Elbsandstein: Klettern in der Mittleren Torsteinkette (Schrammsteingebiet)


Publiziert von alpensucht , 13. August 2013 um 22:58.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:10 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: VI- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 120 m
Strecke:Krippen - Postelwitz - Zahnsgrund - Schrammtor - Mittlere Torsteinkette (Zackenkrone-Ostertürme) - ca. 4km

Das Schrammsteingebiet haben wir bisher noch nicht kletternd besucht und wollen es an diesem Wochenende kennen lernen. Hier befinden sich die höchsten Kletterfelsen des Elbsandsteins (Falkenstein, Hoher Torstein). Wenn man ganz früh mit der Bahn los fährt, lohnte sich sogar ein einziger Tag von Berlin ins "Elbi" zu fahren. Dieses Mal haben wir sogar Samstag und Sonntag Zeit und kommen erst gegen 14:30 Uhr am Bahnhof in Krippen an. Wir füllen noch schnell unsere Wasserbestände an der nahen Quelle auf, setzen mit der Fähre über die Elbe und laufen Richtung Zahnsgrund-Taleingang los.

Zustieg
Gleich der erste Steig (Obrigensteig, hinauf T2, oben T1), der rechts (östl.) vom Zahnsgrund abzweigt, führt uns in ca. 30min genau auf das Schrammtor zu. Es begegnen uns bei dem schönen Wetter so viele Wanderer, dass wir irgendwann aufhören jeden zu grüßen. Am gewaltigen Schrammtorwächter nehmen wir den ersten Kletterszustiegsweg (schwarzes Dreieck) nach rechts (südl.) und gelangen so an unsere Wunschrouten für heute. Diese befinden sich allesamt südöstl. an den Gipfeln, die sich neben der Zackenkrone nach Westen hin aufreihen: (Max und Moritz), Spitzer Turm und Viererturm.
Nach langem Suchen der richtigen Einstiege empfiehlt uns ein Kletterer die "Löschnerwand" am Spitzen Turm (IV mit zwei Sternchen, besonders lohnend). 16 Uhr (oft nimmt die Suche nach Gipfeln und Einstiegen für Neulinge besonders viel Zeit in Anspruch, denn hier sollte man es sich gut überlegen irgendwo einzusteigen!).

*Zackenkrone *AW IV und ein Stück Südwand VI
Doch zunächst steigen wir auf die Zackenkrone über den Alten Weg (AW, IV mit Sternchen). Da es gestern geregnet hatte, ist die Einstiegsrinne nicht sehr angenehm für unseren ersten Vorsteiger Horst. Auch wir beiden Nachsteiger, Olli und ich, bleiben dort sehr tief drin mit mindestens einem Fuß. Nach ca. 7m wird alles besser und trocken. Ein Band leitet vier Meter rechts um eine kleine Birke (Seilhandling!) bis zu einer  robusten Wurzel, wo nach insgesamt reichlich 20m Weg für uns die erste (KEINE Zwischensicherung!) von zwei Seillängen auf einem Plateau endet und Horst uns nachholt. So richtig warm wird man da eigentlich noch nicht, aber wir gewöhnen uns wieder schön an die teils seltsame Kletterei im Sandstein. Vom Plateau zieht ein schöner Kamin hinauf bis zur 2. Abseilöse (AÖ), (hier gibt es einszwei Zwischensicherungsmöglichkeiten). Zum Schluss überwindet man rechtshaltend einen kleinen Überhang und eine Rippe zur 1. AÖ und dem Gipfel. Die Aussicht von hier oben auf viele Schrammsteingipfel und hinter bis ins Böhmische lässt uns erstaunen (nach so wenigen Höhenmetern :D). Über der AÖ kann man noch auf die extrem ausgesetzten Zacken der Krone kraxeln. Aber nicht wackeln. Um mich dabei besser zu fühlen lege ich noch kurz oberhalb und ganz oben (mehr zum Spaß) Köpfelschlingen (Mastwurf in der Abseilöse). Beim Abseilen sehe ich die schöne Wand rechts neben dem AW. Wir entschließen uns, diese gleich noch von unten gesichert (toprope) zu erklimmen (ca.10m, VI). 18:30 Uhr.

