Val Grande


Publiziert von Regula52 , 4. November 2013 um 00:36.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:19 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:s. Wegpunkte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:FART
Zufahrt zum Ankunftspunkt:FART
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels in Gordevio
Kartennummer:CD Ticino 1:25000

Heute nehme ich es gemütlich.  Der Ginsterkrieg von gestern sitzt mir noch in den Knochen. Zuerst gemütlich im Dorfladen einkaufen gehen. Formaggio della Valle Maggia und Honig für meine Freunde. 

Ich möchte das Val Grande auskundschaften.  Der Hausherr der Pension, ein Einheimischer sagt, der Weg von Teia nach Cortascia sei sicher weg. Das möchte ich jetzt wissen.  Ich liebe solche Höhenwege, die dem Hang entlang führen, Alpen miteinander verbinden, in Schluchten hinein aus Schluchten hinaus.  Am liebsten Wege, die nicht markiert sind, oder nur noch auf alten Karten vorhanden. Das gibt mir  so ein schönes,  kleines Gefühl Abenteuer. 

Gemütlich ziehe ich los. Markierter Weg nach Selve.  Was stinkt denn da so höllisch? Da muss doch irgendwo ein Geissbock sein. Ich verstehe den Teufel, der wutentbrannt zur Hölle fuhr, als ihm auf der Teufelsbrücke ein Geissbock entgegen kam, statt einer süssen zarten Seele.  So einen Gestank hält auch der abgebrühteste Teufel nicht aus. 
Dann sehe ich den Kerl, nicht gerade eine Schönheit, aber sicher sehr potent. 
Nach der Photosession mache ich mich aus dem Staub um beim nahen Wasserfall Nase, Hals und Lunge auszulüften. 
Da kommt mir die Milch in den Sinn, die man mir als Kind in den Tessiner Bergen vorgesetzt hatte. Sie  war genau so abscheulich. Geiss-Kuhmix  mit dickem Nidel obendrauf. Vielleicht hat die so gestunken, weil in jeder Herde so ein Geissbock mitlief; auf alle Fälle dachte ich immer, es sei Geissbockmilch und sagte das auch, zum Amusement der Erwachsenen. 

Weiter geht's auf  markiertem Weg, der nach Pii und Avegno führt.  Ich befinde mich im Schattenhang.  Dann plumps, Ellbogen schmerzt, alles ok. Ich zweifle an meiner Fähigkeit glatte Steine und Felsen zu beurteilen, an meinen Schuhsohlen oder vielleicht bin ich langsam doch zu alt für solche Unternehmungen, nachdem ich vor einer Woche schon über den Hund gestürzt bin und Löcher in Händen und Knien eingefangen habe. Dann Gedankendisziplinierung, nicht überreagieren, kühl die Lage beurteilen. Ich schaue mir das Corpus Delicti, das mich so blitzschnell zu Fall gebracht hat, nochmals an.  Also dieser Fels sieht wirklich nicht glitschig aus, so unglitschig, dass ich es nochmals ausprobiere.  Wirklich er sieht nicht so aus, aber er ist es.  Also, ich bin gewarnt, die Felsen in diesem Tal sind trügerisch. 

Ich komme zu einer Kapelle, wo  der Drachentöter am Werk  ist.  In diesem Tal ist das sicher gut so, so dunkel, so feucht. Da ist es sicher nötig, die Drachenpopulation  mittels Jagd zu kontrollieren. 

Bei der Kapelle geht es nun gerade aus.  Der Weg nach Pii beugt nach rechts.  Ein schöner Weg T2 führt mich nach Teia.  Die Häuser sind renoviert. Ich stärke mich mit Menu Schokolade und Brot, (nachdem ich gestern vor lauter Aufregung vergessen habe, was zu essen) bevor ich das Abenteuer durch's  Val Teia starte. Zuerst schaue ich mich noch um. Ich finde die Wegspur, des Weges, der einst von Teia nach Pii führte. Dann geht's ins Tal hinein. Der Weg existiert, ist aber schmal in abschüssigem Gelände.  Da stürzt man besser nicht  und ausrutschen wäre stellenweise verderblich. Ein dunkler Weg über schwarzen Abgründen. 
Stellenweise ist er sage und schreibe mit Stahlseilen, die nicht einmal allzu prekär sind, gesichert.  Auf alle Fälle sind die Stöcke von Nutzen. Zum Glück bin ich gewarnt vor trügerischen Steinen. 
Die beiden Bäche sind sehr schön und lebendig, die Querung ist allerdings eine Rutschpartie. Die Felsen hier sind wirklich unheimlich glatt.  Bei Punkt 878 zweigt der Weg nach Tornadù ab. Eine Hütte sieht von unten schön renoviert aus, wahrscheinlich eine Jägerhütte.
Nach dem zweiten Bach trete ich aus dem Dunkel  ins lang ersehnte Licht. Herrlich!
In Cortascia treffe ich auf den markierten Wanderweg, steige auf nach Oer und gehe über Chimoi nach Archeggio.  Dort treffe ich auf einen andern Bewohner. Er ist bereits  voll informiert, dass ich die bin, die gestern im Ginsterkrieg war. Es ist schon reichlich spät, zu spät für eine Tasse Kaffee. Die wird auf nächstes mal verschoben. 
Vor mir steigt eine der Bewohnerinnen ab. Sie hat zwei Stöcke. Diese bewegt sie lautlos, mit elegantem Gang, wie eine Wildkatze. 

Tourengänger: Regula52


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