Kurzbericht 

Kleine Breitseite ob Zermatt


Publiziert von lorenzo , 18. Mai 2019 um 20:18.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:28 September 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 695 m
Abstieg: 695 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Zermatt; Klein Matterhorn Bahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:LK 1348 Zermatt; H. Biner, Hochtouren im Wallis, SAC 1994; D. Silbernagel, S. Wullschleger, Walliser Alpen, topo.verlag 2010; R. Bösch, Schweiz Alpin, AS Verlag 2008

Beim Durchblättern von Robert Böschs schönem Fotoband "Schweiz Alpin"  stiess ich neben vielen anderen Traumtouren - die meisten davon ausserhalb meiner Reichweite - auch auf die Überschreitung des Zermatter Breithorns. Die Beschreibung war verlockend: schöne Hochgebirgskletterei in bestem Fels mit kurzem Zustieg ab der Station Klein Matterhorn und und einem noch kürzerem Abstieg dorthin zurück. Die Tour schien für eine Tagestour von zuhause aus wie prädestiniert zu sein, die Herausforderung bestand aber zunächst darin, angesichts des in den Führern angegebenen Zeitbedarfs von 6-8h und unter Berücksichtigung einer Anfahrt mit öV mit dem relativ kleinen Zeitfenster der Klein Matterhorn Bahn zwischen 9.15 und 16.15 auszukommen, des weiteren durfte ich aber auch die grosse Höhendifferenz von rund 3500m zwischen meinem Wohnort und der sich auf über 4000m bewegenden Route nicht unterschätzen.

Wie so oft geht probieren über studieren, umkehren oder aussteigen könnte ich ja nötigenfalls an verschiedenen Stellen der Route, und so machte ich mich an einem schönen Herbstmittwoch auf den Weg. Kurz nach 6 Uhr bestieg in den Zug Richtung Visp, wo ich zufällig einem früheren Arbeitskollegen begegnete, der zur Südrampe unterwegs war. Wir unterhielten uns über vergangene Zeiten und Pleiten, und fast benied ich ihn um seine Aussicht auf eine gemütliche Herbstwanderung... aber wieso lamentieren? Hatte ich doch meine Herausforderung selbst gewählt und mir meinen Stress selber auferlegt! Also musste ich jetzt versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Wir verabschiedeten uns in Visp, und schon bald sass ich alleine im Zug nach Zermatt und kurze Zeit später in den Gondeln nach Furi, Trockener Steg und zum Klein Matterhorn.

Auf einer guten Spur, aber in merklich dünnerer Luft stieg ich über das Breithornplateau und den Verragletscher zur Roccia Nera auf. Hier begann ich mit der Überschreitung des Breithornkamms, der beste Firnverhältnisse und trockenen Fels aufwies, und ohne auf eine einzige andere Seilschaft zu treffen. Von den beiden Zwillingen seilte ich mich jeweils ab, und den 1. Aufschwung zum Mittelgipfel umging ich nach einem Direktversuch über die Kante, die doch schwieriger war, als sie aussah, und um mit Seilmanövern nicht zu viel der ohnehin kanppen Zeit zu verlieren, auf der sogenannten "Faulpelzvariante" südlich vom Grat. Am 3. Aufschwung sicherte ich mich an zwei Stellen mit Schlingen, und schon bald balancierte ich über den wunderbaren Firngrat, auf dem ich endlich unbeschwert die fabelhafte Aussicht auf die westliche Couronne Impériale geniessen konnte, zum westlichen Hauptgipfel. Mit einem Blick auf die Uhr vergewisserte ich mich, dass für den leichten Abstieg über die Südflanke noch genügend Zeit blieb. Und tatsächlich erreichte ich ca. eine Viertelstunde vor "Schluss" die Bergstation der Klein Matterhorn Bahn. Müde und zufrieden gondelte ich, begleitet von Angestellten der Bergbahn, mit der letzten Talfahrt gemütlich hinunter nach Zermatt.

Zustieg zur Roccia Nera

Von der Station Klein Matterhon (3817m) hinunter zu P. 3793, über das Breithornplateau nach E zu P. 3824, und weiter nach E und leicht N ausholend, zuerst ab- bis ca. 3760m , dann leicht aufsteigend und flach (Spalten) über den Grande Ghiacciaio di Verra unter die Roccia Nera SW-Flanke bei ca. 3880m, und über diese (40 Grad) auf den Gipfel (4073m), 345Hm Auf- und 90Hm Abstieg, 1h 45min-2h, L.

E-W-Überschreitung des Breithorns
Von der Roccia Nera (4073m) über den SE-Grat zuerst auf Firn, dann kombiniert auf den Gendarm oder E Breithornzwilling (4106m). Über den NE-Grat abklettern (III) oder über die W-Flanke 15m und 20m abseilen und über den SE-Grat auf Firn und kombiniert auf den E-Gipfel oder W Breithornzwilling (4138m). Über den WNW-Grat zu einem Band und auf diesem schräg nach SW hinunter abklettern (III-III+), oder über die SW-Flanke 20m und 25m abseilen und weiter über den WNW-Grat auf Firn zur Selle 4020 am Beginn des Mittelgipfel ENE-Grats. Ein 1. Aufschwung wird direkt über den Grat (20m, III+, 35m, IV, Bh) oder leichter S über eine Platte, ein Couloir und eine Rippe (III) erklettert. Das folgende Türmchen wird S umgangen, dann über den 2. plattigen Aufschwung (20m, III, Hk) hinauf. Der 3. Aufschwung wird S durch einen Felskamin erklettert (II,III), dann über ein Türmchen (III) und den oberen ENE-Grat auf Firn zum Mittelgipfel (4156m). Über den Verbindungsgrat auf Firn zum Sattel 4085 und weiter zum W- oder Hauptgipfel (4164m), 325Hm Auf- und 235Hm Abstieg, 3-5h, ZS.

Abstieg vom Breithorn W-Gipfel zur Station Klein Matterhorn
Vom Breithorn W-Gipfel (4164m) über den W-Rücken bis ca. 4080m, dann über die S-Flanke (35 Grad, ev. vereist) SE haltend hinunter und in einem weiten Rechtsbogen über das Breithornplateau zurück zur Station Klein Matterhorn (3817m), 370Hm Ab- und 25Hm Aufstieg, 1h-1h 30min, L. 

Material: übliche Hochtourenkletterausrüstung mit 50m Einfachseil, 6 Express, 3 Schlingen, 2-3 kleinen und mittleren Friend sowie Kk-Set.

Fahrplan: Station Klein Matterhorn 9.15, Roccia Nera 11 Uhr, W-Gipfel 15.05, retour 16 Uhr.

Tourengänger: lorenzo


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