Kurzbericht 

Aserlespitze (2337m) - Einsame Überschreitung der kompletten Aserlegruppe


Publiziert von Andy84 , 11. November 2016 um 00:22. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:28 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:ca. 17km
Kartennummer:AV 4/1 Wetterstein und Mieminger Gebirge West oder AV 3/4 Lechtaler Alpen - Heiterwand und Muttekopfgebiet

Zwischen Loreggjoch und Schweinsteinjoch ragt isoliert die kleine selbstständige Aserlegruppe aus. Der gleichnamige Hauptgipfel ist eine malerische Bergruine mit zerborstenen Flanken und Felszacken. Die Gipfel werden ganz selten besucht, die erste bekannte Besteigung erfolgte erst 1929.                                                                     Auszug AVF

Schon seit ein paar Jahren hatten wir vor endlich einmal die einsame Aserlegruppe besuchen, seltsamerweise hat es nie geklappt. Am heutigen Mittwoch war wunderschönes Wanderwetter angesagt und wir konnten beide spontan freinehmen, ein idealer Tag für die Aserlegruppe.

Schönbichlkopf

Wir treffen uns am Abzweig ins Rotlechtal an der Verbindungsstraße zwischen Berwang und Kelmen. Über den Forstweg geht es hinein ins schöne Rotlechtal, gut 5 Minuten nach der kleinen
Althütte geht es hinunter zum Rotlech und über eine nicht gerade stabil wirkende Holzbrücke auf die andere Seite.
Nun folgt ein steiler Anstieg auf nettem Steig durch den Bichlwald. Unser erstes Ziel, der Schönbichlkopf will nun direkt bestiegen werden. Dazu folgen wir dem Wanderweg ein gutes Stück durch die Ostflanke, bei einer Höhe von ca. 1680m zweigen wir dann nach rechts ab und steigen durch den steilen Wald direkt an. Nach gut 100Hm stoßen wir auf eine sehr gute Latschengasse welche uns zügig Richtung Kamm hinauf führt. Dort treffen wir auf eine freigeschnittene Gasse und ein paar Meter weiter stehen wir am nach Norden vorgelagerten Kreuz des Schönbichlkopfs, von welchem man eine tolle Aussicht geniessen kann.
Dahinter führen freigeschnittene Latschengassen auf dem breiten Kamm nach Süden, der höchste Punkt des Schönbichlkopfs, oder auch Bichlwaldkopf genannt, liegt mitten in den Latschen und lohnt nicht wirklich.

Aserlekopf

Weiter geht es ins Grünjöchle, direkt danach beginnt nun der interessante Teil der Tour. Es geht über den schönen Nordgrat auf den Aserlekopf. Der untere Teil schaut etwas abweisend aus, ist aber die einzig logische Variante. Maxl wurde von dem etwas wilderen Aussehen abgeschreckt und versuchte sein Glück mit der Umgehung. Folgt man den Latschengassen bis zum Beginn des Felsgrates, so löst sich das Gelände schön auf. Über eine kleine Rinne geht es auf den Grat hinauf und im gutmütigen Gelände über die in der Karte eingezeichnete aber nicht wirklich auffindbare Schönbichlspitze dem Aserelekopf entgegen. Der Aufstieg ist deutlich einfacher wie er von weiten erscheinen mag.
Der Aserelekopf ist der einzige Gipfel der Aserlegruppe mit Gipfelkreuz und lädt zum längeren Verweilen ein.

Gamplesspitze Nordgipfel

Der  Übergang zum Nordgipfel der Gamplesspitze schaut wie der Großteil der nun folgenden Überschreitung recht wild aus, löst sich aber vor Ort in Wohlgefallen auf. Ein Abstieg in die nächste Scharte ist bei guter Routenwahl nicht schwerer wie im I-ten Grat zu meistern.
Den nun folgenden steilen Aufschwung umgeht man ein Stück östlich und steigt über eine breite etwas brüchige Rinne zurück zum Grat und auf diesem einfacher weiter zum Nordgipfel.

Gamplesspitze

Bleibt man im Anschluss direkt auf dem Grat zu hat man eine kleine Reitpassage zu absolvieren, direkt danach scheint erst einmal Schluss mit der Gratüberschreitung zu sein. Der Grund dafür ist ein tiefer Abbruch, der von oben recht anspruchsvoll aussieht. Für den direkten Abstieg sollte man einen guten III-er sicher beherrschen, die gut 20 Meter Klettergelände lösen sich aber klasse auf, lediglich auf den leichten Bruch gilt es zu achten. Wem diese Variante zu wild ist der steigt ein Stück über Schrofen nach Westen ab und folgt einer Rinne hinunter in die Scharte.
Deutlich einfacher geht es nun hinauf auf die Gamplesspitze wo wir eine weitere kurze Pause einlegen.

