Cimon della Pala 3184 m


Publiziert von bergteufel , 21. April 2018 um 11:28.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:20 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Rifugio Rosetta - Cimon della Pala
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Rosetta 2581 m
Kartennummer:Tabacco Karte Nr. 022 Pale di San Martino

Servus Bergsportler / -in !

Der Cimon della Pala, schmeichelhaft das "Matterhorn" der Dolomiten genannt. Er zählt zu den bekanntesten und verehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Seine Positionierung im Dolomitengipfelranking ist weit oben. Der wuchtige Berg schließt die Nordkette der Palagruppe nach Westen hin ab. Im Portfolio der Gipfeljäger ist er ein Hauptbestandteil.
Da denkst du doch, dieses Traumziel eines Bergsteigers sollte Motivation genug sein, um alles ruhen zu lassen und aufzubrechen. Weit gefehlt. Da funkt der Teufel seine Kraxelgenossen an und handelt sich eine Absage nach der anderen ein. Das kann`s doch echt nicht sein, da haben sie einen, der das Ding voraussteigt und kommen nicht in die Puschen. Was tun?
Dann halt auf die bergteuflische harte Tour. Sich an die eigenen Stärken erinnern und es trotzdem wagen. Gemacht, getan. Die Beschreibung von Visentini aus dem Buch kopiert und ...

Um 3 Uhr in München ins Auto gehüpft. Problemlos um 7:30 Uhr bei der Umlaufbahn zum Col Verde bzw. der Rosetta Seilbahn in San Martino di Castrozza angekommen. Kostenlos geparkt und ein Seilbahnticket ganz hoch bis zur Bergstation Rosetta gekauft. Zweimal war ich schon hier, bin stets an der Mittelstation ausgestiegen und habe die Ferrata Bolver Lugli gemacht. Dann hörte ich mir immer irgendwelche fadenscheinigen Ausreden der Kameraden an, hatte nicht den Mut den Berg alleine zu versuchen und so endete es zweimal auf der Cima della Vezzana. Ja, auch ein netter Berg, aber ... heute nicht.
Von der Bergstation bin ich dann in 15 Minuten zur Rosettahütte gewandert. Dort habe ich ein kleines Frühstück genossen, Quartier für die Nacht festgemacht, Teile des Gepäcks im Nebenraum gebunkert und noch einmal kräftig durchgeschnauft. Hinter der Hütte folgt man nordwärts dem beschilderten Wanderpfad Nr. 716 zur Cima della Vezzana. Schon bald folgt ein Paukenschlag, der mich schwer ins Grübeln brachte. Ein Schild mit der Aufschrift Cimon della Pala. Ist dieser Berg markiert, haben sie ihn versichert ? ... solche Fragen schießen einem da durch den Kopf. Bei keinem anderen Dolomitenberg dieser Kategorie gibt es einen Wegweiser. Von jetzt an fühlt sich das Seil im Rucksack doppelt so schwer an. Der Wanderpfad ist gut markiert, du erreichst den Passo Bettega, steigst ein Stück ab (Drahtseile) ins Valle dei Cantoni und wanderst dann hoch, zum schon lange sichtbaren Passo del Travignolo (hierher 2,5 Std. ab der Hütte). Vorsicht, beim Schlußstück kannst du auf Schnee treffen. Rechts vom Passo zieht der Schotterpfad hoch zur Cima della Vezzana, ich wende mich nach links und nehme den sehr ausgetretenen Weg (ist es doch der Abstiegsweg der Klettersteigler) hoch zum Bivacco Fiamme Gialle (3005 m). 
Hier kommen sie an, die Ferratisti, die den Bolver Lugli gemeistert haben.

Die Route:
Der Cimon della Pala wird über die Südostseite erstiegen.
Ich wende mich hinter dem Bivacco leicht ansteigend nach Westen, vielen Steinmännern folgend. Anmerkung: Man steigt hinter dem Biwak nicht gerade zu den Felstürmen auf (Hinweisschild). Kurz vor der ins Tal abbrechenden Kante geht es rechts hoch (nördlich) über gelblichen Fels zu einer schmalen Scharte (SG I). Auf der Schartennordseite absteigen (SG II) und dann zu dem sichtbaren Felsenloch queren. Es folgt die Attraktion der Tour. Du gehst in die Höhle und steigst durch ein schmales Felsenfenster wieder aus (SG II, genannt Bus del Gat). Klasse.
Danach in die Scharte queren und darin aufsteigen bis kurz unter die Schartenkante. Zur Linken steht jetzt der Grohmannturm. Hier beginnt ein festes Drahtseil, welches 30 m über einen Riß (AO, sonst SG III+) nach oben auf einen Absatz leitet. Jetzt links zu einem Kamin und zu Anfang mit kurzer schwerer Stelle (SG III+ auf 2 m, sonst SG II) darin aufwärts. Du kommst zu einem Felsbecken, hier die Rinne nach links verlassen und über eine steile Stufe hoch zum Grat (SG III-). Am festen Grat (genannt Mulet, SG II+, mehrere Haken), sehr ausgesetzt, weiter zu einer Scharte. Man befindet sich jetzt zwischen Gipfelgrat und Grohmannturm (rechts). Nun links eine steile Rampe hoch (SG II+) und dann am zerklüfteten Gipfelgrat (tendenziell rechts haltend, SG II) zur Terre rosse (roten Erde).....

