Überschreitung der Freispitze


Publiziert von kneewoman , 9. September 2017 um 18:31.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:14 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Reutte ins Lechtal bis Bach. Dort großer Parkplatz im Ort oder kleiner Parkplatz etwas weiter die Forststraße hinauf. Evtl. mit Taxi Feuerstein (Linientaxi oder nach Anfrage) nach Madau. Oder mit dem Bike bis zur Alperschonalpe.

Letzes Jahr war ich nach der Besteigung der Vorderseespitze so zufrieden mit meiner Lechtal-Tour, dass ich diese nur noch hätte schmälern können, wenn ich die Freispitze noch dahinter klemme. Daher habe ich die Überschreitung von der Ansbacher Hütte über Rotspitze und Rotplatte zur Alperschonalpe über den Dreischartl-Weg für dieses Jahr aufgehoben und mir zudem eine Begleitung mitgenommen über deren Anwesenheit ich vor allem beim Abstieg sehr glücklich war.
Auch zu dieser Tour gibt es bereits einige Infos bei hikr und auch bei www.gipfelsüchtig.de. Daher von mir wieder hauptsächlich Zusatzinfos. Ich habe auch einen GPS-Track hochgeladen, der dort startet, wo wir vom markierten Weg (kurz vor der Grißlscharte) abgegangen sind und auf dem Steiner-Knittel-Gedächtnisweg von der Saxeralm zur Alperschonalpe endet. In einem Terrain wie das der Freispitze ist und bleibt aber das Augenmaß ausschlaggebend für die Routenwahl. Der Track dient eher der Vergewisserung, in die richtige Richtung zu gehen.


Von der Amberger Hütte zum Einstieg (1:45h)
Auf bezeichnetem Steig bis kurz vor der Grießlscharte. Wir sind recht früh im grobblockigen Geröll aufgestiegen, was sehr gut geht. Nur ganz zum Schluss wirds recht mühsam. Am Südgrat der Rotspitze angekommen beginnen die eigentlichen Schwierigkeiten.

Aufstieg zur Rotspitze (0:45h)
Den ersten Aufschwung klettert man vom Rotspitz-Südgrat auf ein gelblich-schwarz geflecktes Felswandl zu. Wir haben dazu eine liegende Verschneidung aus hellgrauem Gestein ganz rechts benutzt. Leider hat mein Schuh nicht in den Riss, der sich da anbot gepasst - dann wäre es einfach gewesen, aber so war es schon etwas anspruchsvoll (II+). Eventuell könnte man die Stufe leichter etwas weiter links angehen (siehe Foto), aber da war es nass als wir da waren, sodass wir dies nicht überprüfen konnten. Das Felswandl wird auf jeden Fall nach links auf auf einem Band traversiert und man gelangt auf einen breiten mit Mergelschutt bedeckten Buckel, den man flankiert von einigen Steinmandln hinaufsteigt.
Den Felsriegel, der von der Rotspitze nach links hinabzieht, kann man schon von recht weit her erkennen und sich überlegen, auf welcher Höhe man in einem Linksbogen auf die Wand zugeht. Ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass die von Tef (http://www.hikr.org/tour/post40025.html) eingezeichnete schwarze Aufstiegslinie zutreffend ist und einen gut machbaren Durchstieg des Felsriegels (II-) vermittelt. Allerdings ändert sich damit der Weiterweg im Vergleich zu Tefs Beschreibung geringfügig. Ist man oben auf dem Riegel angekommen, wendet man sich nach links (!) und kommt nach wenigen Schritten zur Schlüsselstelle (dieser Passage oder - meines Erachtens - des gesamten Anstiegs). Ginge man nach rechts würde man in plattigem Gestein in der Wand des Felsriegels landen.
Nun zur Schüsselstelle, von der ich - obwohl ich es mir so fest vorgenommen hatte - natürlich auch kein Bild gemacht habe. Dafür gibts eine Zeichnung, die aus dem Gedächtnis angefertigt habe :-) Also es geht nach links auf eine kleine, erdige Rippe. Ziel ist es, den ca. 4m höher gelegenen Absatz zu erreichen auf dem ein Steinmann thront.  Dazu muss eine 1-1,5m breite Rinne überquert werden, welche an dieser Stelle kleinsplittrigen, wenig vertrauenserweckenden Fels als Grund bietet und oben von einem griffarmen, abdrängenden Felswulst begrenzt wird. Da das Gestein in unserem Fall zudem nass war, haben wir hier das Seil ausgepackt. Robert hat es oben auf dem Felswulst probiert, ich bin unten in die Rinne gestiegen und habe auf eine kleine Trittkannte rübergespreizt. Ich würde sagen unten gings besser. Auf der anderne Rippe angekommen hat man die Schwierigkeiten überstanden und gelangt problemlos über Schutt zum Gipfel der Rotspitze ()

