Cima d'Erbea 2338m & 2323m, Gaggio 2267m, Forcarella 1723m
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In purer Einsamkeit vom Winde verweht
Nach dem gestrigen Klettersteig- und Seele-Baumeln-Lassen-Tag soll es heute wieder ein bisschen wilder und gipfelmässiger zu und her gehen. Nach einer ruhigen Nacht, einem ungewohnt langen Ausschlafen - der Vorteil einer unbewarteten Hütte - und einem perfekten Morgenkaffee (danke Marita!) in der Capanna Albagno 1867m ging's im Alleingang los zur Bocchetta d'Erbea 2250m, welche bestens signalisiert und markiert ist. Schnell wurde mir klar, dass dieses Einlaufen tatsächlich nur das Warm-up war, denn die folgende Etappe präsentierte sich klar als die Anspruchvollste des gesamten Tages.
Von der Boccetta d'Erbea stieg ich wenige Meter südwärts ab, um dann gleich wieder steil, jedoch gut gestuft auf die flache, mit Gras bewachsene Gratkante hochzusteigen. Ein gut sichtbarer Pfad führt einem nun über steilere Platten, auf welchen die Bergschuhe jedoch problemlos Halt finden. Hier beginnt nun der anspruchsvolle Ostgrat (WS bzw. T6- II). Einfach gesagt bleibt man streng an dessen Gratkante, um den Gipfel des Cima d'Erbea Occidentale (West) 2338m zu erreichen.
Ob dies nun gemäss Brenna ein WS oder gemäss alpiner Auffassung ein T6 ist, überlasse ich der Leserschaft, klar ist, dass sich die fast durchwegs ausgesetzten und sehr steilen Kletterpassagen im oberen II. bzw. unteren III. Grad befinden. Heute kam erschwerend dazu, dass der kühle Nordföhn aus vollen Rohren bliess, was dieser sonst schon angespannten Situation noch Eins oben drauf gab.
Belohnt wird man mit einer fantastischen Aussicht, u.a. auch auf die nächsten Gipfelziele: Cima d'Erbea Orientale (Ost) 2323m, sowie auf den Gaggio 2267m. Die Gipfel erreicht man in genannter Reihenfolge, wenn man vom Westgipfel wieder auf der selben Route (immer noch sehr ausgesetzt...) hinunter zur Bocchetta d'Erbea 2250m und von dort steil zum Ostgipfel steigt (keine Pfadspuren, einfach der logischen Linie nach). Von diesem führen nun Pfadspuren meist dem Grat entlang hinunter zur Boccetta d'Albagno 2057m, von wo aus ebenfalls Pfadspuren hinauf zum Gaggio 2267m weisen. Wen wundert's, dass auch auf diesem Gipfel immer noch der Nordföhn volle Kanne bläst.
Auf dem rot-weissen Wanderweg steigt man nun hinunter zur Alpe Albagno 1867m, macht in der Capanna Albagno 1864m evtl. noch einen Zwischenrast und geht auf weiterhin markiertem Wanderweg zum Beginn des Cima della Pianca. Der Beginn ist dort, wo die beiden Wanderwege zusammenkommen. Wenig deutliche Pfadspuren führen nun über den Grat, oft weicht man den dichten und bremsenden Ästen und Büschen nordöstlich aus (Begehungsspuren). Das ganze entpuppt sich als ziemlich zeitraubender und überhaupt nicht spannender Botanikausflug - zum Glück steht man gefühlte Stunden später auf der Forcarella 1723m, dem letzten Gipfel des heutigen Tages.
