Biwak Brunner - Rollepaß (Teil 2 einer Umrundung der Pala-Hauptgruppe)
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Die nachfolgende Beschreibung ist als Fortsetzung meines Weges um die Hauptgruppe der Pala (bestehend aus den 3 höchsten Gipfeln der Pala, der Vezzana, des Cimon und der Bureloni) zu sehen.
Teil 1: vom Bivacco Brunner zum Rif. Rosetta
Als mich mein zuverlässiger innerer Wecker kurz nach 4 Uhr aus dem Schlaf holt und ich vor die "Hüttentür" sehe, fährt mir ein Schreck in die Glieder: Wolken sind aufgezogen, Nebel wallen um die Türme und Wände, über Nacht ist ein Wetterumschwung zum Schlechten erfolgt - und ich sitze hier am Ende der Welt.
Umdrehen und Weiterschlafen ist in solchen Fällen die Devise - und auch ich rolle mich wieder ein und schlafe eine weitere knappe Stunde, bis mich innere Unruhe erneut aufscheucht: raus jetzt, egal wie das Wetter ist - Du mußt zurück in die Zivilisation. Je eher, desto besser - auf alle Fälle, bevor Gewitter aufziehen!
Schnell sind im Halbdunkel mein Rucksack gepackt und die Bergstiefel geschnürt - als ich um 5:15 Uhr mein Domizil verlasse, kommt grad wieder so ein unheimlicher Nebelballen durch das Val Strut heraufgezogen - die Szenerie hat etwas gespenstisch Bedrückendes. Kurze Zeit später, als ich bereits in flottem Abstieg bin, bricht dann aber doch stellenweise die Morgenröte durch einige Wolkenlöcher - ob ich mich auch heute auf die Schönwettergarantie Südtirols verlassen kann?
Den Sentiero delle Farangole (Verbindungsweg Nr. 703 zwischen Mulaz- und Rosettahütte) erreiche ich bei Kote 2290 m nach genau 30 Minuten - und nun geht es, auf mir bislang unbekanntem Steig, Richtung Rif. Rosetta weiter. Dunkle Wolken wabern gegenüber an der Fradusta, es ist ein Wechselbad der Gefühle, dieses dauernde Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen hinsichtlich der weiteren Wetterentwicklung. Aber egal wie - ich MUSS hier durch, es gibt keine andere Wahl.
Erfreulicherweise läßt sich der Steig gut begehen - trotz der etwas feuchten Bodenbeschaffenheit zu früher Stunde. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind aber unbedingt erforderlich - wenn es auch keinerlei technische Schwierigkeiten oder Orientierungsprobleme gibt, so ist der Steig doch teilweise deftig ausgesetzt: steile Wiesen fallen tief hinab ins Val delle Comelle. Die etwas anspruchsvolleren Stellen sind allerdings durch Fixseile entschärft, die man zumindest zur Unterstützung der Beine hier und da gern in Anspruch nimmt.
Schon bald macht sich bei mir wieder der Durst bemerkbar. Ich muß mir die Reste meiner Feldflasche aber sehr gut einteilen, sie müssen notfalls bis zum Rif. Rosetta reichen! Der Weg führt zunächst 100 Hm abwärts, um dann wieder anzusteigen. Im Bereich Valle delle Galline (es kommt von der Cima della Vezzana herunter, ist aber nicht durch einen Steig erschlossen) findet sich ein Wasser-Rinnsal, hier kann ich endlich meine Trinkflasche auffüllen, was für ein Labsal!
Das Wetter wendet sich zum Besseren, die inzwischen aufgegangene Sonne durchbricht das dichte Wolkengebräu, und durch das Wasservorkommen gestärkt, habe ich jetzt auch wieder einen Blick für die Landschaft übrig. Der Steig führt wirklich prächtig in luftiger Höhe über dem Val delle Comelle dahin, er leitet über längere Zeit drahtseilversichert aufwärts und erreicht schließlich eine felsige, aber technisch unschwierige Unterbrechungsstelle (immer noch an der Mündung des Valle delle Galline).
