Kurzbericht 

Die komplette Peischelgruppe als Tagestour - Ein Traumtag in den südlichen Allgäuern


Publiziert von Andy84 , 29. Januar 2016 um 11:17.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 1 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2800 m
Strecke:ca. 35km, genau weiss ichs leider net. N paar Kilometer warens schon ;-)
Kartennummer:AV 2/1 Allgäuer - Lechtaler Alpen West

Ganz im Süden der Allgäuer Alpen ist eine kleine Gebirgsgruppe dem Allgäuer Hauptkamm gen Lechtal vorgelagert. Die kleine Peischelgruppe besteht gerade einmal aus 5 Gipfeln, diese sind jedoch nur vom Lechtal aus zugänglich, es gibt dort keine Hütte und jeder Gipfel ist mit ordentlich Höhenmetern versehen. Aus diesen Gründen ist es nicht verwunderlich das dort recht wenig los ist, auch wenn keiner der Gipfel besonders anspruchsvoll zu besteigen ist. Schon seit längerem ist mir eine längere Tour in dieser schönen Ecke der Allgäuer im Kopf herumgespukt, heute war es dann endlich mal soweit. Damit ich mir in der Früh die anderthalb Stunden Fahrt spare bin ich schon am Vorabend nach Oberellenbogen gefahren und habe dort direkt am Ausgangspunkt im Auto geschlafen.

 

Ellbognerspitze

Der Hauptgipfel dieser kleinen Berggruppe springt nach SW vor und bietet deshalb eine besonders schöne Aussicht. Nach Norden bricht eine steile 350m Wand ab, während die 1300m hohe S-Flanke eine Wildnis aus Schrofen, Latschen und tief eingefressenen Tobeln bildet.      Auszug AVF

Da ich den Wecker leider überhört habe starte ich etwas verspätet um halb 9 bei sehr frostigen Temperaturen. Der Weg hinauf zur Sattelebene zieht jedoch gleich ordentlich an und die Höhenmeter werden schnell gemeistert. Ohne große Umwege erreicht man sehr flott die toll gelegene recht neue Almhütte und aufgrund der warmen Morgensonne leg ich hier erstmal eine Frühstückspause mit tollem Blick in die Lechtaler Alpen ein.

Hinter der kleinen Hütte zweigt nun ein gut markierter Weg auf den Südwestkamm der Ellbognerspitze ab, auch hier gibt es kaum Flachpassagen und man gewinnt schnell an Höhe. Das Gipfelkreuz ist schon von weitem zu sehen, der Aufstieg zieht sich jedoch etwas. Der Weg ist gut zu gehen, im oberen Teil muss evtl. kurz mal Hand an den Fels gelegt werden.

Das windschiefe Gipfelkreuz befindet sich etwas nach Süden vorgelagert, der höchste Punkt liegt nur ein paar Meter dahinter. Es ist schon etwas verwunderlich. Meistens gibt der höchste Gipfel den Namen einer Gebirgsgruppe an, aber hier hat sich irgendwie die etwas niedrigere und unbedeutendere Peischelspitze gegen den höchsten Gipfel der Gruppe, die Ellbognerspitze durchgesetzt.

Nichtsdestotrotz ist die Ellbognerspitze ein Aussichtsgipfel par excellence. Egal in welche Richtung man schaut, überall gefallen die Blicke und die Gipfel. Aufgrund des markierten Steiges dürfte die Ellbognerspitze der am häufigsten besuchte Gipfel der Peischelgruppe sein.

 

Peischelspitze

Vom Hohen Licht zieht ein Kamm nach S, der noch 5 recht große, interessante Gipfel trägt. Er verzweigt sich in der felsigen Peischelspitze, die den Hintergrund von 3 weltabgeschiedenen Karen bildet.       Auszug AVF

Nach einer ausgedehnten Rast geht es nun weiter, es warten ja immerhin noch einige weitere Gipfel. Es geht zunächst ein gutes Stück wieder den Weg hinunter. Bald erreiche ich den Einstieg in eine recht steile Geröllrinne. Diese sieht von oben recht gut gangbar aus und so steige ich durch diese ab. (T4+). Ein Stück weiter unten im Geröllfeld treffe ich auf eine schwache Pfadspur, welche ein gutes Stück weiter unten von Normalweg zur Ellbognerspitze abgezweigt wär. Durch den direkten Rinnenabstieg kann man sich jedoch einige Zeit einsparen. Unter dem Nordostgipfel der Ellbognerspitze wird nun ins Peischelkar gequert, die Wegspuren verlaufen sich immer mal wieder, aber die Orientierung ist nie schwer. Über eine breite Rinne könnte man in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln der Ellbognerspitze aufsteigen, das spar ich mir heute aber mal.

