Mittendrin statt nur obendrauf: Crête de Milon an der Tête de Milon


Publiziert von Alpin_Rise , 15. September 2016 um 12:20.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 2 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Zinal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Zinal, man beachte die Abfahrtszeiten!
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. Arpitetta

Der Talkessel von Zinal wird nicht umsonst "Couronne Imperiale" genannt, im Halbrund reihen sich hier vier Viertausender: Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn und Dent Blanche. Sie zählen allesamt zu schönsten und anspruchsvollsten der Schweizer Alpen. Nicht nur ihretwegen lohnt sich ein Besuch mit Seil und Steigeisen in der Gegend, ganz im Gegenteil: Die hohen Dreitausender wie Grand Cornier, Pointe de Zinal, Trifthorn, Pointes de Moming, Schalihörner, Besso oder eben die Tête de Milon halten fantastische Touren bereit.

Letztgenannter Gipfel war diesmal das Ziel. Er ist an sich nicht viel mehr als eine Schulter in den Ausläufern des Weisshorns. Aber was für eine, bietet sie doch eine schöne, lange Kletterei in gutem Gneis, ein kurzes Gletscherabenteuer und ständigen Blick zu den Schaustücken! Das ganze ohne
den notorischen Sozialstress und Hüttenrummel an den Zielen jenseits der Viertausendermarke.


Über die Crête zur Tête: Schöne Hochgebirgsklettrei am Rocksaum des Weisshorns


Nächtlicher Zustieg zur Cabanne Arpitettaz, ein wenig schade, hier nichts zu sehen – landschaftlich ein Bijou! Dort werden wir um 6.30 zu einem zweckmässigen Frühstück und Kaffee erwartet (für günstige 8 Fr., sympathische Bewartung durch Freiwillige der Sektion La Dôle).

Von der Cabane auf dem blau-weiss markierten Alpinwanderweg, zuerst etwas absteigend und zur Moräne querend, auf dieser hinauf in den Col de Milon, T3. Dort setzt der NW-Grat, die Crête de Milon hinauf zur gleichnamigen Tête an. Der erste Abschnitt kann auf reibungsarmem, brüchigem Fels (I-II) auf der Krete bewältigt oder auf schuttigen Wegspuren (T4-5) in der Nordflanke umgangen werden. P. 3215 wird überklettert (II) oder ebenfalls umgangen, die folgenden Gratzacken am besten nördlich gequert.

So steigen wir schlussendlich erst um 10:15 in die eigentliche Kletterei ein (und kommen so bald in den Genuss der Sonne). Die mit 5a bewertete und mit etlichen Halteschlingen dekorierte Schlüsselstelle und somit die ersten zwei Türme umgehen wir in der Westflanke (Rissplatte um III, ein Schlaghaken). Nachher so bald als möglich wieder auf den Grat hoch, der hier sehr plattig aufgebaut ist. Wir machen den Fehler, den nächsten Aufschwung in der Nordflanke zu umgehen, was uns eine längere Strecke im zwar technisch einfachen, aber sehr blockig-brüchig-sandigem, nicht ungefährlichem Gelände beschert – definitiv nicht zu empfehlen!
Wieder auf der Gratkante setzt sich die Kletterei unterhaltsam im II. und III. Grad fort, der „grosse Aufschwung“ kam uns mit sehr griffigem Gestein etwas links in einer Verschneidung nicht schwerer als III+ vor, jedoch sind Stand- und Sicherungsmöglichkeiten unmittelbar oberhalb etwas rar. Im Folgenden überklettern wir alle Aufschwünge mit minimalem Ausweichen nach links (nördlich). Den letzten kleinen Gendarmen übersteigen wir, was uns im Abstieg eine kurze überhängende Stelle einbrockt, für Grossgewachsene gerade noch ohne abseilenmachbar (ca. IV). Laut Silbernagel-Topo kann man dieses Türmchen rechts (südlich) umgehen, die Umgehung links (Nord) ist aber offensichtlich einfacher. Nun in leichter Trümmerkletterei zum schuttigen Plateau des Vorgipfels mit Steinmann, den wir nach etwa 3 Stunden Kletterei inkl. Pausen erreichen. Nach ausgiebiger Rast steigen wir mit Eisausrüstung zum Firngrat und zum somit höchsten Punkt der Tête de Milon hoch.

Für den Abstieg ca. 400 m nordwärts dem Firngrat entlang und dann in einer S-Kurve die NW-Flanke hinunter. Hier gilt es, grösseren Spalten und dem Bergschrund auszuweichen, bei guter Firnauflage wie heute kein Problem. Ist es blank, stellt diese Passage und der Bergschrund evtl. ein grösseres Problem dar und verlangt kurzes Abseilen. Sodann leicht über den spaltenarmen Gletscher in Kürze zur neuen Cabane de Tracuit, welche gut voll war, aber trotzdem kein einziges alkoholfreies Bier an Lager hatte...
Weiter zu unserem Basecamp, wobei wir Dutzende Bishornaspiranten kreuzen, die in der Nachmittagssonne ganz schön ins Schwitzen geraten.

Ausrüstung: Helm, Schlingen, kleines Sortiment Friends/Keile, 30 m Seil, Steigeisen, Pickel.

Zeitbedarf: Arpitetta - Col de Milon: 1h / Col de Milon - Einstieg: 1h - 1:30 / Einstieg - Gipfel: 2h - 4:00 / Absiteg zur Tracuit: 1h - 1:30 // Total 5- 8h

Epilog: Am nächsten Morgen kurzer kulinarischer Abstecher nach Petit Mountet (die Büchsenrösti nicht gerade ein Highlight...) und weiter nach Zinal. Mit einiger Verwunderung über den Busfahplan gehts über Vissoie nach Sierre. Besonders mühsam war die Fahrt Vissoie-Sierre: Einige ältere Personen, die sich nicht in den total überfüllten Bus zu quetschen vermochten, wurden sogar stehen gelassen. Allenfalls wäre es für Postauto Wallis lohnend, einen Tourismusort am Sonntag Nachmittag nicht mit läppischen drei Kursen (Zinal ab 15.44, 17.44, 18.44) bedienen zu wollen... nun denn, wir haben Glück, einigermassen ausgeruht und nicht von Übelkeit geplagt zu sein wie andere. Sodann nutzen wir den nicht ganz satten Anschluss in Sierre für den traditionellen, erfrischenden Apéro im Bahnhofbuffet.


Tourengänger: Alpin_Rise


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Kommentare (2)


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danski hat gesagt: Abseits der Massen
Gesendet am 15. September 2016 um 19:12
Tolle Tour, die mir in Silbernagels Topo Führer auch aufgefallen ist. Muss ich unbedingt mal machen. Weiss ja jetzt wo es lang geht, bzw. nicht...

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Abseits der Massen
Gesendet am 19. September 2016 um 15:43
Ja, ist wirklich eine tolle Tour. Und mit Biwak wirklich eine einsame, empfehlenswerte Sache.
Die Logische Fortsetzung ist ja bekannt, allerdings ist die Tracuit nicht wirklich für entspanntes Hüttenleben von Gäste und Gastgeberin bekannt.

G, Rise


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