Danach liegt der gelegentlich ausgesetzte Teil des Steiges hinter mir, ich wandere über einen anmutig grünen Wiesenbuckel weiter und erreiche schließlich zuletzt leicht absteigend den obersten Talgrund des Val delle Comelle bei Kote 2313 m der LK (knapp 2 Std. ab Biv. Brunner) - dort, wo mein Weg Nr. 703 mit dem von der Ortschaft Gares heraufkommenden Weg Nr. 704 zusammentrifft. Gleichzeitig ist dies auch der Punkt, an dem das Valle dei Cantoni vom Passo Travignolo herunterkommt.
Nun geht es, nochmals ansteigend, 250 Hm über die entsetzlich karge, trostlose Steinwüste des Altipiano delle Pale di San Martino hinauf zum Rifugio Rosetta (2581 m). Um 8 Uhr stehe ich vor der Hüttentür - von der Biwakschachtel habe ich also gut 2,5 Std. gebraucht. Und: die Zivilisation hat mich wieder!
Teil 2: vom Rif. Rosetta zum Rollepaß
Nun stellt sich für mich die Frage, wie es weitergeht. Einerseits wäre der einfachste und kürzeste Weg natürlich, mit der Seilbahn hinunter nach San Martino di Castrozza zu gondeln. Aber andererseits .... ich bin inzwischen wieder so gut bei Kräften, daß ich durchaus an mein ursprüngliches Vorhaben - Umrundung der Hauptgruppe der Pala - denken kann.
So steige ich denn den eindrucksvollen Weg Nr. 701, den ich schon von der Besteigung der Cima_della_Vezzana kenne, Richtung Bar Colverde (1985 m) ab. Noch 100m über dieser zweigt ein weiterer Steig mit Nr. 712, der Sentiero del Finanzieri, ab - ihm folge ich, ohne nach Colverde abzusteigen, denn das Wetter wendet sich immer mehr zum Besseren.
Der Sentiero del Finanzieri führt auf nahezu gleichbleibender Höhe unter den eindrucksvollen Südwestwänden der Croda della Pala und des Cimon della Pala dahin. Ich passiere den mit Wegweiser versehenen Abzweig zum Klettersteig Bolver Lugli, der direkt zum Bivacco Fiamme Gialle am Cimon hinaufführt. Kurze Zeit später erreiche ich den markanten Wiesenhöcker namens Crode Rosse (2194 m). Es ist dies der Fußpunkt des vom Cimon herunterziehenden Südwestgrates. Hier ändert sich schlagartig die Bodenbeschaffenheit und damit die Vegetation: prägten bisher karge Geröllfelder das Landschaftsbild, so tritt hier dauerhaft nasser (und deshalb schmieriger) Mergelboden an die Oberfläche mit der Folge einer üppigen Flora. Wie gut tut das plötzliche, unerwartete Grün saftiger Wiesen und dichter Alpenrosenbüsche im Vergleich zum Grau des Altipiano!
Es geht nun steil, aber relativ gemütlich hinunter zu den Weidegründen der Malga Fosse di Sopra (1936 m) - zuletzt führt der Weg durch Lärchenwälder, um bei den Almgebäuden die Paßstraße und damit endgültig die Zivilisation zu erreichen. Weitere 20 Minuten brauche ich, um zuletzt auf der geteerten Straße bequem meinen gestrigen Ausgangspunkt, den Parkplatz am Rollepaß (1989 m) zu erreichen.
Epilog
Ein kleiner Traum ist Wirklichkeit geworden - ich habe die Hauptgruppe der Pala umrundet, mein Weg hat mich in wilde Felslandschaften, einsame Gegenden und auch auf den dritthöchsten Berg der Pala geführt. Bergsteigen ... wenn es auch manchmal vorübergehend eine entbehrungsreiche Sportart ist, so bleibt doch zuletzt die Freude am Erlebten.
