Ruchen (2441), über Südgrat


Publiziert von dariom , 21. Oktober 2013 um 13:53.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Oktober 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1360 m
Strecke:Habergschwänd - Talalp - Ruchen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Näfels oder Mühlehorn nach Filzbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Sessellift Habergschwänd

Ich habe mich seit langem wieder dazu durchgerungen, hier einen Tourenbericht zu veröffentlichen. Besonders darum, weil ich meine Brille auf dem Gipfel liegen gelassen habe und ich auf diesem Weg hoffe, sie wieder zu bekommen. Also, wenn du diese Tour unternimmst und auf dem Gipfel des Ruchen, direkt beim Gipfelkreuz (Also eher eine Aluminiumstange mit einem Stück eines Glarner Autokennzeichens), meine Brille findest, melde dich doch bei mir via hikr.com!

Zu einer einigermassen angemessenen Zeit beim Talalpsee zu stehen, und dies nur mit Hilfe des öffentlichen Verkehrs und meiner Füsse, war fast die grössere Herausforderung, als die eigentliche Tour. Dazu die Kurzfassung: Erfolgreich angereist bis Ziegelbrücke, musste ich eine 1-Stündige Zwangspause einlegen, da sich auf dem Gleis meines Anschlusszuges nach Mühlehorn zwei Züge befanden - und ich mich leider (In frühmorgenlicher Schläfrigkeit) in den falschen Zug gesetzt habe. Eine Stunde später in Mühlehorn angekommen, musste ich feststellen, dass erst um 11:30 Uhr wieder ein Postauto nach Filzbach fährt. Da das Warten bis 11:30 Uhr genau so wenig in Frage kam wie die Rückfahrt nach Ziegelbrücke (um von da via Näfels nach Filzbach zu gelangen), habe ich mich kurzum durch ganz Mühlehorn gefragt, ob vielleicht jemand mit mir nach Filzbach fahren würde (PS: Taxis gibt es an dieser Walenseeseite keine). Im Dorfladen wurde ich dann dank einer aufmerksamen Kundin fündig und schaffte es, 15 Minuten später und um einige Anekdoten über das Glarnerland reicher, nach Filzbach auf die Sesselbahn Habergschwänd (1278). Um 9:00 Uhr konnte ich von da meine eigentliche Tour beginnen...

Der Wanderweg über Chellenboden nach Talalpsee ist mit 30 Minuten angeschrieben, lässt sich aber in 10 bis 15 Minuten locker meistern. Auch der gut markierte Wanderweg auf die Alp Hummel (1560) ist keine Herausforderung und die herrliche, unberührte Natur lässt sich hervorragend geniessen. Alleine das Panorama, welches sich einem beim Betreten der Spannegg-Ebene bietet, macht die öV-Strapazen wieder wett! Besonders im Herbst ist diese Landschaft eine Augenweide.

Kurz vor der Alp Hummel beginne ich um 10:30 Uhr mit der Querung der steilen Moräne, um Zeit und Höhe zu gewinnen (Üblich wäre, erst nach der Alp den Aufstieg zu beginnen). Diese Aufstiegsvariante ist in meinen Augen ohnehin empfehlenswert, weil vermehrt auf Grasflächen gegangen werden kann. Der Gang über das 300 Meter hohe und bis 30° steile, lose Geröllfeld ist auch so schon eine nervenaufreibende Angelegenheit.

Beim Felsriegel auf ziemlich genau 1920 m endet für mich das Geröllfeld, da es im Schatten der "Vorchöpfe" noch genügend harten Schnee gibt, um mit Steigeisen an der Nordseite des Couloirs (also rechts) weiterzumachen. Üblicherweise (Also ohne Schnee) begeht man diesen Teil vermutlich besser an der Südseite des Ruchen entlang. Allgemein war es eine gute Entscheidung, trotz der geringen Höhe des Ruchen meine Eisgeräte mitzunehmen. Denn auch der Pickel wird sich noch als nützliches Accessoire erweisen!

Nach angenehmer Kraxelei erreiche ich um 11:50 Uhr bei ca. 2180 m den mit Stahlseilen bestückten, gut sichtbaren Ausstieg (Nordseite). Nach dieser Kletterstelle (mit Stahlseil I, ohne II) folgt der Aufstieg über den eigentlichen Südgrat des Ruchen über Grasflächen auf ca. 2300. Hier wechselt man kurz auf die Ostwand und kraxelt weiter über Grasflächen wieder auf den Südgrat zurück, den man in einer sehr ausgesetzten, aber einfachen Kletterstelle überquert und auf die Westseite wechselt. Von da geht es traversierend auf den Gipfelgrat auf ca. 2420 m, wo man dann auch schon das Gipfelkreuz sehen kann. Um 12:45 Uhr geniesse ich bei herrlichem Herbstwetter die grandiose Aussicht und mein wohlverdientes Gipfel-Mittagessen, inklusive rezentem Glarner Alpkäse.

Da ich, aufgrund meiner öV-Odyssee am Morgen, relativ spät gestartet bin, hat sich der Schnee besonders auf der Ostseite beim Abstieg bereits in breiigen Matsch verwandelt. Da die Tour ab 2100 m eigentlich immer ausgesetzt ist, ist sie nur bei ausgezeichnetem Wetter und besten Verhältnissen zu empfehlen. Für Nichtgeübte endet diese Tour schnell in einer Katastrophe! Ohne Steigeisen und Pickel, welche ich auch im nassen, vom Schnee glatt gedrückten Gras verwendet habe, hätte ich an diesem Tag ganz bestimmt den Gipfel nicht in Angriff genommen!

Als Zückerchen gibt es nach einem schwierigen Abstieg eine grandiose Belohnung: Das Geröllfeld, welches einem beim Aufstieg alle Nerven raubt, kann beim Abstieg bis zur Alp Hummel "gesurft" werden. Achtung: Bitte darauf achten, dass keine anderen Wanderer von Steinen getroffen werden könnten! Nach zweieinhalb Stunden stehe ich dann wieder bei der Sesselbahn Habergschwänd. Müde aber glücklich!

Fazit: Ohne Zweifel eine aussergewöhnlich schöne Voralpentour mit allem, was dazugehört! Sie darf aber auf keinen Fall unterschätzt werden!! Für Anfänger gehören in meinen Augen trotz Gesamtbewertung WS zur üblichen Ausrüstung ein Seil, ein Klettergurt und ein erfahrener Hochtourengänger zwingend dazu.

Tourengänger: dariom


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Kommentare (2)


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Kik hat gesagt: Taxis auf dieser Walenseeseite
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 14:09
Das gibts: das Murgsee-Taxi fährt nicht nur ins Murgtal, sondern ist ein ganz normaler Taxibetrieb: Tel. 0800 687 48 25.
VG Kik

dariom hat gesagt: RE:Taxis auf dieser Walenseeseite
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 14:27
Danke für die Info. Habe mich am Vorabend und am frühen Morgen nochmals erkundigt, und da hiess es, das Murgtal-Taxi sei ein Bus, welcher nur ins Murgtal fährt (Murgtaltaxi Walser, Tel 081/738 14 41). Nächstes Mal weiss ich Bescheid.


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