Nidleloch: "potz - wüeschti Wulche", was für ein Erlebnis!


Publiziert von Felix , 7. Februar 2017 um 17:59. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 4 Februar 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Aufstieg: 260 m
Abstieg: 735 m
Strecke:Bergstation Seilbahn Weissenstein - P. 1261 - Hinter Weissenstein - Nidleloch (Dom - Trockensee - Jungfernschlupf - Steinsee - Sauschwänzli - ("Strick")-Leitern - Forster-Halle) > Hinter Weissenstein - P. 1182 - P. 702 - Parkplatz Weberhüsli
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Linde - Thörigen - Derendingen und Solothurn nach Oberdorf; Seilbahn nach Weissenstein
Kartennummer:1107 - Balsthal

Ideale Wetterbedingungen (Schneefall und Sturm während und nach unserer Höhlentour) hat Pfiifoltra für den von ihr organisierten Gang ins verzweigte Höhlensystem „bestellt“ - wir mussten keine Sekunde an den Gedanken verschwenden, wie farbig und reizvoll eine Ski- und Schneeschuhtour gewesen wäre …

Zudem hat sie mit Marco einen versierten Nidlelochkenner (Tourenleiter SAC Weissenstein) für unsere Berg- resp. Höhlenfahrt gewinnen können - ohne dieser beiden Initiative und Wissen hätten wir uns nie gewagt, in diese Höhle einzusteigen; immerhin waren wir ~ vier Stunden im Berg.

Und, dies Fazit sei doch gleich zu Beginn gezogen, durften wir ein zwar sehr anstrengendes, viele Muskeln beanspruchendes, doch extrem eindrückliches Erlebnis in der faszinierenden Unterwelt geniessen!

 

Nach der Fahrt mit der Seilbahn zur Bergstation Weissenstein hoch (hier treffen wir sogar noch meinen Kili-Freund Urs an), wandern wir auf hartgefrorenem Steiglein zur eisglatten Passstrasse und via P. 1261 - bei bereits starkem Wind - zum Bergrestaurant Hinter Weissenstein; hier deponieren wir die sauberen Kleider (für die Höhlenfahrt sind vorzugsweise alte zu verwenden) im Untergeschoss, und genehmigen uns während des kurzen Briefings  einen Startkafi. Währenddessen füllt unser TL auch das Formular aus (wichtig dabei auch die ungefähre Rückkehrzeit - bei Nichtwiedererscheinen wird ein Rettungseinsatz ausgelöst), wird die kleine Gebühr bezahlt und der Schlüssel zum Eingang ausgehändigt.

 

Rasch streben wir bei den eher misslichen Wetterbedingungen anschliessend im Wald hoch zum Eingang des Nidlelochs; sogleich nach der Pforte erwartet uns ein eisiger steiler Abstieg - sinnvollerweise dank (neuen) Ketten sehr gut gesichert und begehbar. Unmittelbar darauf bringt ein Seil für den Weiterabstieg zu den ersten schmaleren Durchgängen willkommene Hilfestellung.

 

Nun folgt ein für uns zuvor nie im Entferntesten vorstellbarer Gang mit unterschiedlichsten Abschnitten von teils doch anspruchsvollen Felskraxeleien durch schmale, teils sehr enge Gänge (Jungfernschlupf), dann wieder grössere Kavernen. Kaum überwindbar erscheinende Abstiege in senkrechte Schächte - Marco macht uns dabei immer Mut: „das geht schon: einfach mit dem Füdli auf der Felskante absitzen, dann findet ihr die nächsten Tritte gut“ (und unterstützt uns dabei sehr hilfreich) - wechseln ab mit Einblicken in Seitengänge, abschüssigen Traversen über Spalten oder dem Hochblick in den Dom. Dazwischen ist - auch in sehr gebückter Haltung sowohl der Trockensee wie der - mit nur wenigen cm tiefem Wasser versehenen - Steinsee zu durchkriechen; hier wenigstens besteht keine Ausrutschgefahr: vielfach sind die steilen Abstiege und Schächte ungebührlich rutschig, glitschig, so dass die Schuhe nicht greifen können …

Eine besondere Anforderung stellt auch der Schacht mit dem Sauschwänzli dar: erst wird auch hier wieder auf den Hintern abgesessen, dann muss man sich, mit beiden Händen an jenem festhaltend, an diesem zur senkrechten Felswand herumschwingen und die unteren Trittmöglichkeiten finden - wir fragen uns hier, wie wir diese Passage wohl im Aufstieg bewältigen werden …

Nun warten noch die drei beweglichen („Strick“)-Leitern auf die Begehung; dabei stellt jeweils der Übergang von den rutschigen Felspartien zu ihnen (dieser zwar mit kurzen, am Boden verlaufenden, Seilverstrebungen gesichert) die kniffligste Übung dar; da senkrecht, in der Luft hängend und anfänglich nicht in der Falllinie verlaufend, ist auch das Finden der ersten Sprossen nicht ganz trivial … nun, es ist geschafft, wir stehen in der geräumigen Forster-Halle, eine grosse Zufriedenheit stellt sich ein ob der Leistung und der einmaligen, einzigartigen, Empfindungen am und im Berg!

 

Nicht ganz unerwartet erfordern auf der „Rückfahrt“ die Schächte doch einige noch grössere Efforts, mit vereinten Kräften überwinden wir jene jedoch, zwängen uns wieder erfolgreich durch die engen Gänge - können sogar eine Fledermaus sichten, und bei ausgeschalteten Stirnlampen eine noch nie erlebte Schwärze um uns herum wahrnehmen.

Wie wir dann nach der wiederum länger dauernden „Rückfahrt“
ins Freie hinaustreten, erwartet uns der Winter; gegen 10 cm Schnee liegt doch vor dem Höhleneingang.

Schnell sind wir wieder zurück im Bergrestaurant Hinter Weissenstein, wo wir uns umziehen, uns in der Garderobe einen Prosecco gönnen, und in der Gaststube weitere Getränke zu uns nehmen, auf unsere tolle Bergfahrt anstossen.

 

Wie wir vorausgeahnt haben (Meteos sei Dank) - und Urs von der Seilbahn prophezeit hat, und die Wirtin bestätigt - fährt jene des Sturmes wegen nicht mehr; geplant haben wir eh den Fussabstieg zum Ausgangspunkt. So streben wir im Wind - und auf guter Schneeunterlage - dem Stall und P. 1182 entgegen; bald nimmt uns der (windstillere) Wald auf.

Dem WW folgend dürfen wir uns nun an wunderbaren Wintereindrücken erfreuen, sind doch die Bäume und Büsche dekorativ eingeschneit.

Wie wir den Steinbruch erreichen, lässt der Schneefall nach, die Niederschläge gehen in Regen über, Weg und Strasse sind nun beinahe schneefrei und nur noch nass. Auf dem Parkplatz Weberhüsli (Gebühr Fr. 5.00), unweit von Oberdorf verabschieden wir uns - um ein absolut fantastisches Erlebnis reicher!

 

unterwegs mit Marco: ein grosses, herzliches, Dankeschön für deine kompetente und sympathische Führung! 


Tourengänger: Ursula, Felix, Pfiifoltra


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