Abenteuer am Nollenhorn (3185m)
|
||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Ein unfreiwilliges Abenteuer erlebten wir am Nollenhorn.
Man kann es wohl auch gut und gerne als Notbiwak bezeichnen. Eigentlich hatten wir das Nollenhorn auch schon längst bestiegen und waren schon fast wieder auf festem Grund. Nur: es fehlten noch die letzten Meter...
Aber der Reihe nach :
Das Nollenhorn (3185m) ist ein eher selten besuchter Gipfel im Kamm, der vom Stellihorn (3436m) gen Norden in Richtung Saas Almagell verläuft. Eine Übersicht der gängigen Routen findet man z.B. bei
Johnny 68 hier.
Wir entschieden uns für den Aufstieg über den Südgrat vom Stellipass (3038m) aus. Das hier südlich angrenzende Stelli (3356m) hatte ich vor einigen Jahren schon einmal bestiegen, und so kannte ich die Route bis zum Pass.
Wir starteten also in der Früh vom Staudamm Mattmark (2197m, bis hierher mit dem Postbus) und zweigten vom Stausee an dessen östlichem Ufer ins Ofental ab (Wanderweg, Hinweisschild). Auf etwa 2350m beginnt ein Pfad (Steinmann, vom Wanderweg nach links (nördlich) abzweigend), der sich, mit vielen Steinmännern markiert, über Rasen und zunehmend geröllig, in die Weiten des Wysstales hinaufzieht. Der Stellipass kommt nun in Sicht. Kurz vor dessen Erreichen begannen wir den Aufstieg zum Südgrat.
Anfangs etwas westlich (links) des ersten steilen Felsaufschwungs, dann aber schon gleich auf Rampen zum Grat hinüber, den wir, teils wenige Meter in die linke Flanke ausweichend, ziemlich direkt erkraxelten. Sicher gibt es hier Varianten - wir trafen auf einen alten Haken mit alter Schlinge und einem Seilrest (s. Foto hier), ein unerwarteter und irgendwie unheimlicher Anblick ! Hier und da etwas ausgesetzt, und auch mit etwas Kletterei dabei (T4+, I), bei festem blockigem Gestein, das nur hier und da etwas wackelig bis bedenklich gestapelt ist, erreichten wir den Gipfelpunkt dieses Aufschwungs.
Nun immer dem Grat weiter entlang bis zum geräumigen Nollenhorngipfel auf 3185m, zuletzt von links her über schotteriges Gelände. Ein sehr schöner Aussichtspunkt. Nur die Sicht ins Saastal ist durch den vorgelagerten Nordgrat verdeckt.
Einst war ich von Saas Almagell auf diesem bis zum P. 2924 (Mittelgrat) aufgestiegen, von wo aus der Blick ins Tal natürlich frei ist.
Übrigens fehlt m.W. auf Hikr.org noch eine Beschreibung des kompletten Nordgrats - das letzte Teilstück ist aktuell von
Felix hier ausführlich begangen und beschrieben worden, der Abschnitt von P.2924 bis hierhin steht noch aus.
Auf dem Gipfel angekommen, entschlossen wir uns angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit nun zu dem direkten Abstieg zur Mattmarksee-Staumauer, um dort den letzten Bus zu erwischen. Dies ging auch ziemlich zügig, gut und reibungslos. Ein kurzes Stück auf dem Grat zurück, und dann über Geröll- und Rasenhänge straight bergab. Wir lagen sogar wieder annehmbar in der Zeit, und, die Aussicht auf eine gemütliche Busfahrt vor Augen, wurden die Hänge nun aber zusehends steiler.
. Wir wussten natürlich um die Leiter, die an einem Kraftwerksbau die ansonsten nicht überwindbare, steile bis senkrecht-überhängende Abbruchkante am (herausgesprengten) Wanderweg überbrücken sollte. Ohne diese "sähe man ziemlich alt aus", so schrieb einst jemand hier auf Hikr.....
