Karfreitagstour aufs Lenzer Horn


Publiziert von Silas , 18. April 2017 um 15:31.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Lenzerheide
Tour Datum:14 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Kartennummer:1216

Seit geraumer Zeit reizt es mich, das Lenzer Horn, den Hausberg meines Wochenendrifugiums, im Winter zu besteigen. Im Sommer 2016 war ich bereits auf dem Gipfel und von der Schönheit und des Abwechslungsreichtums während des Aufstiegs fasziniert.
Nun also eine Besteigung bei Firn und Eis. Ist es möglich? Nach Absprache mit einigen Einheimischen wurde mir eher davon abgeraten, gerade auch wegen meiner nicht sehr grossen Erfahrung.
Mit einem Freund aber fasste ich den Entscheid, es zu versuchen. Wir konnten noch immer umkehren, wenn es nicht mehr weiter geht. Deshalb zogen wir am Sonntag, 9. April 2017 los, um von der Alp Sanaspans aus die Lage zu beurteilen. Leider gingen wir zu spät los, sodass der Schnee auf der Alp bereits weich war und wir dauernd einsanken. Es wurde also klar, dass wir zeitig los müssen, um die nötige Stabilität zu haben.
Am Morgen des Karfreitags, 14.04.2017 machten wir uns also um 04:30 Uhr ab der Crestga Stgoira auf in Richtung Alp Sanaspans. Der Weg auf die Alp war schon beinahe schneefrei und deshalb ging es zügig voran. Ab der Alp bis zum Fuss des "roten Hangs" bei Punkt 2243 gingen wir auf Firn was beinahe angenehmer war als den Murmelihöhlen-durchzogenen Weg im Sommer zu gehen. Der Steilhang hoch zu Punkt 2489 war bereits zu guten Teilen schneefrei und deswegen gut zu gehen. Wir merkten jedoch, dass die Tourensaison noch jung und unsere Ausdauer noch nicht ausgereift war... Kaum auf dem Grat angekommen ging die Sonne wunderbar auf und tauchte den Gipfel des Lenzer Horns in ein irrsinnig schönes Rot. Auch das Panorama war wirklich atemberaubend. Bei Punkt 2489 hiess es, die Steigeisen zu montieren und den Pickel einzusetzen. Über ein abfallendes Firnfeld, wo einige Stufen geschlagen werden mussten, erreichten wir den Gratübergang, welcher mir im vornherein am meisten Sorgen bereitete, da von unten betrachtet noch ziemliche Schneeverwehungen vermutet werden mussten. Der Übergang verlief allerdings problemlos und wir kamen bei Punkt 2550 auf das fast schneefreie Flachstück westlich des Grats. In diesem Flachstück hatten wir das Glück, eine Herde Steinwild zu beobachten, welche wohl doch noch recht erstaunt ob der frühen Besucher waren. Nach dem Flachstück fing es an, knifflig zu werden. Wir mussten einige Couloirs, welche doch noch ziemliche Mengen Schnee beinhalteten mit Pickel und Steigeisen erklimmen. Mit Kletterei konnten auch die Schneeverwehungen gemeistert werden - Neuland für uns beide. Einige Male war man doch stark ausgesetzt und Trittsicherheit war echt wichtig. Nach einigen Kletterpartien war der Gipfel in greifbarer Nähe - nie hätten wir daran geglaubt, tatsächlich bis nach oben zu kommen. Durch die letzten Couloirs, welche im Sommer mit Ketten und Fixsseilen relativ einfach zu erklimmen sind, war doch einiges an Mut und Ausdauer nötig um mit gemischter Kletterei bis auf den Gipfel zu kommen. Um 08:45 Uhr hatten wir es geschafft. Wir standen tatsächlich Mitte April auf dem Lenzer Horn! Das Glücksgefühl war unglaublich, erst recht als wir ins Gipfelbuch schauten. Wir waren die ersten Bezwinger im Jahr 2017. Etwas Stolz kam schon auf.
Der Abstieg war im oberen Teil kein Zuckerschlecken. Mehrmals mussten wir zurückklettern, um machbare Stellen zu finden, an denen abgestiegen werden konnte. Die Wegspuren, welche im Sommer schon schwierig zu finden sind, waren nirgends zu sehen. Dennoch kamen wir heil auf den Grat und konnten bei Punkt 2547 über das im Winter sauber mit Firn bedeckte Schuttcouloir auf den mitgebrachten Abfallsäcken runterschlitteln. So ersparten wir uns doch einige Höhenmeter an Abstieg.
Über die Alp Sanaspans wieder zurück zum Auto, und nach sieben Stunden direkt an den Osterbrunch. Es war klar ein Highlight

Tourengänger: Silas


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