Großer Bettelwurf (2726 m) - 2200 Meter über dem Inntal


Publiziert von 83_Stefan , 8. Dezember 2012 um 20:36.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:17 November 2012
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch's Inntal nach Hall in Tirol; weiter durch Absam in Richtung Halltal. Am Taleingang neuer, kostenfreier Parkplatz. Die ehemalige Mautstraße ins Halltal ist seit 2011 für den Autoverkehr wegen wiederkehrender Vermurungen möglicherweise dauerhaft gesperrt (Schranke).
Unterkunftmöglichkeiten:Bettelwurfhütte (2077 m, OeAV Sektion Innsbruck).
Kartennummer:AV-Karte 5/2 - Karwendelgebirge Mitte.

Kurz bevor die Gleirsch-Halltal-Kette nach Osten hin ins tief eingeschnittene Inntal abfällt, spielt sie ihren größten Trumph aus. Der Große Bettelwurf überragt alle seine Nachbarn bei Weitem und erhebt sich als vierthöchster Berg des Karwendels 2200 Meter aus dem Tal. Ein gigantisches Stück Berg! Der Gipfel ist durch eine Steiganlage erschlossen und auf halbem Weg steht die aussichtsreich gelegene Bettelwurfhütte, die dem Wanderer im Sommer Kost und Logis bietet. Kein Wunder also, dass der Große Bettelwurf gut besucht ist. Für Wanderer mit Trubel-Allergie bietet sich daher die Besteigung in der Randsaison an, wenn die Hütte geschlossen ist und der Gipfelanstieg dank der südseitigen Lage einen Sonnenbonus bietet.

Seitdem das Befahren der Mautstraße ins Halltal nicht mehr möglich ist, verlängert sich die Tour zum Großen Bettelwurf, denn man muss am Taleingang auf einem neu errichteten Parkplatz parken. Dies ist aber nicht irgendein Parkplatz - nein: es ist ein wahres Luxusexemplar mit beheizter, täglich gesäuberter Toilette, Infotafeln, Mülleimern, Waschgelegenheit und das alles für lau! Daran sollten sich andere Orte ein Beispiel nehmen! Vielen Dank an die Geimeinde Absam!

Nun fährt man aber natürlich nicht nur wegen eines Parkplatzes nach Absam, so schön er auch sein mag. Mit dem Bettelwurf wartet aber noch ein anderes Ziel. Per Pedes oder mit dem Radl geht's auf der Teerstraße ins Halltal hinein bis zum ehemaligen Parkplatz am Bettelwurfeck ("II. Ladhütte").

Hier beginnt der Steig, der die Bettelwurfreise hinauf zieht. Man sieht hier, warum die Halltalstraße für Autos gesperrt wurde: Starkregenereignisse spülen immer wieder enorme Schuttmassen durch die Reise hinab auf die Straße. Die Instabilität der Gegend ist offensichtlich. Im sich nach oben hin durch begrenzende Felswände zusehends verengenden Kar geht's bergan; wegen der Seinschlaggefahr verläuft die Spur nicht zu nahe an den Wänden entlang. Schließlich leitet der Steig auf einem Band (versichert) nach links aus dem Kar hinaus auf die Südgehänge des Bettelwurfs und anschließend geht's durch die Latschenzone weiter bergauf. Im Sommer mag man sich hier wie ein Grillhähnchen fühlen. Am "Juchezer" sieht man dann endlich (!) erstmals die Hütte, aber es ist noch weit. Weiter durch Latschen, bis der Abzweig zum Großen Bettelwurf (bezeichnet) erreicht ist.

Hier rechts bergauf zum Weg, der von der Bettelwurfhütte dem Gipfel entgegenstrebt und weiter nach rechts querend zum  Eisengatterergrat, der anfangs eher den Charme eines zahmen Rückens vermittelt. Auf ihm geht's weiter, langsam wird's etwas felsiger und die eine oder andere Sicherung hilft den ängstlicheren Naturen. Immer in Gratnähe, ab und zu in die begrenzenden Rinnen ausweichend, gewinnt man rasch an Höhe und erreicht schließlich den Hauptgrat zwischen Kleinem und Großem Bettelwurf. Von dort ist's nur noch ein Katzensprung nach rechts zum Gipfel (großes Kreuz und Buch), der natürlich wegen seiner überragenden Stellung enorme Ausblicke bietet, die eines klaren Herbsttags würdig sind. Neben dem Karwendel brilliert der eisgepanzerte Alpenhauptkamm, der einen willkommenen Kontrast zum grünen, weit unten liegenden Inntal darstellt.

Nach dem Bestaunen des 360°-Panoramas geht's am Aufstiegsweg wieder bergab. Den Abstecher zur schön gelegenen Bettelwurfhütte sollte man sich aber nicht entgehen lassen und so nutzt man nach dem Verlassen des Eisengatterergrats den Weg, der durch die Flanke hinüber zur Hütte quert. Dort bietet sich noch eine Pause an, bevor man sich an den endgültigen Abstieg macht.

Der nicht zu verfehlende Hüttenweg quert eine Rinne (Seilsicherung) und ereicht den Abzweig zum Bettelwurf, wo man am Morgen den Weg verlassen hat. Der Rest des Abstiegsweg ist bereits bekannt, wobei der Teil in der Bettelwurfreise im Abstieg deutlich mehr Vergnügen bereitet als im Aufstieg; und so ist man überraschend flott wieder am Bettelwurfeck. Hier wartet noch der Rückweg auf der Teerstraße, aber da muss man einfach durch!

Schwierigkeiten:
Wanderung zur Bettelwurfhütte: T3 (teils versichert und manchmal ein wenig ausgesetzt).
Via Eisengatterergrat zum Großen Bettelwurf: T4-, I (teilweise versichert, aber kein Klettersteig).

Fazit:
Eine über weite Strecken sehr aussichtsreiche 4*-Tour mit "Wow-Erlebnis" am Gipfel, die aber als Tagestour konditionell einiges fordert. Macht aber nichts, denn die Bettelwurfhütte liegt ja am Weg. Im Sommer dürfte in den steilen Südhängen "Backofenfeeling" aufkommen. In der Hauptsaison ist die Tour ziemlich überlaufen.

Mit auf Tour: Bäda, Hermann und Uwe.

Anmerkung:
Der Winterraum der Bettelwurfhütte heißt zu recht nicht Winter-, sondern Notraum. Ich habe ihn mir angesehen und möchte keine Nacht in ihm verbringen. Ohne funktionierendem Ofen und in einer kleinen Nische unter dem Dach des Holzschuppens dürfte die Nacht - besondere Umstände nicht berücksichtigt - nicht sonderlich kuschelig werden (Stand 11/2012).

Kategorien: Karwendel, 4*-Tour, 2700er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (4)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 9. Dezember 2012 um 22:51
tja....wenn i mir de Buidln so anschau, stinkts mir gewaltig nicht mitgegangen zu sein.
Das nächste Mal....dann sicher!!!

LG! ADI

KLASSE TOUR!!!!!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Dezember 2012 um 09:23
Danke dir! Ja, war bestes AKW - hätte dir sicher gefallen. Aber jetzt beginnt ja gerade für dich die Skitourenzeit und das alles andere als schneearm. In diesem Sinne: pack's an ;-) !

Gelöschter Kommentar

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Dezember 2012 um 19:39
Sauguad war's! Ein toller Aussichtsberg, aber in der Hochsaison natürlich überlaufen. Denke, du würdest die Besteigung wohl auch eher außerhalb der Saison machen, oder?!?


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