Teil 1: vom Bivacco Brunner zum Rif. Rosetta
Als mich mein zuverlässiger innerer Wecker kurz nach 4 Uhr aus dem Schlaf holt und ich vor die "Hüttentür" sehe, fährt mir ein Schreck in die Glieder: Wolken sind aufgezogen, Nebel wallen um die Türme und Wände, über Nacht ist ein Wetterumschwung zum Schlechten erfolgt - und ich sitze hier am Ende der Welt.
Umdrehen und Weiterschlafen ist in solchen Fällen die Devise - und auch ich rolle mich wieder ein und schlafe eine weitere knappe Stunde, bis mich innere Unruhe erneut aufscheucht: raus jetzt, egal wie das Wetter ist - Du mußt zurück in die Zivilisation. Je eher, desto besser - auf alle Fälle, bevor Gewitter aufziehen!
Schnell sind im Halbdunkel mein Rucksack gepackt und die Bergstiefel geschnürt - als ich um 5:15 Uhr mein Domizil verlasse, kommt grad wieder so ein unheimlicher Nebelballen durch das Val Strut heraufgezogen - die Szenerie hat etwas gespenstisch Bedrückendes. Kurze Zeit später, als ich bereits in flottem Abstieg bin, bricht dann aber doch stellenweise die Morgenröte durch einige Wolkenlöcher - ob ich mich auch heute auf die Schönwettergarantie Südtirols verlassen kann?
Den Sentiero delle Farangole (Verbindungsweg Nr. 703 zwischen Mulaz- und Rosettahütte) erreiche ich bei Kote 2290 m nach genau 30 Minuten - und nun geht es, auf mir bislang unbekanntem Steig, Richtung Rif. Rosetta weiter. Dunkle Wolken wabern gegenüber an der Fradusta, es ist ein Wechselbad der Gefühle, dieses dauernde Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen hinsichtlich der weiteren Wetterentwicklung. Aber egal wie - ich MUSS hier durch, es gibt keine andere Wahl.
Erfreulicherweise läßt sich der Steig gut begehen - trotz der etwas feuchten Bodenbeschaffenheit zu früher Stunde. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind aber unbedingt erforderlich - wenn es auch keinerlei technische Schwierigkeiten oder Orientierungsprobleme gibt, so ist der Steig doch teilweise deftig ausgesetzt: steile Wiesen fallen tief hinab ins Val delle Comelle. Die etwas anspruchsvolleren Stellen sind allerdings durch Fixseile entschärft, die man zumindest zur Unterstützung der Beine hier und da gern in Anspruch nimmt.
Schon bald macht sich bei mir wieder der Durst bemerkbar. Ich muß mir die Reste meiner Feldflasche aber sehr gut einteilen, sie müssen notfalls bis zum Rif. Rosetta reichen! Der Weg führt zunächst 100 Hm abwärts, um dann wieder anzusteigen. Im Bereich Valle delle Galline (es kommt von der Cima della Vezzana herunter, ist aber nicht durch einen Steig erschlossen) findet sich ein Wasser-Rinnsal, hier kann ich endlich meine Trinkflasche auffüllen, was für ein Labsal!
Das Wetter wendet sich zum Besseren, die inzwischen aufgegangene Sonne durchbricht das dichte Wolkengebräu, und durch das Wasservorkommen gestärkt, habe ich jetzt auch wieder einen Blick für die Landschaft übrig. Der Steig führt wirklich prächtig in luftiger Höhe über dem Val delle Comelle dahin, er leitet über längere Zeit drahtseilversichert aufwärts und erreicht schließlich eine felsige, aber technisch unschwierige Unterbrechungsstelle (immer noch an der Mündung des Valle delle Galline).
