Alpine Dreitagestour in den Vogesen (Tag eins)


Publiziert von Nik Brückner , 3. August 2013 um 12:30.

Region: Welt » Frankreich » Vogesen
Tour Datum:13 Juli 2005
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:18km
Zufahrt zum Ausgangspunkt: Zum Col de la Schlucht auf der D417 aus dem Münstertal oder von der Gérardmerer Seite
Unterkunftmöglichkeiten: Am Col de la Schlucht oder in einer die vielen Fermes Auberges hier oben.
Kartennummer:Carte de Randonnee Le Hohneck. Gérardmer, La Bresse 3618 OT (1:25.000)

Wenn man es im Frühjahr kaum noch aushält, weil man in die Berge will und es einem einfach nicht schnell genug tauen kann, oder wenn man dringend ein paar Alpen braucht aber keine zur Verfügung vor der Haustüre hat, dann muss man versuchen, die Mittelgebirge, soweit möglich, zu Ersatzalpen umzufunktionieren. Man sucht sich hochgelegenes, steiles Gelände, Felsen, wurzelige Wege, karge Vegetation, Aussichtspunkte hoch über dem Tal, Serpentinenwege, alles eben, was die Alpen auszeichnet und was man - mit etwas Glück und Spürsinn - auch hier und da in den Mittelgebirgen finden kann.

Das ist natürlich umso einfacher, je höher es hinaufgeht. Die Vogesen sind ein tolles Gebiet für solche Touren, geben sie doch einerseits ein tolles Voralpen-Imitat ab, und sind andererseits ihr ganz eigenes Gebirge, das den Vergleich mit anderen gar nicht zu scheuen braucht. Sucht man Alpenfeeling, wird man am ehesten am Vogesenkamm zwischen Lac Blanc im Norden und Batteriekopf im Süden fündig. Dazwischen liegt ein wunderschönes Gebiet mit Bergseen, Pässen, Felsengipfeln, Geröllfeldern, Kletterfelsen - und sogar ein paar Gämsen. Allenfalls Murmelis fehlen, um das alpine Feeling perfekt zu machen.

Um die Gegend wirklich gut kennenzulernen, sollte man mindestens drei Tage investieren. In der Folge schlage ich deshalb einen Dreitagest(r)i(p)p vor, es sind aber alles Runderwanderungen, die man auch einzeln machen kann, oder untereinander oder mit anderen Touren frei kombinieren kann. Okay, Niacins "Organik" aufgelegt, uns los geht's!



Los geht's mit einer ordentlichen Tour, bei der man die 8-Stunden-Grenze reißt. Immerhin wollen wir uns ein bissl auslasten.

Wir starten früh morgens an der Passhöhe des Col de la Schlucht (1139m), benannt nach der Schlucht, über der er gelegen ist. Von hier aus geht es, dem blauen Rechteck folgend, Richtung Nordosten auf felsigem Steig hinauf in den Wald. Beim ersten Abzweig biegen wir nach rechts und erreichen bald einen Aussichtspunkt am Spitzenfels (1190m), von wo aus wir einen großartigen Blick über die Passtraße und das tief eingeschnittene Tal der Schluchtrunz haben.

Der Weg wendet sich hier in einer engen Kurve nach Norden. Wir verlassen ihn kurz darauf und steigen, dem gelben Dreieck folgend, weiter hinab. Dort wo sich der Weg erneut teilt, folgen wir nicht der rot-weiß-roten Bezeichnung weiter hinunter, sondern halten uns links, weiter dem gelben Dreieck folgend. Auch eine nächste Abzweigung hinab ins Tal lassen wir rechts liegen, immerhin wollen wir zu den Hirschsteinen. Bald geht es durch eine enge Felsspalte und geländergesichert um eine senkrechte Felswand herum, kurz darauf stehen wir vor den steilen Stufen der Hirschsteine.

Auch wenn die Beschreibung kompliziert klingt und die Karte ein verwirrendes Netz an Wegen zeigt, die Hirschsteine sind gut ausgeschildert und es dürfte kein Problem sein, vom Spitzenfels hierher zu finden.

Zwischen den Hirschsteinen geht es nun steil hinauf. Dahinter stoßen wir bald wieder auf das blaue Rechteck, dem wir nun durch Geröll folgen, bis wir in einer engen Kurve auf einen breiten Waldweg stoßen. Hier wechseln wir zum gelben Punkt und folgen dem Fahrweg leicht ansteigend, vorbei an einem verlandeten Gletschersee (1110m) bis zum schön gelegenen Refuge du Schupferen (1140m). Wir passieren das Refuge und der gelbe Punkt führt uns bald in ein kleines, hübsches Skigebiet hinein. Am Waldrand geht es hinunter zur Ferme Auberge Seestaettle (1055m, Einkehrmöglichkeit). Von hier in ein paar Minuten auf und neben einem Fahrweg zum malerischen Lac Vert (1053m).