Das Peischelkar wird recht weit oben gequert, die Aufstiegsrinne zur Peischelspitze ist schon von weitem sichtbar und kann gut anvisiert werden. Im unteren Bereich kann man noch recht gut über Graspleisen aufsteigen, als Ziel wähle ich die tiefste Einschartung im Gratverlauf. Oben raus wird es etwas steiler, der Untergrund ist aber trotzdem gut zu gehen. Der erste Gratkopf wird rechterhand umgangen, über den zweiten geht es direkt drüber hinweg (I) in die nächste kleine Scharte. Wie sich später herausstellen sollte wäre dies die richtige Aufstiegsscharte gewesen, es führen deutliche Spuren hier hoch. Nun geht es recht einfach auf dem Kamm weiter bis man an den letzten Aufschwung gelangt. Hier kann man nun in eine Rinne queren und über diese zum Gipfel aufsteigen oder viel schöner, direkt an der Gratkante entlang über ein paar Platten (I-II) aufsteigen.

Am Gipfel findet man einen großen Steinmann mit einem von Kauk0r 2 Tage zuvor neu aufgelegtem Gipfelbuch, in welches ich mich gerne als erster eintrage. Die Peischelspitze dürfte der exklusivste und am seltensten besuchte Gipfel der Peischelgruppe sein, bin mal gespannt wieviel sich in dem Gipfelbuch tun wird die nächsten Jahre. Schwierig ist der Gipfel nirgends und auch die Orientierung ist einfach und logisch.

Ein sehr interessanter Blick bietet sich einem nach Norden, es gibt einen exklusiven Blick über den Hochalpgrat zur Südseite des Hohen Lichts. Schaut nach einem sehr interessanten und wahrscheinlich so gut wie nie durchgeführtem Anstieg aus. Auch ist der Blick hinüber zum Wilden Kasten sehr interessant, man würde am liebsten die direkte Gratüberschreitung angehen. Man würde auch ein gutes Stück weit kommen, allerdings folgt recht bald ein senkrechter Abbruch der den III-ten Grat übersteigen dürfte. Leider.


Wilder Kasten

Schöne, mächtige Felspyramide mit 350m hoher N-Wand und zerborstenen, zackenreichen Graten.      Auszug AVF

So geht es nach einer etwas längeren Gipfelpause wieder zurück, im Abstieg gehe ich den „Normalweg“ durch die Rinne, die Platten waren schöner. Von der ersten Einschartung steige ich dann über gute große Tritte ins Peischelkar ab, Ziel ist der kleine Peischelsee.

Dieser dient nur zur Orientierung, es geht direkt daran vorbei und auf den Südgrat des Wilden Kastens. Hier gibt es unzählige Möglichkeiten aufzusteigen, einfach nach persönlichem Gusto wählen. Hier trifft man dann recht schnell auf eine Wegspur und viele Steinmandl weisen den weiteren Aufstiegsweg. Auch hier ist die Orientierung nicht schwer, ein paar kleine Kraxelstellen (I) gibt es jedoch. Wer will kann auch direkt am Grat bleiben und hat dadurch ein paar nette Klettereien mehr.

Der letzte Gipfelaufschwung bietet dann auch noch einige Möglichkeiten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Am leichtesten geht es ganz rechts, hier ist auch ein Steinmandl aufgebaut. Die Rinnen in der Mitte scheinen jedoch recht brüchig zu sein. Auf dem Wilden Kasten steht ein schönes Gipfelkreuz, das Buch zeigt dass dieser Gipfel auch recht oft besucht wird. Neben den üblichen Verdächtigen sind einige Hikr sind darin zu finden, aber noch mehr User des Forums alpic.net.

