Rappenköpfle (Normalweg)


Publiziert von Kauk0r , 14. April 2016 um 15:26.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:20 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Aufstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW auf B198 bis zur Grenzbrücke über den Krumbach, dort eine große Schotterfläche ohne Parkeinschränkungen (evtl. Baumateriallagerplatz beachten). Alternativ in Lechleiten 50 Meter vor dem Holzgauer Haus, kostenpflichtig (3€ im Hotel zu entrichten) am Berggasthaus Alpenrose oder kostenloser Wanderparkplatz am Haus Schrofenwies.
Unterkunftmöglichkeiten:S.o.

Wer sich an den Bergsommer 2014 erinnert, dem wird das damals etwas unsichere Wetter in Erinnerung sein (kein Vergleich zum Jahrhundertsommer 2015). So galt es sich bietende Wetterfenster optimal auszunutzen. Damit ich die lange Anreise noch etwas "ausführlicher begründen" konnte, verbrachte ich die Nacht nach einer Hornbachkettentour (endlich gelang mir die Besteigung von *Öfnerspitze UND Krottenspitze (3.Versuch) UND der etwas entschärfte Übergang zum Muttlerkopf (Tourenbeschreibung aus 2015 von Andy84)) im Auto auf oben genanntem Schotterparkplatz, um am nächsten Tag je nach Wetterlage (Schauer und Gewitter am frühen Nachmittag, Regenbeginn dann letztlich bereits 12:45) noch eine Tour dranzuhängen. Eigentlich war ich mit der Tour des Vortags bereits völlig von Glück erfüllt, doch warum nicht auch noch ein i-Tüpfelchen suchen?! So ging es dann noch auf das wenig bestiegene Rappenköpfle (2276 m, alternativ Kleiner Rappenkopf) und den Grüner (1913 m). Da vom Rappenköpfle bislang hier bei Hikr eine ausführliche Beschreibung des Normalwegs fehlt, habe ich mich entschlossen diesen noch hinzu zu fügen.

Ausgangspunkt ist die Krumbach-Grenzbrücke (ca. 1400 m) zwischen Vorarlberg und Tirol, von dort entlang der B198 bis zur Abzweigung Lechleiten. Hier links und weiter auf der Straße vorbei am Holzgauer Haus hinauf nach Lechleiten (1539 m). Vorbei an der Kapelle und nach links aufwärts (Richtung Rappenseehütte) zum Berggasthaus Alpenrose. Vor dem Gasthaus links auf Spuren in die teils feuchten Wiesen und nun steil, den Markierungen folgend aufwärts gen Hundskopf. Man überschreitet dessen Südwestrücken und quert leicht ansteigend zum weitläufigen Gelände der verfallenen, aber noch beweideten  Lechleitner Alpe (1771 m). Auf grasigen Pfaden geht es in teils sumpfig-nordischem Terrain an die Schlosswand (1876 m, ab hier AV-Karte Allgäuer Alpen West möglich) heran. An Weggabelungen hält man sich immer rechts, dann geht es hinauf und auf der anderen Seite recht eben über das mit Alpenrosen übersäte Gelände der Oberen Biberalpe bis zu den Abbrüchen des Mutzentobels. Dort nun auf schmalem, teils mit Drahtseilen versicherte Steig steil hinab, den felsigen Tobelgrund durchqueren und auf der anderen Seite ebenfalls teils versichert wieder hinauf. Insgesamt verliert man durch den Tobel gut 100 Höhenmeter.

