Kanisfluh - Die klassische Überschreitung
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Die Kanisfluh ist ein Berg der in vielen verschiedenen Facetten sehr besonders ist: Optisch fällt sie von Nah und Fern als mächtiger Bergstock mit vielen waagrecht verlaufenden Fluhen (Felsbändern) und zwischenliegenden Steilgraszonen auf. Einen besonderen Ruf genießt die Kanisfluh auch als Blumenberg - von den früher angelockten "Edelweiss Räubern" stürzten einige tödlich ab. Als Bestandteil der ungewöhnlichen Fauna ist das Große Rudel Steinböcke an der Kanisfluh zu nennen - etwa 60 Tiere soll es umfassen.
Auch die vier Gipfeln die die Kanisfluh trägt, Holenke, Runder Kopf, Sonnenspitz und Hoher Stoß, sind sehr unterschiedlich - Während der durch Wanderweg erschlossene Hauptgipfel Holenke stark frequentiert ist, wird die Überschreitung vom Sonnenspitz her nicht allzu oft gemacht, der Hohe Stoß vermutlich noch seltener.
Im Anschluss folgt die Beschreibung der kompletten Ost-West-Überschreitung mit Besteigung aller vier Gipfel.
Als Start für die Tour wird am besten die erste Brücke auf der Straße von Au Richtung Damüls ausgewählt, eine begrenzte Zahl an Parkplätzen ist am Straßenrand vorhanden.
Von der Brücke folgen wir zunächst einigen Forststraßen hinauf zum Ahornenvorsäss - angepeilt wird hier der rechte Waldrand der Grasflanke die im unteren Teil in Gebüsch übergeht. Für den Durchstieg zur Grasflanke war uns keine Idealroute bekannt wodurch wir es im Wald rechts des Gebüsches probierten. Angenehm war dort der Schatten, trotzdem musste man sich auf dem schmierigen und steilen Waldboden stets Konzentrieren und nach gut gangbaren Passagen Ausschau halten. Auf gut 1400m querten wir dann aus dem Wald nach links heraus auf die steile Grasflanke. Ab hier ist die Route klar vorgegeben: Immer durch die steile Grasflanke parallel zum Waldrand aufsteigen. Auf knapp 1600m ist dann eine kleine Jagdhütte, welche sich gut als schattiger Pausenplatz eignet, erreicht - hier hört der Wald auf und die Gratwanderung kann beginnen!
Diese führt einen zunächst entlang den beeindruckenden, überhängenden Ostabstürzen der Kanisfluh über leichtes Grasgelände zur Nordostecke des Massivs mit ersten Weitblicken bis zum Bodensee. Hier biegt der Grat endgültig nach Westen ab und über leicht hügeliges Grasgelände wird man zum einzigen Felsaufschwung vor dem ersten Gipfel, dem Sonnenspitz (1965m), geführt. Dieser lässt sich etwas links (südlich) der Gratkante relativ leicht (I) überwinden, die direkte Gradlinie geht gegen III.
Im weiteren Gratverlauf folgt zunächst der leichte Abstieg vom Sonnenspitz durch Schrofengelände (T4-), dann gehts relativ eben durch satte Wiesen unschwierig weiter in Richtung Runder Kopf. Bevor dieser in Angriff genommen wird, gibts als kleines Highlight am Wegesrand noch den Kleinen Sonnenspitz, einen bekreuzten Felszahn der besonders von Westen durch überhängende Abbrüche sehr fotogen ist. Am leichtesten lässt sich dieser als kleiner Abstecher durch die Südflanke erreichen (T4 I), man kann alternativ aber auch sowohl im Auf- als auch Abstieg den Grat begehen - die Schwierigkeiten liegen dann im Aufstieg von Osten bei II, der Abstieg nach Westen ist ebenfalls "nur" II, allerdings ordentlich ausgesetzt.
Danach folgt der finale Anstieg zum zweithöchsten Kanisfluhgipfel, dem Runden Kopf (2014m).
Nach kurzem Anstieg durch mäßig steiles Grasgelände wird der erste Felsaufschwung rechts des Grats durch einen kurzes aber nicht zu unterschätzendes Steilgrasstück überwunden (T6, Pickel hilfreich), danach gehts über Schrofengelände leicht zum Gipfel mit Kreuz.
Der Abstieg vom Runden Kopf über ein Felsband (Bohrhaken vorhanden) war dann leichter als erwartet, der Fels ist gestuft und fest (I). Im Anschluss folgt eine schöne Wanderung über den breiten Wiesengrat weiter zur Steilstufe am Hauptgipfel namens Holenke (2044m). Dieser Felsaufschwung wird wieder rechts des Grats (nordseitig) durch Steilgras umgangen, wobei hier nach den ersten Metern bereits wieder zum Fels am Grat gestiegen werden kann. Wir empfanden den Anstieg leichter als den am Runden Kopf - Bewertung mit T5+ II.