Man könnte nun einige Meter zurücklaufen und dann steil zum Wanderweg hinuntersteigen oder aber man bleibt auf Explorermission und bleibt stets auf dem Grat und steigt weiter östlich ab. Konsultiert man die 25'000er LK, so sieht man einen eingezeichneten Pfad - diesen sieht man auf der LK jedoch klar deutlicher, als er sich dann in der Realität entpuppt. Nicht selten steht man völlig alleine (wer sonst würde sich schon hierher verlaufen...) irgendwo im Niemandswald und es bleibt einzig und allein der Grundsatz "Mut zur Lücke" und einfach dem Spürsinn nach. Geht die Rechnung auf, dann sieht man schon von oben her das erste Gebäude, in der digitalen LK im Zoom als "Mornera" bezeichnet. Der weitere Verlauf ist aufgrund der Signalisation dann gegeben. Trotz Informationen im Internet, dass die Seilbahn wegen starkem Wind nicht fährt, komme ich in den Genuss einer (problemlosen) Talfahrt hinunter nach Monte Carasso.
Fazit:
Im Alleingang bei stürmischem Nordföhn auf den Westgipfel des Cima d'Erbea wünsche ich nicht jedem, erfüllt einem aber klar mit Freude und Stolz, wenn man dieses erste Abenteuer dann erfolgreich hinter sich gebracht hat. Geht man zu zweit könnte man dort auch sichern, einmal habe ich sogar einen Schlaghaken sowie eine (alte) Abseilschlinge vorgefunden. Vorsicht bei den Granitblöcken - es wird sein Grund haben, weshalb unzählige davon unten am Einstieg liegen... Der weitere Tourenverlauf ist dann ganz klar wieder etwas für die motivierten Alpinwanderer, die Schwierigkeiten übersteigen ein T4-T5 nirgendwo. Die letzte Etappe über den Cima della Pianca zur Forcarella und hinunter nach Mornera ist definitiv nur etwas für Botaniker oder Gipfelnadel-Sammler - man kann hier wirklich nichts Positives abgewinnen.
Betreffend GPS-Track: ich habe diesen manuell nachgeführt, bitte den Track lediglich als Hilfe nehmen, nicht exakt nachlaufen!
Beste Grüsse an dieser Stelle nach Luzern (Marita), Taiwan (Rachel and Fish) und Kanada (Derrick).
Tour im Alleingang.
Nach dem gestrigen Klettersteig- und Seele-Baumeln-Lassen-Tag soll es heute wieder ein bisschen wilder und gipfelmässiger zu und her gehen. Nach einer ruhigen Nacht, einem ungewohnt langen Ausschlafen - der Vorteil einer unbewarteten Hütte - und einem perfekten Morgenkaffee (danke Marita!) in der Capanna Albagno 1867m ging's im Alleingang los zur Bocchetta d'Erbea 2250m, welche bestens signalisiert und markiert ist. Schnell wurde mir klar, dass dieses Einlaufen tatsächlich nur das Warm-up war, denn die folgende Etappe präsentierte sich klar als die Anspruchvollste des gesamten Tages.
Von der Boccetta d'Erbea stieg ich wenige Meter südwärts ab, um dann gleich wieder steil, jedoch gut gestuft auf die flache, mit Gras bewachsene Gratkante hochzusteigen. Ein gut sichtbarer Pfad führt einem nun über steilere Platten, auf welchen die Bergschuhe jedoch problemlos Halt finden. Hier beginnt nun der anspruchsvolle Ostgrat (WS bzw. T6- II). Einfach gesagt bleibt man streng an dessen Gratkante, um den Gipfel des Cima d'Erbea Occidentale (West) 2338m zu erreichen.
Ob dies nun gemäss Brenna ein WS oder gemäss alpiner Auffassung ein T6 ist, überlasse ich der Leserschaft, klar ist, dass sich die fast durchwegs ausgesetzten und sehr steilen Kletterpassagen im oberen II. bzw. unteren III. Grad befinden. Heute kam erschwerend dazu, dass der kühle Nordföhn aus vollen Rohren bliess, was dieser sonst schon angespannten Situation noch Eins oben drauf gab.
