Kurzbericht 

Schieferspitze (2735m) und der lange Weg vom Württemberger Haus zur Augsburger Hütte


Publiziert von Andy84 , 8. Dezember 2016 um 00:29.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:25 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Kartennummer:AV-Karte 3/3 - Lechtaler Alpen - Parseierspitze

Nach der Leiterspitze ist die Schieferspitze der zweite Hauptgipfel des Medriols, ein langer, mit Türmen besetzter Grat aus stark gebanktem, teilweise plattigen Hauptdolomit, mit hohen Wänden, aber auch Geröllfeldern bis in Gratnähe. Drei relativ ausgeprägte Gipfel.                  Auszug AVF

Die Schieferspitze mit ihrem Nordgipfel und dem Südturm schaut von Norden und Osten sehr imposant aus. Einzig die etwas flachere Westflanke ermöglicht ein einfacheres Durchkommen, vorausgesetzt man findet in diesem wirklich üblen Bruchhaufen die einfachste Linie.
Nach dem schönen gestrigen Aufstieg von Madau zum Württemberger Haus und der Besteigung einiger sehr interessanter und einsamer Gipfel *Westl. Schafhimmelkopf (2712m) und Überschreitung der Gebäudspitze (2703m) stand heute eine längere Tour vor mir, das Tagesziel war die Augsburger Hütte, auf welcher ich mich am Abend mit yeti69 und frehel treffe.


Schieferspitze

Nach einer sehr kurzen und schlafarmen Nacht (Scheiß Schnarcher !!!) geht es vom Württemberger Haus nach Westen. Dabei kommt man den steilen und abweisend wirkenden Ostwänden der Schieferspitze schon sehr nahe. Mittels teilweise versichertem Steig geht es hinauf in die Schieferscharte. Hier deponiere ich den großen Rucksack und mache mich nun an den Aufstieg zur Schieferspitze. Über diesen Gipfel ist nicht wirklich viel bekannt, einzig die spärlichen Infos aus dem AVF habe ich über diesen selten bestiegenen Gipfel.
Der Südturm schaut sehr imposant aus und würde sicherlich nette Kraxelei bieten, da jedoch ein sehr langer Tag ansteht ist heute der Hauptgipfel das auserkorene Ziel.
Sehr einladend schaut die Scharte zwischen Haupt- und Südgipfel aus, die anschließende Kletterei über den Südgrat lässt sich jedoch nur schwer einschätzen, weswegen ich mich dagegen entscheide und lieber versuche die Variante aus dem AVF zu finden.

Dazu geht es ein Stück die Geröllflanke nach Nordwesten hinunter, ein gutes Stück unterhalb führt ein Art Band auf eine weitere Geröllfläche in der Westseite. Beim Zustieg dorthin ist mir jedoch eine verlockende Rinne ins Auge gestochen, ganz nach dem Motto "wird schon gehen" bin ich dann über diese aufgestiegen. Diese führt mich in äußerst brüchigen Gestein mit Kletterei bis zum guten II-ten Grat zügig hinauf, bald erreiche ich eine etwas größere Geröllfläche über die es in übelstem Schutt hinauf Richtung Grat geht. Hier ist größte Vorsicht geboten, halten tut hier nicht wirklich was. Über eine Lücke gelange ich auf den letzten Teil des Südgrates und über diesen zum extrem einsamen Gipfel der Schieferspitze.

Ich trau mich mal zu sagen das diese Aufstiegsvariante sicherlich noch nicht oft gemacht wurde, ich würde sie garantiert auch kein zweites Mal gehen, zu lästig ist der üble Bruch und Schutt. Aber trotzdem ohne große Klettertechnische Schwierigkeiten den Gipfel erreicht, eine gewisse Bruchaffinität muss man aber schon mitbringen.
Vom Gipfel hat man die erwartet geniale Aussicht, leider befindet sich kein Buch auf der Schieferspitze, die Besteigungszahlen würden mich schon sehr interessieren.

