Plattberg (2247 m), Pitzenegg (2174 m) und Kohlbergspitze (2202 m)


Publiziert von ju_wi , 24. Juli 2008 um 22:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:19 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:19,4 km
Unterkunftmöglichkeiten:Lähn - Pension "Zur Bleispitze"
Kartennummer:WK 352 Freytag und Berndt

Der Plattberg im südlichen Hauptkamm der Ammerberger Alpen ist  mit 2247 m ein mächtiger Gipfel und der zweithöchste Ammergauer - nach dem Doppelgipfel Daniel - Upsspitze. Gerade Plattberg und Pitzenegg im südlichen Hauptkamm besitzen keine einfachen Wanderanstiege, sind nicht mit Lift oder Hütten erschlossen und werden daher selten bestiegen. Die Tour Plattberg - Pitzenegg - Kohlbergspitze bietet daher eine lange, einsame Grattour, die wir uns für den Samstag (1.Tag) unseres Wochenendes in Lähn vorgenommen hatten.

Wie üblich reisen wir Freitag nachmittag an und quartieren uns in dem kleinen Örtchen Lähn (zu Bichlbach) bei Lermoos in einem Privatzimmer ein. Samstag wird ein herrlicher Sommertag mit stabilem, warmem Wetter. Gegen 8:15 Uhr brechen wir aus unserer Pension auf und wenden uns nördlich auf Weg 692 bem südlichen Ammergauer Hauptkamm zu. Wir genießen den tollen Blick auf den ca. 1200 - 1300 Höhenmeter aus dem Tal aufragenden Kamm, der nach Süden hin in relativ steilen Grasflanken abfällt, die am fast durchweg schmalen Grat nach Norden hin schroff in brüchige Felswände abbrechen. Gut 100 Höhenmeter nach Querung der Bahnlinie stehen wir an einer Weggabelung. Der linke Weg führt ins Wiestal, den sollen wir später hinabkommen. Wir wenden uns rechts und steigen steil in vielen Serpentinen auf Waldboden über Buchwäldele zum Gäterlesboden mit Weidetor auf 1500 Metern.

Hier verlassen wir den - selbst schon recht kleinen Weg - und folgen mit GPS unterstützt den in der AV-Karte eingezeichneten Trittspuren westlich, die eigentlich komplett weglos durch sumpfige Weiden und Wald auf einen steilen Grasgrat führen. Diesen hinauf - teilweise sind wirklich ein paar Trittspuren uns sogar uralte Farbklecksmarkierungen zu erkennen - gelangen wir an einen Wegkreuzung mit Schild. Dort folgen wir geradeaus dem Alpenrosensteig am Einstieg noch auf Trittspuren einer steilen Grasmulde. Die Spuren verlieren sich sehr schnell, so dass nur noch das GPS uns anzeigt, wo der Wegverlauf hergeht. Immer an einem bewaldeten Grasrücken orientiert steigen wir recht mühsam auf in einen Sattel am Farenegg. Und hier geht es weiter einem Grasrücken folgend hindurch durch eine erstaunt blickende Viehherde auf einen steiler werdenden und schrofigen Rücken zu, der uns zum Grat führt am Kleinen Pfuitjöchl (2135 m). Nun wendet sich der Weg zunächst noch in der recht steilen Flanke knapp unterhalb des Grates - mit ein paar Drahtseilen gesichert - und später auf dem Grat hinauf Richtung Plattberggipfel. Als wir den Gratkamm erreichen bietet sich ein herrlicher Blick auf das gesamte, kleine und recht ursprüngliche Ammergauer Gebirge. Nun geht es nochmal steil, aber technisch einfach und nicht ausgesetzt zum Gipfelkreuz des Plattberg (2247 m) empor. Es bietet sich ein schöner Blick, der nach Osten Daniel und Zugspitze, nach Süden und Südwesten die Lechtaler Alpen, nach Norden die Ammergauer mit dem markanten Säuling und in der Tiefe den Heiterwanger See und nach Westen den weiteren Grat mit Pitzenegg und Kohlbergspitze umfasst.

Nun wird es anspruchsvoller (T4) und die Grattour beginnt: Zunächst noch auf breiterem Grasgrat geht es abwärts. Dieser geht jedoch schnell in schrofen und plattige Felsen über und führt zum Teil sehr scharf und deutlich ausgesetzt hinab. An ein, zwei Stellen sind gerade im Abstieg ein paar heikle abschüssige Felstritte vorhanden und auch eine kleine Stufe bietet eine Kletterstelle, bevor man das Wiesjoch (2023 m) zwischen Plattberg und Pitzenegg erreicht. Hierhin führt auch ein Steig und Anstieg von Süden. Wir jedoch verbleiben am Grat und steigen über Gras und Felsen wieder auf Richtung Pitzenegg. Der Weg ist hier im wesentlichen einfach, wenn auch weiterhin teilweise am schmalen Grat recht ausgesetzt. Gut 50 Hm unterhalb des Gipfels des Pitzenegg erreicht man jedoch dann die Schlüsselstelle, in der der Grat durch ein schräges Felsband eine ca. 5 Meter hohe Stufe bildet. Der Weg weicht daher aus in die nördliche Felswand und durch eine schräge Rinne klettert man - hier sehr ausgesetzt - wieder hinauf zum Grat. Die Tritte sind allerdings einfach - aber (Vorsicht !) etwas brüchig. Im, AV-Führer ist dieser Weg daher mit I+ angegeben. Danach geht es weiter am Grat, einer kurzen Querung in eine Schrägrinne, zurück zum Grat und über schmale grasüberwucherte Felshöcker auf den Gipfel des Pitzenegg (2174 m).

Der Steig hört hier am Pitzenegg auf, jedoch ist der weitere Grat zur Kohlbergspitze - weglos und ausgesetzt - auch begehbar. Wir machen eine Rast und schauen uns den imposant wirkenden Weiterweg an. Da wir uns jedoch schon etwas müde fühlen nach 1400 Hm Aufstieg und Respekt haben vor dem langen weglosen Grat entscheiden wir uns für den Abstieg zum Alpenrosensteig über den steilen Südgrashang des Pitzenegg und die Querung zum einfachen Normalaufstieg. Allerdings kürzen wir auch hier auf halber Höhe ab und kraxeln weglos westlich durch Gras, Schrofen und Latschenhänge zum Alpenrosensteig, den wir auf ca. 1800 Metern Höhe erreichen. In sehr schöner Führung auf kleinstem Steig, geht es zur Wegabzweigung unterhalb des Kars Alpeile, wo wir rechts dem Hauptanstieg zur Kohlbergspitze folgen. Die folgenden 400 Hm zu unserem dritten Gipfel an diesem Tage gehen wir zunehmend erschöpft durch Wald und später über den steilen Grashang mit Lawinenverbauungen zum Gipfelkreuz der Kohlbergspitze (2202 m).

Wieder genießen wir den Rundum-Blick. Von hier ist besonders das Seesystem aus Heiterwanger und Plansee äußerst lohnend. Zurück auf gleichem Wege zum Aplenrosensteig und diesen nun weiter nach Osten, bis Obere Wies, wo ein steiler, kleiner Steig abbiegt, der über Untere Wies ins Wiestal führt. Etwas unter 1300 Meter Höhe queren wir den Bach und verfehlen ein Markierung und geraten nochmal auf einen falschen Steig. Nochmals queren wir - inzwischen geübt - weglos einen steilen Waldhang hinab zurück Richtung Bach und Steig, der uns dann schnell zum Ort zurückführt. Müde, durstig und glücklich kommen wir nach fast 10 Stunden an.

Tourengänger: ju_wi


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