Der lange Weg zum Etzlibergstock 2613m
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Trotz der grossartigen, hochalpinen Arena wird das Etzligebiet im Winter nur beschränkt begangen. Grund hierfür dürften die weiten, teils anspruchsvollen Zustiege sein, sei's aus der Surselva, vom Oberalpass, dem Maderanertal oder gar dem Reusstal. Meist wird deshalb mindestens einmal in der Etzlihütte übernachtet, welche von Anfang März bis Mitte April durchgehend bewartet ist. Ausserhalb dieser Zeit steht leider nur ein Notraum zur Verfügung.
Nachdem ich letzten Mai ein erstes Mal am Gebiet geschnuppert hatte (auf dem Piz Giuv), erfolgte heute mein erster Besuch des eindrücklichen Etzlikessels. Hierfür hatte ich mir mit dem Etzlibergstock eine Exotentour sondergleichen ausgesucht. Gemäss dem Gipfelbuch wurde er in den letzten vierzig Jahren bloss fünf (!) Mal mit Skiern besucht, meine Begehung mitgerechnet. Als Vorspeise habe ich zudem auf dem Schafstöckli vorbeigeschaut, schliesslich will man den weiten Zustieg auch für etwas genutzt haben...
Um 7:15 geht's los kurz hinter der Talstation Golzern. Dank konsequenter Westausrichtung der Tour und zügigem Tempo ist das selbst um diese Jahreszeit früh genug. Erst ab Herrenlimi (1028m) liegt auf der Alpstrasse eine durchgehende Schneedecke. Auf dem Etzliboden dann öffnet sich das enge Tal ein wenig und gibt den Blick frei ins Zielgebiet. Im Aufstieg nach Gulmen (1897m) engt das Gelände nochmals ein und gewinnt deutlich an Steilheit. Es ist ganz wichtig, dass man hier auf der linken Bachseite verbleibt (in Aufstiegsrichtung gesehen). Tatsächlich entdecke ich auch rechts eine Spur, aber diese verläuft einfach kriminell: Ein Rutscher und man liegt im Bach. Im Frühling gilt es ohnehin auf den Bach zu achten, denn im obersten Teil quert man mehrmals sein Bett.
Oben dann im Kessel befindet man sich urplötzlich in einer anderen Welt: hochalpines Ambiente fernab der Zivilisation. Von hier liesse sich die Etzlihütte in einer guten Viertelstunde erreichen, doch ich habe andere Pläne östlich davon. Zunächst steht das Schafstöckli auf dem Programm. Dass ich es meinem Hauptziel vorgezogen habe, hatte zwei Gründe: Erstens hätte ich mich nach der vermuteten (und später bestätigten) Spurarbeit kaum mehr zu diesem Non-Valeur aufraffen können. Vor allem aber wollte ich die Chance auf aufgefirnte Hänge an der Witenalp erhöhen.
Glücklicherweise treffe ich auf der Müllersmatt (1987m) wieder auf Spuren, denen ich bis zum Chrüzlipass folge. Denn der Bruchharsch trägt nur an wenigen Stellen, das Fortkommen entsprechend mühsam. Kurz vor dem Pass erreicht mich die Sonne und es öffnet sich ein toller Blick auf Oberalpstock und Piz Ault. An letzterem entdecke ich zahlreiche Abfahrtsspuren. Nun mache ich "linksumkehrt" und über den angenehm aufgefirnten Osthang steige ich die verbleibenden 150Hm zum Schafstöckli (2505m) hoch. Die letzten Meter absolviert man zu Fuss über harmlose Blockfelsen - erster Hikr-Eintrag.