Von der Holenke folgen wir dann dem ausgeschilderten Wanderweg hinab in den Sattel zwischen selbiger dem letzten heute noch unbestiegenem Kanisfluhgipfel, dem Hohen Stoß (1948m). Dieser Gipfel ist zwar nicht Bestandteil der "Klassischen Kanisfluhüberschreitung" doch die einzigartige Optik und seltene Besteigung erwägen uns dazu ihn trotz der verwickelten und anspruchsvollen Route von Süden noch zu besuchen.
Dazu muss wegen eines sperrenden Felsbands am Ostgrat ein gutes Stück nach Südwesten unter den Felsbändern (direkt unter dem sperrenden Felsband ist es schwierig) gequert werden, bis man an geeigneter Stelle dieses überwinden kann. Danach stellt sich nach kurzer Grasflanke wieder ein Felsband in den Weg, an dem wieder nach links (Südwest) entlanggequert wird, bis eine trichterförmige Rinne den Aufstieg ermöglicht (II). Nach der Rinne bieten sich viele Möglichkeiten des Weitersteigens, welche von unten aber von der Schwierigkeit her schlecht beurteiltbar sind.
Am besten verlässt man den nach oben wieder breiter werdenden Schrofenhang direkt nach rechts (Osten) und steigt dann gerade über Steilgras zum Grat auf, welchem man dann leicht zum Gipfel folgen kann.
Retour gehts dann wieder über die Südflanke zum Wanderweg und auf dem bestens ausgeschildert über die Edelweißhütte zurück nach Au.
Schwierigkeiten:
Au - Ahornenvorsäss: T1 (Fahrwege)
Ahornenvorsäss - Jagdhütte: teilweise T4 bei unserer Route durch den Steilwald, in der Grasflanke T3
Jagdhütte - Sonnenspitz: T3, I am Felsaufschwung
Sonnenspitz - Runder Kopf: T6 im Steilaufschwung, II am Kleinen Sonnenspitz
Runder Kopf - Holenke: T5+ II
Hoher Stoß Südflanke: Idealroute evtl. nur T5 II , bei uns T6 II
Wanderweg nach Au: T2
Ausrüstung:
- Eispickel
(- Kurzes Seil zum Sichern/Abseilen am Runden Kopf/ Holenke)
Fazit:
Die Kanisfluhüberschreitung ist sicherlich eine der schönsten Touren im Bregenzerwald, vereint sie ja außergewöhnlich viele Aspekte einer besonderen Bergtour miteinander wie Schwierigkeit, lange Genussstrecken, Flora (Edelweiß), Fauna (Steinböcke), Einsamkeit und Aussicht miteinander.
Auch die vier Gipfeln die die Kanisfluh trägt, Holenke, Runder Kopf, Sonnenspitz und Hoher Stoß, sind sehr unterschiedlich - Während der durch Wanderweg erschlossene Hauptgipfel Holenke stark frequentiert ist, wird die Überschreitung vom Sonnenspitz her nicht allzu oft gemacht, der Hohe Stoß vermutlich noch seltener.
Im Anschluss folgt die Beschreibung der kompletten Ost-West-Überschreitung mit Besteigung aller vier Gipfel.
Als Start für die Tour wird am besten die erste Brücke auf der Straße von Au Richtung Damüls ausgewählt, eine begrenzte Zahl an Parkplätzen ist am Straßenrand vorhanden.
Von der Brücke folgen wir zunächst einigen Forststraßen hinauf zum Ahornenvorsäss - angepeilt wird hier der rechte Waldrand der Grasflanke die im unteren Teil in Gebüsch übergeht. Für den Durchstieg zur Grasflanke war uns keine Idealroute bekannt wodurch wir es im Wald rechts des Gebüsches probierten. Angenehm war dort der Schatten, trotzdem musste man sich auf dem schmierigen und steilen Waldboden stets Konzentrieren und nach gut gangbaren Passagen Ausschau halten. Auf gut 1400m querten wir dann aus dem Wald nach links heraus auf die steile Grasflanke. Ab hier ist die Route klar vorgegeben: Immer durch die steile Grasflanke parallel zum Waldrand aufsteigen. Auf knapp 1600m ist dann eine kleine Jagdhütte, welche sich gut als schattiger Pausenplatz eignet, erreicht - hier hört der Wald auf und die Gratwanderung kann beginnen!
Diese führt einen zunächst entlang den beeindruckenden, überhängenden Ostabstürzen der Kanisfluh über leichtes Grasgelände zur Nordostecke des Massivs mit ersten Weitblicken bis zum Bodensee. Hier biegt der Grat endgültig nach Westen ab und über leicht hügeliges Grasgelände wird man zum einzigen Felsaufschwung vor dem ersten Gipfel, dem Sonnenspitz (1965m), geführt. Dieser lässt sich etwas links (südlich) der Gratkante relativ leicht (I) überwinden, die direkte Gradlinie geht gegen III.
