Bleicherhorn, Höllritzereck und Siplingerkopf - ein Hochgenuss in den nördlichen Allgäuern


Publiziert von maxl , 12. März 2015 um 14:19. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 8 März 2015
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Osten kommend über den Riedbergpass. Etwas östlich von Balderschwang kostenpflichtige Parkmöglichkeiten an der Straße (3€)
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Das Gebiet um Balderschwang ist eigentlich nicht so für seine Ruhe und Einsamkeit bekannt. Im Gegenteil strömen dorthin gerade im Winter wahre Herdenscharen ambitionierter Wintersportlerinnen und Wintersportler überwiegend preußischer Provenienz, um das Rudelverhalten des gemeinen Alpintouristen an den Tag zu legen. Nicht zuletzt wird dieser Trend ja auch noch gefördert durch die hiesige Industrie, wie hier nachzulesen ist. Traurig traurig. Anstatt aber zu jammern, probieren wir trotzdem, eine halbwegs einsame Runde hinzulegen, was uns trotz unserer Auswahl eher weniger für kontemplative Ruhe bekannten Gipfel auch bestens gelingt, man höre und staune.

Nachdem ich vor einiger Zeit mit dem 83_Stefan den Siplinger schon besucht hatte, war es mir als passioniertem Gipfelsammler natürlich wichtig, das stolze Gipfelpaar Bleicherhorn und Höllritzereck in meine Liste aufzunehmen. Diese beiden exakt gleich hohen Muggelchen haben wir also zuerst ins Visier genommen. Für unsere Route abseits der Touristenströme gebührt dem Andy84 ein Dank für seinen in der Tat nicht ganz leicht nachzuvollziehenden Verhauer (gutgut, nicht, dass mir sowas noch nie passiert wäre...). Durch diesen kommen wir auf die Idee, weglos den ziemlich direkten Westrücken aufzusteigen. Wir parken also um 10 an der Straße kurz vor Balderschwang. Bei den Häusern von Wäldle etwas östlich von Balderschwang führt die Straße über den Stubenbach. Auf der östlichen Talseite latschen wir nun nordwärts in die noch tief verschneiten Wiesen und direkt auf den steilen, bewaldeten Rücken zu. Diesen gehts nun mehr oder weniger in der Diretissima hinauf. Einige Steilstufen kosten sauber Kraft, alles in allem kommen wir aber ganz bequem hinauf, mindestens WT3 hier, kurz auch mal schwerer. Nach einer Stunde gelangen wir an die ruhige Stöckalm. Von hier kann man ein gutes Stück durch freies Gelände weiter bergan steigen, zunächst recht steil, dann längere Zeit ziemlich flach. Kurz vor dem Bleicherhorn kommt noch mal ein schmaler Waldgürtel, ACHTUNG, hier ist eine Wildruhezone. Am besten weicht man dieser in einem kleinen Bogen im Aufstiegssinne links aus. Eine dreiviertel Stunde nach der Alpe, also nach einer Aufstiegszeit von eindreiviertel Stunden, erreichen wir nun das Bleicherhorn.

Mit der Einsamkeit ists nun kurzzeitig vorbei, hier ist gut was los. Nach kurzen Photopause latschen wir in knapp 10 Minuten auf das ebenso dicht bevölkerte Höllritzereck. Auf diesen beiden Gipfeln, so scheint es, versammelt sich allwinterlich die Crème de la Crème der Skitourengeher-Kreise, das ist zwar lustig zu beobachten, aber auf Dauer doch etwas nervig. Also zurück zum Bleicherhorn und von hier über den schönen Nordrücken gen Wilhemine-Alpe abgestiegen (gerade WT3). Traumpulver hats hier, das macht Spaß. Der Ali drängt vehement auf weitere Gipfel, also schauen wir uns zunächst mal den Ostgrat des Siplingers an. Dazu marschieren wir durch die Scharte zwischen Bleicherhorn und Siplinger und steigen jenseitig recht mühsam zum Ansatz des Ostgrates. Hier führt im Sommer ein weiß-blau-weißer Weg hinauf, im Winter ist nix zu machen. Also ändern wir unseren Plan, rutschen steil und direkt zur Wilhemine Alpe runter und machen erstmal anständig Pause. Der breite Schornstein des auf der einen Seite noch tief verschneiten Daches drängt sich hierfür nachgerade auf. Eine dreiviertel Stunde etwas sitzen wir dort oben und genießen, wie schön!

Inzwischen ists fast zwei Uhr. Auch auf Gipfeln wie dem Siplinger wirds langsam ruhiger. Gemütlich schlendern wir also von der Wilhemine-Alpe auf dem sanften Weg (der schon von Fußgängern betrampelt wurde) in etwa 20min zur Unteren Balderschwanger Alpe. Hier kommen gerade die letzten vom Siplinger runter - der ideale Zeitpunkt, um hinaufzugehen. Ein Stückerl gehts zunächst in Richtung des Kessels zwischen Heidenkopf und Siplinger, danach zweigt die Route nach rechts ab und recht steil durch den Wald hinauf. Oben wirds dann wieder freier und ausblickreicher, schließlich prägt sich kurz vor dem Gipfel eine Art breite Gasse aus. Jenseitig zweigt dann eine bockhart gefrorene, teils sogar vereiste Spur zum inzwischen völlig einsamen Gipfel hinauf. Eine Stunde ab Balderschwanger Alpe, eher WT2. Und jetzt heißts genießen: was für eine Stille, was für eine Aussicht, wow. Dieses kleine Allgäuer Bergerl ist doch ein phantastischer Aussichtspunkt. Eine Stunde bleiben wir hier oben, bestimmen die schier unendlichen Gipfel, saugen die Stimmung in uns ein, wunderbar. So muss das sein.

Die Abstiegsroute ist bis zur Balderschwanger Alpe die gleiche (halbe Stunde). Auch hier gönnen wir uns noch ein Päuslein, das Abendlicht ist einfach zu schön. In einer weiteren dreiviertel Stunde gehts schließlich in beliebiger Routenwahl zurück ins Balderschwanger Tal. Die Ausblicke ins Alpstein sind doch noch mal alle Ehren wert. Um viertel vor sechs, also nach fast 8h, sind wir zurück am Auto, 6h Gehzeit sollte man schon einplanen. Bei derartigen Bedingungen allerdings deutlich mehr, denn Zeit zum Genießen muss gerade an einem solchen Tag wirklich sein!

Tourengänger: maxl, AIi


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Kommentare (2)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 12. März 2015 um 14:48
Gern geschehen ;-)
Hab auch noch nem Bericht vom Bleicherhorn offen. Bin nur no net dazu gekommen..
Wolltest dich net melden wenn ins Allgäu kommst?? ;-)

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. März 2015 um 15:19
*schäm*
zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass das ganze eine super-spontane Sache war. War tags zuvor noch in Budapest und das Ziel wurde erst frühmorgens festgelegt.
Aber im Frühling schaffen wir's schon mal wieder!!:)


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