Übergang Rotspitze - Rote Platte (0:30h)
Der Übergang wird gewöhnlich als leichtester Teil der Tour beschrieben. Ich denke, das hängt stark von den aktuellen Verhältnissen ab. Der Regen der vergangenen Tage, der an manch anderer Stelle nervig war, stellte sich hier als Vorteil heraus, da der Mergelsand schön weich und trittig war. Ein bißchen gewöhnen muss man sich halt an den Untergrund. Wegfindungsprobleme können auch nicht auftauchen, man kann alles optimal einsehen. Der Gratkopf wird logischerweise links umgangen und nur die letzen Meter zur Roten Platte erfolgen direkt vom Grat in leichter Kletterei (I+).

Übergang Rote Platte - Freispitzscharte (1:15h)
Hier wird das Gelände als heikel und unübersichtlich beschrieben. Diese Einschätzung kann ich nicht bestätigen. Der Untergrund war und blieb weich und griffig. Wir haben uns an die Beschreibung des AV-Führers gehalten und sind einfach immer am Grat geblieben, bis dieser abbricht und man gezwungen ist nach lins in die Flanke zu folgen. Auch dann haben wir uns immer so nah als möglich an der Gratkannte gehalten und sind zu einem abwärts verlaufenden Felsriegel gelangt. Diesen kann man auf mehreren Wegen schräg nach rechts unten abklettern (I+). Für die letzen Meter des Abstiegs haben wir eine Rinne mit rötlichem, akzeptabel festem Gestein gewählt - ich glaube man kommt etwas unterhalb des Grats in die Freispitzscharte.

Von der Freispitzscharte auf die Freispitze (0:45h)
Vom tiefsten Punkt kann man die Schlüsselstelle dieses Teilstückes direkt gegenüber etwa auf selber Höhe schon recht gut sehen. Allerdings sollte man auf jeden Fall zunächst nach rechts halten und zum Grat aufsteigen. Würde man direkt hinüberqueren, hatte man über der Abbruchkante links zwar zunächst noch trittiges Geröll, aber müsste zum Schluss über heikele Schrofen queren. Also am Grat bis zur Wand der Freispitze und dann in einer Rinne hinab bis zu einem grasigen Band. Auch hier ist das Bild von Tef sehr hilfreich. Allerdings hängt mittlerweile nicht mehr nur das alte Kabel in der Querung, sondern ein neus Drahtseil bis ganz oben, also durch die gesamte Schlüsselstelle, was die Kletterfreude auf diesem einzig festen Abschnitt doch irgendwie schmälert. Die Kletterpassage überwunden kommt der zache Teil der Tour. Im Hochkar zunächst direkt in der Wasserrinne hinauf. Dann lieber früher als später auf die linke Begrenzungsrippe des Hochkars wechseln. Die Querung da rüber ist unangenehm heikel, wird aber oben nicht besser - und Robert schien es auf der Rippe deutlich leichter zu haben, als ich auf Dauer in der Wasserrinne. Von der Rippe kann man dann auch schon sehr gut sehen, wie man am besten in die nächste, sehr bröselige und erdige Rinne nach links wechseln kann, die man sich dann auch noch hochquälen muss. Zumindest beim Abstieg kam es uns so vor als ginge es auf der - im Aufstiegssinn - linken Seite der Rinne besser. Am Ende der Rinne, bevor sich die Felsen aufbauen quert man auf jeden Fall nach links und gelangt über gut gestuften Rätkalk auf den Gipfel der Freispitze.