Nach Verlassen des Tobels beginnt direkt nach dem Weidezaun der Aufstieg in der Westflanke des Rappenköpfles. Unten zunächst am Zaun entlang orientierend geht es bereits steil hinauf, allerdings auf guten Kuhpfaden. Man hält sich am besten stets in Zaunnähe oder weicht etwas weiter in die Flanke aus. An den ersten Büschen dann weiter in die Flanke, der Zaun bleibt weit rechts. Bald verlässt man auf ca. 1920 Meter das Weidegebiet (hier aktuell nur die Pfosten, deshalb keine Probleme bei der Querung), das Gelände hat sich zuvor bereits wieder etwas zurück gelegt. Zwischen den letzten Büschen hindurch steilt sich das Gelände wieder an, der Rücken schnürt sich zusammen. Was von unten bislang nicht einzusehen war, stellt sich nun als erste Schlüsselpassage dar. Über das schmale Ende des Rückens geht es eine spärlich bewachsene Mergelflanke hinauf. Der Untergrund ist recht verbacken und Tritt unfreundlich, es gibt wenige gute Gras-Trittpolster. Bevor das steilste Stück zum Ende kommt, empfiehlt sich eine Querung auf passablen Tritten nach rechts zum nächsten Grasrücken. Am nun wieder breiteren, steilen Rücken mit guten Grastritten aufwärts zur Schlüssenpassage der Tour. Hier zunächst im ordentlich mit Steinen durchsetzten Gras in moderat wirkender Steigung an den steilsten Aufschwung der Flanke heran. Auch hier sind teilweise Felsen eingelagert, man kann aber auf guten Grasbändern und Tritten in verschiedentlichen Varianten durchsteigen (entspricht I. im Steilgras). Oben am Absatz zunächst sehr steil weiter, bevor sich der Rücken nochmals zusammenschnürt und wieder flacher wird. So geht es auf passablen Tritten an die Felsabbrüche des Gipfels heran. Bevor man diese erreicht empfiehlt sich die Querung unter den Schotterflächen in die Westflanke. Hier ist die Grastrittqualität am schlechtesten ausgeprägt. In Kürze hat man die Gipfelmulde erreicht, sie hat weiterhin eine beachtliche Steilheit, aber wieder komfortable Tritte. Gleich darauf erreicht man den schmucklosen Gipfel des Kleinen Rappenkopfs. Thom von Festivaltour.de hatte 2012 ein Gipfelbüchlein hinterlegt. Dies ist leider nicht mehr oben gewesen, vermutlich weil das Behältnis seinen Dienst versagt hat, es lagen noch ein paar Scherben herum...schade, wäre interessant gewesen, was dort oben so los ist.

Zum Abstieg habe ich aus Neugier die Variante von Thom (Beschreibung auf FT) gewählt. Dazu steigt man auf dem Aufstiegsweg über die Schlüsselpassage ab. Die Orientierung ist im Abstieg nicht ganz leicht, am besten schon im Aufstieg einprägen. Fixpunkt ist die kurze Mergelgratpassage, sie wird von oben direkt angesteuert, jedoch nicht mehr begangen. Man orientiert sich nun beliebig nach rechts auf den östlich des Aufstiegsrückens gelegenen Rücken und ihn über gutes Grasgelände hinab zum Gebüsch. Die Durchquerung ist jetzt im Sommer nicht mehr ganz angenehm, hohes Kraut verdirbt etwas den Spaß. Etwas erleichtert wird der Durchgang durch teils ausgeprägte Wildwechsel. Zunächst in die von oben besehene Lücke im Bewuchs und mit wenig Gebüschkontakt zur ersten großen Tanne. Hier rechts vorbei und dann direkt abwärts durchs Kraut, von nun an mit wachem Auge den Wildwechseln folgen, bis man das offene Weidegelände erreicht. Wirklich gut war dieser Abstieg nicht, vermutlich bei niedrigerer Vegetation besser, der Aufstieg sei hier auch nicht empfohlen. Am besten über den Aufstiegsrücken zurück.