Spitzer Turm **Löschnerwand IV
Danach seilen wir ganz ab und gehen zur nun frei gewordenen Löschnerwand, die 1906 zum ersten Mal erstiegen wurde. Da wir von recht guten Sicherungsmöglichkeiten gehört haben, nimmt diese sich Olli vor. Erst zieht eine einfache Rinne (II) hinauf auf einen Vorblock (VB), wo ein Stift zum Nachholen angebracht ist. Horst steigt locker nach und ich geh frei hinterher. Ab dem VB beginnt die eigentliche Wand (IV). Auch die birgt keinem von uns Schwierigkeiten - ein purer Genuss! Ein kurzer Regenguss überrascht uns mitten drin und oben empfängt uns die schönste Sonnenuntergangsstimmung, die wir sicher über eine halbe Stunde lang genießen.

Viererturm Ostweg V
Zum Schluss möchte ich nun noch "schnell" eine Route vorsteigen: Ostweg (V) am Viererturm. Dazu gehen wir nur einige Meter nach links, wo ein mächtiger Kamin zwischen Spitzem Turm und Viererturm hinaufzieht. Wir steigen im III. Grad 4m auf ein Plateau, von dem aus es sich besser sichern lässt. Am Baum sichert sich Horst extra ab, denn rechts am Einstieg ist der Kamin bereits an die 10m tief! Der Einstieg ist dementsprechend spannend. 20:30 Uhr. Der Kamin hat eine angenehme Breite. Nach 8m kann ich unter ziemlicher Anstrengung eine Köpfel legen, muss aber kurz danach links hinaus in die Südwand. Hier finde ich senkrecht hinauf so gute Sicherungen und Griffe, dass ich das richtige Band weiter nach links verpasse, wodurch ich schlussendlich zur AÖ gelangen würde. So muss ich viel weiter oben noch eine extrem schlechte Schlinge legen und im Grad VIIa (UIAA VI-) die 4m Querung zur AÖ versuchen. Das hat Nerven gekostet, weil es nur Reibungstritte aber keine Notfallgriffe (nur Aufleger und Minizangen) gab. Das heißt Gleichgewichtsübung pur. Bei den letzten zwei Zügen verliere ich die Nerven und trete einmal auf die rettende AÖ. Also kein Gipfelbucheintrag. Nur schnell abseilen in die inzwischen finstere Kluft, wobei ich noch die Sicherungen wieder holen musste...

Das war's für den ersten Tag. Morgen kommt noch mein erfahrener Bergfreund Kalle zu uns. 

Trotz der sehr späten Ankunft haben wir erstaunlich viel geschafft. Das schönste Erlebnis war der Sonnenuntergang auf dem Spitzen Turm und das Klettern in der Löschnerwand. Im Elbsandstein sollte man generell sehr vorsichtig mit den Schwierigkeitsgraden sein, denn häufig muss man beim Vorsteigen sehr lange ungesichert klettern. Kalle meinte mal, dass von den vielen tausenden Routen hier nur etwa 15% begangen werden, weil alle anderen sich nicht lohnen und zu schlecht oder gar nicht gesichert sind. Die ersten beiden Wege gehören sicher zu den 15%. Beim letzten bin ich mir nicht sicher... Morgen haben wir einen langen Tag und werden viel klettern können.

Alle Schwierigkeitsgrade sind aus der Sächsischen Bewertungsskala!!

Tourengänger: alpensucht


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Kommentare (1)


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Joosen hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2021 um 20:58
Als Sachse fühle ich mich verpflichtet das zu schreiben.

Toprope klettert man nicht bei uns!


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