Aserlespitze

Weiter geht es zunächst auf einfachem Schrofengelände, recht bald baut sich jedoch der nächste Gratturm auf. Dieser wird zunächst direkt angestiegen und dann auf einem netten Band nach links hinaus gequert, die danach folgenden restlichen Meter zum kleinen Vorgipfel sind noch etwas brüchig und erfordern umsichtiges Steigen.
Auf dem Vorgipfel sind dann erstmal die gröbsten Schwierigkeiten geschafft, es geht über die Grasflanke hinunter in die Aserlescharte. Will man den Aufstieg zur Aserlespitze etwas interessanter gestalten so kann man sich einige nette Grataufschwünge zum Kraxeln suchen, ansonsten geht es über Geröllgelände recht einfach hinauf zum Gipfel.
Dieser wird von einem Steinmann geziert, das Gipfelbuch ist jedoch eine Besonderheit. Dieses ist bereits auf einem anderen Gipfel ausgelegt gewesen, bis zum 24.9.13 konnte man sich auf der Kleinbergspitze in das kleine Büchlein eintragen.
Was die Beweggründe für den Gipfeltausch sind hat sich uns nicht wirklich erschlossen.
Die Aserelespitze ist der höchste Gipfel der Gruppe, leider findet man dort kein Kreuz. Dafür ist die Aussicht auf die nahen und bedrohlich wirkenden Nordwände der Heiterwand klasse.

Karlekopf

Weiter geht es nach Osten, der Abstieg ist der brüchigste Teil der heutigen Unternehmung. Bleibt man auf Grathöhe gilt es eine einige extrem wacklige Zacken zu umkraxeln, ein lustiges Gelände. Man folgt dem Grat Richtung Nordosten wo sich ein etwas höherer Zacken aufstellt. Dieser ist in der Karte als Loregghörndl dargestellt. Diesem etwas nördlich vorgelagert befindet sich ein weiterer Zacken der von einer tiefen Scharte abgetrennt wird und sehr interessant aussieht. Wir versuchen unser Glück, der erste Abschwung ist schnell geschafft, der nächste Gratzacken wird im guten II-ten Grat erklommen. Doch zufrüh gefreut, der Abstieg in die tiefe Scharte und der finale Aufschwung schauen alles andere als einfach aus. Der Fels gehört zur mit Abstand brüchigsten Variante und die Kletterschwierigkeiten dürften sich im III-ten befindet. So drehen wir wieder um und folgen dem Gratverlauf weiter nach Osten dem Karlekopf oder Kirchendach entgegen.
Dieser ist schnell und einfach bestiegen, ein Steinmanndl ziert den höchsten Punkt, im Gegensatz zu den Gipfeln davor findet man am Gipfel eine gemütliche Wiese vor.
Hier geniessen wir eine ganze Weile die warme Herbstsonne bevor wir uns weglos hinunter zum Loreggjoch begeben.
Der Rückweg führt durch das schöne Loreggtal und später wieder auf unserem Aufstiegsweg zurück ins Rotlechtal.

Zeiten und Schwierigkeiten:

Parkplatz Schönbichlkopf (Kreuz) 95 min T3
Schönbichlkopf Aserlekopf 45 min T4-, I
Aserlekopf Gamplespitze Nord 20 min T4, I
Gamplesspitze Nord Gamplespitze 15 min T5-, I
T5, III Direktvariante
Gamplespitze Aserelespitze 40 min T4+, I Übergang zum Vorgipfel
T3 + Rest
Aserelespitze Loregghörndl 20 min T4, I - II
T5, II Abstecher Loregghörndl
Loregghörndl Karlekopf 15 min T3+
Karlekopf Loreggjoch 15 min T3
Loreggjoch Parkplatz 110 min T3


Fazit:

Ein absoluter Traumtag in den Lechtaler Alpen. Die schon lange ganz oben auf unseren To-Do-Listen stehende Aserlegruppe hat unsere Erwartungen komplett übertroffen. Die Runde wird zu keinem Zeitpunkt langweilig, interessante Kraxeleien in einem urtümlichen und selten besuchten Teil der Lechtaler Alpen lassen das Bergsteigerherz höher schlagen. Obwohl die technischen Ansprüche nicht allzu hoch liegen ist es trotzdem eine unserer Highlight-Touren 2016 mit einem sehr hohen Wiederholungsfaktor.


Tourengänger: Andy84, Nic


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