nach rechts, bis bald wieder ein Steig abzweigt. Auf ihm geht es - mehrfach den Fahrweg kreuzend - aufwärts, bis die Schotterstraße schließlich endgültig erreicht wird. Von dort ist es aber nicht mehr weit bis zur hübsch gelegenen Schönfeldalm.

An der Alm beginnt der Steig hinauf zum Schönfeldjoch (Beschilderung fälschlicherweise "Schönfeldalm"; den markierten Weg zum Hinteren Sonnwendjoch lässt man links liegen). Anfangs finden sich in der gutmütigen Grasflanke lediglich einige schwache Trittspuren und vereinzelte Markierungen, weiter oben ist der Steig besser ausgeprägt. Überraschend flott erreicht man das Heimkehrerkreuz auf einem Vorgipfel des Schönfeldjochs. Zum höchsten Punkt ist es aber noch ein ganzes Stück: Ohne Schwierigkeiten geht es auf nun deutlichem Pfad am breiten Kamm hinauf zum Schönfeldjoch. Hier gibt es seit 2015 ein Gipfelkreuz mit Gipfelbuch. Der Gipfel bietet eine klasse Rundumsicht, vor allem das über 200 Meter höhere Hintere Sonnwendjoch mit seinem Nebengipfel Krenspitz beherrscht die Szenerie. Man erkennt gleich, dass der Weg noch weit ist.

Am Kamm geht es übersichtlich auf guter Spur zum unscheinbaren Wildenkarjoch, wo man sich über erste etwas innigere Kontakte zu den heiß geliebten Latschen freuen darf. Hier ist der zweite waschechte Gipfel erreicht und über den mehr oder weniger gut ausgeprägten Steig geht es durch Latschen und Wiesen hinunter zum Sattel auf der Westseite des Wildenkarjochs. Hier könnte man die Tour beenden und auf unschwierigem Steig zurück zur Schönfeldalm wandern.

Wer noch auf das Hintere Sonnwendjoch will, für den beginnt nun der anspruchsvolle Teil der Tour. Dem Kamm folgt man steil auf Steigspuren hinauf in Richtung einer turmartigen Graterhebung. Diese wird auf der Südseite ausgesetzt ein Stück weit gequert, dann geht es felsig direkt hinauf (I, Schlüsselstelle). Am Kamm geht es sodann plattig in eine Scharte hinab (nochmals ausgesetzt), dann folgt ein einfacherer Gratabschnitt. Im Auf und Ab wird der stark mit Latschen bestandene namenlose P. 1854 erstiegen.

Weiter zum Krenspitz! Zunächst am Kamm, folgt bald eine nordseitige Umgehung einige Meter unterhalb der Grathöhe: Die Spuren steuern in der Nordflanke auf eine Runse zu (etwas ausgesetzt) und leiten an ihrer rechten Begrenzung durch grasdurchsetzte Schrofen wieder hinauf zur Kammhöhe. Jetzt wird es wieder einfacher - am übersichtlichen, nun breiteren Grat geht es am Rande vieler Latschen hinauf zum bereits sichtbaren Gipfelkreuz des Krenspitz. Dieser Gipfel kann in puncto Aussicht schon fast mit dem Hinteren Sonnwendjoch mithalten.

Zum letzten Gipfel des Tages folgt man nun unschwierig den nicht zu übersehenden Trittspuren am Grat oder in Gratnähe hinüber zum großen Gipfelkreuz. Die Aussicht vom Hinteren Sonnwendjoch ist zurecht legendär und vielleicht die beste, die die Bayerischen Voralpen zu bieten haben. Im Süden breitet sich die lange Kette der vergletscherten Zentralalpen aus, im Norden schaut man über die abwechslungsreichen Gipfel der Voralpen hinaus bis in die Ebene. Kaisergebirge, Rofan und Karwendel imponieren mit ihren scharfen Kalkzinnen... Bergsteigerherz, was willst du mehr?!? Ein ganzes Meer an unterschiedlichsten Gipfeln gibt es von hier oben zu bestaunen.

Der Abstieg am markierten Weg gestaltet sich wesentlich einfacher. Man folgt dem unübersehbaren Steig im Bogen hinunter zum Beginn der steilen Mulde ("Schnittlauchgraben"), die zwischen Sonnwendjoch und Burgstein nach Osten hinunter zieht. Diese vermittelt den weiteren Abstieg - im Frühsommer kann man dort bei entsprechenden Bedingungen kraftsparend und knieschonend im Firn hinunter sausen. Auf circa 1550 Metern Höhe verlässt der Steig die Mulde nach links und leitet hinüber zur Wildenkaralm, wo eine Fahrstraße erreicht wird. Ihr folgt man in den Talkessel zwischen Wildenkarjoch und Krenspitz hinein zu einer Kreuzung. Links und gleich wieder rechts haltend, wird ein höher gelegenes Almgebäude erreicht, an dem der Steig zur Schönfeldalm beginnt (beschildert).

Jetzt warten noch etwa 100 Höhenmeter Gegenanstieg, die es bis zur Schönfeldalm abzuarbeiten gilt. Der Steig ist aktuell durch den Lawinenwinter 2018/19 vor allem im ersten Abschnitt arg gebeutelt, aber mit etwas Vorsicht gut begehbar. An der Schönfeldalm schließt sich endlich der Kreis - am Aufstiegsweg geht es wieder hinunter zum Parkplatz am Ursprungpass und wer nach diesem sakrisch steilen Abstieg ohne Schmerzen unten ankommt, der hat Knie aus Stahl.

Schwierigkeiten:
Via Schönfeldalm zum Schönfeldjoch: T2 (anhaltend steiler Anstieg im Wald).
Weiter zum Wildenkarjoch: T2 (unschwierig).
Über P. 1854 zum Krenspitz: T4, I (Steigspuren, teils ausgesetztes Schrofengelände bis I).
Übergang zum Hinteren Sonnwendjoch: T2 (deutlicher Steig).
Abstieg zur Wildenkaralm: T2 (markierter Steig, im Frühsommer lange Firnfelder).
Rückweg zur Schönfeldalm: T2 (aktuell T3 aufgrund von Schäden am Weg).

Fazit:
Eine lange 5*-Rundtour zum höchsten Berg des Mangfallgebirges, die keine Wünsche offen lässt. Ausblick, Exklusivität und Abwechslungsreichtum machen sie zu einer Unternehmung der Sonderklasse, die sicherlich zu den Highlights der Bayerischen Voralpen zählt.

Mit auf Tour: Jen.

Kategorien: Bayerische Voralpen, 5*-Tour, 1900er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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