Wie schon auf der Ellbognerspitze zuvor hat man auch von hier einen wunderschönen Ausblick nach Süden ins Lechtal, der Blick nach Norden auf den Allgäuer Hauptkamm muss sich jedoch nicht verstecken.
Auch hier lege ich eine längere Gipfelpause ein und genieße die Aussicht und die warme Herbstsonne.

 

Wildmahdspitze

Der mit Abstand schroffste Gipfel in der kleinen Berggruppe südlich des Hohen Lichts mit wilden Graten und einer 350m hohen N-Wand über dem Schochenalptal.     Auszug AVF

Über den Aufstiegsweg geht es nun wieder hinunter auf den Südkamm. Es gilt nun einen guten Abstieg ins Kar „am wilden Kasten“ zu finden. Hierzu am besten ein gutes Stück nach Süden absteigen bis mehrere grasige Rinnen nach Osten führen. Über eine dieser Rinne absteigen und danach recht leicht das Kar queren. Eine ausgetrocknete Bachrunse ist hier die Schlüsselstelle der Querung, man sieht auf der anderen Seite eine deutliche Spur durch die Latschen. Diese Spur führt über den grasigen Rücken hinüber ins nächste Kar, je nachdem wie tief man abgestiegen ist kommt man evtl auch noch an den Überresten der Wildmahdalpe vorbei.

Durch das Kar führt nun eine ganz schwache Wegspur und hin und wieder sind auch rote Markierungen angebracht. Die wenigen roten Punkt reichen aber vollkommen aus zur Orientierung. Von weitem kann man schon das Geröllband ausmachen auf welchem man den Gipfelaufbau der Wildmahdspitze südseitig umgeht. Der Weg bis zu diesem Geröllband ist jedoch recht mühselig, zunächst noch auf gutem Weg, später zerrt das Geröll doch langsam an den Kräften. Einer guten Spur im Geröll folgt man nun bis an den kurzen Westgrat. Hier ist an einem Aufschwung ein Drahtseil angebracht, notwendig ist dieses nicht. Der Gipfel ist in leichter Kletterei schnell erreicht, am Gipfel meint man auf dem Wilden Kasten zu stehen weil beide das gleiche Kreuz tragen. Laut GB ist hier auch wieder deutlich weniger los wie auf dem Nachbargipfel.

Im Gegensatz zum schönen Südgrat des Wilden Kastens mit netten Klettereinlagen ist die Wildmahdspitze durch den Schutt und das Geröll deutlich mühsamer zu besteigen, aber genauso lohnend.
Auch hier gönne ich mir eine längere Pause, es ist ja immerhin eine Genusstour.

 

Muttekopf

Im Gegensatz zu den anderen Gipfeln des Kamms, die aus Hauptdolomit bestehen, handelt es sich beim Muttekopf um einen Grasberg aus Liaskalken und Fleckenmergeln, der allerdings auch eine hohe N-Wand hat. Mit Mutte bezeichnet man abgerundete, begrünte Köpfe.    Auszug AVF

Auf dem gleichen Weg geht es nun zurück, die Mühen die das Geröll im Aufstieg bereit hat sind beim absurfen schnell wieder vergessen. Bereits vom oberen Teil der Geröll-/Grasrinne führt eine Spur nach Osten über den grasigen Kamm ins nächste Kar. Von hier geht es auf zunächst schwachen Spuren, später sogar auf recht gutem und sogar markiertem Pfad in die Scharte zwischen Wildmahdspitze und Muttekopf. Der nun folgende Aufstieg über den Westgrat der Muttekopfs ist wirklich schön, nie schwer aber sehr aussichtsreich. Es lohnt sich auch mal sich umzudrehen und die steilen Ostwände der Wildmahdspitze zu bestaunen. Im oberen Bereich schnürt sich der „Grat“ noch etwas zusammen bevor man dann den Gipfel des Muttekopfs erreicht. Dieser ist vollkommen anders als die anderen bisher besuchten 4 Gipfel, kein Fels weit und breit, stattdessen lädt eine grüne Wiese zum verweilen ein.