Nach kurzer Pause folgt die Abfahrt durch die Mulde nordwestlich vom Stöckli (Variante). Bald verlasse ich die offizielle Route und quere frühzeitig nach Norden aufs Band vom Gulmenfed. Gute Sicht vorausgesetzt kann ich das durchaus empfehlen, man spart mindestens 80Hm. Es sollte aber genug Schnee liegen, mehr schlecht als recht bescheisse ich mich heute über schlecht zugedecktes Geröll. Dann die kleine Rampe runter (besser nicht verpassen) und man steht auf der weitläufigen Witenalp. Es warten nun weitere 600 Meter Aufstieg. Diese muss ich wenig überraschend anspuren und breche dabei ständig durch den Deckel - anstrengend. Völlig blau erreiche ich schliesslich den Etzlibergstock (2613m), die letzten Meter unschwierig zu Fuss. Der Gipfel selbst ist unbedeutend, aber das Panorama schlicht grossartig: Dreitausender, wohin man blickt. Auch der Blick ins 40-jährige, bestens erhaltene Gipfelbuch bringt Erfreuliches zutage: gerademal fünf Winterbegehungen seit 1979! Es dürfte sich hier um den am seltensten begangenen Gipfel im Zentralschweizer Skiführer handeln. Das ist insofern überraschend, als er sich ab Hütte mit recht bescheidenem Aufwand erreichen liesse.
Dann will ich mich an meinen riesigen Power-Protein-Riegel machen, der mich während dem ganzen Schlussaufstieg motiviert hat. Aber ich schussle rum und er verabschiedet sich auf Nimmerwiedersehen... Naja, besser als das Handy oder ich selbst. Auf jeden Fall guten Appetit dem glücklichen Finder! Dafür gibt's im Anschluss eine unerwartete Belohnung in der Abfahrt über die Witenalp: Weil ich konsequent den SW-Hängen und Rücken folge, finde ich überall Firn vor - herrlich! Kurz bevor ich wieder auf die Aufstiegsroute treffe, folgt die Schlüsselstelle der Tour: die Traverse durch einen 40° steilen, abschüssigen Westhang. Er verlangt entsprechend sichere Verhältnisse, bietet aber - ausser bei Hartschnee - keine technischen Schwierigkeiten. In der Abfahrt zum Etzliboden kreuze ich mehrere Partien im Hüttenzustieg. Wichtig: Wenn es die Lawinenkegel und Verhältnisse zulassen, hält man sich ostseitig in den Hinter Planggen; ansonsten schafft man es nicht vernünftig über die Ebene. Zuletzt über Bremsschnee und zu Fuss der Alpstrasse folgend zurück zum Ausgangspunkt. Vor einem Grillteller in Altdorf sitzend habe ich den untreuen Powerriegel längst vergessen.
Zeiten (kum)
3:20 Schafstöckli
5:00 Etzlibergstock
6:00 Golzern
Nachdem ich letzten Mai ein erstes Mal am Gebiet geschnuppert hatte (auf dem Piz Giuv), erfolgte heute mein erster Besuch des eindrücklichen Etzlikessels. Hierfür hatte ich mir mit dem Etzlibergstock eine Exotentour sondergleichen ausgesucht. Gemäss dem Gipfelbuch wurde er in den letzten vierzig Jahren bloss fünf (!) Mal mit Skiern besucht, meine Begehung mitgerechnet. Als Vorspeise habe ich zudem auf dem Schafstöckli vorbeigeschaut, schliesslich will man den weiten Zustieg auch für etwas genutzt haben...
Um 7:15 geht's los kurz hinter der Talstation Golzern. Dank konsequenter Westausrichtung der Tour und zügigem Tempo ist das selbst um diese Jahreszeit früh genug. Erst ab Herrenlimi (1028m) liegt auf der Alpstrasse eine durchgehende Schneedecke. Auf dem Etzliboden dann öffnet sich das enge Tal ein wenig und gibt den Blick frei ins Zielgebiet. Im Aufstieg nach Gulmen (1897m) engt das Gelände nochmals ein und gewinnt deutlich an Steilheit. Es ist ganz wichtig, dass man hier auf der linken Bachseite verbleibt (in Aufstiegsrichtung gesehen). Tatsächlich entdecke ich auch rechts eine Spur, aber diese verläuft einfach kriminell: Ein Rutscher und man liegt im Bach. Im Frühling gilt es ohnehin auf den Bach zu achten, denn im obersten Teil quert man mehrmals sein Bett.
