Prés-d'Orvin - Chasseral - Nods


Publiziert von kopfsalat , 12. Februar 2013 um 22:19.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Jura
Tour Datum:12 Februar 2013
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Prés-d'Orvin
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Nods
Unterkunftmöglichkeiten:nicht im Hotel Chasseral
Kartennummer:1125 Chasseral

Ich muss das so schreiben, sonst wisst Ihr, rein von den Bildern her, gar nicht, wo ich heute war.

Die Inspiration stammt aus "Skiwandern im Jura, Teil Ost, Band 2, SAC" von Maurice Brandt, Erste Ausgabe, 1981. Wenn ich mich nicht irre, mittlerweile vergriffen und nicht mehr nachgedruckt. Die Touren richten sich explizit an Benutzer von Langlaufskiern (Schuppen, Fellstreifen, Mikroschuppen etc.). Somit ideal für mich.

Die heutige Tour ist eine Kombination von Route 23 "Rundtour Chasseral", Schwierigkeit MS (mittlerer Skifahrer) und Route 22 "Chasseral - Nods", Schwierigkeit GS (guter Skifahrer).


Der Aufstieg erfolgt von Prés-d'Orvin, Le Grillon (1030) bis zur Wegkreuzung vor Les Colisses du Bas (1200) mehr oder weniger auf gespurten Loipen und ist somit easy-peasy. Danach folge ich dem eingschneiten aber erkennbaren Wanderweg bis Clédar de Pierrefeu Pt 1291. Von dort sollte die Wegfindung eigentlich sehr einfach sein, folgt sie doch alles dem Grat. Zu allem "Überfluss" hats sogar schon eine frische Aufstiegsspur, der ich problemlos folgen kann.

Einziges Handycap, derjenige vor mit war mit Alpinskieren und Fellen unterwegs und konnte so Steigungen überwinden, welche mich zu allerlei Kapriolen zwingen. Zu schlechtester letzt sogar dazu die Skis abzuziehen und raufzustapfen. Auch eine kleine Zwischenabfahrt stellte ihn wohl vor weniger Probleme als mich. So hab ich's einfach sausen lassen und die Augen zu gemacht. Nein, natürlich nicht.

Ach ja ich vergass, die Aussicht ist, nein sie ist eben nicht. Auf ca. 1400m gibts einen kurzen Lichtblick und man erkennt die Spitze des hässlichen Fernsehturms auf dem Chasseral in weiter Ferne. Kurz danach ab ca. 1500m gibts nur noch weiss! unten, oben, links, rechts, hinten, vorne. Zum Glück ist die Spur meines Vorgängers immer einigermassen zu erahnen. So steige ich, wie in Watte, denn auch der Wind hat aufgehört zu wehen, weiter und weiter auf, nie genau wissend, was beim nächsten "Schritt" passiert, denn die Sicht ist mittlerweile auf unter 5m gesunken.

Plötzlich stehe ich vor einer ca. 5m hohen Wächte. Erst beim genauen Hinschauen erkenne ich die diagonale Spur vor mir. Viel zu steil für die Langlaufskier. Also abziehen, Microspikes an die Schuhe, Skis in die rechte (der Vorteil von leichten Langlaufskiern, wenigstens einer), die Stöcke in die Linke und mühsam hochstapfen. Oben dann das Prozedere verkehrt herum. Mittlerweile hat auch der Wind wieder eingesetz, nicht irrsinnig kalt aber doch recht stark.

Ca. bei Pt.1570 ist der Boden so stark abgeblasen, dass meine stahlkantenlosen Latten hin- und hergleiten, ohne dass ich sie irgendwie kontrollieren könnte. Ich zittere mich irgendwie drüber und schon stecke ich wieder in einer knietiefen Verwehung. Irgendwann stehe ich dann vor einer Warntafel "Eisschlag" vom Fernsehturm. Wo sich dieser befindet, ist jedoch nicht zu erkennen. Ich will schon den Kompass hervornehmen, als zwei Gestalten aus dem Nebel auftauchen.

Zwei Schneeschuhläufer, welche mit mir - und ca. 20 andern Personen - mit dem Bus von Biel nach Prés-d'Orvin gefahren sind. Zuallererst bedanken sie sich bei mir für meine Spurarbeit, ohne die sie den Weg wohl nicht so gut gefunden hätten. Nun aber wissen sie anscheinend besser, wo wir sind und ich folge ihnen. Und tatsächlich nach ca. 10m tauchen, wie aus dem Nichts, die Umrisse des riesigen und pothässlichen Turmes auf.

