Aufstieg zur Berliner Hütte


Publiziert von schimi , 11. Dezember 2017 um 13:46.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:26 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Morgen soll der beste Tag der Woche werden und wir hatten Glück; wir konnten unseren Bergführer für den Schwarzenstein auch auf Morgen umbuchen. Das bedeutet für uns heute Aufstieg auf die Berliner Hütte.

Gestern hatten wir sintflutartigen Regen, heute ist es nur noch der mittlere Dauerregen der uns belästigt. Wir parken am Breitlahner, legen die Regenklamotten an, dichten alles gut ab und öffnen unsere Regenschirme. Jetzt können wir gemütlich durch den Regen hinauf zur Berliner Hütte marschieren. Bei eingeschränkter Sicht wird das heute sicher kein Tourenhighlight, aber wir haben etwas Bewegung und haben dann auch einen Grund das Abendessen zu genießen. Den ganzen Tag begleitet uns heute die Hoffnung, dass das angekündigte kleine Zwischenhoch wenigstens so viel Einfluss haben möge, dass wir morgen trockenes Wetter bekommen.

Schon wenige Meter hinter dem Breitlahner kommen wir zur Klausenalm, die kennen wir schon, denn unsere Unterkunft in Ginzling macht einmal die Woche dort einen Grillabend. Eine herzig eingerichtete Alm mit sehr leckerem Essen! Wir hatten dort einen angenehmen Abend verbracht. Nach dem Essen waren wir vor der Alm und hatten uns die Viecher angeschaut unter anderem auch eine trächtige Eselin gekuschelt, heute steht schon ein Junges im Stall und schaut neugierig in den Regen hinaus.

Fast ohne Steigung führt uns der Weg weiter in das Tal hinein, steigungsarm ist bei starkem Regen auch nicht das Schlechteste. Bei der Schwemmalm ist es dann aber vorbei mit schlendern. Nach der Alm kommt eine Kehre und dann geht es recht gleichmäßig etwa 300 Höhenmater nach oben, bis zur Grawandhütte. Dort angekommen ist das eine erste Möglichkeit eine kleine Einkehr zu machen. Klatschnass öffnen wir die Türe und werden gleich am Eingang gemaßregelt bloß nicht nass in die gute Stube einzutreten.

Eigentlich sollte man da gleich wieder umdrehen. Aber wir waren irgendwie träge und haben nicht gleich reagiert. In der Hütte war es dann auch nur spärlich beheizt und man hatte auch nicht das Gefühl, dass man hier willkommen ist. Nach unserer Verpflegung sind wird gleich weitergegangen und werden bestimmt auch nicht wiederkommen.

Über die Grawandalm erreichen wir dann einen kleinen Parkplatz, bis zu dem die Hüttenbediensteten und andere Berechtigte fahren dürfen. Von dort sind es nur wenige Meter, bis eine Schranke jeglichen unberechtigten Verkehr zurückhält. Gleich danach beginnt ein kunstvoll gezimmerter, und mit rauem Beton aufgemotzter Fahrweg. Er klebt etliche Meter über dem Bach an einem Steilhang und ist lediglich mit einem dürftigen Elektrozaun abgesichert. Ein Schild macht darauf aufmerksam, dass der Zaun lediglich die Kühe vor dem Absturz bewahren soll und keinesfalls als Handlauf geeignet sei.

Seit der Schranke treffen wir sehr häufig auffällig leuchtrot gestrichene Holzpflöcke mit einem folienkaschierten Schild daran. Darauf steht "Abfall". Bei genauer Betrachtung erkennen wir, dass die Pflöcke immer an einem kleinen Stück menschlicher Hinterlassenschaft eingerammt sind. Ein Papierchen, eine Zigarettenkippe, auch mal die Verpackung eines Energieriegels. Bis zur Alpenrosenhütte sehen wir sicher an die 50 Pflöcke. Jetzt kann man sich fragen, ob das ein erzieherisch wirksames Mittel darstellt, die Landschaft dergestalt zu "dekorieren"...

In der Alpenrosenhütte trinken wir einen Kaffee und haben einen sehr freundlichen und angenehmen Aufenthalt. Ist die Berliner Hütte einmal überfüllt wäre das sicher ein hervorragendes Ausweichquartier, weil der Weg zur Hütte jetzt wirklich nur noch ein Klacks ist. Es geht nach der Alpenrosenhütte gleich links ab und noch etwas bergauf bis wir ein Kriegsdenkmal passieren. Von dort sind es nur noch ein paar Schritte und die Hütte wird sichtbar.

Ein stolzes mehrstöckiges Steingebäude ist die Hütte, jedoch gibt es solche schon einige in den Alpen. Ein klein wenig kann man schon ahnen, dass es eine besondere Hütte ist, welche man da gleich betritt. Wenn man die Eingangstreppe hochgeht, mag einer trotzdem noch denken: "Warum ist die Hütte denkmalgeschützt?"

Nur ein Schritt in die Hütte und schon kommt der Wow-Effekt. Ja, das muss man so erhalten! Sensationell – ein heute viel strapaziertes Wort – aber hier ist es mal wirklich angebracht. Die Eingangshalle über mehrere Stockwerke und komplett holzverkleidet. Gleich dahinter ein Saal der in den Alpen über 2000 Meter seines Gleichen sucht. Nur noch ein Satz aus der Wikipedia zu dieser Hütte... „die Hütte ist einzigartig unter den Alpenvereinshütten – ein eindrucksvolles Zeugnis aus jener Zeit, als das deutsche Kaiserreich und dessen Hauptstadt sich mit Glanz und Gloria auch im Hochgebirge darstellen musste.“

Die Nachteile kommen bei der Hütte natürlich auch zum Vorschein. Außerhalb des Hauptsaals ist es kalt, und die Größe der Hütte erübrigt auch gleich jegliche Fragen zu einer besseren Beheizung. Solch ein Gebäude kann heute keiner mehr mit vertretbarem Aufwand auf angenehme Temperaturen heizen. Einzig die Bäder sind auf dem neuesten Stand inklusive Dusche, da hat das Denkmalamt beide Augen zugedrückt!

Tourengänger: schimi


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