zum ersten Mal im elbischen Sandstein


Publiziert von revilo , 15. April 2022 um 16:16.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:13 Oktober 2007
Klettern Schwierigkeit: V (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via A17, Abfahrt Pirna, durch Pirna in Richtung Bad-Schandau. Wechsel der Elbseite über die Schandauer Elbbrücke, durch Bad Schandau, am Ortausgang links hoch in Richtung Ostrau. Parken an der Schrammsteinbaude.
Kartennummer:Böhm Wanderkarte Schrammsteine Affensteine 1:10.000

2007 hatte ich eine lange Phase mit weitgehendem Fehlen von Freizeit und entsprechend ungesundem und bewegungsarmem Lebenswandel hinter mir und zu meinen jetzt wiedererwachten Bergambitionen gehörte denn auch das Klettern. Im neuen Job war der Kollegenkreis überwiegend sächsisch sozialisiert und so kam es zu einem Deal, der für mich die folgenden Jahre entscheidend prägen würde. Ein befreundeter Kollege lernte von mir spezielle, im Job brauchbare skills, im Gegenzug machte er mich mit den Techniken des Sandsteinkletterns, und zwar ganz speziell mit dem sächsischen Klettern vertraut. So machten wir uns dann an  einem bunten und hellen Oktobermorgen auf die Autobahn in Richtung Dresden auf, Ziel Bad Schandau, Schrammsteinbaude. Früh genug ankommend, findet sich dann in der Regel auch noch ein Parkplätzchen und so gehts bald erwartungsvoll durch einen herbstlich bunten Mischwald bergauf in Richtung großes Schrammtor. Der Rucksack ist neben Gurt und einem struppigen Vollseil voll von allerlei bunten Reepschnürchen, Schlingen und Knoten unterschiedlichster Größe, die typische Ausstattung des kletternden Sachsen. Außer Abseilacht, ein paar HMS-Karabinern und ein paar Exen ist alles Metall im sächsischen Sandstein streng untersagt, ebenso übrigens das Klettern am regennassen Fels.
An Gruppen von Wanderern vorbei geht es durch das große Schrammtor zwischen Schrammtorwächter und Ostervorturm nach Südosten auf die andere Seite der Schrammtorkette. Dann rechtshaltend und anhand der Skizzen des sechsteiligen Heinicke-Kletterführers (Band Schrammsteine) zum Einstieg in einem Winkel zwischen zwei Felsgruppen: östlich Zackenkrone, Max und Moritz und unbenannte Spitze, westlich Viererturm und dem für seine "Genießerspalte" berüchtigten Meurerturm. In diesem Winkel findet sich der Einstieg zu unseren anvisierten Gipfeln Max und Moritz (sächsisch II), unbenannte Spitze (sächsisch II) und Schrammtorwächter (Sächsisch VI, entspr. UIAA 5), jeweils über den "alten Weg" ("alter Weg" ist in Sachsen in der Regel der Weg der Erstbegeher und entspricht dem Normalweg).
Das sächsische Klettern an früh erschlossenen Wegen ist überwiegend Reibungs- und Kaminkletterei. In die Wände und an die Kanten und damit in die Bereiche des siebten Grades sind die Sachsen dann erst in der zweiten Erschließungsphase nach 1918 gegangen. So habe ich mein sächsischen Erstlingswerk als Nachsteiger auf herrlich rauhen Reibungswändchen und in mehr oder weniger angenehmen Rinnen und Stemmkaminen zugebracht. Der Alte Weg auf den Schrammtorwächter, 1905 (!) von Oliver Perry-Smith erstbegangen, ist dann die eigentliche Herausforderung des Tages und zeugt von dem Mut, mit dem Perry-Smith seinen Zeitgenossen das schwierige und ausgesetzte Wandklettern im Sandstein  vorgemacht hat.
Für mich als Neuling und Lehrling ein wahnsinnig aufregender Tag, die rustikale Sicherungstechnik und die Ausgesetztheit am Schrammtorwächter haben mich tief beeindruckt. So bin ich in den Jahren danach, solange das sächsische Sandsteingebirge in Reichweite war, zeitweise in der wärmeren Jahreszeit Wochenende für Wochenende zum Klettern ins "Elbi" gefahren

Tourengänger: revilo


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