Dreischartl-Abstieg (3:30 - 4:00h)
Zunächst wie beim Aufstieg die erdige Rinne hinab bis zu einem kleinen Plateau mit Steinmann. Würde man den Aufstiegsweg zurückgehen müsste man jetzt über die Rippe nach links in das Hochkar. Für den Abstieg zur Alperschonalpe wendet man sich jedoch nach rechts hinab und folgt dem Ablauf der Rinne, die an dieser Stelle nicht mehr erdig ist, sondern aus rotem Gestein besteht. So umgeht man einen ebenfalls rötlichen Vorsprung des Gipfleaufbaus querend nach rechts und kann dann den weiteren Abstiegsweg sehr gut einsehen. Das heißt jedoch nicht, dass es von nun an einfach wäre.
In äußerst heiklem Fleckmergel-Gelände quert man zunächst weiter hinüber zum Nordwestgrat (hier noch wenige Steinmänner). An diesem hält man sich in der Folge durchgehen so nah wie möglich und steigt vorsichtig auf die grasbewachsene Fläche des Dreischartls zu. Hier sind Nerven gefragt: Fels prüfen alleine reicht nicht. Es kann durchaus passieren, dass der als solide befundene Block auf den zweiten Druck in sich zusammenbröselt. Außerdem geht es sehr langsam voran - wir haben für die 200 Höhenmeter des Nordwestgrats gut 1:30h gebraucht - und Begehungsspuren, die doch irgendwie Sicherheit vermitteln, sucht man vergebens. Trotzdem: Nicht hudeln und stoisch am Grat entlang hinunter (I-II). Erst ganz zum Schluss wird das Gerlände grasdurchsetzter und die Brocken verlässlicher.
Noch muss ein rechterhand befindliches, rotes Felswandl gequert (I+) und in der folgenden, kleinen Scharte nach links unten ein wenig abgestiegen werden, um anschließend wieder auf den nun grasbewachsenen Grat zu gelangen. Schnell findet man sich auf einem Felsgupf aus weißem Gestein wieder, von dem man eine überhängende Verschneidung mit Hilfe von Eisenbügeln hinabklettert (II). Meines Erachtens hat man den Abstieg aber bereits geschafft, wenn man vor dieser "Schlüsselstelle" steht. Und ist auch sie noch durchstiegen, steht man endlich im ersten Dreischartl und kann sich nun entscheiden, von welchem man in das rechts unten liegende Kar absteigt. Wir haben eine Abstiegsroute in der Mitte gewählt. Ist nicht besonders angenehm, weil steil und bröslig, aber auch nicht besonders anspruchsvoll im Vergleich zum ersten Teil des Nordwestgrats.
Im Kar bleiben wir etwa auf selber Höhe und laufen es in einem großzügigen Bogen aus, bis wir unterhalb der Saxerspitze, den weiteren Abstieg antreten. Viel Abfahren kann man leider nicht und immer wieder muss man recht tiefe Ablaufrinnen queren. Hier haben wir wahrscheinlich nochmal einiges an Zeit vertrödelt und sind über schuttüberflossene Schrofen links unter die Wand des Dreischartlkopfes gequert. So haben wir den Wanderweg linksseitig seiner Bachquerung erreicht. Hier gibt es auch einen Trampelpfad, den wir aber erst gesehen haben, als wir schon auf dem Weg standen.
Von da ab gibt es keine Schwierigkeiten mehr - weder technisch noch hinsichtlich der Wegfindung. Lediglich Ausdauer ist gefragt, auf dem Rückweg nach Madau.

Tourengänger: kneewoman


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