Kurzbericht 

Westl. Schafhimmelkopf (2712m) und Überschreitung der Gebäudspitze (2703m)


Publiziert von Andy84 , 30. November 2016 um 11:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:24 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m
Kartennummer:AV 3/3 Lechtaler Alpen, Parseierspitze

Die Allgäuer Alpen waren in den letzten Jahren mein bevorzugtes Ziel wenn es in die Berge ging. Da die Auswahl an mir unbekannten Gipfeln nun aber langsam etwas knapper wird ist zieht es mich immer öfter in die Lechtaler Alpen. Sehr einsame und oft anspruchsvolle Gipfel meistens ohne markierten Weg und wunderschöne Täler sind hier an der Tagesordnung, genau das ist mein Ding.
Im Lechtal gibt es noch viele mir völlig unbekannte Ecken, eine davon ist die Gegend um das Württemberger Haus und die Memminger Hütte.
Einsam ist es hier aufgrund des E5 zwar nicht, die Fernwanderer bleiben aber meistens auf den Wegen und suchen die darüber aufragenden Gipfel nur selten auf.



Medriolkopf

Ausgangspunkt meiner Mehrtagestour ist das kleine Örtchen Bach im Lechtal, mittels komplett überfülltem E5-Sammeltaxi geht es hinein ins schöne Madautal. In Madau steige ich dann jedoch alleine aus, die wenigstens Fernwanderer wählen die Variante über das Württemberger Haus. Soll mir recht sein, das ich gleich von Anfang an allein unterwegs bin hab ich nicht erwartet.
Von Madau geht es zunächst noch ein Stück auf dem Fahrweg weiter, recht schnell kommt jedoch der Abzweig zum Württemberger Haus. Nach einem weiteren Stück Forstweg folgt man bald einem schönen Wanderweg hinein ins Röttal. Besonders ins Auge stechen einem dabei der Nordgipfel der Schieferspitze und vor allem die geniale Nordwand der Oberlahmsspitze. Unter dem Schweinrücken zweigt der Weg nach links ab in Richtung der Streichgampenhütte. Diese wird jedoch nicht erreicht da es davor rechts hinein ins Schieferkar geht. Und in eben diesem liegt ein kleines Juwel den die meisten Wanderer erst registieren wenn sie schon ein ganzes Stück vorbei gelaufen sind. Gemeint ist der kleine schön gelegene Schiefersee. Dazu einfach rechtzeitig vom Weg ab weglos weiter. Hier lege ich erstmal eine kleine Pause ein und lasse die Füße im kalten Nass bei strahlendem Sonnenschein baumeln.
Im Anschluss geht es über den Schotter hinauf an den Felsaufbau und mit Drahtseilen versichert hoch zum Leiterjöchl.
Der erste Gipfel des Tages steht nun an, der kleine Medriolkopf will besucht werden. Dazu einfach dem Kamm nach Süden gefolgt und über ein paar kleine Steilstufen in einfacher Kletterei in erstaunlich festem Fels auf den Gipfel welcher von einem großen Steinmann geziert wird.
Auch ein Gipfelbuch ist vorhanden, trotz Hüttennähe und Fernwanderweg ein paar Meter daneben ist hier nicht viel los. Vom Medriolkopf kann ich nun auch die umliegenden Gipfel sehr gut inspizieren, einige davon sollen ja noch bestiegen werden.

Westlicher Schafhimmelkopf

Auf gleichem Weg gehts zurück ins Leiterjöchl, es soll sogleich etwas anspruchsvoller werden. Direkt nördlich des Leiterjöchls ragt der westliche Schafhimmelkopf empor. Infos über diesen Berg hab ich keine gefunden, auch der AVF sagt nur das er aus dem Jöchl leichter (II) zu besteigen sein.
Vom Medriolkopf hat das ganze auch nicht so wild ausgesehen und man konnte eine einfache Linie erkennen.
Zunächst über Schrofen an den Fels heran, den ersten Aufschwung direkt hoch, danach ein kleines Stück nach links queren. Nun folgen ein paar Rinnen, hier einfach diejenige nehmen die am besten gefällt. In meinem Fall war dies ein schmaler Kamin welcher auf dessen linker Seite gewonnen wird. Den finalen Aufbau kann man direkt angehen (II) oder etwas rechts unterhalb leichter umgehen (I).
Eine genaue Beschreibung ist hier schwierig, mit ein bisschen Orientierungsvermögen und Gespür für die beste Linie ist es aber nicht schwer.
Der Westliche Schafhimmelkopf ist der Höchste der 3 Gipfel, der Verbindungsgrat über die anderen beiden Köpfe zur Bitterichscharte schaut sehr interessant aus.
Leider hab ich nur meinen kleinen Laufrucksack dabei, der große Rucksack wartet am Leiterjöchl.
Ebenfalls sehr interessant sieht der weitere Grat hinüber zur Großen Leiterspitze aus. Da wartet wohl eine nette Grattour für das nächste Jahr, oder Yeti69  ;-)
Ein kleiner Steinmann ziert den Gipfel, ein Gipfelbuch ist leider nicht zu finden. Viel los ist hier oben aber sicherlich nicht.
Zurück geht es größtenteils auf dem selben Wege, das Gelände bietet einige Möglichkeiten.

