Kurzbericht 

4 Tage in der Hornbachkette (3/4) - Hornbachspitze, Öfnerspitze, Kratzer


Publiziert von Andy84 , 28. September 2015 um 12:22.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 2230 m
Strecke:19,2 km
Kartennummer:AV 2/1 und AV 2/2 Allgäuer- Lechtaler Alpen West/Ost

Die Hornbachkette
 


Dieser Kamm zweigt beim Mädelejoch vom Allgäuer Hauptkamm ab und zieht 15km fast grade nach Osten. Er bildet eine kaum unterbrochene Kette schöner, oft markanter Felsgipfel. Zahlreiche, ebenfalls felsige Rippen ziehen im rechten Winkel nach Süden und schaffen eine lange Folge schöner Hochkare. Sie sind geradezu schulmäßig ausgebildet. Die sanften, mit Matten bedeckten Böden fallen dann steil nach Süden ins Lechtal ab, während sie in der anderen Richtung allmählich in Schutthalden, Schrofen und Felswände übergehen. Die großen Gipfel des Kamms bestehen alle aus Hauptdolomit, was bizarre Formen schafft, aber nur hin und wieder zu gutem Fels führt. Die wenigsten Allgäu-Freunde wissen von den Superlativen der Hornbachkette. Dort steht mit dem Krottenkopf der höchste Gipfel der Allgäuer Alpen, dort ragen die Berge im Durchschnitt am gewaltigsten auf, sind am wildesten, am unnahbarsten und werden am seltensten bestiegen.      Auszug AVF


Dies ist einer der vielen Gründe warum die Hornbachkette für mich zusammen mit der einsamen Rosszahngruppe der schönste Teil der Allgäuer Alpen ist. Das werden zwar einige nicht verstehen da das Allgäu doch gerade mit seinen tollen grünen Bergen etwas Besonderes ist. Aber jedem das Seine ;-)

Da die Gipfel in der Hornbachkette meistens nur mit langen Zustiegen erreichbar sind, war es dieses Jahr mein Ziel eine mehrtägige Tour durch dieses schöne Gebiet zu unternehmen, um dort einige der einsamen Gipfel zu besteigen.

 

 

TAG 3:

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Kemptner Hütte - Hornbachspitze - Öfnerspitze - Krottenspitze - Muttlerkopf - Kemptner Hütte - Kratzer - Mädelegabel - Kemptner Hütte

Anstieg:  2150 m
Abstieg:  2230 m
Strecke:   19,2 km

Gehzeit:   7 ½ h

 

Hornbachspitze  T3+

 

Nach einer sehr erholsamen Nacht und einem schnellen Frühstück brechen wir frühzeitig zu unserer heutigen Tour auf. Es geht auf die einsamen Gipfel im Schatten der imposanten Nordwand des großen Krottenkopfs.

Im Gegensatz zu den ganzen E5-lern und den Begehern des Heilbronner Weges steigen wir nicht zum unteren Mädelejoch, sondern zum oberen Mädelejoch auf. Dadurch haben wir bereits kurz nach der Hütte unsere Ruhe. Vom oberen Mädelejoch geht es ein kurzes Stück weiter bis zur Abzweigung zum Muttlerkopf. Diesem Weg folgen wir bis an einer markanten Kehre eine schwache Wegspur geradeaus weiter ins Öfnerkar hinein führt.

Das erste Ziel des heutigen Tages, die einsame Hornbachspitze, befindet sich am Ende des Kares. Bei dessen Durchquerung auf zunächst angenehmen Graspolstern erhalten wir bereits informative Einblicke in die spätere Aufstiegsrinne zur Öfnerspitze.

Wir folgen dem Kar bis an dessen Ende und steigen im Geröll auf den breiten Nordwestgrat der Hornbachspitze auf. Über diesen geht es nun weiter erstaunlich leicht hinauf, vereinzelt sind schwache Spuren im Geröll auszumachen. Am Gipfel wartet ein großer Steinmann mit einem leider klatschnassen Gipfelbuch. Aber nachdem Nico dieses schon letztes Jahr dort so gefunden hat, hat er diesmal ein neues dabei.

Die Aussicht von der Hornbachspitze ist wirklich klasse, nirgends hat man bessere Blicke auf den Krottenspitze Nordgrat als von hier. Es ist wirklich seltsam warum sich so wenige Bergsteiger hier hoch verirren, der Anstieg ist nicht schwer und die Orientierung ebenfalls leicht. Auch erhält man schöne Blicke nach Norden auf die steilen Grasberge des Allgäus.

 

Öfnerspitze    T4, I

 

Der Abstieg von der Hornbachspitze verläuft auf demselben Weg wie der Aufstieg, im unteren Bereich können einige Höhenmeter auf einem großen Schneefeld abgefahren werden. Danach geht es das Öfnerkar wieder ein Stück hinaus bis man unterhalb der Scharte zwischen Öfnerspitze und Muttlerkopf steht. In diese Scharte geht es nun kräftezehrend im Geröll hinauf, bei mehreren Begehern ist hier schon ein Helm ratsam. An den kleinen gelblichen Grattürmchen in der Schartemitte ist der erste rote Punkt zu finden.