Danach liegt der gelegentlich ausgesetzte Teil des Steiges hinter mir, ich wandere über einen anmutig grünen Wiesenbuckel weiter und erreiche schließlich zuletzt leicht absteigend den obersten Talgrund des Val delle Comelle bei Kote 2313 m der LK (knapp 2 Std. ab Biv. Brunner) - dort, wo mein Weg Nr. 703 mit dem von der Ortschaft Gares heraufkommenden Weg Nr. 704 zusammentrifft. Gleichzeitig ist dies auch der Punkt, an dem das Valle dei Cantoni vom Passo Travignolo herunterkommt.
Nun geht es, nochmals ansteigend, 250 Hm über die entsetzlich karge, trostlose Steinwüste des Altipiano delle Pale di San Martino hinauf zum Rifugio Rosetta (2581 m). Um 8 Uhr stehe ich vor der Hüttentür - von der Biwakschachtel habe ich also gut 2,5 Std. gebraucht. Und: die Zivilisation hat mich wieder!
Teil 2: vom Rif. Rosetta zum Rollepaß
Nun stellt sich für mich die Frage, wie es weitergeht. Einerseits wäre der einfachste und kürzeste Weg natürlich, mit der Seilbahn hinunter nach San Martino di Castrozza zu gondeln. Aber andererseits .... ich bin inzwischen wieder so gut bei Kräften, daß ich durchaus an mein ursprüngliches Vorhaben - Umrundung der Hauptgruppe der Pala - denken kann.
So steige ich denn den eindrucksvollen Weg Nr. 701, den ich schon von der Besteigung der Cima_della_Vezzana kenne, Richtung Bar Colverde (1985 m) ab. Noch 100m über dieser zweigt ein weiterer Steig mit Nr. 712, der Sentiero del Finanzieri, ab - ihm folge ich, ohne nach Colverde abzusteigen, denn das Wetter wendet sich immer mehr zum Besseren.
Der Sentiero del Finanzieri führt auf nahezu gleichbleibender Höhe unter den eindrucksvollen Südwestwänden der Croda della Pala und des Cimon della Pala dahin. Ich passiere den mit Wegweiser versehenen Abzweig zum Klettersteig Bolver Lugli, der direkt zum Bivacco Fiamme Gialle am Cimon hinaufführt. Kurze Zeit später erreiche ich den markanten Wiesenhöcker namens Crode Rosse (2194 m). Es ist dies der Fußpunkt des vom Cimon herunterziehenden Südwestgrates. Hier ändert sich schlagartig die Bodenbeschaffenheit und damit die Vegetation: prägten bisher karge Geröllfelder das Landschaftsbild, so tritt hier dauerhaft nasser (und deshalb schmieriger) Mergelboden an die Oberfläche mit der Folge einer üppigen Flora. Wie gut tut das plötzliche, unerwartete Grün saftiger Wiesen und dichter Alpenrosenbüsche im Vergleich zum Grau des Altipiano!
Es geht nun steil, aber relativ gemütlich hinunter zu den Weidegründen der Malga Fosse di Sopra (1936 m) - zuletzt führt der Weg durch Lärchenwälder, um bei den Almgebäuden die Paßstraße und damit endgültig die Zivilisation zu erreichen. Weitere 20 Minuten brauche ich, um zuletzt auf der geteerten Straße bequem meinen gestrigen Ausgangspunkt, den Parkplatz am Rollepaß (1989 m) zu erreichen.
Epilog
Ein kleiner Traum ist Wirklichkeit geworden - ich habe die Hauptgruppe der Pala umrundet, mein Weg hat mich in wilde Felslandschaften, einsame Gegenden und auch auf den dritthöchsten Berg der Pala geführt. Bergsteigen ... wenn es auch manchmal vorübergehend eine entbehrungsreiche Sportart ist, so bleibt doch zuletzt die Freude am Erlebten.
Tourengänger:
gero

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