Tja, aber in einem ersten Versuch gelangten wir nicht an die richtige Stelle, nur wenige Meter trennten uns vom sicheren Grund des breiten verlockenden Wanderwegs. Wir waren zu weit südlich gelandet, und fanden uns nun in sehr steilen, unübersichtlichen Gras-Schrofenhängen wieder. Die nun also wieder ein gehöriges Stück weit hinauf und es weiter nördlich probieren...darüber verging Zeit, und währenddessen erschien der letzte Bus auf der Bildfläche, um ohne uns wieder in den Tiefen des Tales zu verschwinden...!
Schluck ! Schreck ! Was nun ??
Ganz unversehens sahen wir uns dazu gezwungen, hier irgendwo zu übernachten, so die lapidare Erkenntnis nach kurzem Besprechen der Situation.
Angesichts nun einsetzender Dämmerung machte es keinen Sinn mehr, sich noch auf die absturzgefährdete Suche nach der Leiter zu machen. Selbst wenn wir sie noch entdeckt hätten, dann hätten wir ja vom Stausee aus noch eine schöne weite Strecke zu marschieren gehabt, bis nach Saas Grund...
Ein letzter Versuch, in beginnender Dunkelheit noch "nach oben" aus dieser Mausefalle zu entkommen, blieb im Scheine der Stirnlampen in einem steilen Felscouloir stecken. Wir ergaben uns schließlich in unser Schicksal und beschlossen, an Ort und Stelle zu bleiben und die Nacht abzuwarten.
Zu allem Überfluss begann es nun auch noch etwas zu regnen, während wir uns im Dunkeln auf einem Felsband einrichteten.
Was soll man sagen ? Biwakieren in den Bergen, das wollte ich immer schon gerne mal. Jetzt war es also endlich soweit ;-) Zum Glück blieb es trocken, der Regenschauer verzog sich. Windstille, auch ein positiver Faktor. Vor allem aber hatten wir doch einiges an Klamotten dabei, das wir nun alles anzogen, und alsbald hockten wir wie zwei Eulen auf unserem Felsband, dick eingepackt, und mit einer knisternden Rettungsdecke umhüllt und starrten in die Nacht hinaus.
Der Mond erschien und zog gemächlich vorüber und hinterließ einen Sternenhimmel, wie ich ihn wohl selten gesehen habe. Die Milchstraße von unglaublicher Tiefe...Sternschnuppen leuchteten auf. Totenstille dazu.
Und kalt. Sehr kalt.
Ein wenig Proviant hatten wir noch, nur leider herzlich wenige Schlucke zu trinken. Unser Felssims begann auch allmählich sehr unangenehm zu drücken. Um sich zwischendurch etwas zu bewegen, standen uns nur wenige dunkle Meter zur Verfügung, die wir aber ab und an für ein wenig Gymnastik nutzten.
So zitterten wir uns durch die Nacht, und das Erwachen des Tages wurde bejubelt !
Nachdem wir also etwa 10 Stunden an diesem Ort verbracht hatten, hieß es nun, erstmal aus der Mausefalle herauszukommen. Die ersten Minuten mit ziemlich steifen Gliedern auf steilem Schrofenhang waren noch etwas wackelig, aber wir fanden sofort den richtigen Weg "nach oben" - Puh!
Von irgendwelchen Leitern wollten wir jetzt nichts mehr wissen und begannen einen Wiederaufstieg, um die höhergelegenen Wiesenborde zu gewinnen, am Bach genossen wir herrlich-frisches Wasser, die herrlich warme Sonne strahlte, und als etwas zerfledderte Helden traten wir einen landschaftlich allerdings sehr hübschen Gang an, auf den Wiesenhängen bis zum Pfad ins Wysställi und zurück zum Staudamm.
Abschließend möchte ich Wiederholern dieses Direktabstiegs natürlich nur wärmstens empfehlen, sich vorab vom Staudamm aus die genaue Position der Leiter einzuprägen, und vor allem, wie das Gelände oberhalb ausschaut....
