Wäspen und Griessstöcke


Publiziert von Bergamotte , 27. Juli 2016 um 12:37.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:26 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1575 m
Abstieg: 1575 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Ribi-Wannelen (einfach 8.-, retour 14.-)
Kartennummer:1192 Schächental

Im Winter ergibt die Kombination aus Wäspen und Mittler Griessstock eine lohnende, rassige Skitour zu Füssen von Schärhorn und Chli Ruchen (*klick). Im  Sommer lassen sich die Gipfel dank dem Mittaghorn-Westgrat besonders effizient kombinieren. Nur das zerrissene Gelände auf und um die Griessstöcke hält die Freude in Grenzen. Einsamkeit dort oben ist fast garantiert. Die Wahrscheinlichkeit hingegen, auf Steinwild zu treffen, liegt nahe bei 100%.

Zurzeit stehen wir wieder unter dem Joch des Tagesgangwetters. Also nehme ich die erste Bahn um 7:00 nach Wannelen (1630m) hoch, um wenigsten ein, zwei Stunden vor Quellwolken verschont zu bleiben. Der recht kurze Aufstieg Richtung Wäspen ist blau-weiss markiert; an den Schwierigkeiten kann's nicht liegen, die liegen tief im Bergwanderbereich. Nach den Regenfällen der Nacht ist das Gelände stark durchnässt, wie bald auch meine Schuhe. Genau wie im Winter umgeht man den Hoch Chopf auf der Nordostseite. Vom Wanneler Butzli gewinnt man mit Skiern anschliessend gleich wieder die Grathöhe. Das wäre auch im Sommer problemlos möglich, der offizielle Wanderweg holt aber noch weiter bis fast zum Chulm (2167m) aus. Dieser bietet übrigens einen lohnenden Tiefblick nach Norden (wenn denn die Wolken nicht wären). Anschliessend am winzigen Seelein vorbei und hoch zum grosszügigen Gipfelplateau des Wäspen (2345m). Es ist noch nicht mal 9 Uhr und bereits quillt es kräftig.

Man steht hier zu Füssen des grossen Griessstock-Plateaus. Eine Schwachstelle auf dessen NW-Seite ermöglicht den effizienten Direkthochstieg. Die Route ist vor Ort jederzeit offensichtlich, eine gute Beschreibung auch von 3614adrian. Man steigt südlich des Westgrats das breite Geröllfeld hoch. Das ist steil, mühsam, aber nicht weiter schwierig (max. T4+). Vereinzelt erkenne ich Trittspuren. Das Geröllfeld endet schliesslich direkt auf dem Grat. Ich folge ihm kurz, um dann wenig nach links (in die Nordflanke) geleitet zu werden bis zu einer Geröllmulde. Hier befindet man sich direkt zu Füssen des Mittaghorn-Pfeilers. Diesen umgeht man - offensichtlich - links rum und steigt ein System aus gerölligen Rinnen hoch (T5). Die Rinne endet schliesslich in einem weiteren Kessel, der direkt zum Griessstock-Plateau hochführt. Vorsicht, hier hält sich der Schnee sehr lange, früher im Jahr (oder nach kalten Nächten) sind Pickel/Steigeisen unbedingt empfehlenswert. Wenige Schritte später stehe ich auf dem Mittaghorn (2662m), ein wirklich formidabler Aussichtsbalkon. Ach übrigens, der Urner Alpinführer bewertet diese Route mit T4... aber ich reg mich schon gar nicht mehr auf...

Das Griessstock-Plateau ist angenehmer zu begehen als befürchtet. Trotzdem ist man im zerschrundeten Gelände um jedes Altschneefeld froh. Kurzer Abstecher zum Vorder Griessstock (2664m) und dann Langsüberschreitung des ganzen Plateaus und kraxelnd (T4) die Nordflanke zum Mittler Griessstock (2717m) hoch, den Wintergipfel. Gemäss Buch erhält er im Winter mehr Besuch, was Sinn macht.
Zumindest ab Klausenpass sind die soeben besuchten Koten ohne Schwierigkeiten zu erreichen und stehen jedem erfahrenen Bergwanderer offen. Anspruchsvoller präsentiert sich die Situation am letzten und höchsten Punkt. Von der westlichen Lücke - dem Winterübergang - ist der prägnante Felsturm nicht erreichbar, also rüber Richtung östlicher Lücke. Wie PStraub schon erwähnt hat, ist der Aufstieg dorthin heikel: zuunterst für ein paar Meter brüchige, fast senkrechte Felskletterei (T6/II oder WS+). Ab der Lücke dann einfach über den breiten Grat, bis kurz vor dem Gipfel eine Scharte den Weg versperrt. Diese abzuklettern scheint mir von oben heikel, also zehn Meter zurück und brüchige Umgehung auf der Nordseite. Anschliessend einfach in einer Minute zum Hinter Griessstock (2734m), ausgiebige Mittagsrast.

Irgendwann ziehen die Wolken komplett zu und es tröpfelt sogar leicht. Im Abstieg klettere ich die Scharte direkt, was ganz gut geht. Zurück in der östlichen Lücke bin ich froh, nach Süden absteigen zu können. Über Geröllfelder geht das ganz leidlich (T4). Zurück über die Aufstiegsroute nach Norden wäre für mich bereits arg grenzwertig gewesen. Bei P. 2569 kurze Ausschau, wo man am besten den Gletscher erreicht, Felsbänder versperren an den meisten Orten den Durchgang. Anschliessend dem Gletscherrand entlang nach Griesseggen runter und von dort äusserst mühselig nach Laucheren. Wer zurück nach Wannelen will, tut dies am besten via Wäspen. Ich hingegen möchte was Neues ausprobieren... Auf der LK existieren Wegspuren, welche von Ober Lammerbach (1962m) direkt durch die Ribiplangg nach Hinterboden (1508m) führen. Eigentlich wär das sehr effizient... nur vom Weg kaum eine Spur mehr. Das Resultat ist eine fast schon qualvolle Querung durch nasses Steilgras. Dankbar rutsche ich die vereinzelten, rauhen Geröllfelder ab. Die Schuhe reuen mich nicht, die müssen ohnehin neu besohlt werden - aber die Knie! Erlöst treffe ich vor Ricki wieder auf den Älplerweg. Der Bergwanderweg mit 200Hm Gegenanstieg bringt mich schliesslich zurück nach Wannelen (1630m).


Zeiten
1:40  Wäspen
1:00  Mittaghorn
1:05  Hinter Griessstock
2:05  Wannelen

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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