Breithorn Überschreitung


Publiziert von Freeman , 29. August 2013 um 23:31.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:20 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Klein Matterhorn - Roccia Nera - Breithornzwilling Ost / Gendarm - Breithornzwilling West - Breithorn-Mittelgipfel - Breithorn-Westgipfel - Klein Matterhorn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Klein Matterhorn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Klein Matterhorn
Unterkunftmöglichkeiten:LODGE MATTERHORN GLACIER PARADISE
Kartennummer:1:25'000 Blatt 1348 Zermatt

Bei der Breithornüberschreitung soll es sich um eine grosse kombinierte Tour in einer hochalpinen Landschaft handeln, die ihresgleichen sucht. Wir haben sie gesucht und auch gefunden, eben, die Breithornüberschreitung. Die Überschreitung der einzelnen Gipfel ist lohnend, abwechslungsreich und ein paar wenige Male auch leicht exponiert. Lange Strecken (horizontal) geht man auf Firn und Eis, der Breithorngipfel (vertikal) bietet dann aber eine recht interessante Felskletterei.

Wir starten von der Unterkunft beim Klein Matterhorn ca. um halb fünf Uhr morgens. Wir sind die Ersten die heute losziehen und vor uns liegt der dunkle weite Breithornplateau. Nur der Vollmond steht am Himmel, spendet jedoch nur wenig Licht. Der Wind zieht heftig über den Breithornpass und ich ziehe meine Kapuze eng zusammen. Trotzdem stöbert der lockere Schnee mir ins Gesicht und im Schein meiner Lampe flitzen die Schneeflocken über den Gletscher.

Wir ziehen unsere Spur recht nahe an den Felsen des Breithorns, möglichst die Höhe von 3800m zu halten. Ein - zwei Gletscherspalten überschreiten wir über 'Schnee- Eisbrücken'. Eine davon, wie ich einen Tag später bei Tageslicht genauer ansehen kann, ist doch stark unterhöhlt.

Der Firnhang hinauf zur Roccia Nera ist steil und das Eis brüchig. Den Eispickel kann man kaum einschlagen und eine Eisschraube würde in diesem Eis nicht halten. Wir steigen langsam und sorgfältig auf. Die Freude ist gross als wir heute den Gipfel unseres ersten Viertausender erreichen. Auch der Tag bricht nun an und die Berggipfel nah und fern lassen sich gut erkennen.

Weiter geht unsere Tour immer in sicherem Abstand zu den Wächten dem Gendarm entgegen. Die Kletterei über den Fels hoch ist nicht so mein Ding. Ich sehe keine Griffe und möchte so früh am Morgen beim ersten Felsen nichts riskieren. Wir suchen deshalb nach einer Variante und finden diese ein paar Meter westlich bei einem Felsband welches uns auf den Gendarm führt.

Eine Bergführerin mit ihrem Gast hat uns schon fast eingeholt und ich warte gerne einen Augenblick um diese zwei vorzulassen. Wie flink sie ist zeigt sich dann eindrücklich bei der ersten Abseilstelle am Breithorn Ost. Wir brauchen mindestens doppelt so lange wie die Berführerin und sehen unten nur noch ihre Abdrücke im Schnee.

Wir sind natürlich auch nicht hergekommen um mit uns, einem anderen oder mit der Zeit ein Wettrennen zu veranstalten. So über die Berge zu rennen entbehrt sowieso jeglichem Genuss.

Das 'Pièce de résistance' dieser Tour bildet der Grat auf den Breithorn Mittelgipfel. Man kann den ersten Felsaufschwung direkt erklettern oder das Couloir etwas weiter links (westlich) auf der Südseite nutzen. Wir entscheiden uns für die harmlose und die weniger interessante Variante. Es hat einen einzigen Bohrhaken, den wir dann doch gerne nutzten.

Der zweite Aufschwung ist eine von Rissen durchzogene 'Platte'. Der dritte Aufschwung ist wieder Klettern mit grösstem Vergnügen. Bald darauf stehen wir auf dem Breithorn Mittelgipfel und machen am Übergang zum Firn an einem schönen Plätzchen unsere Rast. Hier lässt sich gut verweilen, die Bergsicht geniessen und andere Seilschaften beobachten welche über den Gipfel steigen und an uns vorbeiziehen.

Nach einer ausgiebigen Zeit faulenzen und geniessen machen wir uns schon fast widerwillig auf den Breithorn Westgipfel zu erstürmen. Unser Sturm hält sich in Grenzen, denn da sind bereits dutzende andere Bergsteiger die den Westgipfel über die Normaloroute sich hart erkämpft haben.

Wir gesellen uns dazu, rasten und ich lausche dem einen und anderen Gespräch im Wirrwarr der zahlreichen Sprachen. Unsere Nachbarn lassen sich aus über das zahme Breithornplateau ohne Biss und Spalten. Bei diesem Gelaber schiessen mir die Erinnerungen durch den Kopf wie wir vor rund drei Jahren auf diesem zahnlosen Gletscher, genau da unten in der Ebene unterwegs waren... Bei einem kurzen Halt wollte uns eine andere Dreierseilschaft überholen. Der Seilschaftsführer brach ohne Vorwarnung oder sichtbare Anzeichen plötzlich bis zur Hüfte ein, zappelte wie wild und schrie als würde ihn gleich der Belzebube holen kommen. Seine zwei Seilkameraden waren gelähmt wie dumme Schafe vor dem Zähne fletschenden Wolf und machten keinen Wank. Schlussendlich konnte der Seilschaftsführer dann doch noch wieder herausgezogen werden.

Es ziehen zahlreiche Einzelgänger an uns vorbei und auch weiter unten auf dem Breithornplateau sehen und begegnen wir vielen Personen ohne Seil. Wenn ich von einem Bergunglück höre, dann macht mich dies betroffen. Wenn ich nun aber diese Menschen sehe, wie sie verantwortungslos sich selbst gegenüber leichtfertig über den Gletscher wandern, dann muss ich sagen, in einem solchen Fall, selbst Schuld und keine einzelne Krokodilsträne wert! Wenn man als Bergsteiger sein Risiko im Alleingang kennt und auch ohne Gejammer die Konsequenzen trägt, dann soll es so sein - habe ich auch schon gemacht.

Den Nachmittag verbringen wir im reich bevölkerten Restaurant, auf dem Gipfel des Klein Matterhorn oder dösend im Bettchen der Unterkunft.

Dies war eine genial schöne Überschreitung mit hohem Wiederholungsrisiko ;o)


Tourengänger: Freeman


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Kommentare (1)


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EverWrest hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 30. August 2013 um 00:48
Schöne Tour! Hatte ich auch schon im letzten Jahr ins Auge gefasst - steht aber immer noch aus....

Grüße


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