Winterliche Tour im Juni auf die Kaltwasserkarspitze


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 18. Oktober 2013 um 07:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 4 Juni 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 1 Tage 16:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gamisch-Scharnitz-Unterautal mit Fahrrad
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Unterautal-Scharnitz-Garmisch mit Fahrad

Am 04.06.13 um 06.15 Uhr schwang ich mich an unserem Haus aufs Fahrrad u. fuhr los Richtung Mittenwald. Ich wollte auf die Kaltwasserkarspitze steigen, was versprach, eine spannende Unternehmung zu werden, da wenige Tage vorher ein später, massiver Wintereinbruch bis unter 2000m für eine dicke Schneedecke gesorgt hatte.

In Mittenwald war ich etwa um 07.30 Uhr, wo ich an einem Supermarkt Getränke u. etwas zu Essen kaufte u. mich am Parkplatz davor damit stärkte. Danach fuhr ich nach Scharnitz u. von dort ins Tal der Isar, dem Unterautal. Ich radelte an der Isarquelle, die ich vor Jahren besucht hatte, vorbei bis einige hundert Meter vor der Kastenalm, wo der Weg (Adlerweg) zum Karwendelhaus abzweigt (auf einem Wegweiser steht 7h dahin!). Dort machte ich Rast u. stellte das Fahrrad ab.
Danach begann der Aufstieg. In knapp 1700m berührte ich den ersten Schnee, in 1800m fand ich schon eine geschlossene Schneedecke von 15-20cm vor. In diesem Bereich zweigt nach rechts ein verfallender Weg in die Heissenbergseite, die er aufsteigend quert, ab. Ich betrachtete das Gelände u. suchte mir eine Route aus, auf der der mit Schnee zudeckte Weg gehen könnte. Bald kam ich an eine Steilflanke, in  der ich abgerissene Drahtseilen vorfand. Ich querte vorsichtig diese etwas rutschige, daher heikle Stelle. Weiter vorne wurde die Flanke felsig. Zwischen den Felswänden entdeckte ich eine kurze Rinne, die einzig denkbare Stelle, wo man durchsteigen kann. Hier fand ich wieder Drahtseile, die aber noch im Fels befestigt waren, sodass man sich an ihnen festhalten kann.

Dahinter wird das Gelände flacher u. ich konnte zunächst im Schnee noch den Verlauf des Steiges erkennen. Dann verschwand er wieder im Schnee. In 1900m lag schon 40-50cm Schnee! Ich entschied mich, links aufzusteigen, d.h. durch die Westflanke abzukürzen, um auf den nach Süden gerichteten Grat zu gelangen. Das war sehr mühsam, da ich zwischen zugeschneiten Latschen mir eine Route im steilen Gelände suchen musste. In 2000m versank ich bis zu den Knien im Schnee, was bedeutete, dass da an die 60cm Schnee lag. Die Zeit verging wie im Flug! Stundenlang hatte ich mich durch tiefen Schnee gewühlt, bis ich endlich den Grat erreichte! Auf ihm lag dann deutlich weniger Schnee, sodass der Anstieg wesentlich angenehmer wurde. Ich erreichte schließlich den Großen Heissenkopf, auf dem ich mich erst einmal auf einen Stein setzte u. Pause machte.

Die folgende Scharte, von der ein Steilaufschwung zu den Sägezähnen beginnt, liegt nur wenige Meter tiefer. Ich stieg zu ihnen über den Bergkamm auf u. hatte dahinter ebenso fast keinen Höhenverlust. Dann stieß ich am Grat auf Felsen, die schneefrei waren u. wenige, anregende Kletterstellen (II) boten. Bei der Gratbegehung hielt ich immer wieder Ausschau nach einer Abstiegsmöglichkeit durch die linke Flanke, um nicht denselben, langen Weg zurückgehen zu müssen. Als ich endlich den Gipfel der Kaltwasserkarspitze (übrigens mein 100. Karwendelzweitausender) mit Kreuz erreichte, war es schon ca. 17 Uhr! Im Gipfelbuch gab es zu diesem Zeitpunkt nur 2 Eintragungen im Mai von Skibergsteigern. Spätestens das war ein Hinweis darauf, dass es eine andere Abstiegsmöglichkeit gibt.
Tatsächlich hatte ich inzwischen in die SW-Flanke schauen können, die eine Abstiegsmöglichkeit bietet. Nach der Gipfelrast stieg ich in diese ein. Anfangs ist der Hang ziemlich steil, dann wird er flacher. Einige hundert Höhenmeter tiefer musste ich mir durch frische Lawinenhalden einen Weg suchen.

Etwas unterhalb von 1800m Höhe stieß ich wieder auf den Weg, über den ich zum Fahrrad abstieg. Ich freute mich, da ich jetzt bergab fahren konnte (als Wanderer hätte ich einen ewig langen Hatscher nach Scharnitz gehabt!).

In Mittenwald musste ich wegen Erschöpfung Pause machen. Dann radelte ich nach Garmisch, wo ich unser Haus um 22.10 Uhr betrat. Es waren seit dem frühmorgendlichen Start ziemlich genau 16 Stunden vergangen!



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