Für den Abstieg wollte ich nun versuchen die "richtige Variante" zu finden, dazu steige ich ein Stück recht einfach über den Grat nach Norden. Ich bin sehr erstaunt dort auf einen Steinmann zu treffen und freue mich schon auf einen einfacheren Abstieg, leider ist die Freude nur von kurzer Dauer, den danach finde ich keinen weiteren Hinweis. Also einfach wieder frei Schnauze hinunter, über eine sehr steile und brüchige Rinne geht es an senkrechte Abbrüche heran und über diesen auf einem abschüssigen und sehr brüchigen Band ein gutes nach Norden einer weiteren Rinne entgegen. Diese Variante war die mit Abstand anspruchsvollste Passage des heutigen Tages (T6, II), ich würde sie trotz der relativ geringen Klettertechnischen Schwierigkeiten anspruchsvoller einstufen wie der Abstieg vom Großstein Richtung Torspitze. www.hikr.org/gallery/photo2150857.html?post_id=110840#1
Über die erreichte Rinne geht es dann einfacher hinunter zur Geröllflanke und diese querend dann an den kurzen Plattenübergang. Dieser führt wieder hinunter in das große Schuttfeld unter dem Südgipfel und durch dieses hindurch zurück zur Schieferscharte.

Findet man die Ideallinie so kann die Schieferspitze sicherlich einfacher bestiegen werden, beim späteren Blick vom Großbergkopf kann man den Aufstieg recht gut einsehen. Leider hab ich diesen Anblick im voraus nicht gehabt und so auch nicht die ideale Linie erwischt.
www.hikr.org/gallery/photo2245103.html?post_id=111450#1

Großbergspitze - Großbergkopf

Mit dem großen Rucksack geht es nun direkt hinauf zur Großbergspitze wo ich erstmal ein Pause einlege und mich stärke, die Schieferspitze mit ihrem üblen Bruch hat mich doch deutlich mehr Zeit gekostet wie ich vermutet habe.
Dazu kommt die mittlerweile große Hitze und die pralle Sonne welche sauber an den Kräften zehren.
So verwerfe ich den Gedanken einer Besteigung der beiden Spießrutenspitze (obwohl mich diese schon sehr angemacht hätten) und setze meinen Weg nach Westen fort. Der Wanderweg führt zunächst in die nächste Scharte hinunter, im Anschluss geht es hinauf auf den Großbergkopf, der letzte Abschnitt ist drahtseilversichert. Der nun folgende Abstieg in die Großbergscharte ist gehtechnisch aufgrund des schottrigen Untergrunds etwas anspruchsvoller (T4-).
Auch die nun eigentlich angedachte Besteigung der Kleinbergspitze verwerfe ich, die Hitze macht mir heute eindeutig zu sehr zu schaffen.

Seeköpfe

So folge ich dem Wanderweg hinüber zur Seescharte, um die Wasservorräte aufzufüllen geht es weiter zum oberen Seewisee. Hier lege ich eine längere Pause ein, das Wasser is klar und gut zu trinken.
Da ich mittlerweile einige eingeplante Gipfelziele verwerfen musste, mich nach der Stärkung nun aber wieder fitter fühle und der Tag noch recht lang ist, entschließe ich mich wenigstens noch die 3 Seeköpfe zu besuchen, bevor ich mich an den langen Übergang zur Augsburger Hütte aufmache.
Also direkt vom See über den markierten Westrücken auf schmalem Pfad hinauf zum mittleren Seekopf. Über den kurzen Verbindungsgrat ein Stück weiter nach Nordwesten zum bekreuzten und niedrigsten der 3 Seeköpfe.
Dieser ist wunderbar über das Parseiertal vorgeschoben und bietet eine grandiose Aussicht. Der absolute Blickfang dabei ist eindeutig der geniale Jägerrücken hinauf zur Freispitze.
Über den Mittleren Seekopf geht danach hinauf zum hinteren Seekopf, der Übergang schaut anspruchsvoller aus wie er ist.

