Lustwandeln statt Bergwandern


Publiziert von rojosuiza , 13. März 2023 um 21:50.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 5 März 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Abstieg: 400 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Airolo FFS
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Faido FFS
Unterkunftmöglichkeiten:Airolo, Faido,

Man läuft gerne von zu Hause los. Zu Hause ist gerade das Hotel Des Alpes in Airolo. Einen Plan gibt es nicht, man folgt einfach der Landstrasse, talabwärts. Sollte es da nichts zu sehen geben? – Es gibt immer etwas zu entdecken, jederzeit und überall.
 
Plötzlich tut sich eine Schlucht auf. Man sieht sie nicht vom Zug aus. Man sieht sie nicht beim Autofahren. Man sieht sie nur als Fussgänger. – Ist sie nicht prachtvoll? – Würde sie nicht jeden Fortgang blockieren, hätten nicht unsere Vorfahren all die klugen Wege und Pfade angelegt? Wenn man sich eine Gegend ohne Verkehrswege vorstellen kann – diese Stelle wäre unüberwindbar…
 
Die zweite Schlucht hat sich im 16. Jahrhundert ergeben müssen. Da haben die Urner ein Saumtier-Trassee hindurch angelegt, um 1560 um genau zu sein. Was für ein Unterfangen das gewesen sein muss, man muss es sich vorstellen. Das Bauwerk steht sozusagen im Fluss. Jetzt ist Niedrigwasser, wehe es wäre Hochwasser. Die Passage müsste wirklich beängstigend sein.
 
Am Ende der Schlucht steht ein Kunstwerk. Wie sehr haben rojosuiza hier die Kugeln gefehlt, die er so gerne hätte hinabrollen lassen wollen. Wie lange die Kugel wohl für den Saumweg gebraucht hätte, wie lange für den schnurgeraden Basistunnel?
 
Wo der Lustwandler in Faido ankommt, geht er natürlich schnurstracks zum Bahnhof. Was ein anständiger Ort ist, der hat dort das Zentrum. Hier stehen stattliche Hotelbauten – doch ach und weh! rojosuiza ist wieder einmal Jahrzehnte zu spät gekommen… Die Hotelgäste sind abgereist, die Cafés sind verwaist, die Hotels sind im Schneewittchenschlaf. Es ist Sonntag nachmittag, und kaum einer ist auf den Füssen. Zum Glück gibt es Postauto, wo Fahrer und Passagiere den Lustwandler herzlich auslachen: ‚Was? Hier das Zentrum von Faido? – Das ist doch gewiss nicht hier, nein, weiter hinunter auf der Landstrasse, talabwärts. bei der Kirche, ja, dort wird wohl etwas offen sein.‘
 
So kommt neben der Kirche rojosuiza doch zu seinem Cappuccino, sogar zur ‚sinfonia dei caffè‘, wie die Tasse prahlt. Aber es ist wahr, Cappuccino machen können die Leute auf der Südseite besser als die auf der Nordseite in Uri. – Aber gewiss ist auch: der beste Kaffee ist der, den man am längsten hat suchen müssen.
 
Zum Schluss geht in Faido am Bahnhof, während rojosuiza auf seinen Voralpenexpress / San Gottardo wartet… geht in Faido am Bahnhof die Sonne unter. Prachtvoll durchleuchtet sie auf dem Berg noch die Bäume am Steilabbruch. – Im schmalen Tal ist auch im Nachwinter der Tag schnell am Abend angekommen.
 
Es muss nicht immer Bergwandern sein, Lustwandeln hat auch gewisse Reize.
 
 

Tourengänger: rojosuiza


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