Vom Leiterjöchl geht es dann auf dem Wanderweg hinunter zum Württemberger Haus, wo ich mir erstmal eine kurze Stärkung gönne.
Der Tag ist aber noch zu jung und eindeutig zu schön um den ganzen Nachmittag auf der Hütte zu verbringen, bis zum Abendessen hab ich noch gute 2 Stunden.

Bitterichkopf

Also rein in die Laufschuhe und weiter gehts. Am schönen See mit dem seltsamen Namen "Auf der Lacke" vorbei hinauf zur Bitterichscharte. Im oberen Bereich direkt auf den Verbindungsgrat zum Bitterichkopf, ein schwache Spur führt einfach hinüber. Schlüsselstelle im Aufstieg ist eine Querung in die Scharte unter dem Gipfelaufbau. Auf dem Gipfel findet man dann einen großen Steinmann und kann die schöne Aussicht geniessen.
Trotz sehr einfachem Aufstieg und der Hüttennähe wird man auf dem Bitterichkopf sicher meistens alleine sein.

Gebäudspitze

Der nun folgende Übergang zur Gebäudspitze ist dann schon eine Ecke anspruchsvoller. Entweder am Grat entlang oder meistens in die Ostflanke ausweichend geht es über splittrigen Untergrund hinunter in die nächste Scharte, hier baut sich nun ein Gratturm auf. Diesen kann man nun westlich sehr bröselig umgehen oder meiner Meinung nach etwas leichter kletternd umgehen. Dazu nach schräg rechts in die kleine Scharte aufsteigen (II) und danach wieder querend absteigen. Der Fels ist hier recht passabel.
Der restliche Aufstieg schaut zwar etwas wild aus, das Gelände löst sich jedoch sehr gut auf und man gelangt zügig zum Gipfel der Gebäudspitze (I-II).
Auch hier ist nur ein großer Steinmann zu finden, die Aussicht nach Süden ist klasse von hier oben.
Nun stellt sich die Frage wie es weiter gehen soll, bis zum Abendessen auf der Hütte hab ich noch knapp eine Stunde Zeit, also entweder zurück Richtung Bitterichkopf und noch der Roßkarspitze einen Besuch abstatten oder direkt nach Süden ins Gebäudjöchl absteigen und die Gebäudspitze überschreiten. Letztendlich hatte ich mehr Lust auf ein bisschen Abenteuer und Kraxeln, also geht es direkt nach Süden weiter. Über mehrere Rinne geht es gut den Gipfelaufbau hinunter (II), der Fels ist auch hier größtenteils fest. Danach gelangt man über etwas anspruchsvolleres Gehgelände an den zweiten Absatz, hier wird die Orientierung etwas anspruchsvoller, aber man kommt gut hinunter. Die schönste Stelle ist eine gut 15 Meter hohe Wandstufe mit bombenfestem Fels welche abgeklettert wird (III). Die Stelle ist bestimmt auch irgendwie umgehbar, aber der Fels war einfach zu genial um nach einer anderen Variante zu suchen.
Danach wieder über ein Rinnensystem und danach im Gras-Schrofen-Mix hinunter zum Wanderweg und im Laufschritt zurück zum Württemberger Haus wo ein leckeres Abendessen und ein gemütlicher Hüttenabend auf mich wartet.


Zeiten und Schwierigkeiten:

Madau Schiefersee 150 min T2
Schiefersee Medriolkopf 25 min T4- I  Aufstieg zum Leiterjöchl
T4, I Medriolkopf
Medriolkopf Westl. Schafhimmelkopf 40 min T4, I  Abstieg zum Leiterjöchl
T5, II  Westl. Schafhimmelkopf
Westl. Schafhimmelkopf Württemberger Haus 40 min T5, II Abstieg Schafhimmelkopf
T3 Weg zur Hütte
Württemberger Haus Bitterichkopf 40 min T4-
Bitterichkopf Gebäudspitze 25 min T5, II
Gebäudspitze Württemberger Haus 50 min T5+, III
T3 ab Gebäudjöchl


Fazit:

Ein wirklich gelungener Auftakt meiner Mehrtagestour in den Lechtaler Alpen. Obwohl der Weg über das Württemberger Haus eine Variante zum E5 darstellt ist erstaunlich wenig los. Von den Gipfel muss man gar nicht sprechen, diese werden wirklich sehr selten besucht.
Die Tour hat mir einen schönen Einblick in die wunderschöne ruhige Gegend der Lechtaler Alpen eröffnet und mir einige tolle Tourenideen für das nächste Jahr beschert.

Tourengänger: Andy84


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