Pöngertlekopf - Ein Lechquellen-Gustostückerl mit Formaletsch als Zugabe


Publiziert von Grimbart , 6. Januar 2019 um 21:25.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:21 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Arlberg 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 940 m
Abstieg: 940 m
Strecke:ca. 12,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Langen a. Arlberg, Bahnhof. Umsteigen auf die Buslinie 91 nach Lech, Rüfiplatz. Von Lech mit dem Wanderbus zum Formarinsee. Mit dem Privat-PKW via A14 und S16 nach Langen a. Arlberg. und via B197 und B198 nach Lech a. Arlberg.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Freiburger Hütte (DAV); Hotels in Lech a. Arlberg.
Kartennummer:ÖK25V Nr. 2225 West (Klösterle)

Rechtzeitig zur schönsten Wander-Jahreszeit offenbart sich das Zuger Tal von seiner beschaulichsten Seite. Im Sommer noch von den Massen gestürmt, liegt einem im goldenen Herbst ein Ort der Stille und Einkehr zu Füßen. Auf der Suche nach Abgeschiedenheit hat es mir ein Berg schon seit längerem angetan: der Pöngertlekopf. In der kleinen Gebirgsgruppe zwischen Formarin- und Spullersee gelegen, fällt er einem aufgrund seines wilden Aussehens schon bei der Fahrt durch das Zuger Tal auf. So unnahbar er sich nach Osten und Norden gibt, so zahm ist er von Südwesten. Sanfte Grasmatten ziehen hinauf zu dem stolzen Gipfel und sorgen dafür, dass er ohne jedwede Kletterei leicht zu besteigen ist.

Neben unberührtem alpinen Grasland hat der Anstieg von Südwesten noch ein ganz besonderes Schmankerl auf Lager. Die reizvolle Karstlandschaft des Steinernen Meeres. Eingebettet in eine Hochmulde schmiegen sich dessen Wogen sanft an die Grasflanken des Formaletschs. Nach dem Tanz über den Karst, sollte man sich diesen ganz freistehenden Berg keineswegs entgehen lassen und die Tour mit dessen Besteigung in aller Ruhe ausklingen lassen. Eine ideale Aussichtswarte für die Berge rund um die Freiburger Hütte ist der Lohn.

 

Für die Zufahrt durch das Zuger Tal zur Formarinalpe stehen einem saisonal bedingt, entweder Wanderbusse oder der PKW zur Verfügung. Bei einer Anreise mit dem eigenen KfZ kann man dieses auf einem kleinen Wanderparkplatz bei der Bushaltestelle abstellen. Man kann aber auch so wie Sven86 es in diesem *Bericht vorgemacht hat, das Fahrrad verwenden um in den Tourenbereich der Freiburger Hütte zu gelangen.

Egal für welches Verkehrsmittel man sich entschieden hat, Start- und Endpunkt der hier vorgestellten Runde ist die Bushaltestelle an der Formarinalpe. Von dort geht’s zurück zu den Alpgebäuden der Formarinalpe, um kurz darauf bei einer Linkskurve nach rechts auf einen Wanderweg zu wechseln. Vorbei an einem Steinbock-Denkmal folgt man diesem talaus bis zu einer Wegverzweigung, wo man sich abermals rechts hält. Auf breitem Weg und zwischen Latschen hindurch hinauf in eine Mulde, steigt man anschließend entlang eines Bachlaufs hoch zu einem schönen Wiesenboden. Dort nach Südosten abdrehend, wendet man sich nun dem Einschnitt zwischen Pöngertlekopf und Formaletsch zu. Bei dem Aufstieg durch das reizvolle Tälchen bekommt man einen ersten Vorgeschmack auf die Karstlandschaft des „Steinernen Meeres“ serviert.

Hat man die Wegverzweigung am östlichen Rand des Steinernen Meeres erreicht, hält man sich links und wandert durch die Ausläufer des Steinernen Meeres an eine Steilstufe heran. In einer Schleife über Wiesen bis zu einem Felsgürtel hochsteigend, wird dieser in einer Rinne recht unspektakulär überwunden. Danach geht’s auf erdigem Steig über Bergmatten hoch bis zu einem Graben. Hier verlässt man nun den Wanderweg zum Gehrengrat und dreht nach Nordosten ins Hochkar Obere Schütz ab.

Das kupierte Gelände der Oberen Schütz verlangt nun Orientierungssinn. Zwischen zwei Anhöhen hindurch trifft man bereits nach wenigen Metern auf einen ausgetrockneten Bachgraben. Diesem nach Norden folgend, vor bis zur Einmündung eines weiteren trockenen Bachlaufs. Dort wieder nach Nordosten abdrehend, ist man richtig, wenn man in dem welligen Gelände in ein weites Becken mit einem kleinen See gelangt. Ein Überbleibsel das aber recht bald einmal zu verlanden droht. Auf den markanten Gipfel des Pfaffenecks zuhaltend findet sich im hinteren Teil des Beckens eine geeignete Grasrampe über die man in das nächste bereits verlandete Seebecken gelangt. Doch statt in die Mulde abzusteigen bleibt man dem breiten Geländerücken treu. Über diesen bergan erreicht man schließlich eine Senke südöstlich von P. 2405. Aus dieser nun quer über die Hänge hinauf zur Einsattelung östlich von P. 2405, welche sich wohl auch ohne größere Probleme über ein Geröllfeld erreichen ließe. Hat man die Schulter erreicht, geht’s nun über den grasigen Südwest-Rücken hoch zum Steinmann am Pöngertlekopf.

