Schäfer (2060 m) und Gimpel (2173 m)


Publiziert von Manu81 , 19. Juli 2015 um 00:53.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:11 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m

Der Schäfer (oder auch Kleiner Gimpel) stand seit letzten Herbst weit oben auf meiner Liste. Damals bewunderte ich auf dem Weg zur Kellenspitze die steile Ostflanke von der Nesselwängler Scharte aus, und dachte mir, dass der Aufstieg wohl sicherlich nicht ganz trivial ist… Ein Blick zuhause in den AVF zeigte jedoch, dass wohl „nur“ mit etwas Steilgras, Schrofen und einigen wenigen I-ern zu rechnen sei. Also, der Plan stand: den kleinen und den großen Gimpel kombinieren und nebenbei noch eine hikr-Erstbegehung machen. Wow! ;-) Dass dieser Grasbuckel nach ewigem Schattendasein in diesem Frühjahr derart von hikrn überrannt wird, war ja nicht zu erwarten…

Aber von vorne: Der Aufstieg vom Wanderparkplatz vor Nesselwängle zum Gimpelhaus muss sicherlich nicht weiter beschrieben werden. Vom Gimpelhaus dann weiter über einen moderat steilen Pfad zur Nesselwängler Scharte. Den neuen Modegipfel „Gimpi“ haben wir ausgelassen – der ist mir mittlerweile wirklich zu überlaufen ;-)

Von der Nesselwängler Scharte ist der Weg zum Schäfer / Kleinen Gimpel schon bereits sehr gut einsehbar. Zunächst wird westseitig etwas abgestiegen. Man steht dann vor der Wahl auf dem recht schmalen Grat mit Hilfe eines etwas unmotiviert daherhängenden Drahtseiles  Richtung Schäfer zu balancieren, oder durch eine geröllige Schlucht mit minimalem Höhenverlust zu steigen. So gelangt man an die Basis des Ostgrates des Schäfers. Um den ersten Aufschwung (direkt sicherlich II) zu umgehen, wendet man sich etwas links an der Wand vorbei. Über einfache, aber steile I-er-Stellen in Grasschrofen geht es zum Grat hinauf. Das Steilgras ist im Aufstieg gut zu gehen, da es passabel gestuft und v.a. derzeit sehr gut abgetrocknet ist. Am Grat oben dann die bereits von Andy84 und quacamozza beschriebenen Alternativen: 2-Meter-Wändchen oder Umgehung auf ausgesetztem Grasband. Wir sind in beide Richtungen über das Grasband gegangen. Nach dieser Passage erreicht man nun in wenigen Minuten den Gipfel des Schäfer (2060 m; ohne GK und Buch). Von hier aus bietet sich ein wunderschöner Blick zur Kellenspitze und zum Gimpel! Im Abstieg ist nun alles einen Tick anspruchsvoller als im Aufstieg, so wird die eine oder andere Steilgrasstelle auch in „5-Punkt-Haltung“ abgerutscht ;-)
 
Nachdem wir noch nicht vollständig ausgelastet sind, entschließen wir uns noch den Gimpel mitzunehmen. Hierzu queren wir direkt unter den Südabstürzen von Schäfer und Gimpel ins Kar, bis zum Einstieg. In steiler, z.T. recht ausgesetzter Ier-Kletterei geht es durch die schwach ausgeprägte Rinne hoch. Hier ist unbedingt auf loses Geröll sowie lockere Griffe und Tritte zu achten! Helm ist Pflicht! Oben raus wird der Hang dann etwas weniger steil und geht dann schließlich in reines Gehgelände über. Am Grat angekommen wird der grandiose Blick nach Norden frei. Der Grat zum Gipfel ist Anfangs gutmütig (reines Gehgelände auf Pfadspuren), nach Norden hin aber sehr ausgesetzt. Kurz unterhalb des Gipfels befindet sich noch eine Steilstufe mit Ier- und z.T. auch IIer-Stellen (je nach Routenfindung) – im Aufstieg aber alles kein großes Problem. Der Blick vom Gipfel – vor allem zur Roten Flüh – ist phänomenal!
 
Nach langer Pause machen wir uns an den Abstieg, der sich um einiges kniffliger antut als der Aufstieg. Die steilen Gratabschnitte unterhalb des Gipfels sind nicht ohne. Auch die sehr steile Rinne kurz vor dem Ausstieg ist durch aufliegendes Geröll und Splitt nicht einfach – hier ist vorsichtiges Steigen gefragt! Nachdem wir gut am Ausstieg angekommen sind, überlegen wir uns noch kurz die Rote Flüh mitzunehmen, entscheiden uns dann aber doch für den Apfelstrudel im Gimpelhaus (den es aber leider nicht gibt, weil schon alles ausverkauft ist :-(

Zur Schwierigkeitsbewertung: 

Bis zur Nesselwängler Scharte maximal T3.

Schäfer: T4, I (Steilgras), bei Umgehung des Gipfel-Wändchens

Gimpel: nach meinem Empfinden gibt es nur sehr wenige Stellen (vorwiegend am Gipfelgrat), die am II. Grad kratzen. Der Aufstieg ist vom Einstieg bis zum Gipfel mit wenigen Unterbrechungen sicherlich konstant eine I bis I+, eine echte II würde ich bei optimaler Routenwahl jedoch nicht sehen. Die rutschige Geröll- und Splittauflage, speziell in der Einstiegsrinne ist für mich die größte Herausforderung am Gimpel, daher würde ich die Tour als T5, I ("Exponiert, anspruchsvolles Gelände, steile Schrofen") einstufen. Im Vergleich zu der benachbarten Kellenspitze oder der Gehrenspitze, habe ich den Gimpel als anspruchsvoller empfunden.

P.S. Schäfer - Gimpel? Na, klingelt was? https://de.wikipedia.org/wiki/Thorsten_Sch%C3%A4fer-G%C3%BCmbel ;-)


Tourengänger: Manu81


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