Hat man die Scharte erreicht geht es nun abwechselnd in der Westflanke oder auf dem Grat hinauf, die Orientierung ist durch viele Steinmännchen und große rote Punkte nie wirklich schwer. In den Geröllquerungen sind schöne Bänder auszumachen, ausgesetzt ist es nie wirklich. Zwischendurch gibt es immer mal wieder nette kleine Klettereinlagen, schwerer wie ne I+ ist es aber nie. Bald schon ist das kleine nette Gipfelkreuz erreicht und man wünscht sich das der Aufstieg etwas länger gewesen wäre. Laut Gipfelbuch wird der Gipfel deutlich seltener besucht wie angenommen, bei einem so schönen und nicht allzu schweren Aufstieg, welcher zudem noch markiert ist ist das etwas seltsam.

 

Krottenspitze   T4, I

 

Als nächstes steht nun der Übergang zur naheliegenden Krottenspitze an. Die Westflanke der Öfnerspitze, durch welche nun der Abstieg erfolgt, schaut von oben schon etwas wild aus und brüchig aus. Brüchig ist der Abstieg dann auch wirklich, wild jedoch nicht. Ein paar Steinmännchen weisen einem den leichtesten Weg durch diese Flanke, ein paar kleine Steilstufen werden dabei im ersten, vielleicht auch kurz mal im oberen ersten Grat abgeklettert. Bald hat man die breite flache Fläche zwischen den beiden Gipfeln erreicht und wandert gemütlich hinüber zum Gipfelkörper der Krottenspitze. Hier kommen wieder ab und an die Hände zum Einsatz, wenn man direkt auf Grathöhe bleibt hat man ein paar nette ausgesetzte Klettereinlagen. Das einfache Kreuz der Krottenspitze ist dann auch schnell erreicht, beim durchstöbern des Gipfelbuches sind wir überrascht darüber das der Krottenspitzen-Grat gar nicht mal so selten begangen wird.

Mal schauen ob es in naher Zukunft mal mit diesem tollen Grat klappt, welcher ja immerhin der längste Grat der Allgäuer Alpen ist.

Die Aussicht von der Krottenspitze ist klasse, man hat einen tollen Blick hinüber aufs Allgäuer Dreigestirn.

 

Muttlerkopf     T4+, III-

 

Über den gleichen Weg geht es nun wieder hinunter in die breite Scharte und wieder hinauf zur Öfnerspitze, auch im Aufstieg ist die Wegfindung nicht schwer.

Weiter geht es auf dem Aufstiegsweg hinunter in die Scharte zwischen Öfnerspitze und Muttlerkopf, auch hier ist die Wegfindung leicht und die Schwierigkeiten halten sich auch im Abstieg in Grenzen.

In der Scharte trennen sich nun kurzzeitig unsere Wege. Nico hat seinen schweren Rucksack im Öfnerkar zurückgelassen und steigt über die Geröllrinne wieder hinunter ins Kar. Da ich jedoch noch den kleinen Muttlerkopf besuchen will und keine Lust habe erst wieder abzusteigen um dann auf dem Normalweg wieder aufsteigen zu dürfen.

Deswegen wird nun das gelbe Grattürmchen südseitig auf einer leicht abfallenden Platte umgangen und danach geht es direkt die steile gut 15m hohe Steilstufe hinauf auf dem Grat zum Muttlerkopf. Die kurze Verschneidungskletterei macht richtig Spaß, der Fels ist größtenteils fest und nicht schwerer wie ne III-.

Am Grat angekommen geht es nun gemütlich im leichten Auf und Ab hinüber zum Gipfelkreuz, welches hoch über der Kemptner Hütte thront. Normalerweise ist hier oben einiges los, ich war seltsamerweise komplett allein.

Da Nico unten warten wollte geht es nun auch gleich auf dem Normalweg hinunter, am Abzweig zum Öfnerkar treffen wir uns wieder, nur um uns dann etwas später komplett zu verabschieden. Während es für Nico nun hinunter ins Tal nach Holzgau und an den Heimweg geht, geht es für mich wieder zurück zur Kemptner Hütte, das Mittagessen wartet.

 

Kratzer   T4, I

 

Da ich bereits um halb 3 wieder an der Kemptner Hütte bin und auch das Mittagessen nicht allzulang dauert, stellt sich mir nun am frühen Nachmittag die Frage: was tun mit dem restlichen Tag. Entweder in die Sonne liegen und lesen oder aus der bisher gemütlichen Halbtagestour eine Tagestour machen. Immerhin gibt es mit dem Kratzer nun nur noch einen Gipfel um die Kemptener Hütte welchen ich noch nicht bestiegen habe.

Also rein in die Laufschuhe, den kleinen Laufrucksack mit nem Riegel und bisschen Wasser bestückt und schon geht im Laufschritt hinauf zum unteren Mädelejoch. Dort fällt mir dann auf das ich das Handy im anderen Rucksack vergessen hab, die Kamera liegt beim Hüttenwirt beim Laden. Naja, immerhin das GPS dabei.

