Kurzbericht 

Luftig im Entlebuch - Hächlenzändtraverse, Strick und Tälle


Publiziert von jfk , 19. Mai 2015 um 00:16.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:14 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Schrattenflue-Gruppe   CH-LU 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sörenberg Hirsegg
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Die Schrattenflue hat viel zu bieten: Schrofe Karstlandschaften, üppige Flora und wilde Grate. Die wildesten Grate des Gebietes finden sich wohl an den Hächlenzänd und dem Tällen. Während erstere mit der Überschreitung eine etwas vergessene, vorzügliche Kletterei bieten, hält letztere erbarmungslose T6-Welten bereit. Für Berggänger die sich zu diesen Graten aufmachen und östlich der Waldemme hausen gilt aber auf jeden Fall: Wild West im Entlebuch! 

Zustieg
Von der Bushaltestelle Hirsegg über Stächelegg und Bodenhütten auf Wanderwegen, Teersträsschen und wieder Wanderwegen hoch zur Heftihütte. Unterwegs kann ich immer wieder schöne Blumen entdecken und die Aussicht geniessen.

Hächlenzändtraverse
Die Überschreitung der Hächlenzänd von NO nach SW bietet eine schöne und abwechslungsreiche Kletterei im III. und IV. Grad. in den schwierigeren Abschnitten ist der Fels meist fest, in den einfacheren Passagen kann es teilweise auch etwas wackeln. Die Stände sind grösstenteils eingerichtet, Zwischensicherungen muss man aber häufig selbst legen oder ergänzen. Schlingen, ein Satz Keile und kleine bis mittlere Friends sind dabei hilfreich. Die Gesamtüberschreitung der Hächlenzänd wird heute nur mehr selten ausgeführt. So erhielt z.B. die Kleine Hächlennadel in den letzten Jahren laut Gipfelbuch meist nur zwischen  ein und dreimal Besuch.

Von der Scharte östlich unterhalb der Hütte ca. 15m Absteigen bis zum Einstieg der NO-Wand. Nun über Band und Blockstufen auf die Höhe des Stollenfensters (II-III). Von hier entweder einen Schrägkamin links aufwärts oder wie ich nach rechts und über eine Steilstufe unter den Schluchtkamin(IV). Da das ganze recht luftig ist, ist das die einzige Stelle, an der ich mich kurz selbst sichere. Weiter durch den Schluchtkamin hochstemmen und über ein Wändchen auf den geräumigen Gipfel von Zahn I (III) (Foto).

Vom Gipfel in die Scharte zwischen Zahn I und II (T5 II). Unterwegs kann noch die Sphinx mitgenommen werden ( Auf- und Abstieg von Norden, III, brüchig). Von der Scharte über ein Wändchen und luftig dem Grat entlang auf Zahn II (III).

Vom Zahn II entweder 1x40m oder wie Ich etwas weiter links unten 1x10m und 1x20m Abseilen in die Scharte zwischen Zahn II und III (am Schluss noch kurz Abklettern, II)

Der III. Zahn bietet die vielleicht schönste Kletterei der Überschreitung. Zuerst über eine schöne Platte auf einen Absatz (III+). Hier entweder auf den NO-Grat und auf diesem äusserst luftig auf den Gipfel (IV) oder wie ich über Platten, Risse und Kamine an einem Felsenfenster vorbei und zuoberst ebenfalls auf dem Grat, auf den Gipfel (IV-) (Foto). Vom Gipfel 1x20m Abseilen in die Scharte zwischen Zahn III und Hächlenvorbau.

Von der Scharte führt eine gebohrte Route gleich links der Kante direkt auf den Vorbau. Da es sich hier aber nicht um die im Clubführer (Zentralschweizerische Voralpen, 1984) beschriebene Route handelt, ich keine Informationen darüber habe und die Kletterei anhaltend mindestens nach dem V.Grad aussieht, lasse ich diesen Anstieg links liegen. Es wäre die logischste und interessanteste Fortsetzung der Traverse.
Den im Clubführer beschriebenen Anstieg verpasse ich irgendwie und so mogle ich mich in der Nähe der SO-Kante irgendwie über steile Schroffen hoch in die flache S-Flanke und an deren Kante zum höchsten Punkt (T6 II+) (Foto I) (Foto II).

Wer die Runde noch weiter ausdehnen möchte, macht von hier noch einen Abstecher nach Westen und klettert das Abschlusswändchen. Ich steige nach einer ausgedehnten Mittagspause in südwestlicher Richtung  über Gröll und steile Schroffen abwärts zum der Gruppe vorgelagerten IV Zahn (Kleine Hächlennadel und über das Nordwändli steil auf den exklusiven Gipfel (IV)(Foto). Abseilen 1x15m über die selbe Route.

Strick und Tällenüberschreitung
Zurück bei der Heftihütte über den teils mit Drahtseilen versicherten SW-Grat auf den Strick und weiter auf dem blau-weiss markierten Wanderweg zum Tällen SW-Grat.

Der Tällen ist ein zerhackter Gratkamm der drei (und aus meiner Sicht nicht wie im Clubführer beschrieben zwei) Gipfel aufweist: Den West-, Mittel- (Im Clubführer Westgipfel) und Ostgipfel (gleich wie im Führer). Die Überschreitung entlang der Gratkante bietet gehobenes, T6-Vergnügen der Extraklasse. Ein ca. 10m hoher, beinahe senkrechter Abstieg über brüchige Schrofen (T6+) und ein luftiges Wändchen im III.Grad bilden bis zum Westgipfel (höchster Punkt) dabei die Schlüsselpassagen.
Der Abschnitt zwischen West- und Mittelgipfel wird mit Vorteil über ein schmales Grasband und eine schöne Rinne begangen (T6 II+). Die vom Clubführer beschriebene Direktvariante über das Felsenfenster sieht äusserst luftig aus.

Beim Übergang zwischen Mittel- und Ostgipfel versperrt einem über dem Tällengäschen eine tiefe Scharte den Weiterweg. Dieses Hindernis überwindet man entweder mit 1x10m Abseilen an einem soliden Zacken oder wie Tobi *hier per Sprung. Letzteres blieb bei mir nur beim gedanklichen Versuch.  Learning daraus: Der Tobi hat "balls of steel" und ich habe Flugangst.

Der Abstieg über den Bärsiligrat zurück nach Hirsegg oderHirseggbrückefordert dann nur noch orientierungstechnisch etwas Aufmerksamkeit und lässt Zeit zum geniessen der schönen Schrattenlandschaft.



Tourengänger: jfk


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