GR221 - in 8 Tagen quer durch die Tramuntana


Publiziert von hikemania , 7. Januar 2022 um 20:39.

Region: Welt » Spanien » Balearische Inseln
Tour Datum:18 April 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 8 Tage
Aufstieg: 5000 m
Abstieg: 5000 m
Strecke:Port d´Andratx-Sant Elm-Estellenchs-Esporles-Deja-Refugio Muleta-Tossal Verds-Lluc (Refugio Son Amer)-Puig de Maria-Pollenca
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus 101 von Palma (Busbahnhof im 2. UG) nach Port d´Andratx
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus von Polenca nach Palma
Unterkunftmöglichkeiten:diverse Hotels und Refugio am Weg, siehe Beschreibung

Bewertung:
größter Teil T2,
Stellen T3 (bei La Trapa, Im Anstieg zum Cuber Damm, im Zustieg zur Tossal Verds)
Ca. 145 km, 5.000 hm



Steigende Inzidenzen, Risiko- und Hochrisikogebiete, PCR- und Schnelltests, Einrichtung eines Quarantänehotels in Palma, dass waren im März 2021 die Vorzeichen der Wandersaison.

Da wir ein paar Wochen vorher bereits auf Mallorca unterwegs waren und festgestellt hatten, dass die Insel gerade sehr ruhig ist, verplante ich den noch zu nutzenden Resturlaub für den GR 221. Außerhalb der Coronalage wäre ich wohl nach Fontainebleau oder Festlandspanien gefahren, aber "beggers can´t be choosers" und die Wahl des GR 221 war im Nachgang genau die richtige. Aber der Reihe nach.

Bei der Recherche der Wegführung war schnell klar, dass eine Detailkarte her musste, da der Weg auf Privatgrund eher vage Punktmarkiert ist. Die offizielle Seite berichtet regelmäßig über Updates bzgl. Markierungen. Auf Mapy ist der Weg inkl. Varianten relativ genau abgebildet.

Planung und Buchung der Übernachtungsmöglichkeiten:

Üblicherweise wird der GR221 als 8-Tagestour begangen. Da die Anforderungen gering und durch vielfältige Versorgungsmöglichkeiten geringes Rucksackgewicht vorherschen würde, plante ich die Tour auf ca. 7 1/2 Tage. Dadurch konnte ich auf Schlafsack, Hüttenschlafsack, Handtuch u.ä. verzichten, hatte jeden Tag große Puffer, zum Beispiel zum draußen im Cafe sitzen (nach dem winterlichen Lockdown in Deutschland hatte ich große Lust, einfach mal wieder andere Stimmen zu hören).

Im Tramuntana-Gebirge gibt es einige Hütten, welche zwingend vorher elektronisch oder telefonisch gebucht werden müssen. Dadurch ergab sich (mangels Alternativen in der Gegend der Hütten) eine Zeitplanung, welche ich ausgehend von den Hüttenreservierungen vornahm.

Für den Ankunftstag in Palma buchte ich mir ein Hotel in der Stadt (Nähe Busbahnhof), um am nächsten Morgen nach Port d´Andratx zu fahren. Danach entsprechend der Zeitplanung.

Tour und Eindrücke:
17.04.2021 Ankunft Palma - Hotel
Die Stadt präsentierte sich wunderbar ruhig, dennoch hatte eine Vielzahl von Hotels und Läden geöffnet.

18.04.2021 Port d Andratx - St. Elm (8 km, 450 hm)
Mit der Buslinie 101 von Palma nach Port d Andratx, dort viel deutsches Stimmengewirr, also schnell in die Ruhe der Berge. Am Hafen zunächst in die Carrer Aldea Blanca, weiter hinauf durch die Carrer Picasso. Bis hier eng bebaut mit sog. Villen (letztlich Stahl-Glas-Zweckbauten mit Ausblick auf den Hafen).

Bis zum Puig d´en Ric (319m) kaum markiert, bei St. Elm Ankunft oberhalb des Orts mit schönen Aussichten. Der Ort selbst war mäßig besucht. Gegen Abend einen Platz im Restaurant zu finden war dennoch schwierig (vermutlich weil Sonntag war).

19.05.2021 St. Elm - Estellencs (25 km, 1400 hm)
 In St. Elm in die Avinguda La Trapa, diese endet direkt im Wanderweg, welcher schon vor dem ehem. Kloster La Trapa als GR 221 beschildert ist. Hier ein paar kurze Kraxelstellen, Ab dem Kloster einfache Ziehwege und zugewachsene Felswege. Bis Ses Fontanelles (private Hütte, Wassernachfüllmöglichkeit) wechselten sich leichte Wege und leere Straßen ab, ab dort steile Waldwege bis Pas d Esteparet. Ab dort leichte aber steile Kieswege bis Estellencs. Dort checkte ich im urigen Hotel Sa Plana ein, war neben einem Nachbarn der einzige Gast und nutzte den Garten zum dösen und relaxen.

Ab hier fiel mir die gute Trinkwasserqualität auf und ich kaufte fortan kein Wasser mehr.