Gatschkopf

Nun über den Ostrücken hinunter in die Wegscharte, von dieser geht es drahtseilversichert über üblen Schutt hinunter zum Spiehlerweg. Sollten hier mehrere Wanderer unterwegs sein so muss hier extrem auf Steinschlag geachtet werden.
Der Spiehlerweg führt nun hinüber zum Parseierjoch, einem kleinem Joch im Gratausläufer zum Mittelrücken. Der Aufstieg zum Joch ist versichert, auf der anderen Seite geht es sehr steil mittels Grampen und Seil hinunter in den Steinschlag (das Kar heisst wirklich so). Bei diesem Abstieg muss sehr vorsichtig gestiegen werden, das Seil und auch die Grampen ist stellenweise nicht wirklich vertrauenserweckend.
Nun folgt die letzte große Anstrengung des Tages, die gut 400 Höhenmeter hinauf zur Patrolscharte wollen überwunden werden. Der Aufstieg ist fast durchgängig mit einem labrigen Stahlseil versichert, ohne dieses wäre der Aufstieg einiges anspruchsvoller, vorallem wenn noch Altschnee liegt.
Um der heutigen Tour einen gebührenden Abschluss zu geben entschließe ich mich auch noch die restlichen Höhenmeter hinauf zum Gatschkopf in Angriff zu nehmen, ein wirklich weiser Entschluss, da dieser ein genialer Aussichtsgipfel ist.
Mittlerweile wieder einiger Kräfte entraubt folgt nun der letzte Abschnitt, der nervige und steile Abstieg 650hm hinunter zur Augsburger Hütte, wo nach einer dringend benötigten Stärkung recht bald Markus und Moritz eintreffen und wir einen netten aber recht kurzen Hüttenabend geniessen.
Immerhin ist ja für den morgigen Tag eine grandiose Gratüberschreitung geplant. :-)
*Vom Simeleskopf (2804m) zur Parseierspitze (3036m) - ein eindrucksvoller Grat mit vielen Gesichtern


Zeiten und Schwierigkeiten:

Württemberger Haus Schieferscharte 60 min T4-, I
Schieferscharte Schieferspitze 65 min T6-, II
Schieferspitze Großbergspitze 70 min T6, II
T3+ auf Wanderweg
Großbergspitze Seescharte 70 min T4-
Seescharte Oberer Seewisee 15 min T3+
Oberer Seewisee Mittlerer Seekopf 25 min T3+
Mittlerer Seekopf Vorderer Seekopf 10 min T3+
Vorderer Seekopf Hinterer Seekopf 25 min T4-, I
Hinterer Seekopf Patrolscharte 120 min T4+, I
Patrolscharte Gatschkopf 10 min T3
Gatschkopf Augsburger Hütte 65 min T3+


Fazit:

Ein wunderschöner aber auch sehr anstrengender Tag in den Lechtaler Alpen. Der üble Bruch und das viele Geröll an der Schieferspitze haben mich einiges an Power gekostet und den Tag deutlich anders gestaltet wie zunächst geplant. Obwohl ich wirklich sehr gerne im Bruch unterwegs bin muss ich die Schieferspitze nicht so schnell wieder haben, für diesen Gipfel muss man schon vom Bruch und Schotter träumen.
Der Hüttenübergang vom Württemberger Haus zur Augsburger Hütte führt durch eine wunderschöne Gegend, der Weg ist teilweise jedoch recht anspruchsvoll, vorallem beim letzten Stück von den Seewiseen zur Patrolscharte merkt man den Augsburger Höhenweg in der Nähe. Hier wird bei vielen "normalen" Wanderern denk recht schnell die Belastungsgrenze erreicht sein.
Die Seeköpfen sind für sich allein eine Besteigung wert, recht einfach kann man hier 3 wunderbare Aussichtsgipfel besteigen.

Tourengänger: Andy84


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen