Der Wanderer auf seinem Irrweg sieht doch zu seinem Trost immer wieder eine neue Gegend vor sich....
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
"Der Wanderer auf seinem Irrweg sieht doch zu seinem Trost immer wieder eine neue Gegend vor sich, und damit erwacht immer wieder in ihm die Hoffnung sich zurechtzufinden; dagegen einer, der sich in sich selbst verirrt hat, bewegt sich auf einem so kleinen Gebiet, dass er immer dieselbe wohlbekannte Gegend durchwandern muss; und obwohl er sich dessen bewusst ist, findet er doch keinen Ausweg."
Sören Kierkegaard
... bereits am Vortag, einem Samstag Ende Mai, habe ich die Gola Piottino besucht, sozusagen inoffiziell, denn für den Sonntag hat die Pro Leventina eingeladen zur Wiedereröffnung des Schlucht-Wanderweges in Dazio Grande, dem einstigen Zollhaus der Urner, die hier Jahrhunderte Maut eingezogen haben. Zwischen Airolo und Biasca ist dies die engste Stelle auf dem Weg nach Süden – die Bezwingung gelang weder den Römern noch den Urnern unmittelbar.
... Zitat aus Unterrichtsmaterial: „Am Monte Piottino findet man ein noch fast intaktes historisches Strassennetz vor. Hier lässt sich die Entwicklung der unterschiedlichen Strassengenerationen, die seit dem Hochmittelalter der Überwindung dieses natürlichen Hindernisses dienten, eindeutig nachvollziehen. Die älteste Verbindung lässt sich bis 1311 zurückverfolgen: Von Rodi aus steigt sie hinauf nach Prato und Cornone und zieht sich weiter nach Pianaselva, von wo sie in einem steilen Abstieg nach Faido hinunter führt. Dieser beschwerliche, durch eine Gegensteigung geprägte Weg wurde um 1350 durch den Saumpfad ersetzt, der von Morasco direkt über den Monte Piottino zum Ponte della Vicinanza verläuft und auf der linken Talseite nach Faido führt. Dieser Verlauf bedeutet eine deutliche Verbesserung der Verbindung. Eine weitere Verbesserung erfolgte durch die Urner, die im 16. Jahrhundert die erste Verbindung durch die Schlucht anlegten. Die 1818 erbaute Kantonsstrasse folgte zunächst demselben Trassee, überquerte aber den Fluss bald wieder. Nach einem Stück auf der rechten Talseite führte sie erneut über eine Brücke, um auf der linken Talseite Faido zu erreichen. Sie wurde bis 1934 benutzt und dann wegen der starken Zunahme des Autoverkehrs durch eine neue Strasse oberhalb der Schlucht ersetzt“.
... nach einer Nacht im Hotel-des-Alpes in Airolo (preiswert und weniger als einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt) stieg ich als Einziger in den 117-er-Kleinbus des Kurses 705 – in Ambri Stazione steigen doch noch Einheimische zu und danach fährt der 117 eine Schleife via Quinto – Varenzo. Dabei ergeben sich fantastische Ausblicke ins Tal und Richtung Gotthard. Wieder in der Talsohle auf der Kantonsstrasse, auf der stündlich die Kurse 191 verkehren, wird Rodi-Fiesso erreicht. Andernorts habe ich sogar eine Hommage hinterlassen: der von Flugrost gepuderte Bahnhof. Dort gibt es auch noch eine Osteria, die ich bei meinen Passagen noch nie überbesetzt gesehen habe... Beim Weiler Mascengo verlasse ich das Poschti. Das geografische Lexikon von 1902 erwähnt den Ort mit diesen Zeilen – Zitat: „(Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Prato-Fiesso). 1048 m. Gruppe von 9 Häusern, inmitten von schönen Wiesen, 1 km sö. der Station Rodi-Fiesso der Gotthardbahn. 39 kathol. Ew. Kirchgemeinde Prato. Viehzucht. Starke Auswanderung“.
... im Rahmen des Landschaftsschutzes und des Erhaltes der historischen Wege in der Piottino und deren Umgebung hat sich eine Stiftung formiert, die Verschiedenes in Erinnerung rufen will und kinderfreundliche Wanderwege mit Infotafeln geschaffen hat. In Mascengo erfolgt dann auch eine Fortsetzung, wenn man von Prato/Leventina herunterkommt. Ein paar Meter von der Haltestelle finden sich die Überreste einer „römischen Brücke“ sowie ein Meiler. Einige Sohlenlängen weiter, den grün-roten Wegweisern folgend, eine kleine Anhöhe erreichend mit einer Feuerstelle: entweder hinauf zur Dazio Vecchio oder dann nach Dazio Grande. Lieblich ist es hier: ein glucksender Bach und offenbar unlängst in Schuss gehaltenes „Biotop“ – fast macht es den Eindruck, als wäre der Kommune wie der Stiftung wichtig, dass der Weg reinlich in Erinnerung bleibt. In Dazio Grande angekommen, sind die Tagesgäste schon zahlreich auf der Terrasse umseitig der Kantonsstrasse in Dazio Grande am Einüben des anstehenden Anlasses mit einer Musikkapelle aus Faido und den Offiziellen aus Bellinzona.
... Zitat: „Riapertura della via storica della Gola del Piottino domenica 26 maggio 2019, dalle 09:30
Cerimonia di inaugurazione a conclusione dei lavori di ripristino con musica e pranzo tipico offerto presso il Dazio Grande, Rodi“.
... ich schliesse mich den Menschen an und lausche die erste Stunde mit, was zur Wiedereröffnung des Schluchtweges historisch und baulich erreicht wurde - mein Italienisch ist rudimentär. Doch es gibt welche, die mich grüssen, bin ich doch seit Jahresbeginn jede Woche mal in der Leventina. Nicht zu übersehen, offenbar!
... gleich zu Beginn des nun ausgezeichnet beschilderten Schluchtweges eine probende Gesangsgruppe aus dem Tessin. An der folgenden Serpentine eine Gesangsgruppe aus dem Kanton Uri am Probejodeln und in der Mitte des Weges etwas später eine Filmcrew. Mir kommen Menschen entgegen, die ihre Fahrzeuge unten an der Bushaltestelle Osoc/Piottino haben stehen lassen. Dort auf dem einstigen Platz, an dem Tonnen von Gestein/Abraum des NEAT-Zwischenangriff Polmengo/Alptransit zwischengelagert wurde, ist heute das Parkieren noch kostenlos! Der WW führt an dieser Stelle NEU untendurch, unter der Kantonsstrasse, auf der auch im Sommer kein Massenverkehr zu verzeichnen ist, die Strada Bassa, die selten begangen wird. Es ist eine kleine groteske Situation!
... statt wie auch schon, mich den Asphalt-Mühen hinzugeben, gäll
Mo6451, warte ich auf das nächste „andockende“ Poschti. Damit lasse ich mich nach Biasca bringen und entscheide mich für eine Rückkehr jetzt schon nach Basel – die SBB lässt verlauten, dass mit einem Grossandrang an Sonntagen nach Norden zu rechnen ist. Die NEAT-Verbindung ist so populär, dass leere Züge wie andernorts nicht mehr vorstellbar sind. Frei nach Kirkegaard habe ich also den Ausweg aus der Gola Piottino gefunden und bin am Spätnachmittag in Basel eingetroffen.
