Schwarzenstein über die Berliner Hütte


Publiziert von Andi_mit_i , 17. August 2016 um 22:47.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum: 6 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:34 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch das Zillertal und über Mayerhofen und Grinzing bis zum großen kostenpflichtigen Parkplatz am Gasthof Breitlahner (9 EUR/2 Tage)
Unterkunftmöglichkeiten:Berliner Hütte, Alpenrosenhütte
Kartennummer:AV-Karten 35/1+35/2

Nachdem ich in den vergangenen Jahren mehrere Hochtourenkurse und geführte Hochtouren gemacht habe war es an der Zeit eine Hochtour selbständig durchzuführen. Zum Einstieg habe ich mir den Schwarzenstein in den Zillertaler Alpen über die Berliner Hütte ausgesucht. Zwar konditionell eine ordentliche Tour, aber gletschertechnisch recht unproblematisch. Genau das richtige für den Anfang. Zusammen mit zwei Freunden für die es auch die erste eigene Hochtour nach einigen Kursen war, ging es am Samstag ins Zillertal. Das Wetter war für den Tag zwar noch recht mager, aber immerhin einigermaßen trocken angekündigt, für den Aufstiegstag soll das Wetter dann schön werden.

Gestartet sind wir auf mageren 1256m am kostenpflichtigen Parkplatz beim Gasthof Breitlahner (2 Tage / 9 EUR, bezahlbar mit Kreditkarte am Automaten) über den (gesperrten) Fahrweg in den langen Zemmgrund. Die ersten Kilometer geht es noch recht flach in das Tal rein. Überall ergießen sich malerische Wasserfälle die steilen Felswände herunter. Viel sehen konnte man sonst nicht da noch eine dicke Wolkendecke viel verbarg. Im Bereich der Grawandhütte (1636m) zieht dann der Weg an und es geht in Serpentinen eine Stufe höher. Anschließend verengt sich das Tal zu einer Schlucht am Rande dessen der Fahrweg gewagt in die steilen Hänge gebaut wurde. Nach der Schlucht öffnet sich der Zemmgrund wieder und man gelangt in ein schöne Hochtal in dem die Alpenrosenhütte (1873m) und die Waxeggalm stehen. Ab hier geht es dann auf einem Steig die letzte halbe Stunde hoch zur Berliner Hütte (2042m). Bis hierher sind es bereits 9 Kilometer Wegstrecke und ca. 800 Höhenmeter die wir in 2,5 Stunden zurückgelegt haben.

Von der Berliner Hütte und der Innenausstattung habe ich im Vorfeld schon einiges gehört und war umso gespannter wie die Hütte wirklich aussieht. Und der erste Eindruck vom Eingangsbereich und Speisesaal ist beeindruckend, man kommt sich in eine völlig andere Zeit versetzt vor und glaubt nicht dass man mitten im Hochgebirge ist. Nachdem wir unser Zimmer bekommen haben gab es noch einen Apfelstrudel. Die Lagerzuteilungen finden um 15, 16, 17 und 20 Uhr statt. Um 15 Uhr war noch nichts los, um 16 Uhr dagegen schon eine lange Schlange. Wir haben ein 2er-Zimmerlage reserviert und ein Zimmer mit einem Bett und einer Matratze am Boden bekommen. Fairerweise wurde dann auch nur 1xZimmerlager und 1xMatratzenlager verlangt.

Die Zeit bis zum Abendessen haben wir noch genutzt um zum Schwarzsee hochzusteigen (3 km einfache Wegstrecke und 400 Höhenmeter). Bereits ab ca. 2200m lag der Neuschnee der Vortage, am Schwarzsee lagen ca. 10cm Neuschnee, und das mitten im Hochsommer. Aber der Sommer 2016 ist leider eine recht magere Angelegenheit. Wie es höher aussieht konnten wir nicht sagen, die Wolken gaben die Sicht (noch) nicht frei.

Nach dem Abendessen in einem der drei(!) Speisesääle riß langsam der Himmel auf. Es fanden sogar einzelne Sonnenstrahlen den Weg durch die Wolken. Hoffnung für den Aufstiegstag.

Am Sonntag ging es nach dem Frühstück gegen halb acht von der Hütte los. Es war noch einiges wolkenverhangen, aber blauer Himmel und die Sonne zeigten sich immer mehr. Die ersten Kilometer geht es auf dem gleichen Weg wie der Berliner Höhenweg. An der Abzweigung zum Schwarzsee geht es dann gerade weiter und man geht das Rosskar mit geringer Steigung aus. Erst unterhalb des Saurüssels, dem Westgrat vom Kleinen Mörchner, geht es steil und in einigen Serpentien hoch bis zu einem schönen Aussichtspunkt auf ca. 2500m. Hier wendet sich der Weg nun nach Südosten und mit geringerer Steigung geht es in das weite Mörchnerkar. Der Schnee hat sich gegenüber dem Vorabend schon etwas zurückgezogen aber ab hier lag er dann durchgehend. Der Weg ist bis zum Gletscher mit roten Punkten markiert, war aber vom Schnee bedeckt. Da bereits vor uns Bergsteiger unterwegs waren, konnten wir einfach den Spuren nachgehen und mussten nicht ganz so genau hinschauen. Mit zunehmender Höhe wird der Weg immer schlechter und rustikaler. Immer mehr Blöcke unterschiedlichster Größe versperren ein einfaches Durchkommen. Unterwegs wird ein 5m-Wandl mit Hilfe einer Metalleiter abgestiegen, die einzige gesicherte Stelle der ganzen Tour. Ab ca. 2800m kommt man dann in die ersten Schneerinnen die zur Gletscherfläche hochziehen. Auf 2900m ist die Anseilstelle erreicht und man betritt den Gletscher. Inzwischen hat die Sonne sich durchgesetzt und zwischen den immer weniger werdenden Wolken zeigten sich die Gipfel um uns herum und auch der Schwarzenstein war zum ersten Mal sichtbar.

