Puig de Massanella


Publiziert von schimi , 26. August 2016 um 10:25.

Region: Welt » Spanien » Balearische Inseln
Tour Datum: 1 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 

Er ist vieles – der Puig de Massanella.

Er ist der höchste Wanderberg auf den Balearen, weil der noch höhere Puig Major militärisches Sperrgebiet ist. Und deshalb ist er auch der Zweithöchste – so im Allgemeinen. Was er aber auch noch ist; er ist wahrscheinlich der teuerste, denn man muss "Eintritt" bezahlen, zumindest wenn man auf der von uns gewählten Route unterwegs sein möchte.

Schon die Anfahrt ist einen Satz wert. Von Inca, also von Süden kommend, fährt man ab Selva auf der landschaftlich schönen Bergstraße Ma 2130 überwiegend schattig und über enge Kehren hinauf, bis zum  Coll de sa Batalla. Die Radfahrer sind heute Morgen hier in der Überzahl, denn auch bei denen zählt die Devise, der frühe Vogel fängt den Wurm. Oben auf der Passhöhe gibt es linkerhand einen kleinen Parkplatz und rechts eine Tankstelle mit einem kleinen Restaurant. Es dient den Radfahrern auch als Treffpunkt und Verpflegungsstelle.

Das Parken ist auf dem Parkplatz prinzipiell kostenfrei. Trotzdem springt sofort der Tankwart herüber und verlangt von uns vier Euro mit dem Hinweis, dass wir vor dem Wegfahren im Restaurant einkehren können und die vier Euro dort verrechnet würden. Da es weit und breit keine andere Einkehrmöglichkeit gibt, hatten wir dies sowieso fest auf der Agenda.

Die Wanderung beginnt man also am einfachsten von diesem Parkplatz, geht auf der Straße ein paar Schritte nach Süden bis hinter die Kurve und geht am rechts abzweigenden Weg von der Straße ab. Man ist ein paar Schritte auf dem GR222 der vom Kloster Lluc nach Inca führt. Nur wenige Schritte weiter gehen wir scharf rechts ab, auf einem kaum ansteigenden Fahrweg (Schild: Massanella). Nach nicht allzu langer Zeit kommen wir an ein offenes Tor zu einer Finca, hinter dem ein netter Herr an einem Tisch sitzt und einen freundlich um sechs Euro pro Person bittet, sofern man weitergehen möchte. Man erhält im Gegenzug freien Eintritt auf das Fincagelände und ein schönes Ticket, damit alles seine Ordnung hat.

Auf dem Grundstück der Finca ist der Weiterweg zum Massanella ausreichend gut weitermarkiert. Gleich als erstes zweigt man kurz vor einer Mauer links ab, und umgeht so den inneren Bezirk der Finca. Überwiegend im schattigen Wald geht es leicht bergauf und immer wieder sieht man einen individuell handgefertigten Hinweis wie es weitergeht. Auf dem Coll de sa Línia wird es flacher und am höchsten Punkt erreichen wir einen rechtwinkligen Abzweig nach rechts.

Hier wird der Wald nun schon lichter. Nach dem Abzweig wird der Weg steiler und führt im Zickzack nach oben. Weil es mit jedem Meter noch trockener wird, werden die Bäume seltener, und mit jedem Meter wundern wir uns auch, wie hier überhaupt noch ein Baum gedeihen kann. Im Aufstieg ist der Weg bisweilen ein wenig schwierig zu erkennen, jedoch gibt es zunächst kaum eine Möglichkeit sich ordentlich zu verlaufen.

Mehr und mehr wird der Weg zu einem karstigen Felspfad, der das Schuhwerk ordentlich strapaziert. Wir kommen zu einer Weggabelung, an der man die Wahl der Wahl hat. Direkt bergan führt der Weg geradewegs zum Gipfel, der insgesamt etwas flacher und technisch einfacher verläuft. Er ist auf dem dortigen Markierungsstein bezeichnet mit Puig - Font (Gipfel - Quelle). Wir entscheiden uns für den anderen Weg, der zunächst an der Südflanke des Berges, mit wenig Höhengewinn entlang führt, um dann etwas steiler und ein klein wenig schwieriger den mächtigen Steinklotz erklimmt. Er ist bezeichnet mit Font - Puig (Quelle - Gipfel). So ergibt sich mit beiden Touren ein prima Rundweg.

