Hängeten W-Grat und Hüenerberg


Publiziert von Delta Pro , 2. Oktober 2015 um 09:19.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 1 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 700 m

Wunderschöne Halbtages-Tour auf den herbstlich kalten Graten des Alpsteins

Wie jeden Herbst zieht es mich zum Blau Schnee, den letzten Gletscher am Säntis, um die Messungen zu machen. Dies ist heuer eine Sache von nur noch ein paar Minuten – die meisten Pegel sind der Schmelze des Sommers zu Opfer gefallen. Zum Glück gibt es noch die Messstangen des mir immer noch unbekannten „Phantom-Glaziologen“, die ich ablesen kann (vielen Dank an dieser Stelle!). Den eisig kalten und windigen, aber unglaublich schönen Herbstmorgen, kann ich anschliessend noch nutzen, um wieder einmal ein Juwel des Alpsteins zu besuchen – den Hängeten West-Grat. Diesen habe ich schon je einmal im Auf- und im Abstieg begangen und gehört für mich zu den schönsten Wegen im Alpstein, wenn er auch dem mit brüchigem Fels und sehr ausgesetzten Graten vertrauten Berggänger vorbehalten bleibt.

Kurz nach halb acht trete ich bei für die Jahreszeit sehr kalten minus 4 Grad auf die Himmelsleiter hinaus, die momentan einer Eisbahn gleicht. Die Hilfe der Stahlseile nimmt man dankend an. Auf dem Blau Schnee montiere ich die Steigeisen, da die rund 30 Zentimeter Neuschnee schon eine harte Kruste aufweisen. Ablesung der Messstangen und danach zügig weiter im herbstlich klaren Morgenlicht auf dem Wanderweg in Richtung Hängeten.

Der erste Blick auf den West-Grat ist furchteinflössend, besonders wenn man weiss, dass stabile Felsen dort Mangelware sind. Doch wie so oft muss man den Fels zunächst anfassen, bevor man weiss ob’s geht oder nicht. Der steile Aufschwung wird mit ein paar etwas ausgesetzten Kletterzügen zuerst rechts und dann auf dem Grat gepackt. Anschliessend kann man sich auf einem Band links um eine Stufe schieben und steht auf dem flacheren Abschnitt zum Westgipfel. Dieser ist zwar exponiert, weist aber keine grösseren Schwierigkeiten mehr auf. Kurzes Abklettern durch eine Rinne und weiter auf der Schneide. Eine sehr schmale Passage kann man entweder südlich auf einem Grasband umgehen (zwei Züge etwas heikel im Abstieg), oder – besser – in der Reitertechnik überwinden. Anschliessend einfacher bis zum bekannten Grat über das Felsenfenster. Viel ausgesetzter geht’s nimmer! Da man eh auf dem Grat sitzt (Reitertechnik), macht mir die starke und kalte Bise nicht zu viel Sorgen und mit klarem Fokus komme ich gut über die schmale und stellenweise auch brüchige Schneide. Wie mir scheint ist kürzlich ein grösserer Block aus dem Grat gebrochen. Eintrag ins Gipfelbuch, wo sich praktisch nur Namen von einer Handvoll Bekannten finden. Abstieg durch die Südflanke, wo ich mein Fixseil wieder einmal überprüfen kann: Es hält und ist nun unten befestigt, so dass es der Wind nicht auf den Gipfel trägt. Mit der Umgehung auf den Grasbändern der Flanke lässt sich der letzte Gratteil umgehen. Zurück bis in die Scharte vor dem Westgipfel und durchs Kamin runter.

Da ich schon hier bin, gönne ich mir noch einen Abstecher aufs Öhrli und wandere dann über den immer wieder traumhaft schönen Hüenerberg-Grat (Stellen T5) gegen den Säntis. Der Girenspitz Ostgrat wäre reizvoll gewesen, doch mir liegt noch zuviel Schnee in den kalten Felsen und ich nehme den Normalweg über die Himmelsleiter.

Tourengänger: Delta


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