Das Kreuz wäre etwas vorgelagert, ist aber leider umgestürzt und auch das Gipfelbuch ist nicht mehr vorhanden. Wem die anderen Gipfel der Peischelgruppe zu schwer sind oder wer lieber Gras als Fels mag, dem sei der Muttekopf empfohlen, ebenfalls ein sehr schöner Aussichtsgipfel.

 

Rote Tenne / Rotnase

Wie zuvor bereits gesagt hat die Peischelgruppe 5 Gipfel, es gibt aber noch einen weiteren und eher unbedeutenderen. Es ist auch eher eine Gratschulter als ein Gipfel, aber wenn man schon mal hier ist dann wird dieser auch noch besucht. Über den Nordostgrat des Muttekopfs geht es nun der Roten Tenne oder auch Rotnase entgegen. Dabei wird noch ein Vorgipfel des Muttekopfs überstiegen, der Abstieg zur Gipfelstange ist jedoch schnell geschafft. Leider ist die Sonne mittlerweile schon komplett hinter den anderen Gipfeln verschwunden weswegen ich mich hier auch nicht länger aufhalte, ich habe ja immerhin noch einen sehr weiten Rückweg vor mir.

Die Rote Tenne ist aber ebenfalls ein schöner Aussichtspunkt der tolle Blicke ins Rossgumpental und Schochenalptal bietet.
 

Abstieg

Zunächst geht es wieder ein paar Meter den Kamm hinauf bevor ich an geeigneter Stelle direkt hinüber zum Normalweg des Muttekopfs quere. Auf diesem nun ein Stück bis zur Vorderen Mutte. Um mir einiges an Weg zu sparen steige ich nun weglos die steile und grasige Südflanke ab, der Untergrund ist leider nicht sonderlich gut zu gehen. Ziel sind die Donnersomhütten, eine kleine Ansammlung von Jagdhütten. Von hier führt ein kleiner Pfad den Hang hinunter, bald stößt er auf eine Fahrstraße. Ich steige jedoch noch weitere gut 150 Hm weglos im Licht der Stirnlampe durch den steilen Wald ab und treffe dann auf den gewünschten Fahrweg, welcher mich nun hinüber nach Oberellenbogen führt.

Unter Sternenklarem Himmel geht der lange Rückweg in absoluter Stille vorbei wie im Flug.




Zeiten und Schwierigkeiten

Oberellenbogen Sattelebene 45 min T3
Sattelebene Ellbognerspitze 50 min T3
Ellbognerspitze Peischelspitze 50 min T4+  Abstieg ins Peischelkar
T4+, I   Peischelspitze
(direkter Grataufstieg kurz II)
Peischelspitze Wilder Kasten 60 min T4+, I Abstieg ins Peischelkar
T4, I   Aufstieg Wilder Kasten
Wilder Kasten Wildmahdspitze 100 min T4, I Abstieg
T4+ Querung des Kares
         "am wilden Kasten"
T4, I Wildmahdspitze
Wildmahdspitze Muttekopf 60 min T4, I  Abstieg Wildmahdspitze
T3+  Muttekopf über Westgrat
Muttekopf Rotnase 15 min T3  Abstieg über Ostgrat
Rotnase Oberellenbogen 120 min T3    Querung zurück zum Normalweg
T4+  Abstieg von der vorderen
        Mutte zur Donnersamhütte
T3+  wegloser Abstieg zum Fahrweg
T1   Rückweg nach Oberellenbogen



Fazit:

Ein absoluter Traumtag in der Peischelgruppe. Für mich war dies mit die schönste Tour in meinem Bergjahr 2015. Den ganzen Tag keine einzige Seele getroffen, absolutes Kaiserwetter, 5 wunderschöne Berge mit einer genialen Aussicht, nette kleine Kraxeleinlagen. Was kann man sich mehr wünschen.

Diese Tour werde ich mit 100%-iger Sicherheit wiederholen und sicherlich auch die Gipfel mal einzeln besuchen. Zusammen mit der Hornbachkette und der Roßzahngruppe meine Lieblingsecke der Allgäuer Alpen.


Tourengänger: Andy84


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