Belohnt wird man mit einer fantastischen Aussicht, u.a. auch auf die nächsten Gipfelziele: Cima d'Erbea Orientale (Ost) 2323m, sowie auf den Gaggio 2267m. Die Gipfel erreicht man in genannter Reihenfolge, wenn man vom Westgipfel wieder auf der selben Route (immer noch sehr ausgesetzt...) hinunter zur Bocchetta d'Erbea 2250m und von dort steil zum Ostgipfel steigt (keine Pfadspuren, einfach der logischen Linie nach). Von diesem führen nun Pfadspuren meist dem Grat entlang hinunter zur Boccetta d'Albagno 2057m, von wo aus ebenfalls Pfadspuren hinauf zum Gaggio 2267m weisen. Wen wundert's, dass auch auf diesem Gipfel immer noch der Nordföhn volle Kanne bläst.
Auf dem rot-weissen Wanderweg steigt man nun hinunter zur Alpe Albagno 1867m, macht in der Capanna Albagno 1864m evtl. noch einen Zwischenrast und geht auf weiterhin markiertem Wanderweg zum Beginn des Cima della Pianca. Der Beginn ist dort, wo die beiden Wanderwege zusammenkommen. Wenig deutliche Pfadspuren führen nun über den Grat, oft weicht man den dichten und bremsenden Ästen und Büschen nordöstlich aus (Begehungsspuren). Das ganze entpuppt sich als ziemlich zeitraubender und überhaupt nicht spannender Botanikausflug - zum Glück steht man gefühlte Stunden später auf der Forcarella 1723m, dem letzten Gipfel des heutigen Tages.
Man könnte nun einige Meter zurücklaufen und dann steil zum Wanderweg hinuntersteigen oder aber man bleibt auf Explorermission und bleibt stets auf dem Grat und steigt weiter östlich ab. Konsultiert man die 25'000er LK, so sieht man einen eingezeichneten Pfad - diesen sieht man auf der LK jedoch klar deutlicher, als er sich dann in der Realität entpuppt. Nicht selten steht man völlig alleine (wer sonst würde sich schon hierher verlaufen...) irgendwo im Niemandswald und es bleibt einzig und allein der Grundsatz "Mut zur Lücke" und einfach dem Spürsinn nach. Geht die Rechnung auf, dann sieht man schon von oben her das erste Gebäude, in der digitalen LK im Zoom als "Mornera" bezeichnet. Der weitere Verlauf ist aufgrund der Signalisation dann gegeben. Trotz Informationen im Internet, dass die Seilbahn wegen starkem Wind nicht fährt, komme ich in den Genuss einer (problemlosen) Talfahrt hinunter nach Monte Carasso.
Fazit:
Im Alleingang bei stürmischem Nordföhn auf den Westgipfel des Cima d'Erbea wünsche ich nicht jedem, erfüllt einem aber klar mit Freude und Stolz, wenn man dieses erste Abenteuer dann erfolgreich hinter sich gebracht hat. Geht man zu zweit könnte man dort auch sichern, einmal habe ich sogar einen Schlaghaken sowie eine (alte) Abseilschlinge vorgefunden. Vorsicht bei den Granitblöcken - es wird sein Grund haben, weshalb unzählige davon unten am Einstieg liegen... Der weitere Tourenverlauf ist dann ganz klar wieder etwas für die motivierten Alpinwanderer, die Schwierigkeiten übersteigen ein T4-T5 nirgendwo. Die letzte Etappe über den Cima della Pianca zur Forcarella und hinunter nach Mornera ist definitiv nur etwas für Botaniker oder Gipfelnadel-Sammler - man kann hier wirklich nichts Positives abgewinnen.
Betreffend GPS-Track: ich habe diesen manuell nachgeführt, bitte den Track lediglich als Hilfe nehmen, nicht exakt nachlaufen!
Beste Grüsse an dieser Stelle nach Luzern (Marita), Taiwan (Rachel and Fish) und Kanada (Derrick).
Tour im Alleingang.
Tourengänger:
Bombo

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