20.04.2021 Estellencs - Esporles (17 km, 700 hm)
In diesem Bereich war der Wanderweg durchgehend markiert, bis Banyalbufar mehrheitlich flach mit breiten Wegen, der Abstieg nach Esporles war gestuft und recht gut besucht. Viele Cafe´s im Ort.

21.04.2021 Esporles-Valdemossa-Deja (23 km, 1300 hm)
Bereits in Esporles ist der Weiterweg sehr gut markiert, ab dem Ortsausgang allerdings gar nicht mehr. Der Weg windet sich hier eine Weile an der Straße entlang, bis er Richtung Coll de Basseta abzweigt. Ab und an ist der Weg hier markiert, streckenweise mit roter Punktmarkierung. Richtung Valldemossa steiler Abstieg (dort sehr gute Bäcker und Kneipen), dann sehr steiler Aufstieg auf Fahrweg zum Refugi des Cairats (geschlossen, kein Wasser). Bis zum Puig Gros wenig Schatten, dann langer und steiler Abstieg nach Deia.

Hier war ich so früh im hübschen Hostal Villa Verde (einzelne Zimmer mit Außenterasse und WÄSCHELEINE!), dass selbst meine Handwäsche bis zum Abend trocken wurde. Zusätzlich wartet der Ort mit einem netten Tabakladen auf, der sehr dick belegte Baguettes zu einem sehr guten Kurs verkauft.

22.04. Deja - Port d´Soller (Refugi di Moleta) (9 km 500 hm)
Ein zwar kurzes aber wegseitig sehr abwechslungsreiches Stück. Der Wegverlauf war nur aufgrund Navi am Handy schnell erfassbar. Da das Wetter ab Mittag umschlagen sollte, beeilte ich mich, das Refugi zu erreichen, denn es waren noch einige andere Wanderer unterwegs (in der Regel mit Zelt). Schon am Vortag traf ich ein tschechisches Pärchen wieder, welches ich beinahe jeden Morgen sah. Sie waren mit Zelt und Essen unterwegs und damit entsprechend langsamer. Diese Nacht wollten sie mal wieder in einem Gebäude verbringen. Eine Gruppe zweier deutscher Jugendlicher hatte ebenfalls Campingausstattung dabei und steuerte ebenso auf das Refugi Moleta zu. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich der einzige mit Reservierung war.

Als ich beider Hütte angekommen war, erschien recht bald das tscheckiche Pärchen, sie waren nass und ich versuchte, der Hüttenwirtin beizubringen, dass ich kein Problem mit weiteren Personen im Lager hätte. Ich bot ihr an, dass wir uns alle testen. Nichts zu machen, ich blieb der einzige Gast auf der Hütte.

Das Abendessen, Feuer machen, Sterne gucken war auch als Einzelperson traumhaft und erweitert mein Hüttenanekdotenrepertoir in Sachen Lage, Essen, Ausblick und Weiterweg.

23.04. Port d´Soller (Refugi di Moleta)- Refugi Tossals Verds (25 km 1500 hm)
Von der Hütte bis zum Bus sind ca. 40 min zu gehen, dieser fährt im März 2021 alle 40 min. Durch die Abkürzung mit dem Bus erspare ich mir die eintönige Hatsch an der Straße bis Soller. 

Dort kann an verschiedenen Stellen Wasser aus Brunnen geholt werden.
Im Ort ist der Weg hier und da mit nagelneuen Holzschildern (wie sonst nur an Kreuzungen in den Bergen) markiert.
Bis Biniaraix geht es mehr oder weniger verkehrsreich an Wohnhäusern und kleinen Plantagen vorbei. Im Ort steilt des bereits an und ehe man sichs versieht, steigt man eine gute Stunde auf mit runden Flussteinen gelegtem Saumpfad bergan. Um 11:00 Uhr im März war es hier noch schattig. Diesen Zustand wünsche ich allen Begehern des Wegs :-)

An einer schluchtartigen Engstelle kann gut Wasser entnommen werden, danach flacht es deutlich ab und der Talboden, welchen ich bis zum Cuber Damm nutze, ist relativ flach, tierreich und später auch gut von Menschen besucht.

Am See vorbei gibt es nun zwei Möglichkeiten, zum Refugi Tossals Verds zu kommen, nördlich und südlich um den Gipfel. Da ich morgen Richtung Lluc weiter gehen, nehme ich die südliche Variante, da ich morgen ein gutes Stück des nördlichen Zugangs zur Hütte in die andere Richtung gehe.

Diese führt an eine Flugzeugwrack vorbei, welches Wegpunkt in der Karte ist. Teilweise ist der Weg hier recht zugewachsen und hier und da, darf etwas höher gestiegen werden.

Die Hütte Tossals Verds war zum frühen Nachmittag von vielen Tagesbesuchern belagert. Aussicht und Essen würden mich auch herauf ziehen. Am Abend ergibt sich, dass in Summe unter 10 Personen übernachten, inkl. Personal.