Aber, bei aller Kälte, war es eben doch ein unverhofftes Abenteuer, diese Nacht am Stausee, und die Eindrücke unvergesslich. Nur, eben, kalt war`s, sehr kalt, brrrrr....
Man kann es wohl auch gut und gerne als Notbiwak bezeichnen. Eigentlich hatten wir das Nollenhorn auch schon längst bestiegen und waren schon fast wieder auf festem Grund. Nur: es fehlten noch die letzten Meter...
Aber der Reihe nach :
Das Nollenhorn (3185m) ist ein eher selten besuchter Gipfel im Kamm, der vom Stellihorn (3436m) gen Norden in Richtung Saas Almagell verläuft. Eine Übersicht der gängigen Routen findet man z.B. bei

Wir entschieden uns für den Aufstieg über den Südgrat vom Stellipass (3038m) aus. Das hier südlich angrenzende Stelli (3356m) hatte ich vor einigen Jahren schon einmal bestiegen, und so kannte ich die Route bis zum Pass.
Wir starteten also in der Früh vom Staudamm Mattmark (2197m, bis hierher mit dem Postbus) und zweigten vom Stausee an dessen östlichem Ufer ins Ofental ab (Wanderweg, Hinweisschild). Auf etwa 2350m beginnt ein Pfad (Steinmann, vom Wanderweg nach links (nördlich) abzweigend), der sich, mit vielen Steinmännern markiert, über Rasen und zunehmend geröllig, in die Weiten des Wysstales hinaufzieht. Der Stellipass kommt nun in Sicht. Kurz vor dessen Erreichen begannen wir den Aufstieg zum Südgrat.
Anfangs etwas westlich (links) des ersten steilen Felsaufschwungs, dann aber schon gleich auf Rampen zum Grat hinüber, den wir, teils wenige Meter in die linke Flanke ausweichend, ziemlich direkt erkraxelten. Sicher gibt es hier Varianten - wir trafen auf einen alten Haken mit alter Schlinge und einem Seilrest (s. Foto hier), ein unerwarteter und irgendwie unheimlicher Anblick ! Hier und da etwas ausgesetzt, und auch mit etwas Kletterei dabei (T4+, I), bei festem blockigem Gestein, das nur hier und da etwas wackelig bis bedenklich gestapelt ist, erreichten wir den Gipfelpunkt dieses Aufschwungs.
Nun immer dem Grat weiter entlang bis zum geräumigen Nollenhorngipfel auf 3185m, zuletzt von links her über schotteriges Gelände. Ein sehr schöner Aussichtspunkt. Nur die Sicht ins Saastal ist durch den vorgelagerten Nordgrat verdeckt.
Einst war ich von Saas Almagell auf diesem bis zum P. 2924 (Mittelgrat) aufgestiegen, von wo aus der Blick ins Tal natürlich frei ist.
Übrigens fehlt m.W. auf Hikr.org noch eine Beschreibung des kompletten Nordgrats - das letzte Teilstück ist aktuell von

Auf dem Gipfel angekommen, entschlossen wir uns angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit nun zu dem direkten Abstieg zur Mattmarksee-Staumauer, um dort den letzten Bus zu erwischen. Dies ging auch ziemlich zügig, gut und reibungslos. Ein kurzes Stück auf dem Grat zurück, und dann über Geröll- und Rasenhänge straight bergab. Wir lagen sogar wieder annehmbar in der Zeit, und, die Aussicht auf eine gemütliche Busfahrt vor Augen, wurden die Hänge nun aber zusehends steiler.
. Wir wussten natürlich um die Leiter, die an einem Kraftwerksbau die ansonsten nicht überwindbare, steile bis senkrecht-überhängende Abbruchkante am (herausgesprengten) Wanderweg überbrücken sollte. Ohne diese "sähe man ziemlich alt aus", so schrieb einst jemand hier auf Hikr.....