Im weiteren Gratverlauf folgt zunächst der leichte Abstieg vom Sonnenspitz durch Schrofengelände (T4-), dann gehts relativ eben durch satte Wiesen unschwierig weiter in Richtung Runder Kopf. Bevor dieser in Angriff genommen wird, gibts als kleines Highlight am Wegesrand noch den Kleinen Sonnenspitz, einen bekreuzten Felszahn der besonders von Westen durch überhängende Abbrüche sehr fotogen ist. Am leichtesten lässt sich dieser als kleiner Abstecher durch die Südflanke erreichen (T4 I), man kann alternativ aber auch sowohl im Auf- als auch Abstieg den Grat begehen - die Schwierigkeiten liegen dann im Aufstieg von Osten bei II, der Abstieg nach Westen ist ebenfalls "nur" II, allerdings ordentlich ausgesetzt.
Danach folgt der finale Anstieg zum zweithöchsten Kanisfluhgipfel, dem Runden Kopf (2014m).
Nach kurzem Anstieg durch mäßig steiles Grasgelände wird der erste Felsaufschwung rechts des Grats durch einen kurzes aber nicht zu unterschätzendes Steilgrasstück überwunden (T6, Pickel hilfreich), danach gehts über Schrofengelände leicht zum Gipfel mit Kreuz.
Der Abstieg vom Runden Kopf über ein Felsband (Bohrhaken vorhanden) war dann leichter als erwartet, der Fels ist gestuft und fest (I). Im Anschluss folgt eine schöne Wanderung über den breiten Wiesengrat weiter zur Steilstufe am Hauptgipfel namens Holenke (2044m). Dieser Felsaufschwung wird wieder rechts des Grats (nordseitig) durch Steilgras umgangen, wobei hier nach den ersten Metern bereits wieder zum Fels am Grat gestiegen werden kann. Wir empfanden den Anstieg leichter als den am Runden Kopf - Bewertung mit T5+ II.
Von der Holenke folgen wir dann dem ausgeschilderten Wanderweg hinab in den Sattel zwischen selbiger dem letzten heute noch unbestiegenem Kanisfluhgipfel, dem Hohen Stoß (1948m). Dieser Gipfel ist zwar nicht Bestandteil der "Klassischen Kanisfluhüberschreitung" doch die einzigartige Optik und seltene Besteigung erwägen uns dazu ihn trotz der verwickelten und anspruchsvollen Route von Süden noch zu besuchen.
Dazu muss wegen eines sperrenden Felsbands am Ostgrat ein gutes Stück nach Südwesten unter den Felsbändern (direkt unter dem sperrenden Felsband ist es schwierig) gequert werden, bis man an geeigneter Stelle dieses überwinden kann. Danach stellt sich nach kurzer Grasflanke wieder ein Felsband in den Weg, an dem wieder nach links (Südwest) entlanggequert wird, bis eine trichterförmige Rinne den Aufstieg ermöglicht (II). Nach der Rinne bieten sich viele Möglichkeiten des Weitersteigens, welche von unten aber von der Schwierigkeit her schlecht beurteiltbar sind.
Am besten verlässt man den nach oben wieder breiter werdenden Schrofenhang direkt nach rechts (Osten) und steigt dann gerade über Steilgras zum Grat auf, welchem man dann leicht zum Gipfel folgen kann.
Retour gehts dann wieder über die Südflanke zum Wanderweg und auf dem bestens ausgeschildert über die Edelweißhütte zurück nach Au.
Schwierigkeiten:
Au - Ahornenvorsäss: T1 (Fahrwege)
Ahornenvorsäss - Jagdhütte: teilweise T4 bei unserer Route durch den Steilwald, in der Grasflanke T3
Jagdhütte - Sonnenspitz: T3, I am Felsaufschwung
Sonnenspitz - Runder Kopf: T6 im Steilaufschwung, II am Kleinen Sonnenspitz
Runder Kopf - Holenke: T5+ II
Hoher Stoß Südflanke: Idealroute evtl. nur T5 II , bei uns T6 II
Wanderweg nach Au: T2
Ausrüstung:
- Eispickel
(- Kurzes Seil zum Sichern/Abseilen am Runden Kopf/ Holenke)
Fazit:
Die Kanisfluhüberschreitung ist sicherlich eine der schönsten Touren im Bregenzerwald, vereint sie ja außergewöhnlich viele Aspekte einer besonderen Bergtour miteinander wie Schwierigkeit, lange Genussstrecken, Flora (Edelweiß), Fauna (Steinböcke), Einsamkeit und Aussicht miteinander.
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