Saignelégier - St. Ursanne dem Doubs entlang in 2 Tagen


Publiziert von rkroebl , 6. September 2018 um 13:12.

Region: Welt » Schweiz » Jura
Tour Datum: 4 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 433 m
Abstieg: 969 m
Strecke:Saignelégier - Gumois - Soubey - St. Ursanne (35, 8 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Saignelégier
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo St. Ursanne
Kartennummer:222 Clos du Doubs / Garmin etrex 30

Meine wirklich schöne *Tour von Le Locle nach Saignelégier im Tal des Doubs fand nun ihre Fortsetzung. Diese Verlängerung meiner Wanderung dem Fluss entlang muss sich vor der Vorgängerin auch nicht verstecken. Auch sie war ein besonderes Erlebnis - wenn auch landschaftlich etwas ganz anderes.

1. Tag

Mit allerhand Bahnstörungen, verpassten Anschlüssen und einer Meisterleistung des Bahnhofs Delémont, erreichte ich von Zürich aus kommend den Bahnhof von Saignelégier gegen Mittag. Wozu ich dazu vor 5 Uhr aufgestanden bin, kann man mit Fug und Recht fragen. Wie auch immer, ich hatte entschieden, meine zweite Tour am Doubs dort anzufangen, wo die Erste aufgehört hatte. Demzufolge ging es erst einmal durch mir schon bekannte Gefilde munter 500 hm hinunter nach Gumois am Doubs. Dort holte ich noch das Mittagessen in Form einer Forelle im Hotel du Doubs, gleich an der Brücke nach Frankreich, nach. Hat ausgezeichnet geschmeckt. Der gelb bis St. Ursanne durchsignalisierte Wanderweg beginnt gleich auf der Terrasse des Hotels und ist erst eine (unbefahrene) Fahrstrasse, später ein Natursträsschen direkt am Fluss entlang. Meist im Wald, sieht man den Fluss immer wieder durch Lücken zwischen den Bäumen, könnte auch hier oder dort mal ans Wasser hinunter. Ich blieb auf dem Strässchen, das sich wirklich zieht, bis es langsam immer schmaler wird und zum eigentlichen Wanderweg mutiert.

Das Tal des Doubs wird weiter, die Landschaft immer einsamer und die Ausblicke auf den ruhig dahinfliessenden Fluss immer schöner, romantischer. So geht das etliche Kilometer dahin, einfach und angenehm zu gehen. Anders als am oberen Lauf des Doubs, verlässt der Weg den Fluss nicht, um irgendwo über die Felsen zu kommen. Er bleibt immer unten. Selten ist man mehr als 20 m vom Ufer entfernt. Nähert man sich Soubey, wird's dann wirklich wunderschön. Herrliche Wiesen direkt am Fluss laden zur Pause. Ich habe mir sogar ein Nickerchen genehmigt im Gras, die Füsse fast im Wasser. Da der Nachmittag fortgeschritten war, drängte sich langsam auf, dass ich mich um zwei Dinge kümmere: primär um Trinkwasser, denn davon war nichts mehr übrig. Ausserdem galt es, mich um geeignete Übernachtungsmöglichkeit umzusehen. Beides nicht ganz einfach, denn: sämtliche Doubs-Zuflüsse, alle Bäche die von rechts oben kamen, waren komplett trocken. Kein Tropfen Wasser (ausser dem Doubs selber). Andererseits hat es in dieser Gegend unzählige, fantastische Plätzchen, auf denen ich mein Zelt hätte aufstellen können. ABER: Die ganze Gegend ist ein Naturschutzgebiet, Campieren ist hier verboten. Offenbar wird das auch kontrolliert. Kommt dazu, dass man sich da direkt an der Grenze befindet und das Grenzwachtcorps patroulliert.

Das Wasserproblem löste sich glücklicherweise nach ein paar weiteren trockenen km in Form eines munter daherplätschernden Zuflussbachs. Das mit dem Zeltplatz dann auch, direkt am Ortseingang von Soubey, wo eine Bauernfamilie eine Ecke ihres Lands in eine kleine Zeltwiese umgestaltet hat. Feuerstellen, Picknick-Tische (des Fernwanderers liebstes Ding!), topfebenes Gelände. Wasser gibts, Toiletten auf dem Hof gleich dort und duschen könnte man auch. Das Ganze "ausgehandelt" mit einer sympathischen Bäuerin, die gerade mit einem riesigen Traktor und Zubehör Siloballen rumbalancierte. Schlicht perfekt - und das für CHF 8.00 pro Nacht. 