Oben dann im Kessel befindet man sich urplötzlich in einer anderen Welt: hochalpines Ambiente fernab der Zivilisation. Von hier liesse sich die Etzlihütte in einer guten Viertelstunde erreichen, doch ich habe andere Pläne östlich davon. Zunächst steht das Schafstöckli auf dem Programm. Dass ich es meinem Hauptziel vorgezogen habe, hatte zwei Gründe: Erstens hätte ich mich nach der vermuteten (und später bestätigten) Spurarbeit kaum mehr zu diesem Non-Valeur aufraffen können. Vor allem aber wollte ich die Chance auf aufgefirnte Hänge an der Witenalp erhöhen.
Glücklicherweise treffe ich auf der Müllersmatt (1987m) wieder auf Spuren, denen ich bis zum Chrüzlipass folge. Denn der Bruchharsch trägt nur an wenigen Stellen, das Fortkommen entsprechend mühsam. Kurz vor dem Pass erreicht mich die Sonne und es öffnet sich ein toller Blick auf Oberalpstock und Piz Ault. An letzterem entdecke ich zahlreiche Abfahrtsspuren. Nun mache ich "linksumkehrt" und über den angenehm aufgefirnten Osthang steige ich die verbleibenden 150Hm zum Schafstöckli (2505m) hoch. Die letzten Meter absolviert man zu Fuss über harmlose Blockfelsen - erster Hikr-Eintrag.
Nach kurzer Pause folgt die Abfahrt durch die Mulde nordwestlich vom Stöckli (Variante). Bald verlasse ich die offizielle Route und quere frühzeitig nach Norden aufs Band vom Gulmenfed. Gute Sicht vorausgesetzt kann ich das durchaus empfehlen, man spart mindestens 80Hm. Es sollte aber genug Schnee liegen, mehr schlecht als recht bescheisse ich mich heute über schlecht zugedecktes Geröll. Dann die kleine Rampe runter (besser nicht verpassen) und man steht auf der weitläufigen Witenalp. Es warten nun weitere 600 Meter Aufstieg. Diese muss ich wenig überraschend anspuren und breche dabei ständig durch den Deckel - anstrengend. Völlig blau erreiche ich schliesslich den Etzlibergstock (2613m), die letzten Meter unschwierig zu Fuss. Der Gipfel selbst ist unbedeutend, aber das Panorama schlicht grossartig: Dreitausender, wohin man blickt. Auch der Blick ins 40-jährige, bestens erhaltene Gipfelbuch bringt Erfreuliches zutage: gerademal fünf Winterbegehungen seit 1979! Es dürfte sich hier um den am seltensten begangenen Gipfel im Zentralschweizer Skiführer handeln. Das ist insofern überraschend, als er sich ab Hütte mit recht bescheidenem Aufwand erreichen liesse.
Dann will ich mich an meinen riesigen Power-Protein-Riegel machen, der mich während dem ganzen Schlussaufstieg motiviert hat. Aber ich schussle rum und er verabschiedet sich auf Nimmerwiedersehen... Naja, besser als das Handy oder ich selbst. Auf jeden Fall guten Appetit dem glücklichen Finder! Dafür gibt's im Anschluss eine unerwartete Belohnung in der Abfahrt über die Witenalp: Weil ich konsequent den SW-Hängen und Rücken folge, finde ich überall Firn vor - herrlich! Kurz bevor ich wieder auf die Aufstiegsroute treffe, folgt die Schlüsselstelle der Tour: die Traverse durch einen 40° steilen, abschüssigen Westhang. Er verlangt entsprechend sichere Verhältnisse, bietet aber - ausser bei Hartschnee - keine technischen Schwierigkeiten. In der Abfahrt zum Etzliboden kreuze ich mehrere Partien im Hüttenzustieg. Wichtig: Wenn es die Lawinenkegel und Verhältnisse zulassen, hält man sich ostseitig in den Hinter Planggen; ansonsten schafft man es nicht vernünftig über die Ebene. Zuletzt über Bremsschnee und zu Fuss der Alpstrasse folgend zurück zum Ausgangspunkt. Vor einem Grillteller in Altdorf sitzend habe ich den untreuen Powerriegel längst vergessen.
Zeiten (kum)
3:20 Schafstöckli
5:00 Etzlibergstock
6:00 Golzern
Tourengänger:
Bergamotte

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