Noch zwei, drei Schritte und wir haben den Gipfel Pt 1607.4 erreicht. Der Chasseral ist übrigens nicht, wie oft, gerne und ebenso falsch behauptet wird, der höchste Berg des Schweizer Juras. Diese "Ehre" gebührt mit 1679 dem Mont Tendre im Waadtländer Jura.

Von nun an folgen wir der breiten Strasse, welche vom Ratrak plattgewalzt ist. Nur leider sind die halbvereisten Rippen tödlich für meine Skis und ich muss wiederholt und erbärmlich fluchen. Nützen tut's zwar nichts aber, naja. Schliesslich und endlich erreiche ich doch noch das Hotel und höre schon meine zwei Schneeschuhläufer miteinander reden. Aber wieso eigentlich? Sollten die nicht in der warmen Gaststube sitzen und zwei heisse Grogg trinken. Leider nein. "Wegen zu geschlossen" * oder so. Später trifft auch noch eine 10-köpfige Tourenskigruppe ein und müssen wohl oder übel umkehren statt ein-.

Gemäss SAC-Büchlein folgt nun eine herrliche, wenn auch ein wenig steile Abfahrt zu Pt. 1422. Da die Sicht aber Null ist, getraue ich mich nicht, einfach so den Hang runterzufahren und wiederhole das schon zuvor praktizierte Prozedere. Aber auch bei Pt. 1422 ist nichts mit gemütlichem Runterfahren, denn die Strasse ist zwar plattgewalzt aber darunter hats blankes Eis mit einer hauchdünnen Schneeauflage. Microspikes.

So folge ich der Fahrstrasse bis Pt 1120 wo endlich die langersehnte Traumpassage auf mich wartet. Immer leicht abwärts gleite ich genüsslich durch den tiefverschneiten Wald. Erst kurz nach dem Skilift ist dann definitv schluss. Ab hier ist die Strasse schwarz-geputzt. Somit benötige auch keine Microspikes mehr für die letzten 20 Minuten bis zur Bushaltestelle in Nods.

NB:

* Leider bringt auch ein Blick ins Internet keinen Aufschluss. Es gibt zwar eine Homepage aber Öffnungszeiten sucht man vergebens. Das Hotel Chasseral scheint es schlicht und ergreifend nicht nötig zu haben, sich um das Wohl seiner Gäste zu kümmern. Ein Ort den ich in Zukunft grossräumig umgehen werde.

Da es keine Langlaufski-Skala gibt - schade eigentlich in unserer skalen-versessenen hikr-Welt - hab ich einfach mal ein "L" der Tourenski-Skala genommen, denn mit Tourenskis ist's wohl kaum mehr.

Fazit:

Das nächste Mal werde ich wieder die Schneeschuhe nehmen oder nur noch bei bestem Wetter starten oder mir endlich einmal richtige Backcountry-Langlaufskis mit Stahlkanten und aufziehbaren Fellen besorgen.

Tourengänger: kopfsalat


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Kommentare (7)


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dominik hat gesagt: Restaurant auf dem Chasseral
Gesendet am 13. Februar 2013 um 07:27
Kommt mir bekannt vor: Bei uns letztes Weekend war das Restaurant zwar offen aber glaub mir, es lohnt sich nicht reinzugehen!

kopfsalat hat gesagt: RE:Restaurant auf dem Chasseral
Gesendet am 13. Februar 2013 um 08:50
das nächste mal werde ich wohl auch den blattenpass in angriff nehmen, auch wenns dort oben keine beiz hat ... ;-)

dominik hat gesagt: RE:Restaurant auf dem Chasseral
Gesendet am 13. Februar 2013 um 09:04
Im Moment hats ja recht viel Schnee und von Pfeffingen könnte das Spass machen inkl Verlängerung über den Hochblauen...

laponia41 hat gesagt:
Gesendet am 13. Februar 2013 um 09:42
Ich bin ja oft auf dem Chasseral. Seit Jahren ist das Restaurant im Winter nur übers Wochenende offen.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Februar 2013 um 11:13
und wie soll man das als normal-sterblicher wissen?

zumal es auf der homepage heisst:

"Im Winter sind die verschneiten Passstrassen für Automobilisten geschlossen. Den Gipfel erreichen Sie somit zu Fuss, mit Wanderskis, Langlaufskis oder mit Schneeschuhen."

ne, ne ... die beiz ist für mich gestorben.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 13. Februar 2013 um 18:54
so oder so - einen aufschlussreichen und originellen Bericht von der Nebeltour hast du uns da abgeliefert; Danke!
lg Felix

poudrieres hat gesagt: Tor-Tour
Gesendet am 13. Februar 2013 um 20:06
<< La vie est une météo imprévisible. >>
Grüsse aus Neuchâtel :-)


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