Die Wegführung über den Gletscher ist denkbar einfach, es geht zuerst geradeaus das Schwarzensteinkees bis zum Schwarzensteinsattel auf 3143m hoch, dann genau auf dem weiten Gletscherrücken bis hoch zum Blockgrat kurz vor dem Gipfel. Wenn man diese Route einhält umgeht man das kleine Spaltengebiet komplett.

Wir sind der breiten Spur gefolgt die auch noch gut tragfähig war. Auf 3000m bog die breite Spur allerdings etwas frühzeitig nach rechts ab und näherte sich dem Spaltengebiet wo sie dann unvermittelt endete. Wir vermuteten dass es sich um eine Spur vom Vortag handelt bei der ein Päärchen mit Hund den Aufstieg im Nebel abgebrochen hat und sich über die vielen Spalten gewundert hat. Sind wohl bei schlechter Sicht falsch gegangen. Wir folgten jetzt einer Stapfspur direkt hoch auf den Rücken raus aus dem Spaltengebiet wo die Spur Richtung Gipfel weiterzog. Richtig angenehm war diese Spur nicht zu gehen, die Schrittweite war einfach zu groß um bequem zu folgen. Selbst Spuren war in dem tiefen Neuschnee (ca. 30cm) aber noch anstrengender.

Bei inzwischen wolkenlosen Himmel kging es langsam zum deutlich sichtbaren Gipfel. Je näher man kam desto mehr steilte der Rücken auf und desto windiger wurde es. Die letzten Meter geht es dann über den blockigen Nordgrat fast ohne Höhengewinn zum Gipfel rüber. Alles war vereist und schneebedeckt und man musste konzentriert über den Grat kraxeln. Nach 5,5 Stunden ab der Berliner Hütte erreichten wir den Gipfel.

Die Aussicht war beeindruckend, im Westen die nahen Zillertaler Nachbarn mit Turnerkamp, Großer Möseler und Hochfeiler, dahinter konnte man auch Wildspitze und Ortler erkennen. Im Osten hinter dem benachbartem Großen Löffler die Hohen Tauern mit dem Großvenediger bis zum Großglockner. Im Südosten die Riesenfernergruppe um den Hochgall und im Süden unzählige Dolomitengipfel. Nach Norden war bis auf den Olperer noch alles wolkenverhangen. 

Wegen dem kühlen Wind sind wir nach ca. 20 Minuten über dem gleichen Weg wieder abgestiegen. Wir sind diesmal lediglich geradeaus weiter bis zum Schwarzensteinsattel und dann direkt den Gletscher runter, so wie man wohl am besten geht. Inzwischen war dieser Weg von anderen Bergsteigern auch gut getreten. Die Schneequalität war leider inzwischen deutlich schlechter und man versank nicht nur in dem Neuschnee sondern auch immer wieder im weichen Firn drunter. Wir waren jedenfalls froh als wir den Gletscher verließen und wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Gegenüber dem Aufstieg wurde das Wetter immer schöner und wolkenlosen und der Abstieg dadurch unglaublich aussichtsreich und schön. Die zunehmenden Temperaturen und die Schneeschmelze führten auch dazu dass alle Bäche die gequert werden mussten deutlich mehr Wasser führten als beim Aufstieg. Es war teilweise schwierig trockenen Fußes drüber zu kommen. Zu einer kleinen Stärkung sind wir noch kurz auf der Berliner Hütte eingekehrt bevor wir den Abstieg zum Parkplatz angegangen sind. Auch hier bekamen wir durch die schöne Aussicht einen komplett anderen Eindruck des Weges im Gegensatz zum wolkenverhangenen Vortag. Gegen Ende zieht sich der Weg dann doch ordentlich aber irgendwann schafft man auch diesen Talhatscher. Nach insgesamt 1300 Aufstiegs- und 2100 Abstiegshöhenmeter, sowie ca. 25 Kilometer Wegstrecke über 9,5 Stunden reine Gehzeit (laut GPS) an diesem Tag waren wir dann doch recht erschöpft, aber glücklich diese beeindruckende Tour gemacht zu haben.

Fazit:
- gute Einsteiger-Hochtour mit geringer Spaltengefahr, dennoch ist Anseilen Pflicht
- konditionell sehr fordernd durch Wegstrecke und Höhenmeter
- aufgrund des vielen Neuschnees nur schlecht gespurt und dadurch recht anstrengend
- Beeindruckende Aussichten
- Die Berliner Hütte ist zwar keine gemütliche Bergsteigerunterkunft aber man muss sie einmal gesehen haben.

Tourengänger: Andi_mit_i


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Geodaten
 31413.gpx Aufstieg Berliner Hütte
 31414.gpx Ausflug Schwarzsee
 31415.gpx Aufstieg Schwarzenstein
 31416.gpx Abstieg Berliner Hütte

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Kommentare (1)


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muellerto hat gesagt:
Gesendet am 18. August 2016 um 11:56
Letzten Herbst wehmütig vom Speikboden zum Schwarzenstein hinübergeschaut. War eigentlich geplant, allerdings von Süden her, aber der Wintereinbruch kam ungewöhnlich früh, die Schwarzensteinhütte war schon vorfristig geschlossen ...


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