Gasenried - Bordierhütte und (unfreiwillig) wieder zurück -- Dafür inkl. tierischem Fotoshooting


Publiziert von Mistermai , 24. September 2013 um 09:19.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:23 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Gasenried - Bordierhütte - Kl. Bigershorn - Untergrächen

Der Bergsommer 2013 wird bei mir nicht als sonderlich guter in Erinnerung bleiben: Kaum Zeit für Touren und wenn ich dann mal unterwegs war gings meistens schief. So auch diesmal. Immerhin gabs trotzdem ein paar gute Foto-sujets.

Prolog
Geplant war eine Komplettüberschreitung der Balfringruppe: Gr.Bigershorn-Balfrin-Ulrichshorn mit Abstieg nach Saas Fee. Meine Begleitung bildete ein zwar bergunerfahrener, konditionell dafür umso stärkerer ehemaliger Schulkollege.

Hauptteil
Am Sonntag standen wir ziemlich früh in Gasenried bereit, denn es stand nicht nur der Hüttenzustieg, sondern auch noch etwas Gletschertraining für den Kollegen auf dem Programm. So stiegen wir gemütlich via Alpja zum Riedgletscher, dessen Rückzug Moränen so eindrücklich wie nur an wenigen Orten in der Schweiz dokumentieren. Der Gletscher ist auch ende September, wenn die Bordierhütte nicht mehr bewartet ist einfach zu überqueren. Steigeisen sind bei den aktuellen Verhältnissen höchsten Luxus.
Wir gingen aber aufs volle Programm inkl.  Seil und wichen etwas in die steileren Zonen südöstlich der "Normalroute" aus, dort lernte mein Kollege gehen im steilen Gelände (am kurzen Seil) das Setzen von Eisschrauben etc. Alles verlief sehr erfreulich und ich war sehr zuversichtlich für die anstehende Tour.

In der Hütte, die wir an diesem Tag alleine bewohnten deponierten wir unser Gepäck sammelten Schnee zum Schmelzen (die Sonne wollte genutzt sein) und stiegen gleich noch weiter aufs Kl. Bigershorn, einerseits da wir noch Zeit und Lust hatten andererseits aber auch um die Aufstiegsroute schon mal etwas auszukundschaften. Die Standartroute auf beide Bigerhörner führt nicht wie die Karte vermuten lässt über die Moräne sondern durch das nördlich gelegene Tälchen hoch. Immer markiert mit Steinmännchen, teilweise allerdings weglos.
Das Kl. Bigershorn besticht mit netter Aussicht in die Balfringruppe und vor allem mit einem begehbaren (!) Steinmännchen.

Zurück in der Hütte bekamen wir dann unerwarteten Besuch von einer Steingeiss mit Steinbockkitz. Diese präsentierten sich in allen möglichen Positionen während ca. 15min. Eine auswahl der entstandenen Bilder und vor allem ein kurzes Video (inkl. Säugen) habe ich unten angehängt.

Nach dem Shooting begann ich zu kochen während mein Kollege begann über Kopfschmerzen zu klagen. Obwohl ich ihn während des gesamten Aufstiegs zum Trinken animierte und wir sehr langsam gingen, schien sich die Höhe bemerkbar zu machen. Zuerst ahnte ich nichts schlimmes, doch sein Zustand verschlechterte sich rasant. Essen mochte er nichts mehr und begann auch noch zu frieren. Umgehend richtete ich eine "Krankenstation im Speisesaal ein - holte dafür eine Matraze aus einem Schlafraum. Doch alles half nichts, er wurde zusehends schwächer und musste kurze Zeit später ausgiebig erbrechen (glücklicherweise in einen Putzeimer). Spätestens nun war mir klar, dass unser ambitiöser Überschreitungsplan arg in Gefahr war.

So war ich für den Rest des Abends mit Geschirrabwasch, Krankenpflege und Schneeschmelzarbeiten beschäftigt und musste langsam akzeptieren, dass die Pläne gestrichen werden mussten, denn mein Kollege fand bis Mitternacht keinen Schlaf und hatte immernoch fürchterliche Kopfschmerzen, dass dies in diesem Ausmass auf 2900m vorkommt hatte ich definitiv nicht erwartet. Einmal mehr ein Beweis, dass Höhenanfälligkeit nicht in einem direkten Zusammenhang mit körperlicher Fitness steht.

Am nächsten Morgen fühlte er sich immerhin genug fit, um den Abstieg zu meistern und dabei sein Gepäck zu einem grossen Teil selbst zu tragen. So gings auf derselben Route zurück, diesmal mit einem kleinen Abstecher zur Riedbachschöpfe und ab nach Hause. Schade.

Epilog
Vor allem im Nachhinein reut es mich doch etwas, dass wir die Tour nicht durchführen konnten. Die Verhältnisse wären toll gewesen (behaupteten zumindes die Sonntags-Absteigenden) und überall gespurt, Wetter optimal. Vielleicht wirds ja nächstes Jahr was...
Geblieben sind immerhin eine ganze Menge schöner Fotos...

Tourengänger: Mistermai
Communities: Berg-Fauna


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Kommentare (2)


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emely hat gesagt: Nicht ärgern,
Gesendet am 24. September 2013 um 16:06
die vorgenommene Tour ist zwar ins Wasser gefallen, aber dafür konntest du die tollen Tierfotos schießen. Nächstes Jahr stehen die Berge bestimmt noch dann könnt ihr bei gutem Wetter die Tour nachholen!
Viele Grüße
Emely

Mistermai hat gesagt: RE:Nicht ärgern,
Gesendet am 24. September 2013 um 18:41
Besten Dank für die aufmunternden Worte. Das Wissen darum, dass ich die nächste Saison wieder grösstenteils verpassen werde, lässt mich zwar nicht gerade frohlocken, aber Umkehren gehört ganz klar zum Bergsport und Umkehren-Können kann Leben retten (auch wenns in dieser Situation ja bei weitem nicht so dramatisch war).
Das Motto ist aber absolut richtig: Auf ein ander Mal!
Gruss Manuel


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