Arlberg - Valluga (2809m) - Zürs - mit Abbruch an der Trittscharte


Publiziert von Frankman , 8. Oktober 2018 um 20:03.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:30 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Arlberg 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1470 m
Abstieg: 1370 m
Strecke:Arlbergpass - Ulmer Hütte - Valluga - Pazüelkar - Stuttgarter Hütte - Zürs (Bus und Fußweg zum Arlbergpass)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Arlberg Passöhe
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Zürs - Langen (St. Anton nur im Sommer bis 23.9.) Arlberg Passöhe
Kartennummer:outdooractive.com

Die Valluga (auch Valfaggar, vom rätoromanischen Val vaccaria, deutsch Kuhtal, abgeleitet) ist ein 2809 Meter hoher Berg in den westlichen Lechtaler Alpen und der höchste Gipfel im Arlberggebiet auf der Grenze zwischen den österreichischen Bundesländern Tirol und Vorarlberg. Vgl. wikipedia
Als Kind begegnete mir der Name „Valluga“ jährlich bei der Überquerung des Arlbergs auf dem Weg in den Sommerurlaub. Erst als der Transitverkehr im Straßentunnel schneller Italien erreichen konnte, geriet der Name etwas im Vergessenheit. Jetzt also hoch auf den höchsten Gipfel im Arlberggebiet.
Beim Losgehen um 8.30 Uhr war die Vorstellung erst 12 Stunden später wieder anzukommen noch kein Gedanke wert. Vielmehr unterhielten wir uns über mögliche Kaiserschmarrn und Gösser-Bier nach vollendetem Tagwerk.
Der Anstieg zur Ulmer Hütte zweigt etwa 400m Richtung Stuben von der Passstraße rechts ab. Zuerst auf steilen Fahrweg, dann über einen schönen Pfad aufwärts, machen wir die ersten Höhenmeter. Bis zur Ulmer Hütte wechseln Passagen in schönen Almwiesen mit Abschnitten in für den Massentourismus umgestalteter Landschaft.
Der großflächige Landschaftsumbau ist auch Begleiter auf der folgenden Etappe zum Valfagehrjoch. Damit möglichst viele Wintersportler die Abfahrt zur Ulmer Hütte meistern können, wurde jeder störende Stein wegplaniert. Erst vor dem Valfagehrjoch bekommt der Bergweg wieder eine eigene Wegführung und erreicht an der Nordseite der Schindlerspitze den Passübergang.
Zur Valluga verläuft der Pfad nun um den Jahnturm herum ins Vallugakar. Hier hat man das Gefühl, dass die Vergletscherung noch nicht lange zurückliegt. Das Firnfeld unterhalb der Mittelstation der Vallugabahn ist hier der letzte Zeuge der glazialen Erscheinung. Wenige Meter vor der Mittelstation müssen am Fixseil jetzt erstmals die Hände ran, bevor wir einen wunderbaren Tiefblick zur Ulmer Hütte genießen können.
Direkt hinter dem Gebäude liegt der Einstieg in den „neuen Weg“ zum Gipfel. Der mit Fixseilen und Trittstufen versicherte Weg hat Niveau. An mehreren Passagen führen Kletterstellen über Vorsprünge oder geleiten Seile entlang von Querungen. Ein herrlicher Anstieg in beeindruckender Landschaft. Der gesicherte Gratweg führt über eine kleine Brücke zum Gipfel der Valluga. Ein Glück, dass die Sommersaison vorbei ist und wir die Aussicht von der Panoramaterrasse in Ruhe genießen können. Ein Gruß geht hier kurz an den Wanderfreund aus dem Donauried.
Da die Valluga die höchste Erhebung im Arlberggebiet ist, hat man vom Gipfel eine ungestörte 360° Rundsicht. Lediglich die Antennenanlage liegt im Blickfeld zur Zugspitze.
Der Abstieg in der ruppigen Westflanke des Bergs führt entlang mehrere Seilsicherungen steil abwärts. Dabei wechseln felsige Abschnitte mit rutschigen Geröllspassagen. Auch hier sind Konzentration und Trittsicherheit höchst erforderlich. Sowohl der Anstieg, als auch die Abstiegsroute kratzen gelegentlich an der Obergrenze der T4 Klassifizierung. Die Route ist also Nichts für Spaziergänger und Schläppchenträger. Nachdem die steile Flanke verlassen ist, verläuft der Pfad erst im engem Zick-Zack und weiter auf dem Moränenmaterial. Auch hier liegt die Vergletscherung noch nicht allzu lange zurück.
Der Wegweiser an der Abzweigung ins Pazüelkar zur Trittscharte gibt uns dann Gewissheit über den Gemütszustand. „Nur für Geübte und Bekloppte“. Vielleicht hat der Autor sogar recht. Die Kleber über die Wegsperrung ließen unserer Meinung nach Interpretationsspielraum, ob nun die Passage zur Ulmer Hütte oder zur Alpe Rauz gesperrt sei. Eine halbe Stunde später sollten wir Klarheit bekommen. Im Pazüelkar liegt noch der völlig apere Pazüelferner oder das, was noch übrig ist. Bilder aus dem Jahr 2011 zeigen eine etwa 50m größere Mächtigkeit. Diese fehlende Eismasse gibt am Bergschrund riesige Mengen an Lockermaterial frei, die uns einen Einstieg in die Scharte verhinderten. Weder der direkte Weg zur Scharte, noch die Schleife an den Felsmarkierungen entlang konnten sicher begangen werden. Selbst mehrere 100kg schwere Felsbrocken bewegten sich auf dem lockeren Untergrund. Es war zu gefährlich. Um Punkt 16.00 Uhr entschlossen wir uns zum Abbruch im Parzüelkar. Da wir auch den Anstieg zur Valluga nicht mehr angehen wollten, blieb nur noch der Weg zur Stuttgarter Hütte und weiter hinab nach Zürs. Laut Beschilderung bedeutete dies einen zusätzlichen Zeitbedarf von 3 Stunden. Mit der gegenseitigen Rückversicherung über die Kraftreserven und das Mitführen einer Stirnlampe mussten wir uns den Bedingungen fügen und über den schönen Boschweg die Etappe über die Stuttgarter Hütte und Trittalpe nach Zürs unter die Füße nehmen.
Bis zum 23. September hätten wir ab Zürs sogar eine stündliche Busverbindung zum Arlbergpass erreicht. Am 30. September konnten wir mit der vorletzten Tagesrelation um 19.30 Uhr Richtung Langen zumindest über den Flexenpass bis zur Abzweigung zum Arlberg mitfahren, von wo aus wir in einer guten Stunde die Passhöhe erreichen könnten.
Völlig unverhofft ruft dann der Busfahrer den anderen Fahrgästen zu, dass wir einen kleinen Umweg von etwa 2 Minuten einschieben, die Umsteigeverbindungen in Langen aber trotzdem problemlos erreicht werden. Mit Vollgas hat uns dann der freundliche Postbuschauffeur bis zur Valfagehrbahn gefahren und uns so etwa 1/3 der Strecke zur Passhöhe erspart. Sensationell!
Auf der alten geschotterten Passstraße konnten wir jetzt im Lichtkegel der Stirnlampen die noch fehlenden 160 Höhenmeter in knapp 40 Minuten zurücklegen. Genau 12 Stunden nach unserem Aufbruch waren wir wieder am Ausgangspunkt. Nur für Kaiserschmarrn war es jetzt zu spät.
Basst scho!
Auf ein weiteres Servus in Österreich.


Tour gemeinsam mit Commander

Tourengänger: Frankman


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