Nun geht es zurück zur Schlosswand und dieses Mal dem Wanderweg folgend Richtung Mindelheimer Hütte hinab ins Salzbücheljoch (1781 m). Noch kurz auf dem Weg bleiben und dann an der ersten großen Schneise in den Latschen nach links in die Ostflanke des Grüners. Die Route schaut man sich schon am besten von der Ferne aus. Eine optimale Routenbeschreibung gibt es nicht. Es geht auf jeden Fall ohne viel Latschenkontakt und übermäßigen Höhenverlust auf den Gipfel. Das Gelände ist stark gegliedert, immer wieder sind deutliche Wannen zwischen den Latschen, die sich mit freien Weideflächen abwechseln. Das weidende Vieh sorgt oft für Ansätze von Pfaden, dort wo die Kuh durchkommt, gelingt es auch dem Mensch. Den höchsten Punkt ziert ein Grenzstein. Von dort hat man auch einen Blick auf die Möglichkeiten geschickt nach Süden zu gelangen, wo freie Weideflächen warten. Auf ihnen nun nach Südwesten querend absteigen zur Vorderen Lechleitner Alpe. Hier ist der Abzweig des Wanderwegs, der einen zur Mansguntenalpe (1580 m) leitet. Unten trifft man auf den Weg über den Schrofenpass und damit auf die MTB-Transalp-Strecke. An den folgenden Wegverzweigungen immer nach links bzw. der MTB-Streckenbeschilderung folgen, so kommt man vorbei am alten Zollhaus und beim alternativen Parkplatz unterhalb des Holzgauer Hauses wieder auf die Straße.

Fazit: Das Rappenköpfle ist eine überaus lohnende, eher kurze Tour auf einen einsamen Gipfel in einem ansonsten hoffnungslos überlaufenen Gebiet. Die 400 Meter hohe Westflanke ist eine für Steilgrasverhältnisse recht moderate Steilgrasfahrt (in den Schlüsselpassagen meiner Meinung nach etwas über T5, sonst satt in diesem Schwierigkeitsgrat), die zum Erproben der eigenen Fähigkeiten in derartigem Gelände einlädt. Leichtfertig unterschätzt werden darf sie aber keines Falls, für absolute Neulinge ohne solide Bergerfahrung im weglosen Gelände eher ungeeignet! Ein Sturz in diesem ernsten Gelände geht wohl meist schlecht bzw. erst am Weg unten aus. Hilfreich kann das typische Arbeitsgerät des Steilgrasgehers sein und sollte deshalb nicht fehlen: der Pickel. Wer sich auf diesem Weg in Richtung Rappenseehütte begibt, sollte für den Mutzentobel eine Portion Schwindelfreiheit und Trittsicherheit mitbringen, es wird bei Nässe mit Sicherheit schnell unangenehm.

Landschaftlich grandios ist man auf der Lechleitner Seite unterwegs: Angefangen von den tollen Blicken auf die Südöstlichen Walsertaler Berge, über die schönen und doch so unterschiedlichen Böden der beiden Alpen, den beeindruckenden Mutzentobel bis hin zur typischen, prachtvollen Allgäuer Steilgrasvegetation (Edelweiss, Orchideen, etc.) und die seltene Perspektive auf die Umgebung vom Kleinen Rappenkopf.

Der Grüner ist ein reizvoller Gipfel am Weg, dessen Besuch man sich eigentlich nicht entgehen lassen darf, hier oben kann man nach einer Tour am Hauptkamm von Lechleiten aus sicher gut ausspannen (jeder wird seine ungestörte Nische in einer der Mulden finden), vorausgesetzt es beginnt nicht wie bei mir zu Regnen und hört erst am Auto wieder auf.

(Erstmals publiziert habe ich diesen Bericht auf alpic.net: Kleiner Rappenkopf und Grüner)

Tourengänger: Kauk0r


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Kommentare (2)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 14. April 2016 um 15:37
Tolle Tour und sehr aussagekräftige Bilder...
Die beiden Gipfelchen fehlen mir in den Ecke noch, das wird sich dieses Jahr aber sicher ändern ;-)

Kauk0r hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. April 2016 um 16:01
Danke!
Dürfte dir ja nicht allzu schwer fallen...vllt. klappts ja mit dem Übergang zum Hochrappenkopf ;)


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