dem Gipfel des Cimon della Pala 3184 m. Für mich eine absolute Enttäuschung. Gut, die rote Erde ist ganz witzig, aber es ist nicht der höchste Punkt. Die Gratzacken Richtung Norden sind deutlich höher. Ich bin sie weiter geklettert, auf der Suche nach einem Gipfelkreuz, aber nichts kommt. Also wieder zurück zum Roterdplatzerl, erst jetzt habe ich wahrgenommen, daß die zusammengeflickten, verrosteten Wasserrohre eine Art Kreuz (sagen wir mal Gipfelsymbol) darstellen sollen, naa, des geht ned. Gipfelbuch gibt es auch keines. Das Topambiente definiert sich ausschließlich über die rote Erde. Schade. Vom Passo del Travignolo bis hierher 2 Std.

Toll ist der Tiefblick nach San Martino di Castrozza und die Aussicht über die Palahochfläche. Das südseitige Panorama der Dolomiten vom Rosengarten bis Pelmo ist interessant. Tief unten siehst du das Gewurrle der Klettersteigler am Bivacco.

Abstieg: Am Gipfelgrat zurückklettern, in die Scharte vor dem Grohmannturm abseilen. Dann in die Rinne parallel zum Grat abseilen und nochmal bis zum Anfang des Dratseils. Entweder hier abseilen oder runterturnen. Der Rest (einschließlich Loch) wird abgeklettert. 40 m Seil genügt.

Fazit: Dieser faszinierende Dolomitenberg entäuscht oben ein wenig. Sonst ist es eine tolle Tour, in Verbindung mit der Ferrata Bolver Lugli, bietet der Cimon eine richtig lange Kraxelei.
Eine ernste Bergfahrt.

Am Rückweg kommst du dann wieder zum Passo Bettega 2667 m. Hier kannst du den Gipfel der Cima Corona mitnehmen. Sie wird über die Nordseite erstiegen. Vom Pass aus folgt man Steinmännern in südlicher Richtung. Stets etwas nach links orientierend erreicht man das Gipfelplateau. Nun zu dessen südlichen Rand und zum Gipfelsteinmann. Toller Tiefblick zum Rifugio Rosetta. Dies ist wohl der Hüttenberg. 30 Minuten ab Pass. Wandergelände T5. Eine schöne Wanderalternative für Leute, die mit der Seilbahn hochfahren.

Berg Heil, habe die Ehre,
der Bergteufel


Tourengänger: bergteufel


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Kommentare (3)


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heinrich hat gesagt: Cimon della Pala
Gesendet am 22. April 2018 um 15:19
Servus Bergteufel,

da hast Du eine großartige Tour gemacht. Ein evtl. nützlicher Hinweis . Ich weiß nicht, mit welcher Kletterzeit der Nordgrat des Cimon in Deinem Kletterführer angegeben ist. Wir hatten, soweit ich mich erinnere, den Führer von Langes.Dort war die Kletterzeit mit 4 Stunden angegeben. Das ist falsch ! Wir brauchten trotz schneller Gangart 10 Stunden ab Rosettahütte und haben dann auf dem Gipfel biwakiert. Ich habe mit Spitzenbergsteigern gesprochen, sie brauchten ähnliche Kletterzeiten. Ansonsten ist der Grat wirklich lohnend, er geht nicht über III + hinaus. Es muß vollständig sicheres, vor allem gewitterfreies Standwetter haben.
Bergheil

Heinrich

ADI hat gesagt:
Gesendet am 24. April 2018 um 13:40
Absolute Toptour.....vom Dolopionier.....von wem sonst!
Echt meraviglioso......*****

Beste Grüsse.....

ADI

bergteufel hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2018 um 21:05
Servus ADI,

danke dir. Ja, dieser Gipfel gehört zu den Top 10 der Dolos. Also, einer für dich. Bis bald,

alles Gute Dir


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