... Im April 2009 habe ich von meinem Endpunkt heute 2019 die Tour verlängert via Mairengo – Zitat: „Nach der Piottino-Schlucht beim Ponte di Mezzo trifft man auf die frühere Route, die über den Passo Monte Piottine führte. Der Weg leitet auf die orografisch linke Talseite und aufwärts nach "Mairengo". Die spektakuläre Tunnelführung der Gotthardbahn mit 360°-Radius wurde hier weltweit zum ersten Mal Realität: Freggio- und Prato-Kehrtunnel. Die Wanderwege lassen immer wieder Möglichkeiten zu, nahe der Bahnm diese von oben bzw. unten zu erleben, ergänzende Tafeln säumen den Pfad, und die Geräusche vorbei gleitender Güter- und Personenzüge sind neben dem Dauerrauschen der Autobahn, die hier auch sehr prominent gebaut wurde, aufzunehmen“.
Sören Kierkegaard
... bereits am Vortag, einem Samstag Ende Mai, habe ich die Gola Piottino besucht, sozusagen inoffiziell, denn für den Sonntag hat die Pro Leventina eingeladen zur Wiedereröffnung des Schlucht-Wanderweges in Dazio Grande, dem einstigen Zollhaus der Urner, die hier Jahrhunderte Maut eingezogen haben. Zwischen Airolo und Biasca ist dies die engste Stelle auf dem Weg nach Süden – die Bezwingung gelang weder den Römern noch den Urnern unmittelbar.
... Zitat aus Unterrichtsmaterial: „Am Monte Piottino findet man ein noch fast intaktes historisches Strassennetz vor. Hier lässt sich die Entwicklung der unterschiedlichen Strassengenerationen, die seit dem Hochmittelalter der Überwindung dieses natürlichen Hindernisses dienten, eindeutig nachvollziehen. Die älteste Verbindung lässt sich bis 1311 zurückverfolgen: Von Rodi aus steigt sie hinauf nach Prato und Cornone und zieht sich weiter nach Pianaselva, von wo sie in einem steilen Abstieg nach Faido hinunter führt. Dieser beschwerliche, durch eine Gegensteigung geprägte Weg wurde um 1350 durch den Saumpfad ersetzt, der von Morasco direkt über den Monte Piottino zum Ponte della Vicinanza verläuft und auf der linken Talseite nach Faido führt. Dieser Verlauf bedeutet eine deutliche Verbesserung der Verbindung. Eine weitere Verbesserung erfolgte durch die Urner, die im 16. Jahrhundert die erste Verbindung durch die Schlucht anlegten. Die 1818 erbaute Kantonsstrasse folgte zunächst demselben Trassee, überquerte aber den Fluss bald wieder. Nach einem Stück auf der rechten Talseite führte sie erneut über eine Brücke, um auf der linken Talseite Faido zu erreichen. Sie wurde bis 1934 benutzt und dann wegen der starken Zunahme des Autoverkehrs durch eine neue Strasse oberhalb der Schlucht ersetzt“.
... nach einer Nacht im Hotel-des-Alpes in Airolo (preiswert und weniger als einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt) stieg ich als Einziger in den 117-er-Kleinbus des Kurses 705 – in Ambri Stazione steigen doch noch Einheimische zu und danach fährt der 117 eine Schleife via Quinto – Varenzo. Dabei ergeben sich fantastische Ausblicke ins Tal und Richtung Gotthard. Wieder in der Talsohle auf der Kantonsstrasse, auf der stündlich die Kurse 191 verkehren, wird Rodi-Fiesso erreicht. Andernorts habe ich sogar eine Hommage hinterlassen: der von Flugrost gepuderte Bahnhof. Dort gibt es auch noch eine Osteria, die ich bei meinen Passagen noch nie überbesetzt gesehen habe... Beim Weiler Mascengo verlasse ich das Poschti. Das geografische Lexikon von 1902 erwähnt den Ort mit diesen Zeilen – Zitat: „(Kt. Tessin, Bez. Leventina, Gem. Prato-Fiesso). 1048 m. Gruppe von 9 Häusern, inmitten von schönen Wiesen, 1 km sö. der Station Rodi-Fiesso der Gotthardbahn. 39 kathol. Ew. Kirchgemeinde Prato. Viehzucht. Starke Auswanderung“.
