Piz Bleis Marscha und Piz Bial


Publiziert von Delta Pro , 6. Mai 2018 um 16:53.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Albulatal
Tour Datum: 6 Mai 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 2170 m

Einsame Skitour über drei 3000er im Val Mulix - der Winter neigt sich dem Ende zu

Mittlerweile gibt es für mich unter den Bündner 3000ern nicht mehr allzu viele tief hängende Früchte. Zwischen Julier und Albulapass konnte ich aber die selten bestiegenen Gipfel des Piz Bial und Piz d'Alp Val noch nie besuchen. Nachdem ich am Piz Bleis Marscha vor 13, bzw. 11 Jahren gescheitert war (das letzte mal nur wenige Meter vor dem Gipfel wegen einem Verhauer), wollte ich auch diese Lücke endlich einmal schliessen. Nach der genialen Tour vor zwei Wochen auf Piz d'Err und Co machte ich mir wenig Sorgen um die Schneebedingungen - und wurde eines Besseren belehrt. In Naz ist kein Fleck Schnee mehr zu sehen. Der doch schon recht weiten, aber nicht dramatischen, Tragerei hatte ich es wohl zu verdanken, dass ich das ganze Tal für mich alleine hatte an diesem Sonntag.

Der Gipfelaufstieg zu Fuss auf den Piz Bleis Marscha ist nicht ganz trivial und setzt einigermassen gute Bedingungen voraus. Auch die steilen Schneeflanken unter Piz d'Alp Val und Piz Bial sind nur mit sehr sicheren Lawinenverhältnissen begehbar, würden bei gutem Schnee aber sehr schöne Abfahrten versprechen. 


Um 4 Uhr nehme ich den Aufstieg in Naz vor Preda unter die Füsse. Es ist dunkel, aber bald ist klar, dass die Ski nicht wie erhofft hinter dem Dorf moniert werden können... Da das Tal nordseitig ist, erstaunt dies. Erst knapp unter 2000 m.ü.M. kann ich die Ski anschnallen. Doch für eine ganze Weile ist der Aufstieg eher beschwerlich, da die Schneedecke durch die intensive Schmelze stark geprägt ist. Unterhalb der Steilstufe nach Sur la Crappa wird's langsam besser und über eine schöne, hart gefrorene Schneeoberfläche geht's in den werdenden Tag hinauf in den eindrücklichen Kessel unter dem Piz Bleis Marscha. Richtigerweise würde man leicht westlich des Gipfels durch eine Rinne zum Grat steigen. Diese war mir aber nicht offensichtlich und ausserdem der Weg zum höchsten Punkt unklar. Nach dem Verhauer an dieser Stelle im Frühling 2007 wählte ich daher lieber die andere Alternative durch eine Schneerinne östlich des Gipfels zum Südost-Grat aufzusteigen. Diese Rinne ist ziemlich steil, erlaubt aber teils auch ein Ausweichen auf stellenweise etwas exponierte Felsrippen. Da ich meine Steigeisen ungeschickterweise (!, rollende Tourenplanung...) nicht im Gepäck hatte, war mir dies lieber. Mit dem Pickel konnte ich aber recht gut über Passagen im nur teilweise hart gefrorenen Schnee queren. Schliesslich entlang von Trittspuren aus dem Sommer (der Schnee ist grösstenteils schon weg) etwas südlich um den Vorgipfel und zum höchsten Punkt. Ein wirklich sehr lohnender Gipfel. Abstieg zum Skidepot auf derselben Route.

Schöne Abfahrt auf einer harten, griffigen Kruste bis ca. 2440 m.ü.M. und mit den Harscheisen gegen das auffällige Couloir unter Piz Bial / Piz d'Alp Val. Die relativ steilen Hänge (30-35°) im unteren Teil lassen sich mit den Harscheisen gut begehen, je näher man dem Couloir kommt, desto mühsamer wird's wegen hart gefrorenen Lawinenablagerungen. Den steilsten Teil (ca. 40° auf 150m) lege ich mit aufgebundenen Skis zurück - der Aufstieg ist eher mühsam als schwierig. Im Sattel (ca. 2900 m.ü.M.) öffnet sich endlich der Blick in den Gipfelbereich. Sofort packe ich den jetzt schon weichen Nordost-Hang zum Piz d'Alp Val an - eine Stunde später wäre dies wohl nicht mehr möglich gewesen. In Spitzkehren zur Scharte zwischen Pt 3033 und Pt 3045, dem Ostgipfel des Piz d'Alp Val. Diesen kann man zu Fuss durch steilen und schon durchweichten Schnee oder oder mit etwas Kletterei in schlechtem Fels ersteigen. Der Besuch des wenige Meter höheren Hauptgipfels etwas weiter westlich ist im Winter wohl keine gute Idee.

Abfahrt durch butterweichen Firn in die ehemalige Gletschermulde und ein drittes Mal anfellen. Um zum Piz Bial zu gelangen ist die Querung des steilen Nordhanges unter Pt 3021 nötig - nur etwas für 100% sichere Lawinenverhältnisse. Anschliessend sehr aussichtsreich über den Rücken unter den Gipfel und zu Fuss, am Schluss kurz mit netter Kletterei, zum höchsten Punkt. Die Abfahrt ist oben noch ganz passabel, im Couloir aber wie erwartet sehr mühsam: hart gefrorener Lawinenschnee und beträchtliche Steilheit. Weiter unten kann dann links in besonnte Hänge ausgewichen werden und ich finde idealen, leicht angeweichten Schnee. Auf der Alp Mulix ist das Abfahrtsvergnügen dann vorbei und mit Ach und Krach kann ich mich bis ans Ende des Schnees heruntermogeln. Portage bis Naz. Erst bei Tageslicht sehe ich, dass rechts des Baches allenfalls - etwas abenteuerlich - fast bis nach Naz abgefahren werden könnte. 
 

Durchgangszeiten:
Naz: 4.00 
Piz Bleis Marscha: 6.30
Piz d'Alp Val: 8.40
Piz Bial: 9.20
Naz: 10.15

Tourengänger: Delta


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