Breithorn Überschreitung Ost - West


Publiziert von Sherpa , 30. Juli 2015 um 22:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:28 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 8:00
Unterkunftmöglichkeiten:Lodge klein Matterhorn Gandegghütte Zermatt

Vollständige Breithorn Traversierung Roccia Nera 4075m - Breithorn West 4164m

Bei der Breithorn Traversierung handelt es sich um eine grosse kombinierte Tour in einer hochalpinen Landschaft, die ihresgleichen sucht. Die Überschreitungen sind lohnend, abwechslungsreich und ein paar Mal exponiert. [Quelle: Alpinführer Walliser Alpen 4/5]

Der Aussage des Alpinführers können wir nur zustimmen.
Die ganze Breithornüberschreitung von Ost nach West konnten wir besten Verhältnissen durchführen.

Wir entschieden uns für die Matterhorn-Lodge für die Übernachtung, damit wir ein längeres Zeitfenster haben und die meist guten Bedingungen am Morgen nutzen können. Die Matterhorn Lodge können wir wirklich weiter empfehlen: freundliche Angestellte, die uns alles zeigten und erklärten, es hat Duschen und WC auf gleicher Etage, grosszügiger Essraum mit Kochmöglichkeiten oder Mikrowellen für die Erwärmung der vorbestellten Abendessen. Alles sehr sauber. Einziger Wehrmutstropfen ist die Höhe von 3800m.

Nach einer kurzen Nacht stiegen wir um 4 Uhr morgens aus den Federn. Das Frühstück stand schon bereit. So standen wir um viertel vor fünf vor der Lodge und seilten uns bereits hier an. Im Scheinwerferlicht der Stirnlampen zogen wir los auf gut gefrorenem Schnee. Zuerst dem Skilift entlang, und dann in Richtung Breithorn-Westgipfel weiter.

Da wir am Vortag kurz Reko über den Breithornpass machten und eine sehr grosse Spalte entdeckten, die nur mit einem grossen Sprung zu übergehen ist, zogen wir etwas höher als geplant in Richtung Breithorn auf, bevor wir auf ca. 3800m in Richtung Roccia Nera abzweigten. Ziel war eine kleine Holzbrücke, welche über die Gletscherspalten gestellt wurde und um eine gute Schneebrücke über einen anderen Spaltenabschnitt nutzen zu können. Da hat sich unser Besichtigung vom Vortag bereits gelohnt.

Ohne Probleme erreichten wir den Pt. 3831 und konnten weiter die gute Spur nutzen welche für den Giro benötigt wird. Wir blieben möglichst auf Höhe 3800m, zogen weiter ostwärts und konnten die noch folgenden, sichtbaren Spalten gut überschreiten. Nach einer grossen Randspalte, die noch eine top Schneebrücke aufweist, standen wir bereits im steilen Firnhang zur Roccia Nera.

Wir stapften Schritt für Schritt im Zickzack hoch. Eine weitere Seilschaft nahm die Diretissima. War aber nicht schneller!

Nach 1 ¾ Std. standen wir auf dem ersten Gipfel, die Roccia Nera  4075m. Die ersten Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht, was sehr angenehm war.

Von der Roccia Nera geht es kurz zurück, weiter über den Firn und zum Schluss sehr steil und etwas ausgeapert zur ersten Kletterstelle, um den Gendarm 4106m zu erklettern. Gute Griffe und Tritte. Es gibt mehrere Möglichkeiten hoch zu kommen, die Steigeisenkratzer zeigen den Routenverlauf auf. Schon bald erreichten wir den höchsten Punkt des auffälligen Gendarms 4106m.

Wir seilten von hier ab. Es hat nur Bandschlingen-Stände. Eine weitere Dreier-Seilschaft fragte uns, ob wir die Seile zusammenbinden wollen, damit es in einem Mal hinunter reicht. Wir fanden das eine gute Idee und willigten ein. So gelangten wir direkt bis zum Firn hinunter. Etwas zittern war angesagt, als das Seil beim Abziehen im ersten Moment keine Regung zeigte. Mit etwas grösserem Abstand zum Fels gelang es aber dann jedoch, die Seile runter zu bringen.