Dies sollte die erste Hütte sein, in der ich frischen Seefisch aus der Pfanne bekomme. Die Nähe zum Meer und der tägliche Austausch des Kochs (einer fährt mit dem Auto runter, der nächste kauft ein und fährt wieder rauf, bis zum nächsten Morgen) machen es möglich.

24.04. Refugi Tossals Verds - Lluc - Refugi Son Amer (15 km 900 hm)
Es sollte ein sehr armer Tag werden und ich wollte neben dem direkten Weg noch ein paar Gipfel mitnehmen. Im Schatten ging es hitner der Hütte mit einem Felspfad los, welcher im nächsthöheren Talboden wieder flacher und breiter wurde. Den ersten Gipfel neben dem Weg (el castellot del Rafal) ließ ich aus (Weg in Mapy eingezeichnet, nicht auf Anhieb gefunden). 

Über das felsige call de´ll n Argento ging es auf den Puig Massanella, welcher eine gigantische Rundumsicht bietet. Ein Gutteil des Gebirges Richtung Süden (und somit ein großer Teil des Geländes der Tour) ist von hier aus sichtbar.
Im Abstieg Richtung Lluc befindet sich in einer Senke eine Quelle. Diese nutzen viele für die Mittagspause.
Weiter ging es über den Puig d en´Galileu mit einer kurzen Aufstiegsrinne, welche Staus unvermeidbar macht.
Der Abstieg zum Kloster führt durch einen schönen Steineichenwald. Dort finden sich viele kreisrunde Moosflächen, Überbleibsel der Holkohlegewinnung.

Beim Kloster herrscht v.a. in den Restaurants reger Betrieb. Viele Wanderer sind hier, Motorradfahrer, Rennradler, Ausflügler.
Der Großteil der Wanderer geht von hier auf Tagestour, heute sind aber auch >5 Gruppen mit Übernachtungsgepäck entgegen gekommen, welche meißt bis zum Cuberdamm gehen. Eine schöne Wochenend-Tour.
Vom Kloster sind es leidlich 2 km bis zum Refugi und nach langem sitzen im Café spüre ich die Beine schon ganz ordentlich.
Das Refugi lag (17:00 Uhr) quasi verwaist in schöner Lage. Nachdem ich im Foyer ein paar mal rief, kam der Wirt aus seiner Wohnung. Das Hygienekonzept der Hütte war zwar großartig, aber laut Wirt ist der Betrieb bei 1/3 Belegung nicht wirtschaftlich. Zur Coronakrise sagte er "It is a catastrophe, especially for Spain, you know, in the end we´re a country of waiters."

25.04. Refugi Son Amer - Polensa (20 km 600 hm)

Der von Eichen beschattete Weg um den Puig Tomir geht sich wunderbar und der warme Fels lädt zur Rast. Der Weg auf den Tomir, welchen ich erkenne, ist steil und interessant.

Allerdings habe ich mir unter dem Gehen ein Hotel mit Sauna in Polensa gebucht. Schwimmbecken und Sauna kann ich ab 14:00 Uhr nutzen. Daher gibts nun nur noch ein Ziel.

Schon bald nach der Umrundung des Tomir wird eine Waldschule erreicht, ab dort Kiesweg, Fahrweg, Radweg bis Polensa. 

Ausrüstung:
40l Rucksack (mit kompletter Homeofficehardware)
3l Trinkpack + 1 l Weithalsflasche zum Wasser aufnehmen
Sonnenhut/LSF 50 + 30 Sonnencreme
Stecken
Zustiegsschuhe ohne Goretex
Rest wie üblich

Fazit:
Die Durchquerung eines Gebirges heißt häufig volle Alleinversorgung. Nicht so in der Tramuntana. Beinahe zwei mal täglich erreicht der GR221 Straßen (häufig mit Bushaltestellen) oder durchquert Orte mit großartigem Essensangebot. Dazu sind keine alpinen Gefahren zu beachten. Insofern eine versorgungsseitig gehobene Mehrtagestour.

Übernachtet man dann noch täglich in einem Bett (und braucht daher auch kein Toilettenpapier, Handtücher, Seife etc.) und beschränkt sich auf ein paar Schuhe für den Urlaub, ist das Gepäck trotz Arbeitshardware für den Fall der Fälle (Quarantäne vor Ort oder nach Ankunft in Deutschland u.ä.) überschaubar. Mit 3l Wasser kam ich auf 14kg inkl. Spiegelreflexkamera.

Für mich war der GR 221 ein schöner und kurzweiliger Überblick über die Tramuntana. Einige Gipfel werde ich nach Inaugenscheinnahme beim erwandern der Insel in Zukunft angehen. Wirklich außergewöhnlich steil oder ausgesetzt war der Weg nie, die Grobrichtungen fast immer klar. Deshalb ist der GR221 für mich eine angenehme Beschäftigung beim Hotel- und Hüttenseeing auf der Insel geworden. Die Tief- und Rundumblickem sind es wert, den Weg auch noch in die andere Richtung zu gehen. Wie ich dann übernachte? Vermutlich wieder wie bei dieser Dokumentation.


Tourengänger: hikemania


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