Für den Abstieg ins Hochkar der Oberen Schütz bietet sich neben der bereits bekannten Aufstiegsroute auch ein Abstieg in den Pfaffensattel an. Im AV-Führer wird für diese Variante die Gras-/Schrofenflanke neben dem Südgrat empfohlen. Es gibt jedoch eine Alternative, die weniger steil und meines Erachtens auch sinnvoller ist: dazu folgt man vom Pöngertlekopf dem SW-Rücken hinab bis zu einem kleinen Blockfeld. Dieses wird nun aber nicht, wie im Aufstieg in Nähe der Abbruchkante gequert, sondern man weicht diesem südlich aus und steigt geradewegs über die im unteren Teil stark erodierende Grasflanke ab. Sobald sich das Gelände ein wenig zurücklegt, traversiert man schließlich hinüber zum Pfaffensattel.

Vom Pfaffensattel geht’s dann über welliges Gelände an einen Absatz heran. Diesen umgeht man am Besten rechts ausholend über einen Boden, um dann über eine Grasrippe in das obere, bereits verlandete Seebecken recht einfach absteigen zu können. Ab hier sollte einem das Gelände wieder vertraut sein. Über eine Geländeschwelle hinweg gelangt man in das Untere Seebecken. Von dort auf bekannter Route zurück zum Wanderweg und über die Steilstufe bergab zu den östlichen Ausläufer des Steinernen Meeres.

Bei der Wegverzweigung im Steinernen Meer hält man sich dann geradeaus und folgt dem Pfad mitten hinein in die bizarre Karstlandschaft. Den Weg durch diese unübersichtliche Welt aus Schratten im Detail zu beschreiben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ausreichend markiert geht’s Haken schlagend rauf und runter. Die erste Hälfte gleicht dabei einem Tanz über ein spitzes Netz aus Klüften und ein Vorwärtskommen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. In der zweiten Hälfte werden die Karrenplatten zusehends breiter und größer, wodurch ein Weiterkommen wesentlich erleichtert wird. Nach einer guten halben Stunde hat man wieder Grasmatten unter seinen Füßen und ein erdiger Steig führt durch die SW-Flanke des Formaletschs vor zum Schafjöchle.

Kurz vor dem Schafjöchle macht eine Markierung auf den Steig zum Formaletsch aufmerksam. Scharf nach rechts führt dieser durch die Hänge hinüber zum unteren, noch flachen Teil des SO-Rückens. Von dort zwischen schönen Karstfelsen an den aufsteilenden Gipfelhang heran und in wenigen Serpentinen hinauf zum abgerundeten, üppig bewachsenen Gipfelplateau des Formaletschs. Im Norden die Rote Wand, begrenzen im Süden Rätikon, Silvretta und Verwall den Horizont.

Wieder auf gleichem Weg zurück zur Wegverzweigung, folgt man dem breiten Pfad vor ins Schafjöchle. Bei einer kleinen Lacke achte man nun auf eine nach rechts wegführende unscheinbare Pfadspur. Auf diese wechselnd verlässt man den Wanderweg zur Freiburger Hütte und steigt zu Beginn durch ein Tälchen, wenig später entlang eines Bachgrabens zu schönen Weideböden ab. Ein deutlicher Pfad führt von dort nun in nordwestlicher Richtung hinüber an eine üppig bewachsene Steilstufe. Zwischen Buschwerk nach rechts in eine Mulde hinab, trifft man an deren Ende auf einen alten Alpweg. Auf diesem nun in einer Kehre hinunter zur Bushaltestelle bei der Formarinalpe.

 

Anmerkung:

Das Zugertal ist während der Sommersaison ab dem Ortsteil Zug für den Normalverkehr gesperrt. Zwischen 8:00 Uhr und 16:30 Uhr besteht ein absolutes Fahrverbot, jedoch verkehren während dieser Zeit regelmäßig Wanderbusse ab Lech, Postamt.

Bis 8:00 Uhr und ab 16:30 Uhr sowie außerhalb der Sommersaison ist die Straße durchs Zugertal eine Mautstraße und kann mit dem PKW gegen eine Gebühr (Stand 2018: € 15) befahren werden. Genaue Details können bei der Gemeinde Lech unter Tel.: +43 (0)5583 / 2213 erfragt werden.

 

Gehzeiten:

Formarinalpe, Bushaltestelle – Untere Schütz – Steinernes Meer (ca. 1' 00'') – Obere Schütz (ca. 25'') – Pöngertlekopf (ca. 1' 00'') – Pfaffensattel (ca. 20'') – Obere Schütz (ca. 35'') – Steinernes Meer (ca. 20'') – Schafjöchle (ca. 40'') – Formaletsch (ca. 25'') – Schafjöchle (ca. 20'') – Formarinalpe, Bushaltestelle (ca. 35'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (4)


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trainman hat gesagt:
Gesendet am 7. Januar 2019 um 01:26
Ein offensichtlich besonders schönes Gebiet im Lechquellengebirge-da muss ich wohl im Sommer mal hin. Sehr gutes Fotomaterial!
Beste Grüsse
trainman

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Januar 2019 um 22:35
Vielen Dank!
Das Wegenetz zwischen Spuller- und Formarinsee ist nicht so dicht, da findet sich auch im Sommer das ein oder andere Tourenziel, das nicht überlaufen ist.
Beste Grüße
Grimbart

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 7. Januar 2019 um 11:33
Hallo Erwin,
Gratulation zur schönen Tour; hätte mir schon gedacht dass der Gipfel doch ganz nach Deinem Geschmack sein müsste.
VG Sven

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Januar 2019 um 22:42
Hallo Sven,
Da hast du schon den richtigen Riecher. Ein Gebiet ganz nach meinem Geschmack.
Eine Bike & Hike Tour wie bei dir, wollte ich mir aber nicht antun. Also kam nur die Nachsaison in Frage, weil dann die Straße für den Verkehr nicht mehr gesperrt ist.
Beste Grüße
Erwin


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