Nach dem erneuten anseilen ging es weiter über Firn auf einer guten ausgetretenen Spur. Es folgten die Felsen des nächsten Breithornzwillings (Ostgipfel) 4139m. Sehr exponiert, aber auch da gute feste Felsstücke. Bald kommt die zweite Abseilstelle der ganzen Breithorntraversierung. Wir kletterten diesmal zuerst einige Meter ab, denn der Abseilstand mit den alten Bandschlingen sah furchterregend aus. Das Abklettern ging besser als gedacht. Es geht erst Nordwärts um die Felsen herum. Die weitere Möglichkeit zum abseilen bietet sich für uns günstiger an. Ich lasse meine Frau direkt hinunter und seile dann ab, was mich mit unserem 40 m Seil bis auf wenige Meter auf den Firn hinunter bringt.

Die plattigen Stufen kann ich mühelos absteigen. Dafür ist der Firn hier etwas ausgeapert, was zu besonderer Vorsicht zwingt beim Absteigen. Der Pickel leistet hier gute Dienste. Die Spur wird flacher und wir können etwas durchatmen. Etwa mittig dieses Firnhangs kommt die Spur hoch für den Giro, der halben Breithorntraversierung. Diese beginnt auf dieser Selle, also Breithorn Sattel 4022m. Hier könnte die Tour auch gut abgebrochen werden.

Nun stehen wir vor den Aufschwüngen des grandiosen Grates. Die Aufschwünge sind gut einzusehen, und steil anzuschauen. Direkt oder umgehen? Wir entscheiden uns für die Umgehung, denn ein Bergführer war mit einem Gast lauthals beschäftigt, Anweisungen zu geben, weil es nicht wie gewünscht vorwärts ging….

Wir querten zuerst das Couloir und nutzten den Bohrhaken als Zwischensicherung. Es hatte nur noch wenig Schnee in diesem Couloir, deshalb konnten wir es gut traversieren. Dann folgte leichte Kletterei, ziemlich gerade hoch. Die Route kommt mit der direkten Variante zusammen.

Es folgt ein Riss, der ist gut zu erkennen und stellt keine Probleme für uns dar. Gute Griffe, alle halten bestens. Es ist ein Genuss. Wir können extrem Zeit sparen, indem wir teilweise gleichzeitig klettern. Das Seil kann gut zwischen Felsen gelegt werden. Bohrhaken oder Stände hat es keine. Jedenfalls haben wir keine gesehen. Nach dem Aufschwung geht es kurz hinunter, was etwas unangenehm zu begehen ist, denn die Spur ist sehr vereist und extrem exponiert. Schon bald folgt der dritte Aufschwung. Es hat mehrere Spuren.

Wir nehmen den Kamin, das geht super. Bohrhaken haben wir wiederum keine gesehen. Der letzte Felsaufschwung braucht den mutigsten Zug noch wenige Meter dem Kamm entlang und schon ist der Firn zum Mittelgipfel erreicht. Hier machen wir kurz Pause, da wir die Steigeisen wieder montieren und der weitere Wegverlauf keine Schwierigkeiten mehr aufweisen sollte.

Es geht der guten breiten Spur entlang, den riesigen Wächten vorbei auf den höchsten Punkt des Mittelgipfels 4159m. Der Wind wird mit jedem Höhenmeter heftiger. Es folgt noch der Westgipfel 4165m.

Beim Hochkommen auf den Westgipfel stürmt es furchterregend, was ein verweilen und Aussicht bestaunen nicht zulässt. Schade, wir hätten hier gerne mehr Zeit verbracht, aber so war es mehr als unangenehm.

Sogleich stiegen wir hinunter, damit die Überschreitung auch ordentlich ist, leider in der Aufstiegsspur der vielen späten Gipfelstürmer entlang. So mussten wir dauernd ausweichen. Weiter unten liess der Wind etwas nach und wir nahmen uns Zeit für eine längere Rast und staunten ob der vielen verschiedenen Ausrüstungen, Techniken und Anseilmöglichkeiten.

Auf dem aufgeweichten Schnee, vor allem auf den letzten Metern vor dem Klein Matterhorn, erreichten wir um 12.15 Uhr die Station mit der Luftseilbahn.

Bericht: S.E
 
Fazit:
Sehr schöne, jedoch lange Tour mit viel Abwechslung.
Der frühe Start hat sich gelohnt.
40m Seil reicht, ideal wären 50 m
Express keine benötigt


Tourengänger: Sherpa


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Kommentare (2)


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Ole hat gesagt:
Gesendet am 31. Juli 2015 um 07:33
Glückwunsch zu dieser sehr schönen Tour.
Da werden bei mir Erinnerungen wach...

Grüße Ole

Sherpa hat gesagt: RE:Danke
Gesendet am 31. Juli 2015 um 19:41
Für die Glückwünsche. Die Tour war bei uns schon länger pendent. Ist wirklich zu empfehlen.

Lg Sherpa


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