Von Gämsen und Menschen: Friedberger Klettersteig

Ein Übertrag aus dem alten Tourenbuch:
Klettersteige sind bei den Einsamkeitssuchern des Forums ja eher verpönt. Aber den hier konnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen. Das war so eine Art persönlicher Mutprobe. Am spannendsten waren aber dann doch letztendlich die Lebewesen, denen ich begegnen durfte, konnte, musste ...

Zuerst begegne ich den zahlreichen Gämsen auf dem Weg zur Roten Flüh. Das sind echte Nahbegegnungen. Ein Kitz folgt zunächst artig der Mutter. Dann verharrt es und schaut mich mit diesem Komm-doch-mit-Blick an. Ich kann gerade noch wiederstehen. Wenn ihr mir aber noch näher kommt ihr Gämsen, dann, ja dann sprühe ich euch noch Rasierschaum auf den Bart ...

Später, ich bewege mich bereits auf dem Klettersteig zur Gelben Scharte, da werde ich von einem Bergläufer (ndt. Speedhiker) auf Zehenspitzen tänzelnd überholt. Das muss man sich mal vorstellen. Unsereins benötigt mindestens vier Gliedmaßen, um sich hier halbwegs behaupten zu können und der andere saust so einfach vorbei. Der war sogar so schnell, dass er mich für einen Fels oder ein Gebüsch halten musste. Und wer, frage ich, grüßt schon ein Gebüsch ...

Wieder später, jetzt im schwierigsten Abschnitt des Friedberger Klettersteigs, begegnet mir eine Blondine. Der Helm auf halb acht und in jeder Hand einen Karabiner. Keiner von den beiden läuft durchs Drahtseil ...

Auf dem Gipfel des Schartenschrofen beobachte ich ein Paar, dass sich auf den Abstieg über den Klettersteig vorbereitet. Beide verfügen über Komplettgurte. Es ist sichtlich schwierig die ordnungsgemäß anzulegen. Die Gurte werden mal nach Osten weisend auf dem Boden ausgebreitet, dann entscheidet man sich dazu, die Gurte einzunorden. Als der Mann seiner Begleiterin die Beinschlaufen des Komplettgurtes um die Schulter legt, findet das kostenlose Unterhaltungsprogramm leider sein Ende und ich schreite helfend ein ...