Wäspen 2345m - Mittler Griessstock 2717m

Benutzt man die Seilbahn von Unterschächen nach Wannelen, bietet der Wäspen zwar einen rassigen, aber fast schon unverschämt kurzen Aufstieg. Es macht deshalb Sinn, im Anschluss noch den Mittler Griessstock zu besuchen. Als Belohnung wartet eine lange Abfahrt ins Brunnital. Und natürlich das eindrückliche Panorama zu Füssen der Urner Hochalpen mit Schärhorn, Ruchen und Windgällen.

Zumindest der Wäspen wird auch im Hochwinter regelmässig begangen. Für mich persönlich ist das aufgrund der beträchtlichen Lawinengefahr aber eine typische Firntour. Dafür spricht auch, dass die Hänge spät Sonne erhalten. Und der Schnee hier oben hält sich bis weit in den April hinein.

Nach kurzer Bähnlifahrt starte ich um 7:40 von der Bergstation auf Wannelen (1630m). Es ist ruhig im Gebiet an diesem Montag. Erst während meiner Schlussabfahrt gut vier Stunden später werde ich eine Dreiergruppe kreuzen (ja, der Wäspen ist die ideale Skitour für Siebenschläfer). Die Strecke wurde übers Wochenende offensichtlich rege begangen und ist perfekt eingespurt. So bleiben die Harscheisen bis oben im Sack. Das gilt auch für die Traverse ins Wanneler Butzli und den folgenden Steilaufstieg (bis 39°, Nord), welcher sehr sichere Bedingungen erfordert. Weil die gesamte Route direkt und schnörkellos verläuft, stehe ich nach 75 Minuten bereits oben auf dem Wäspen (2345m). Hier öffnet sich das Panorama nach Süden auf die riesige Felswand mit Windgällen und Ruchen. Und im Westen glänzen Spitzen, Blinzi und Sittliser im Sonnenlicht.

Wer nun den Griessstock anpeilt, traversiert effizient durch den steilen Westhang Richtung P. 2202, man verliert also nur gut 150 Höhenmeter. Bei heikleren Verhältnissen könnte man via Ober Lammerbach ausholen, aber dann wär diese Tour ohnehin nicht das Richtige. Anfellen, Harscheisen montieren und Aufstieg durch den Griesseggen-Trichter (knapp 35°) zum Gletscher, wobei das Gelände rasch abflacht. Nun nach links (Norden) auf die kleine Moräne (P. 2479) und über den (wie überraschend) sehr steilen Schlusshang auf die weite Ebene der Griessstöcke. Diese liegen direkt zu Füssen der Schärhörner. Mit Skiern besucht man meist den Mittler Griessstock (2717m) mit Buch. Wem am Tiefblick ins Schächental gelegen ist, erreicht den Vorder Griessstock flach in etwa zehn Minuten.

Das Wetter ist schlicht traumhaft: mild, wenig Wind, Himmel wolkenlos und stahlblau, im Tal eine Nebeldecke. Da ich früh dran bin, bleibe ich über eine Stunde auf dem Gipfel, einfach den Tag geniessend. Übrigens, wer noch nicht genug hat, könnte das nahe Schärhorn via Chammlilücke begehen. Oder, anspruchsvoller, durch die Nordwand zum Chli Ruchen aufsteigen (klick), die Route wurde übers Wochenende angespurt.

Punkt 12 Uhr mach ich mich an die Abfahrt. Der erste Steilhang zum Gletscher runter hat herrlich aufgesulzt, die Fortsetzung (W bzw. NW-Expo) verläuft hingegen ruppig und windgepresst. Deshalb verzichte ich auf die Direktabfahrt via Alt Richti, welche sehr spät besonnt wird. Vor Ober Lammerbach (1982m) erreiche ich wieder "weiches" Gelände und geniesse eine lohnende Firnabfahrt bis Nider Lammerbach. Anschliessend alles der ausgefahrenen Strasse folgend Brunnital auswärts. Der Schnee reicht noch gut bis zur Brücke bei P. 1023. Von dort zu Fuss runter nach Unterschächen und über den Wanderweg zum Auto in Ribi.


Zeiten
1:15  Wäspen
1:20  Mittler Griessstock
1:05  Unterschächen