... im Rahmen des Landschaftsschutzes und des Erhaltes der historischen Wege in der Piottino und deren Umgebung hat sich eine Stiftung formiert, die Verschiedenes in Erinnerung rufen will und kinderfreundliche Wanderwege mit Infotafeln geschaffen hat. In Mascengo erfolgt dann auch eine Fortsetzung, wenn man von Prato/Leventina herunterkommt. Ein paar Meter von der Haltestelle finden sich die Überreste einer „römischen Brücke“ sowie ein Meiler. Einige Sohlenlängen weiter, den grün-roten Wegweisern folgend, eine kleine Anhöhe erreichend mit einer Feuerstelle: entweder hinauf zur Dazio Vecchio oder dann nach Dazio Grande. Lieblich ist es hier: ein glucksender Bach und offenbar unlängst in Schuss gehaltenes „Biotop“ – fast macht es den Eindruck, als wäre der Kommune wie der Stiftung wichtig, dass der Weg reinlich in Erinnerung bleibt. In Dazio Grande angekommen, sind die Tagesgäste schon zahlreich auf der Terrasse umseitig der Kantonsstrasse in Dazio Grande am Einüben des anstehenden Anlasses mit einer Musikkapelle aus Faido und den Offiziellen aus Bellinzona.
... Zitat: „Riapertura della via storica della Gola del Piottino domenica 26 maggio 2019, dalle 09:30
Cerimonia di inaugurazione a conclusione dei lavori di ripristino con musica e pranzo tipico offerto presso il Dazio Grande, Rodi“.
... ich schliesse mich den Menschen an und lausche die erste Stunde mit, was zur Wiedereröffnung des Schluchtweges historisch und baulich erreicht wurde - mein Italienisch ist rudimentär. Doch es gibt welche, die mich grüssen, bin ich doch seit Jahresbeginn jede Woche mal in der Leventina. Nicht zu übersehen, offenbar!
... gleich zu Beginn des nun ausgezeichnet beschilderten Schluchtweges eine probende Gesangsgruppe aus dem Tessin. An der folgenden Serpentine eine Gesangsgruppe aus dem Kanton Uri am Probejodeln und in der Mitte des Weges etwas später eine Filmcrew. Mir kommen Menschen entgegen, die ihre Fahrzeuge unten an der Bushaltestelle Osoc/Piottino haben stehen lassen. Dort auf dem einstigen Platz, an dem Tonnen von Gestein/Abraum des NEAT-Zwischenangriff Polmengo/Alptransit zwischengelagert wurde, ist heute das Parkieren noch kostenlos! Der WW führt an dieser Stelle NEU untendurch, unter der Kantonsstrasse, auf der auch im Sommer kein Massenverkehr zu verzeichnen ist, die Strada Bassa, die selten begangen wird. Es ist eine kleine groteske Situation!
... statt wie auch schon, mich den Asphalt-Mühen hinzugeben, gäll

... Im April 2009 habe ich von meinem Endpunkt heute 2019 die Tour verlängert via Mairengo – Zitat: „Nach der Piottino-Schlucht beim Ponte di Mezzo trifft man auf die frühere Route, die über den Passo Monte Piottine führte. Der Weg leitet auf die orografisch linke Talseite und aufwärts nach "Mairengo". Die spektakuläre Tunnelführung der Gotthardbahn mit 360°-Radius wurde hier weltweit zum ersten Mal Realität: Freggio- und Prato-Kehrtunnel. Die Wanderwege lassen immer wieder Möglichkeiten zu, nahe der Bahnm diese von oben bzw. unten zu erleben, ergänzende Tafeln säumen den Pfad, und die Geräusche vorbei gleitender Güter- und Personenzüge sind neben dem Dauerrauschen der Autobahn, die hier auch sehr prominent gebaut wurde, aufzunehmen“.
Tourengänger:
Henrik

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (1)