Der gesamte Gipfelbereich des Berges ist so gut wie frei von höherer Vegetation. Lediglich in den Ritzen des Kalkkarstes haben sich einige Überlebenskünstler eingenistet, und fristen ein bescheidenes Dasein. Unser Weg verliert sich mehr und mehr auf dem karstiger werdenden Gelände. Es bleiben gelegentliche Steinmännchen und farbige Markierungen, die und leiten. Immer wieder bleiben wir auf einem Fels stehen, und halten Ausschau nach weiteren Wegmarken. In der Regel ist die Umschau erfolgreich und so planen wir die nächsten 80 Meter bis wir wieder eine Schaupause brauchen.

So bleiben wir immer in der Nähe der "Weg"-markierungen und erreichen ohne wesentliche Steigungen dann auch die auf dem Markierungsstein angekündigten Quelle, die man sich hier unter keinen Umständen vorstellen kann. Die Font de s'Avenc ist tief im Fels verborgen. Über einige Treppenstufen gelangt man in den Berg hinein. Macht man nach zehn Treppen eine kleine Pause, so hat man es auf dem Weiterweg deutlich einfacher, denn die Augen gewöhnen sich zuerst doch recht rasch an die Dunkelheit. Nachdem rechten Winkel im Abstieg, ist dann aber doch eine Lampe oder zumindest ein Smartphone nötig, um die letzten Schritte in die Tiefe zum Wasser zu finden.

Das Quellwasser finden wir in kleinen grob zugehauenen Naturbasins. Einen direkten Zufluss konnten wir nicht entdecken, es scheint nicht, als würde es hier unendlich stark sprudeln. Sehr angenehm empfinden wir die Kühle, die im krassen Kontrast zum wüstenartigen Klima draußen steht. Nach der kleinen Erfrischungspause steigen wir wieder hinaus, um unseren Aufstieg fortzusetzen.
Gleich nach der Quelle kommen wir sozusagen an die Schlüsselstelle der Route. Der steilste Teil von vielleicht 30 Metern kann mit Hilfe einer Hand erleichtert werden. Die Schwierigkeit bleibt aber noch unterhalb einer Kletterkategorie, denn man bewegt sich in einer natürlichen Rinne, und so kann man bequem die Hand hier oder da auf den Fels legen, um etwas leichter im Gleichgewicht zu bleiben.

Wenig später schon legt sich das Gelände zurück, es kündigt sich der Gipfelbereich an. Man erreicht jedoch zuerst eine Senke und in der ist der Weiterweg nur mit etwas Gespür zu finden. Wir steigen in der Senke zwischen den beiden Hügeln bis fast zur höchsten Stelle auf und entscheiden uns zunächst etwas den Wildziegen nachzustellen (fotografisch). Dann gehen wir auf den Gipfel links der mit einem Steinhaufen gekrönt ist. Er ist jedoch nur der Zweithöchste hier.

Nach einer Rundschau gehen wir hinüber auf den eigentlichen aber fast gleichhohen Gipfel am Nordende der Felsbastion. Wir haben einen schönen Ausblick auf den Puig Major und den Cúber-See, der mit seinen kläglichen Resten immer noch die Hauptwasserversorgung von Palma mit frischem Süßwasser, darstellt. Mehr und mehr müssen aber die beiden Meerwasserentsalzungsanlagen den Inselbetrieb am Laufen halten.

Wie so oft sehen wir auch heute wieder einen Mönchsgeier, der kurz über unsere Köpfe hinwegzieht. Gerademal für zwei Schnappschüsse hat es gereicht. Man würde sich als Fotograf doch wünschen, dass er eine kreisförmige Bahn fliegen möge und nicht immer nur gerade aus!

Zum Beachten gilt es direkt neben dem Gipfel noch das riesige Loch im Karst, das wohl eine Tiefe von sicher 15 Metern hat. Wäre mal interessant da runter zu klettern um zu erforschen, ob es noch weiter (begehbar) in den Berg führt. Sicher bezieht unsere Quelle weiter unten auch von diesem stattlichen Krater sein nicht versiegendes kühles Wasser.

Wir steigen zunächst auf dem gleichen kaum sichtbaren Weg ab, bis wir zurück in der Senke sind. Dann gehen wir den anderen Weg weiter, der zunächst eine Weile im flachen Bereich der Senke geradeaus führt. Technisch leichter als im Aufstieg erreichen wir wieder den Markierungsstein, an dem wir im Aufstieg abgezweigt sind.

Zum weiteren Abstieg halten wir uns an die Aufstiegsroute. Unten angelangt machen wir eine schöne große Pause im Tankstellenrestaurant und genießen den späten Nachmittag im Halbschatten und die lokale Spezialität Pa amb Oli.

Tourengänger: schimi


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