Als geht es nun auf dem Heilbronner Weg nach Westen, das Kratzermassiv wird weitestgehend umgangen. Das Ziel ist der kreuzbeschmückte Westgipfel. Es wird die Schuttrinne östlich von diesem anvisiert, der Aufstieg ist etwas mühsam aber nicht schwer oder ausgesetzt. Die Schuttrinne zur Öfnerspitze am Vormittag war anspruchsvoller zu gehen. Aus der Scharte geht es nun auf den über den kurzen Ostgrat auf den Gipfelgrat und über diesen leicht und schnell zum einfachen Kreuz. Obwohl der Heilbronner Weg direkt unter dem Kratzermassiv verläuft, verlaufen sich erstaunlich wenige Bergsteiger auf diesen schönen aussichtsreichen Gipfel. Mir solls recht.

Der Kratzer ist ein klasse Aussichtsgipfel, seine freisgestellte Lage bietet nach Osten tolle Blicke auf die am Vormittag bestiegenen Gipfel und den Krottenkopf, im Westen thront das Allgäuer Dreigestirn und die restlichen Gipfel des Allgäuer Hauptkamms.

 

Mädelegabel  T4, I

 
Der Kratzer hat dann doch weniger Zeit wie erwartet benötigt und der Abend noch weit entfernt ist, also beschließ ich auch der Mädelegabel mal wieder einen Besuch abzustatten. So geht's über den Aufstiegsweg wieder hinunter auf den Heilbronner Weg und weiter nach Westen. Der Einstieg ist schnell erreicht, es ist sogar noch einiges los. Über den bekannten Normalweg geht es zügig hinauf auf den vierthöchsten Gipfel der Allgäuer Alpen. Der Aufstieg ist nicht schwer, auch mit Laufschuhen sehr gut machbar, die kurzen Kletterstellen würzen das ganze nett ab. 

Der Blick hinüber zur Hochfrottspitze lässt schöne Erinnerungen zur genialen Tour vor 3 Jahren aufkommen, diese muss bald mal wiederholt werden. Auch der Blick zur Trettach ist klasse, mal schauen ob sie sich dieses Jahr noch ausgeht, steht auf jeden Fall weit oben auf der Wunschliste.
Nach einer ausgiebigen Pause geht es wieder über den Normalweg hinunter und im Laufschritt über den Heilbronner Weg zurück zur Kemptner Hütte, die Dusche und das Abendessen warten :-)

 

Mädelekopf    T2

 

Nach dem Abendessen geht es auf den typischen Abendspaziergang der Kemptner Hütte. Gut 10 Minuten nördlich der Hütte an einer Stütze der Materialseilbahn hat man guten Handyempfang, mal kurz daheim durchklingeln. Ein breiter ausgelatschter Weg führt dorthin.
Ein Stück weiter im Westen ist auf der Karte noch der Mädelekopf eingezeichnet, was eigentlich nicht mehr als die letzte Kuppe im langen Nordhang des Kratzer ist. Schwache Wegspuren führen dorthin, der Weg lohnt sich aber da man tolle Blicke auf die Trettachrinne und die steilen Wände der Trettachspitze erhält.
Im letzten Sonnenlicht geht es zurück zur Hütte.

 

 

 

Zeiten und Schwierigkeiten:

 

 

Kemptner Hütte

Hornbachspitze

80 min

T3+

Hornbachspitze

Öfnerspitze

80 min 

T4, I

Öfnerspitze

Krottenspitze

25 min

T4, I

Krottenspitze

Öfnerspitze

25 min

T4, I

Öfnerspitze

Muttlerkopf

40 min

T4, I   Abstieg in Doppelscharte

T4+, III- Direktvariante

T3   Übergang zum Gipfel

Muttlerkopf

Kemptner Hütte

45 min

T3

Kemptner Hütte

Kratzer

50 min

T2  Heilbronner Weg

T4, I  Aufstieg

Kratzer

Mädelegabel

65 min

T4, I

Mädelegabel

Kemptner Hütte

40 min

T4, I  

T2   Heilbronner Weg

 

 

Fazit:

 

Ein toller, komplett ausgefüllter Tag. Bis auf die Mädelegabel sind alle Gipfel selten bis sehr selten besucht. Vor Allem die Öfnerspitze und die Krottenspitze haben richtig Spass gemacht und werden sicherlich bald mal wieder besucht werden. Beim Kratzer sieht es ähnlich aus, immerhin fehlen ja noch die anderen beiden Gipfel und das ganze will auch noch anschaulich  bebildert werden.

Hier noch der Link zu Nicos Bericht.

Tag 1: Schreierkopf, Bretterkarspitze, Schöneckerkopf, Balschtespitze, Balschteturm
Tag 2: Plattenspitzen, Faulewandspitzen, Ochsenkopf, Ramstallspitze

Tag 4: Krummenstein, Fürschießer, Kreuzeck, Rauheck, Muttekopf, Jochspitze, Kanzberg


Tourengänger: Andy84


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