Diese Etappe: 19, 5km, T1, ca. 5,5 h

2. Tag 

Nach herrlichen 9 Stunden Schlaf, machte ich mich im Morgengrauen weiter auf den Weg in Richtung St. Ursanne. Die Morgennebel lichteten sich und nach nicht langer Zeit marschierte ich an der immer wärmer brennenden Sonne. Nach ein paar km, kurz nach dem Gehöft La Réchesse, hat man die Wahl, geradeaus weiter nach St. Ursanne zu gehen, oder den Doubs auf eine schwabbeligen, aber stabilen (danke, Genie RS 1972!) Brücke zu überqueren und am anderen Ufer weiter zu gehen. Diese Querung empfehle ich unbedingt, der schöne Weg ist auf der anderen Seite, die inzwischen wieder Schweizer Territorium ist - der Doubs fliesst hier inländisch. Was nun folgt ist Vergnügen pur. Ein schmaler, wohl zumindest an Wochentagen kaum begangener Pfad führt immer direkt dem Ufer entlang. Vögel und Fische beobachten, Füsse ins Wasser halten (oder planschen, wenn einem darum ist), die Einsamkeit und traumhafte Landschaft geniessen. Am Rande bemerkt: bei Tariche gibt es die Möglichkeit, den Doubs auf einem Kahn (Seilzugbetrieb, offenbar Selbstbedienung) zu überqueren. Am anderen Ufer gibt es eine Zeltwiese, wo man campieren könnte.

Für mich ging es weiter am Nordufer dem Fluss entlang, unspektakulär, einfach schön. Irgendwann kommt man um eine Linksbiegung des Doubs und sieht in der Ferne die Eisenbahnbrücke, die gleich beim Bahnhof St. Ursanne endet. St. Ursanne selber - ich habe das hübsche, mittelalterliche Städtchen mit dem berühmten Kloster schon öfter besucht - ist einen Abstecher mehr als wert. Abstecher schreibe ich deshalb, weil der Bahnhof von St. Ursanne etliches ausserhalb und deutlich weiter oben am Berg gelegen ist. Ich ging direkt zum Bahnhof und so war für mich der anstrengende Teil des Sache am Schluss der Aufstieg auf einer Naturtreppe vom Doubs hinauf zu den Geleisen. Von dort ging's dann flott mit nur einmal Umsteigen in Biel zurück nach Zürich.

Diese Etappe: 16,3 km, T1, ca. 4,5 h


Fazit über beide Touren (die man, hat man die Zeit, auch zusammenhängen kann, natürlich):

Diese abgelegene Ecke der Schweiz zu besuchen ist mehr als lohnend. An der eigentlichen Flussstrecke von Les Brenets nach St. Ursanne gibt es unzählige schöne Ausblicke, die Route ist auf der ganzen Linie praktisch menschenleer. Wenn ich in den 5 Tagen insgesamt 10 Wanderer angetroffen habe, dann ist das vermutlich hoch geschätzt. Man ist sehr alleine da in dem Tal. Die obere Etappe ist streckenweise wild, man wandert durch Schluchten, steigt oft weit über den Fluss hinauf in die Felsen und wieder hinunter. Sie ist deshalb rein körperlich betrachtet wesentlich anspruchsvoller, als jene ab Gumois nach St. Ursanne. Reizvoll sind beide, ich empfehle sie uneingeschränkt zur Nachwanderung.

Organisatorisch ist zu beachten: Trinkwasser ist (wie immer im Jura) schwer zu kriegen. Ich habe mich in Bächen bedient und gefiltert. Einkaufsmöglichkeiten gibt es praktisch keine - der ganze Proviant muss mit. Es gibt Restaurants, hie und da. Mit teilweise exotischen Öffnungszeiten. Zelten ist nicht erlaubt - ausser auf Privatgrundstücken mit Erlaubnis der Eigentümer. Ich habe für meine drei Nächte mit Erlaubnis auf dem Gelände eines Fischervereins, auf einem öffentlichen Rastplatz (vermutlich war's auch da verboten, aber keine Schilder und niemand da) sowie beim Bauernhof in Soubey mein Zelt aufgeschlagen.

Tourengänger: rkroebl


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Kommentare (4)


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dominik hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2018 um 15:43
Schöne Wanderung. Ich mag den Jura!

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2018 um 17:49
Ja, der hat es mir auch spätestens seit meinem Höhenwegdurchmarsch von 2010 endgültig angetan.

Gruess, Ray

Krokus hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2018 um 22:08
Danke für diese herrliche Tourbeschreibung. Mir kribbelt es schon in den Beinen und ich würde am liebsten gleich loslaufen. H. G. Ella

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2018 um 19:28
Hoi Ella!

Noch etwas weiter im Herbst ist das sicher noch schöner - und der Herbst ist ja noch nicht mal da!

LG und bis bald,

Ray


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