Tja, aber in einem ersten Versuch gelangten wir nicht an die richtige Stelle, nur wenige Meter trennten uns vom sicheren Grund des breiten verlockenden Wanderwegs. Wir waren zu weit südlich gelandet, und fanden uns nun in sehr steilen, unübersichtlichen Gras-Schrofenhängen wieder. Die nun also wieder ein gehöriges Stück weit hinauf und es weiter nördlich probieren...darüber verging Zeit, und währenddessen erschien der letzte Bus auf der Bildfläche, um ohne uns wieder in den Tiefen des Tales zu verschwinden...!
Schluck ! Schreck ! Was nun ??
Ganz unversehens sahen wir uns dazu gezwungen, hier irgendwo zu übernachten, so die lapidare Erkenntnis nach kurzem Besprechen der Situation.
Angesichts nun einsetzender Dämmerung machte es keinen Sinn mehr, sich noch auf die absturzgefährdete Suche nach der Leiter zu machen. Selbst wenn wir sie noch entdeckt hätten, dann hätten wir ja vom Stausee aus noch eine schöne weite Strecke zu marschieren gehabt, bis nach Saas Grund...
Ein letzter Versuch, in beginnender Dunkelheit noch "nach oben" aus dieser Mausefalle zu entkommen, blieb im Scheine der Stirnlampen in einem steilen Felscouloir stecken. Wir ergaben uns schließlich in unser Schicksal und beschlossen, an Ort und Stelle zu bleiben und die Nacht abzuwarten.
Zu allem Überfluss begann es nun auch noch etwas zu regnen, während wir uns im Dunkeln auf einem Felsband einrichteten.
Was soll man sagen ? Biwakieren in den Bergen, das wollte ich immer schon gerne mal. Jetzt war es also endlich soweit ;-) Zum Glück blieb es trocken, der Regenschauer verzog sich. Windstille, auch ein positiver Faktor. Vor allem aber hatten wir doch einiges an Klamotten dabei, das wir nun alles anzogen, und alsbald hockten wir wie zwei Eulen auf unserem Felsband, dick eingepackt, und mit einer knisternden Rettungsdecke umhüllt und starrten in die Nacht hinaus.
Der Mond erschien und zog gemächlich vorüber und hinterließ einen Sternenhimmel, wie ich ihn wohl selten gesehen habe. Die Milchstraße von unglaublicher Tiefe...Sternschnuppen leuchteten auf. Totenstille dazu.
Und kalt. Sehr kalt.
Ein wenig Proviant hatten wir noch, nur leider herzlich wenige Schlucke zu trinken. Unser Felssims begann auch allmählich sehr unangenehm zu drücken. Um sich zwischendurch etwas zu bewegen, standen uns nur wenige dunkle Meter zur Verfügung, die wir aber ab und an für ein wenig Gymnastik nutzten.
So zitterten wir uns durch die Nacht, und das Erwachen des Tages wurde bejubelt !
Nachdem wir also etwa 10 Stunden an diesem Ort verbracht hatten, hieß es nun, erstmal aus der Mausefalle herauszukommen. Die ersten Minuten mit ziemlich steifen Gliedern auf steilem Schrofenhang waren noch etwas wackelig, aber wir fanden sofort den richtigen Weg "nach oben" - Puh!
Von irgendwelchen Leitern wollten wir jetzt nichts mehr wissen und begannen einen Wiederaufstieg, um die höhergelegenen Wiesenborde zu gewinnen, am Bach genossen wir herrlich-frisches Wasser, die herrlich warme Sonne strahlte, und als etwas zerfledderte Helden traten wir einen landschaftlich allerdings sehr hübschen Gang an, auf den Wiesenhängen bis zum Pfad ins Wysställi und zurück zum Staudamm.
Abschließend möchte ich Wiederholern dieses Direktabstiegs natürlich nur wärmstens empfehlen, sich vorab vom Staudamm aus die genaue Position der Leiter einzuprägen, und vor allem, wie das Gelände oberhalb ausschaut....
Aber, bei aller Kälte, war es eben doch ein unverhofftes Abenteuer, diese Nacht am Stausee, und die Eindrücke unvergesslich. Nur, eben, kalt war`s, sehr kalt, brrrrr....
Tourengänger:
Alpenorni

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (10)