Man kann nun am See abpausen, oder den felsdurchsetzten Wiesenhang zur Ferme Auberge Gaertlesrain (1103 m, Einkehrmöglichkeit) hinaufsteigen.

Wer merkt, dass er bereits jetzt in Zeitnot gerät, kann von der Ferme Auberge (oder schon vom See) aus zum Vogesenkamm hinaufsteigen. Er wird an der Biegung "Dreieck" (1225m) der Kammstraße Route des Cretes herauskommen und, wenn er von dort zum Col de la Schlucht zurückkehrt, eine großartige und vollwertige Tour gemacht haben.

Wir aber halten uns von der Ferme Auberge Gaertlesrain aus weiterhin Richtung Norden und wandern bald wieder in den Wald hinein, den wir erst am Lac des Truites ou Forlet (1065 m) wieder verlassen.

Wer hier, in diesem engen Kar, kein Alpenfeeling bekommt, der kann nur eines tun: schnellstens zurück zum Col de la Schlucht laufen, sich ins Auto setzen, und in die Alpen fahren. Denn tatsächlich kann man hier, umgeben von felsigen Hängen, kargen Gipfeln und steilen Geröllfeldern, das Gefühl bekommen, man befände sich irgendwo in den Allgäuern.

Hier am Lac verlassen wir nun den gelben Punkt und wechseln auf den Weg, der mit einem roten Dreieck bezeichnet, an der Ferme Auberge Le Forlet (1091m, Einkehrmöglichkeit) vorbei in steilen Serpentinen hinauf zum kahlen, felsigen Gipfel des Altenkraehkopfs (1292m) hinaufführt. An diesem dem Vogesekamm vorgelagerten Aussichtsgipfel erwartet uns nun die karge Heidevegetation, die uns von nun an auf dem gesamten Rückweg (immerhin noch etwa drei Stunden) umgeben wird: bunte, niedrige Kräuter, dazwischen immer wieder krüppeliges Nadelgehölz, vom starken Wind, der hier oben pfeift, hart gebeutelt und gekrümmt.

Wir wandern nun in ein paar Minuten zum Vogesenkamm hinüber und folgen nun bis zum Col de la Schlucht dem roten Rechteck (gleichzeitig der GR5). Es geht geradewegs am Kamm entlang über karge, windige Hochflächen und felsige Gipfel. Vom Soultzeren Eck (1302m) aus geht es zunächst hinüber zu den senkrechten Felswänden am Taubenklangfelsen (1299m), dann über die Hochfläche des Gazon du Faite (1303m), bis wir bald am Dreieck (1225m) auf den Weg stoßen, der weiter oben als Abkürzung empfohlen worden war.

Hier geht es ein paar Meter durch den Wald und auf der anderen Seite hinauf zum vielleicht eindrucksvollsten Felsgipfel des Tages, dem 1293 Meter hohen Tanet.

Hier hat man nochmal einen eindrucksvollen Blick hinunter zum Lac Vert, ins Münstertal und weit über dem Rheintal zu dem Bergen des Schwarzwaldes: Im Nordosten fällt sofort die Hornisgrinde ins Auge, der höchste Gipfel des Nordschwarzwalds. Ebenfalls markant: Melkereikopf, Buch, und Nill. Direkt im Osten folgen mit dem Kandel, dem Schauinsland, dem Feldberg und dem Belchen bekanntere Schwarzwaldgipfel. Diesseits des Rheintals ist die Hohlandsbourg zu sehen, und die Hügelkette hinauf zum Stauffen.

Im Süden dominieren prominente Vogesengipfel die Sicht: Petit Ballon, Grand Ballon, Petit Hohneck und das Hohneck selbst. Nach Westen fallen die Vogesen schnell ab, dahinter ist ein sanftes Hügelland zu erkennen. Erst im Norden fallen wieder markante Gipfel ins Auge: die Donons.


Am Tanet hat man etwa die Hälfte des Rückwegs hinter sich. Wir verlassen den Gipfel auf einem felsdurchsetzten Steig und über Balken, wenn sumpfiges Gelände gequert werden muss. Uns begleitet weiter die schon bekannt karge Vegetation mit den zerzausten Bäumen, allerdings geht es jetzt öfter durch den Wald. Am Spitzenfels stoßen wir dann auf die Abzweigung, die wir am Morgen in Richtung Hirschsteine genommen haben. Nun geht es mühsam über den bekannten felsdurchsetzten Steig in wenigen Minuten hinunter zum Col de la Schlucht.


Nach dieser langen Einstiegstour müssen wir uns am zweiten Tag auf jeden Fall eine kürzere, erholsame Runde gönnen.

Tourengänger: Nik Brückner


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