Herrliche Tour übers Timmelsjoch: Von Zwieselstein nach Moos (13. Tag von Bregenz - Bozen)

Im Rahmen einer Alpenüberschreitung von Bregenz nach Bozen kam ich mit meiner damaligen Tourenpartnerin auch ins Ötztal, nach Zwieselstein. Wir hatten eine tolle Pension, mit tollem Frühstückbuffet, waschen hatten wir auch dürfen. Hat also alles gebassd. Am nächsten Tag sollte es über das Timmelsjoch nach Moos weitergehen. Eine Pflichtetappe, ich meine, Timmelsjoch, ein Hochalpenpass, das kann nun wirklich nicht schön sein!

Denkste!

Zwieselstein (1470m) ist nett, was vor allem daran liegt, dass es hier keinen Skizirkus gibt. Alles andere, was ich vom Ötztal kenne, ist dagegen eher zu meiden. Also raus aus dem Ötztal! Um Viertel vor neun brachen wir auf, ohne große Hoffnung auf eine schöne Etappe. Aber was für eine herrliche Tagestour uns erwartete! Aus dem Ort geht es erst einmal in den Wald, und durch den Wald bergauf. Dann kommt eine Schlucht, und bald steht man am Eingang des grandiosen Timmelstals. Hier überholten wir ein paar andere E5ler, die dann spät abends vollkommen fertig in Moos ankommen sollten. Ja, diese Etappe ist lang, 22 Kilometer lang, und nicht ohne.

Das Timmelstal ist ein schönes, karges Hochtal mit einem rauschenden Bach, der die Geräusche der (eh nicht mehr stark befahrenen) Passstraße übertönt. Und weil man ohnehin die meiste Zeit unterhalb der Straße läuft, sieht man sie noch nicht einmal. Kaum zu glauben, aber wahr: Eine echte Genusswanderung!

Fast könnte man auf die Idee kommen, allein in einem einsamen Hochtal unterwegs zu sein, da trifft man oben auf der Passhöhe des Timmelsjochs (2474m) auf ordentlich Touristen. Wir schwatzten mit ein paar skurrilen Hamburgern, dann setzten wir uns auf zwei überdimensionale Stühle, die hier an der Grenze zwischen Österreich und Italien stehen. Kunstwerke gibt es hier noch mehr: Man versucht, die alte Passstraße zu einer Art Kunstmeile umzumodeln. Auch ein Museum sollte gebaut werden. Gute Idee!

Wir haben dann auch noch alte Bekannte getroffen - Leute von der Braunschweiger Hütte -, und neue - Leute, die wir erst am Abend in Moos kennenlernen würden.

Dann ging's hinunter auf die Südtiroler Seite. Das Tal hier ist sogar noch schöner als das auf der Österrreichischen. Außerdem gab's hier Murmelis, die uns in Empfang nahmen, dazu viele Hopser und weiter unten Ziegen und Kühe.

An einer verfallenen Hütte haben wir gepaust. Weiter unten entschieden wir uns dann für die schönere Variante über den Hochfirst. Die Alternative wäre gewesen, ein Stück unschön auf der Passstraße zu gehen, darauf hatten wir wenig Lust. Unsere Route führte rechts aus dem Tal heraus, an einem Gasthof über die Straße und weiter hinunter. Dieser Abstieg ins Passeiertal ist dann ein wenig abenteuerlich, aber sehr schön.

Der Weg durch's Passeiertal nach Moos ist lang! Oben geht's viel durch Wald, zwischendurch auch immer wieder. Dann tut sich die Landschaft immer wieder mal auf. Schön geht's durch Rabenstein (1433m), andere Passagen auf teils geteerten, breiten Wegen sind langweilig und ermüdend. Da tun einem schon mal die Füße weh...

Und so war diese Etappe die einzige, für die wir länger brauchten, als im Buch angegeben war. Neun Stunden statt acht. Als wir in Moos (1012m) einliefen, waren wir froh, endlich angekommen zu sein. Wir gingen einkaufen, waren mit ein paar anderen E5lern Pizzaessen und machten noch einen Spaziergang durchs Dorf. Dabei begegneten wir dann den Nachzüglern, die wir früh am Morgen in Österreich überholt hatten. Na, immerhin musste die nicht noch einen Vogel aus ihren Zimmer geleiten, bevor sie schlafengehen konnten...